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der auf ei­nem Stuh­le rei­tend sei­ne große Por­zel­lan­pfei­fe rauch­te, frag­te sie in gu­tem Fran­zö­sisch: »Nun mei­ne Her­ren, sind Sie mit ih­rem Fisch­fang zu­frie­den?«

      Ein Sol­dat leg­te das mit Fi­schen ge­füll­te Netz, wel­ches er sorg­lich mit­ge­bracht hat­te, zu Füs­sen des Of­fi­ziers.

      »Ah!« mach­te der Preus­se »es ist gut ge­gan­gen, wie ich sehe. Aber nun von et­was an­de­rem. Hö­ren Sie mich ru­hig an.«

      »In mei­nen Au­gen sind Sie zwei Spio­ne, die zu mei­ner Beo­b­ach­tung aus­ge­sandt wur­den. Ich habe Sie auf­ge­grif­fen und wer­de Sie er­schies­sen las­sen. Sie ha­ben sich fi­schend ge­stellt, um ihre ei­gent­li­che Ab­sicht zu ver­heim­li­chen. Nun sind Sie in mei­ner Ge­walt. Umso schlim­mer für Sie. Das ist nun mal im Krie­ge nicht an­ders.«

      »Aber, da Sie über die Vor­pos­ten hin­aus­ge­kom­men sind, ha­ben Sie für die Rück­kehr si­cher ein Lo­sungs­wort. Ge­ben Sie mir das­sel­be, und ich las­se Gna­de vor Recht er­ge­hen.«

      Die bei­den Freun­de stan­den bleich ne­ben­ein­an­der; ein leich­tes ner­vö­ses Zit­tern be­weg­te ihre Hän­de. Aber sie schwie­gen.

      »Nie­mand wird et­was da­von er­fah­ren«; nahm der Of­fi­zier wie­der das Wort. »Sie wer­den un­be­hel­ligt nach Hau­se zu­rück­keh­ren. Das Ge­heim­nis wird mit Ih­nen wie­der ver­schwin­den. Wenn Sie sich aber wei­gern, so ist das Ihr Tod, und zwar so­fort. Also wäh­len Sie.«

      Sie blie­ben re­gungs­los ohne den Mund zu öff­nen.

      »Be­den­ken Sie,« sag­te der Of­fi­zier ru­hig, mit der Hand nach dem Flus­se deu­tend, »dass Sie in fünf Mi­nu­ten auf dem Grun­de des Was­sers lie­gen wer­den. In fünf Mi­nu­ten. Den­ken Sie an Ihre An­ge­hö­ri­gen.«

      Der Mont-Va­le­ri­en don­ner­te wei­ter.

      Die bei­den Ang­ler stan­den schwei­gend da. Der Deut­sche er­teil­te in sei­ner Spra­che ei­ni­ge Be­feh­le. Dann schob er sei­nen Stuhl wei­ter zu­rück, um nicht zu nahe bei den Ge­fan­ge­nen zu sein. Zwölf Mann stell­ten sich, Ge­wehr bei Fuss, zwan­zig Schritt vor ih­nen auf.

      »lch gebe Ih­nen eine Mi­nu­te Zeit; kei­ne Se­kun­de län­ger.« be­gann der Of­fi­zier wie­der.

      Dann er­hob er sich plötz­lich, nä­her­te sich den bei­den Fran­zo­sen, nahm Mo­ris­sot beim Arm, führ­te ihn et­was fort, und sag­te ihm lei­se:

      »Schnell das Lo­sungs­wort. Ihr Ka­me­rad wird nichts da­von er­fah­ren. Ich wer­de tuen, als hät­te ich mich an­ders be­son­nen.

      Mo­ris­sot ant­wor­te­te nichts.

      Der Preus­se wand­te sich nun an Herrn Sau­va­ge und stell­te ihm die­sel­be Fra­ge.

      Herr Sau­va­ge ant­wor­te­te nichts.

      Nun stan­den bei­de wie­der ne­ben­ein­an­der.

      Der Of­fi­zier kom­man­dier­te; die Sol­da­ten leg­ten an.

      Da fiel der Blick Mo­ris­sot’s zu­fäl­lig auf das Netz mit Fi­schen, wel­ches ei­ni­ge Schrit­te vor ih­nen im Gra­se lie­gen ge­blie­ben war.

      Ein Son­nen­strahl ließ den Fisch­hau­fen er­glän­zen, in dem sich noch Le­ben rühr­te. Mo­ris­sot fühl­te eine An­wand­lung von Schwä­che. Sei­ne Au­gen füll­ten sich trotz al­ler An­stren­gung mit Trä­nen.

      »Adieu Herr Sau­va­ge.« mur­mel­te er.

      »Adieu Herr Mo­ris­sot,« ant­wor­te­te die­ser.

      Sie drück­ten sich die Hän­de, wäh­rend ein un­über­wind­ba­res Zit­tern ih­ren gan­zen Kör­per durch­lief. »Feu­er!« kom­man­dier­te der Of­fi­zier.

