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dich liebe?«

      »Ja, Katja«, erwiderte er leidenschaftlich, »ich will es hören – immer wieder! Meine Liebe zu dir ist so groß, daß ich nicht ertragen könnte, nicht wiedergeliebt zu werden!«

      »Wie kommst du auf so dumme Gedanken!« sagte Kathinka dann. »Ich liebe dich – genügt es dir nicht? Ich liebe dich, und in vier Wochen bin ich deine Frau!«

      Rainhart hörte in ihren Worten noch einen anderen fremden Ton, den er in der letzten Zeit schon oft gehört hatte und der ihn jedesmal in neue Unruhe stürzte.

      Er umspannte ihre Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Warum entziehst du dich mir, Katja?« fragte er leise und drängend. »Versteh mich nicht falsch! Ich will nicht, daß du mir jetzt schon ganz gehören sollst, obwohl es mein einziger und heißester Wunsch ist, dich ganz zu besitzen. Doch du weichst mir sooft aus – mit Worten, mit Blicken, in denen du mich förmlich von dir stößt. Warum tust du das?«

      Ihr Lachen wirkte unnatürlich. »Du bist überempfindlich, Rainer«, erwiderte sie hastig. »Du willst alles ganz haben – nur für dich allein. Aber ich gehöre mir selbst! Ich gebe mich nicht aus der Hand!«

      »Aber du hast eingewilligt, meine Frau zu werden, Katja!« stieß er leidenschaftlich hervor. »Wir werden ein gemeinsames Leben beginnen, ein Leben, in dem einer zum anderen gehört!«

      »Verlangst du, daß ich mich selbst aufgebe?« fragte sie trotzig.

      »Nein«, erwiderte er schnell, »aber ich möchte, daß wir uns in inniger Harmonie finden.«

      »Vielleicht habe ich Angst vor dir«, sagte sie leise und zögernd.

      »Angst?« Er blickte sie fassungslos an.

      »Vor deiner Kraft, deiner Energie, deiner Leidenschaft und – deiner rauhen Härte, diesem plötzlich aufschäumenden Temperament!«

      Er zog sie an sich. Sein Lächeln war voll Zärtlichkeit und Wärme. »Wie kannst du davor Angst haben?« fragte er.

      Er lachte tief und dunkel. »Meine geliebte kleine Katja – was für dumme Gedanken du doch hast! Vier Wochen vor der Hochzeit bekommt die angehende Herrin von Gut Arundsen plötzlich Angst vor ihrem zukünftigen Ehemann! Die selbständige, stolze und eigenwillige Kathinka Wallges fürchtet sich vor der Ehe und dem Zusammenleben mit einem Mann, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte!« Er lachte. »Wir kennen uns schon fast zwei Jahre, und trotzdem sind wir einander manchmal noch zwei Fremde. Auch du, Katja, gibst mir oft Rätsel auf…«

      Kathinka lächelte unergründlich. »Das ist gut so«, murmelte sie.

      »Nein, Katja«, stieß er heiser hervor und preßte sie an sich, »ich will dich kennen – mit allen deinen Fehlern und Schwächen. Nur so kann ich dir wirklich Kamerad, Ehemann und Geliebter sein! Du darfst dich nicht vor mir verschließen, hörst du?«

      Beschwörend sah er sie an.

      Sie erwiderte seinen Blick mit einem undefinierbaren Lächeln.

      Rainhart hörte den Herzschlag Katjas, und sein sehnsüchtiges Verlangen wurde übermächtig. Seine Lippen suchten ihren Mund, und in einem langen, verzehrenden Kuß versuchte er, die Mauer niederzureißen, die ihre ängstlichen Gedanken aufgebaut hatten.

      Kathinka atmete heftig, als er sich von ihr löste und sie mit fragendem Blick ansah. »Ich gehöre dir«, flüsterte sie leise, und ihre Wangen brannten in unbezähmbarer Erregung. »Du kannst nicht länger behaupten, daß ich mich dir entziehe!«

      Rainhart Arundsen verlor sekundenlang die Beherrschung. Seine Liebkosungen wurden drängender, und seine Küsse waren voll leidenschaftlichen Verlangens.

      Kathinka setzte ihm keinen Widerstand entgegen. Zum erstenmal erwiderte sie mit fast erschreckender Wildheit seine Küsse und preßte sich an ihn, als wollte sie sich an ihm festklammern, um bei ihm Kraft und Schutz und Geborgenheit zu finden.

