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      •Diese Probleme haben viele andere auch, aber im Laufe der Zeit schaffen es die meisten schon, damit zurechtzukommen.

      •Auch wenn es schwer ist, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, damit umzugehen.

      •Wir sehen hier viele Kinder und Jugendliche, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben; aber es lohnt sich, mit anderen gemeinsam zu schauen, wie man da auch wieder rauskommt.

      •Oder: Ja, das ist wirklich blöd für dich. Doch jetzt bist du hier, um eine gute Lösung zu finden.

      •Oder in Klassen: Ja, da habt ihr wirklich eine Menge Probleme, die ihr bewältigen wollt! Und heute geht ihr den ersten Schritt, zu dem ihr gemeinsam überlegt, was ihr dafür tun könnt, dass ihr euch wieder wohler in eurer Klasse fühlt!

      Wir brauchen für lösungsorientierte Beratung im Allgemeinen und für das Ich schaffs!-Programm im Speziellen eine Haltung der »anteilnehmenden Neugier«, wie Giancarlo Cecchin (1988) sie am besten beschrieben hat. Mit dieser suchen wir das Gespräch mit unseren Klienten, um gemeinsam mit ihnen zu erforschen, wie die Dinge sind und welche Veränderungsmöglichkeiten es gibt.

      Für uns als Beratende wird dieses Ideal nicht immer durchzuhalten sein. Gerade Jugendliche verstehen es meisterhaft, Erwachsene an ihre Grenzen zu bringen. Eigene innere Bilder können aktiviert werden, die uns aus der anteilnehmenden Neugier ablenken – ein ganz normaler Prozess, denn auch wir haben unsere Geschichte. Daher ist es wichtig, die eigene Aufmerksamkeit dafür zu schärfen, wann wir sie verlieren und wie wir sie wiederfinden können. Besser ist es daher, in solchen Situationen das Gespräch zu unterbrechen, um es später wiederaufzunehmen.

       1.3Was ist das Besondere an Ich schaffs!?

      Ben Furmans einmaliger Beitrag zum Feld der Lösungsfokussierung besteht darin, dass er für die Arbeit mit Kindern aus dem lösungsfokussierten Ansatz mit Ich schaffs! einen praktischen und leicht zu erlernenden Ablaufplan entwickelt hat, der es in einer speziellen Systematik in 15 Schritten ermöglicht, Lösungsfokussierung in ganz unterschiedlichen Settings umzusetzen (Furman 2005). Diese Schritte bilden den Ablauf einer Beratung in einer logischen, aufeinander aufbauenden Reihenfolge ab. Jeder Schritt fokussiert auf einen relevanten Aspekt des lösungsfokussierten Vorgehens. Nicht alle diese Schritte müssen in jedem einzelnen Fall auch umgesetzt werden. Wenn der Prozess aber mal stocken sollte oder die Entwicklung nicht weitergeht, kann immer auf die vorhergehenden Schritte zurückgegriffen werden. Gerade in solchen Situationen zeigt sich meist, dass wichtige Schritte nicht ausreichend beachtet wurden.

      Bauer und Hegemann (2008) haben den Ansatz für die Arbeit mit Jugendlichen weiterentwickelt, einzelne Schritte und ihre Reihenfolge wurden für diesen Personenkreis modifiziert. Im folgenden Abschnitt werden sie in einer Weiterentwicklung im Detail dargestellt.

       1.4Die 15 Schritte des Ich schaffs!-Programms

       Schritt 1: Das Leben als Zeitreise betrachten!

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       Stell dir vor, du reist durch dein Leben! Denk mal nach, was du bisher schon alles geschafft und gelernt hast? Wie sieht denn für dich eine richtig gute Zukunft aus?

      Dieser Schritt holt die Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt ab, um mit einer Haltung der anteilnehmenden Neugier den Einstieg in das Ich schaffs!-Projekt zu erleichtern. Zentrale Idee ist die Vorstellung, dass wir Menschen durch unser Leben reisen, dass wir eine Vergangenheit haben, auf der wir aufbauen können, und eine Zukunft, die wir gestalten können.