      Wie auf einen Schuss knall­ten die zwölf Ge­weh­re.

      Herr Sau­va­ge fiel wie ein Klum­pen vorn­über. Mo­ris­sot, der et­was grös­ser war, zuck­te hef­tig, dreh­te sich um sich selbst und fiel quer über sei­nen Ka­me­ra­den, das Ge­sicht zum Him­mel ge­wandt, wäh­rend das Blut aus sei­ner auf der Brust durch­lö­cher­ten Blou­se rie­sel­te.

      Der Deut­sche er­teil­te neue Be­feh­le.

      Sei­ne Leu­te ver­schwan­den und ka­men bald dar­auf mit ei­ni­gen Stri­cken und Stei­nen zu­rück, welch letz­te­re sie an die Füs­se der bei­den To­ten ban­den. Dann schlepp­ten sie die­sel­ben an’s Ufer.

      Der Mont-Va­le­ri­en hör­te nicht auf zu grol­len; er war jetzt wie ein Vul­kan an­zu­se­hen.

      Zwei Sol­da­ten er­grif­fen Mo­ris­sot am Kopf und bei den Füs­sen; zwei an­de­re mach­ten es eben­so mit Herrn Sau­va­ge. Ei­nen Au­gen­blick schwenk­ten sie die leb­lo­sen Kör­per hin und her, dann schleu­der­ten sie die­sel­ben weit fort; sie be­schrie­ben einen großen Bo­gen und tauch­ten dann auf­recht im Flus­se un­ter, in­dem das Ge­wicht der Stei­ne ihre Füs­se zu­erst her­ab­zog.

      Das Was­ser klatsch­te laut auf, schäum­te, rausch­te und be­ru­hig­te sich dann wie­der, wäh­rend klei­ne Krei­se, im­mer grös­ser wer­dend, sich bis zum Ufer hin­zo­gen.

      Ein leich­ter Blut­strei­fen färb­te für einen Au­gen­blick die kla­re Flut,

      »Ein gu­tes Fres­sen für die Fi­sche.« sag­te halb­laut der Of­fi­zier, den sei­ne heitre Lau­ne kei­nen Au­gen­blick ver­las­sen hat­te.

      Dann kehr­te er ins Haus zu­rück.

      Plötz­lich be­merk­te er die Fi­sche in dem Net­ze wie­der. Er hob sie auf, be­trach­te­te sie lan­ge und rief dann la­chend: »Wil­helm!«

      Ein Sol­dat mit ei­ner wei­ßen Schür­ze lief her­bei. Der Preus­se warf ihm das Netz mit den Fi­schen der bei­den Er­schos­se­nen zu. »Du kannst mir gleich die­se klei­nen Tier­chen da bra­ten; sie sind noch ganz frisch. Sie wer­den köst­lich schme­cken.«

      Dann rauch­te er sei­ne Pfei­fe wei­ter.

      *

      An Har­ry Alis.

      Auf al­len Stras­sen und We­gen rings um Go­der­ville zo­gen die Land­leu­te mit ih­ren Frau­en dem Fle­cken zu, wo heu­te Markt­tag war. Die Män­ner gin­gen lang­sa­men Schrit­tes und beug­ten sich bei je­der Be­we­gung ih­rer lan­gen, krum­men Bei­ne vorn­über. Ihr Kör­per trug die Merk­ma­le schwe­rer Ar­beit. Das ewi­ge Auf­drücken beim Pflü­gen hat­te die lin­ke Schul­ter em­por­ge­zo­gen, den Leib ge­krümmt; und durch das Ge­trei­de-Mä­hen wa­ren die Knie ge­knickt, um einen bes­se­ren Schwung neh­men zu kön­nen. Ihre blau­en ge­steif­ten Kit­tel, am Hals und an den Är­melbörd­chen mit wei­ßer Sti­cke­rei ver­se­hen, glänz­ten als ob sie la­ckiert wä­ren. Der Wind bläh­te sie um den kno­chi­gen Kör­per auf, so­dass sie ei­nem Luft­bal­lon gli­chen, der im nächs­ten Au­gen­blick auf­stei­gen soll und aus dem ein Kopf, zwei Arme und zwei Füs­se her­vor­ra­gen.

      Die einen zo­gen eine Kuh, die an­de­ren ein Kalb hin­ter sich her. Die Frau­en trie­ben von rück­wärts, mit­tels ei­nes ab­ge­ris­se­nen Zwei­ges, an dem noch die Blät­ter haf­te­ten, das Tier zu schnel­le­rem Gan­ge an. Sie tru­gen am Arme große Kör­be, aus de­nen hier die Köp­fe von Hüh­nern, dort von En­ten her­aus­schau­ten. Sie mach­ten kür­ze­re aber leb­haf­te­re Schrit­te als ihre Män­ner. Ihre ein­ge­fal­le­ne

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