      Er durfte ihr Vertrauen nicht mißbrauchen! Mit einer heftigen Bewegung riß er sich los.

      Kathinka taumelte und starrte ihn erschrocken an. »Was ist?« flüsterte sie.

      Rainhart lächelte verlegen und fuhr sich über das blonde Haar. Es kostete ihn große Beherrschung, seine überlegene Ruhe wiederzufinden. »Verzeih«, sagte er und ergriff zögernd ihre Hände. »Es ist besser, wenn wir jetzt zurückreiten. Die Mittagshitze wird heute unerträglich werden!« Er beugte sich über ihre Hände und küßte die Innenflächen.

      *

      Elfriede Greve, die Frau Theodor Greves, war mittelgroß, schlank und hatte schwarzes Haar. Sie war nicht mehr jung, aber das charmante Lächeln und ihre weiche Stimme ließen sie sehr anziehend wirken. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Herr Arundsen«, sagte sie, während sie Rainhart auf der Terrasse Platz anbot. »Leider ist mein Mann noch nicht daheim.«

      »Es tut mir leid, daß ich in Ihren häuslichen Frieden mit einer geschäftlichen Angelegenheit einbreche«, sagte Arundsen.

      Frau Greve lachte. »Wir hoffen ja, allerhand an Ihnen zu verdienen, Herr Arundsen«, gab sie fröhlich zurück. »Wenn Sie die Absicht haben sich auf die neuen landwirtschaftlichen Maschinen umzustellen, ist der Abschluß des Vertrages für meinen Mann ein interessantes Geschäft! Ich werde – wenn Sie mich für fünf Minuten entschuldigen – rasch einen kleinen Imbiß vorbereiten«, sagte Elfriede Greve und erhob sich. »Ich darf Sie inzwischen mit Whisky versorgen? Oder möchten Sie lieber etwas anderes trinken?«

      »Danke, ein Whisky-Soda wäre mir sehr angenehm!«

      Während Elfriede Greve in die Küche ging, blickte Rainhart Arundsen sich in dem gepflegten Garten des Villengrundstückes um. Er schwenkte das Glas hin und her, daß die Eisstückchen klirrten. Im Geiste überrechnete er die Kaufsumme, die er aufbringen mußte, um die neuen Maschinen zu erwerben. Er hoffte, daß Greve ihm günstige Bedingungen einräumen würde.

      Heftiges Türenschlagen, das aus einem der angrenzenden Zimmer zu vernehmen war, schreckte Rainhart aus seinen Betrachtungen auf, und durch das geöffnete Fenster hörte er den empörten Ausruf einer metallisch klingenden Männerstimme: »Was ist? Was willst du hier? Ich habe dir gesagt, daß du nicht hierherkommen sollst!«

      Ein Stuhl wurde gerückt, und aus dem Zimmer erklangen heftige Schritte.

      »Ich hatte Sehnsucht. Ich mußte dich sehen«, antwortete eine leise Frauenstimme.

      »Ja, aber nicht hier«, antwortete der Mann ungeduldig.

      »Und warum nicht hier?« fragte die Frau.

      So könnte Katja sprechen! dachte Rainhart. Er konnte jedes Wort verstehen.

      »Du weißt, daß ich von meinem Bruder abhängig bin. Er finanziert mein Studium, ich wohne in seinem Haus, ich genieße hier Gastrecht. Ich möchte keine Differenzen mit meinem Bruder, hörst du?« sagte der Mann.

      »Was hat dein Bruder gegen mich?«

      »Muß ich dir das erst erklären?« fragte der Mann zynisch.

      »Ja, erkläre es!« antwortete die Frau.

      »Hör auf!« rief der Mann gequält aus.

      Einen Augenblick war es still.

      »Ich liebe dich«, flüsterte die Frau. »Ich liebe dich so sehr, ich könnte für dich sterben!«

      Rainhart Arundsen spürte fast körperlich, daß die Frau jetzt in den Armen des Mannes lag und von ihm geküßt wurde. Warum muß ich immer an Katja denken? fragte er sich.

      Ihm fiel ein, daß er sie vorhin mit seinem Besuch überraschen wollte und enttäuscht gewesen war, als er sie nicht angetroffen hatte.

      Nachher fahre ich zu ihr! dachte er jetzt, während er ungewollt Zeuge des weiteren Dialogs wurde.

      »Du bist eine Hexe«, sagte der Mann leise. »Immer wieder gelingt es dir, mich zu verführen.«

      Die Frau lachte leise. »Nicht ich habe dich, sondern du hast mich

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