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erstaunlich sanft.

      „Falls ich nicht vor Scham im Boden versinke. Bitte, das musst du einer Frau schon lassen.“ Vielleicht falle ich doch gleich in Ohnmacht. Wäre bestimmt ein passender Moment dafür.

      „Niemand soll sagen können, ich gebe einer Frau nicht, was ihr zusteht.“ Er lacht leise und sieht mir tief in die Augen.

      So, so, Dylan Braun. „Ich hab gedacht, du müsstest inzwischen dicklich und kahl sein.“ Allmählich habe ich meine fünf Sinne wieder beisammen und auch meine Selbstbeherrschung kehrt langsam zurück.

      „Das hatte ich vor, aber manche Dinge entwickeln sich einfach anders als geplant.“ Sein Grinsen ist immer noch das Beste an ihm – verwegen wie Clark Gable.

      „Bist du verheiratet?“ Ich flirte. Dabei weiß ich genau, dass er nicht verheiratet ist. Seine Mutter, Margaret, und Mom sind zwei vom gleichen Schlag, Abkömmlinge von blaublütigen Europäern. Wenn Dylan geheiratet hätte, hätte ich es auf jeden Fall mitgekriegt.

      „Noch nicht. Du?“

      „Noch nicht.“

      „Mr Right noch nicht getroffen?“

      Ich lache. „O doch. Hat sich nur leider als Mr Wrong herausgestellt.“

      Er sieht mich einen langen Moment lang an. „Ich hab gesehen, dass du im Sizzler mit Joley geredet hast.“

      Er war im Sizzler? „Sie will, dass ich beim Klassentreffen die Moderation mache.“

      „Machst du’s? Ich hatte vorgeschlagen, dass sie dich fragen soll.“

      „Du?“

      „Ich bin in diesem Jahr mit im Orga-Team. Frag mich nicht, wie ich zu dem Job gekommen bin. Hast du Alisas Einladungsflyer bekommen?“

      „Ja, hab ich.“ Ich betrachte ihn nachdenklich und entdecke eine neue Seite an ihm. „Warum mich als Moderatorin? Und sag jetzt nicht, weil ihr mich zur Kandidatin mit den größten Karrierechancen gewählt habt.“

      Dylan schiebt die Hände in die Hosentaschen, zieht die breiten Schultern nach vorn und schaut an mir vorbei. „Ich wollte einfach die Hübscheste und die Schlaueste, das ist alles.“

      Die Hübscheste? Hat er das gerade wirklich gesagt? Kann ich jetzt bitte in Ohnmacht fallen? Kann ich in Ohnmacht fallen, ohne dass es aussieht wie eine Bauchlandung?

      „Wir sind stolz auf dich.“ Er sieht mich ganz offen an.

      Wir? Wer ist wir? Wir wie der Plural von Dylan, wir?

      „Ich war nicht die Schlaueste, Dylan.“

      „Nein, aber die Schlaueste und Hübscheste.“

      Das war’s. Ohnmacht, ich komme. Ich sehe mich um, kann aber keinen Platz entdecken, auf dem ich sicher landen könnte. „Wann ist das Klassentreffen noch mal genau? Kann sein, dass ich schon einen geschäftlichen Termin habe.“

      „Über den 4. Juli. Nationalfeiertag! Da wirst du ja wohl nicht geschäftlich unterwegs sein.“

      Sicher nicht. Aber ich kann einfach nicht zusagen, wenn mein Leben gerade völlig aus dem Tritt ist. Wenn ich einen neuen Job finden würde, könnte ich die Moderation mit Anstand übernehmen, aber wer weiß, was die nächsten Monate noch für mich in petto haben? „Ich weiß es einfach noch nicht, Dylan.“

      „Sag Ja.“ Er ergreift meine Hand und schaut mir direkt in die Augen.

      „Okay. Ja. Ja, ich mach’s“, platzt es aus mir heraus. Ich bin echt ein Idiot.

      „Gut. Und übrigens“ – er weist mit dem Kinn auf seinen Truck – „es ist ein Turbodiesel.“

      Das war’s. Totale Kernschmelze.

      Am Montagmorgen schreite ich in Richtung meines sonnigen Eck­büros. Mein Vorrat an Selbstvertrauen ist ein wenig aufgefüllt. Die Reise zu Miller Glassware war ein bescheidener Erfolg, ich hatte ein schönes Wochenende in Beauty und – Trommelwirbel, bitte! – Dylan Braun hat mich hübsch genannt.