      So wird einerseits fokussiert auf bisherige Erfolge und auf schon erlernte Fähigkeiten. Hier kann nach Helfern gefragt werden, die uns dabei unterstützt haben. Immer bewährt sich ein Interesse für motorische Fähigkeiten wie Radeln oder Schwimmen ebenso wie handwerkliches Geschick für alles, was mit den eigenen Händen geschaffen wurde. Auch der Umgang mit jüngeren Kindern oder mit Tieren setzt eine Reihe von sozialen Kompetenzen voraus.

      Andererseits gilt es, nach Visionen zu suchen. Diese dienen dazu, die Motivation zu erhöhen. Sie beschreiben »das Land der guten Zukunft«, für das sich der eigene Einsatz lohnt. Die Tauglichkeit einer Vision richtet sich demnach weniger danach, ob sie realistisch ist, sondern danach, ob sie trägt. Fußballprofi oder Model zu werden sind daher für viele Jugendliche taugliche Visionen. Sie fördern die Motivation und tragen die Jugendlichen über Hindernisse. Erst wenn Visionen stark und motivierend sind, sollten wir uns den konkreten Zielen zuwenden.

       Schritt 2: Sich Ziele setzen!

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       Setz dir ein Ziel, was du erreichen möchtest!

      Wenn es gelungen ist, mit den Jugendlichen einen guten Rapport herzustellen, gilt es, Probleme einzugrenzen. Viele sind sehr in ihrer Problemwelt gefangen und werden dabei auch noch von einer Vielzahl von Erwachsenen bestätigt. Daher gilt es, auf der Reise weg von der Problemtrance erst einmal die Probleme einzugrenzen und in einen Kontextrahmen zu setzen, sodass sie nicht mehr wie Eigenschaften einer Person erlebt werden.

      Mit manchen Jugendlichen kann man auch gleich beginnen, nach Zielen zu suchen, da ihre Probleme weniger komplex sind. Dies geschieht am besten durch offene Fragen – die im Deutschen mit »W« beginnen:

      •Was ist dein Problem? Was ist es ganz genau? Was ist das Problematische für dich daran? Was hat es für Auswirkungen auf dein Leben? Was soll anders werden? Was möchtest du lernen?

      •Wie beeinflusst das Problem dein Leben? Wie nehmen die betroffenen Menschen Einfluss auf das Problem?

      •Wer hat das Problem? Wer ist beteiligt, wenn das Problem auftritt? Wer kann es schlimmer machen, wer leichter? Wer nimmt in welcher Weise Einfluss auf das Problem?

      •Wo tritt das Problem auf? Wo ist es schlimmer, und wo ist es leichter? Wo ist es kaum auszuhalten, und wo hast du Ruhe vor ihm?

      •Wann tritt das Problem auf? Wann tritt es nicht auf? Wann ist es schlimmer, und wann ist es leichter? Wann hat es begonnen? Wann wird es von selbst wieder verschwinden?

      Sinn dieses Vorgehens ist es, mit den Jugendlichen zu erforschen, dass Probleme an bestimmte Kontextbedingungen gebunden sind: In ganz konkreten Situationen wird es schwierig, aber im Übrigen meistern Jugendliche ihr Leben ganz gut! Dies relativiert Problemsichten und schärft die Aufmerksamkeit für die anstehenden Aufgaben und die Fähigkeiten, die gelernt werden müssen, um Probleme angehen zu können.

      Sinn dieser Operationalisierung ist es, die Verbindlichkeit zu erhöhen. Nur wenn es objektiv beobachtbare, mess- und zählbare Kriterien für Ziele gibt, kann geklärt werden, ob Fortschritte gelingen oder nicht. Fortschritte in Bezug auf innere Haltungen – wie Mut, Zuverlässigkeit oder Selbstbewusstsein – sind sehr viel schwerer erkennbar.

      Hier fragen wir nach: »Woran kannst du und können andere erkennen, dass du mutig bist? Was tust du da genau?«

      Wir treffen viele Jugendliche, die ihre Ziele gleich in diesem Sinne beschreiben können. Viele brauchen dazu aber Hilfestellung. Unsere Idee, die Ziele mit einer konkreten erlernbaren Fähigkeit zu verbinden, wie in Schritt 4 gezeigt, hilft Jugendlichen, sich auf Konkretes zu konzentrieren.

       Schritt 3: Nach dem Nutzen schauen!

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       Stell dir vor, du hast es geschafft! Überleg mal, welchen Nutzen du und andere, die dir wichtig

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