      Ich docke den Laptop an und fahre ihn hoch, verstaue meine Tasche sorgfältig in der unteren Schreibtischschublade und falle in den Stuhl. Trotz der jüngsten Widrigkeiten: In meinem Büro zu sein gibt mir ein Gefühl von Normalität, als ob die Welt nicht länger auf dem Kopf steht.

      In der roten Caprihose, die ich trage, fühle ich mich leicht und beschwingt. Genau das Gefühl, das ich gestern gern gehabt hätte, als ich vor Dylans Augen in einen Haufen Müll gestolpert bin. Angesichts der Bilder vor meinem inneren Auge zucke ich zusammen. Ich muss es Dylan hoch anrechnen, dass er nicht in dröhnendes, schenkelklatschendes Gelächter ausgebrochen ist.

      Attila der Hunnenkönig steckt den superblondierten Kopf durch die Tür. „Hallo, Rebecca.“

      „Veronica.“ Ihre Gegenwart verursacht mir ein flaues Gefühl im Magen.

      „Vergiss nicht, die Woche bei Miller zu protokollieren. Und dann brauchen wir dich beim Angebot für Holloway.“ Sie wartet auf mein Okay.

      „Geht klar“, sage ich, ohne aufzusehen. Mir ist heute sehr nach passivem Widerstand zumute. Klar, mache ich. Nächste Woche. Vielleicht.

      Sobald Veronica außer Hörweite ist, rufe ich Lucy an. Ein Klingeln und sie geht dran. „Lucy O’Brien.“

      „Hi.“

      „Becca, wie war’s in Beauty?“

      „Ob du’s glaubst oder nicht: Richtig gut.“ Während wir quatschen, arbeite ich mich durch den Posteingang, lese und lösche Mails.

      Angebot Holloway. Löschen.

      „Wunder gibt es immer wieder.“

      „O ihr Kleingläubigen.“

      Ich öffne den Ordner „Gelöscht“ und reaktiviere das Holloway-Angebot. Okay, Veronica ist eine Zicke, die nur ihre eigenen Interessen verfolgt – aber das heißt nicht, dass ich mich auf dasselbe Niveau herablassen muss. Wenn ich groß bin, will ich nicht so werden wie sie.

      „Ich habe nie verstanden, warum du unbedingt von zu Hause wegwolltest. Beauty ist eine wunderbare, gemütliche Kleinstadt“, sagt Lucy.

      „Ich war bei Sizzler und habe Joley McGowan gesprochen.“ Ich muss lächeln, weil ich weiß, dass sie vom Stuhl fällt, wenn ich ihr erzähle, was los war.

      „Was wollte sie?“ Lucy, die gute Seele, die für alle Menschen nur Liebe aufbringt, hatte mit Joley nie viel am Hut – und zwar weil sie wusste, dass ich auf Dylan stand und der nun mal mit Joley ging.

      „Sie möchte, dass ich beim Klassentreffen die Moderatorin bin.“ Ich lehne mich im Schreibtischstuhl zurück und schaue aus dem Fenster. Ich sehe nichts als blauen Himmel und grüne Palmwipfel.

      „Und, machst du’s?“

      „Ich hab versprochen, dass ich’s mir überlege.“ Egal, was ich Dylan gesagt habe.

      Ich war bei unserem fünf- und auch beim zehnjährigen Treffen und bin vor Stolz auf meine Karriere bei Casper fast geplatzt. Die, die es am weitesten bringen sollte, hat es weit gebracht. Merkt auf.

      Beim Fünfjährigen kam ich gerade von zwei Geschäftsreisen – Madrid und London, eine weitere nach Florenz stand kurz bevor. Nein, nicht South Carolina – Italien!

      Ich hab den Mund ziemlich voll genommen. Konnte gar nicht genug von meiner glorreichen Businesswelt erzählen. Wer waren schon diese Mütter mit ihren Zweijährigen und einem Horizont, der nur bis zum nächsten Einkaufszettel reichte? Ich hab dem ganzen Saal meine Auslandsreisegeschichten aufgetischt.

      Beim Zehnjährigen war ich gerade Teamleiterin geworden. Zwei Jahre später kam der Schritt ins Management.

      Geschieht mir ganz recht. Hochmut kommt vor dem Fall. Merk dir das.

      „Becca,

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