Скачать книгу

sie vor dem Hotel »Eisenhut« aus dem Auto stiegen, stellte sich Ika zwischen Urte und H.G.B. und faßte sie an den Händen. So betraten sie die Halle wie eine glückliche junge Familie.

      Unvermittelt tauchte Toska von Tersky auf. Das Gefühl eines starken Unbehagens sprang Urte an wie ein Panther.

      Toska stutzte. Dann lächelte sie spöttisch.

      »Hallo, H.G.B.! Wenn ich nicht wüßte, daß der Schein trügt, würde ich glauben, du hast Familiensinn entdeckt!«

      Das elegante Mädchen streifte Urte und das Kind mit einem verächtlichen Blick.

      Urte hielt unwillkürlich den Atem an.

      H.G.B. sagte ganz nebenbei: »Diesmal trügt der Schein nicht, liebe Toska. Ich möchte dir Fräulein Söhrens als meine Verlobte vorstellen. Und dies ist Ika, meine Tochter.«

      Zum ersten Mal geriet die Schwarzrote völlig aus der Fassung. »Verlobte? Tochter? Das kann doch nur ein Scherz sein! Das Kind ist doch mindestens vier Jahre alt!«

      »Fünf, liebe Toska, fünf!« verbesserte sie H.G.B..

      »Dann wird es ja auch Zeit, daß du sie legalisierst!« Toska hatte sich endlich von ihrem Schreck erholt und war wieder die feurige Dame mit den Eisaugen. »So laufen einem die Jugendsünden manchmal nach, was? Soll ich nun einen Glückwunsch oder mein Beileid sagen?« Sie sprach nur mit dem Mann. Urte existierte gar nicht für sie.

      »Übernimm dich nur nicht, Toska. Wir sind restlos glücklich, so daß wir auf alle Wünsche verzichten können.«

      H.G.B. schickte zu Urte einen Blick hinüber, der ihr heiß zum Herzen schoß. »Ich bin eigentlich nur gekommen«, fuhr er fort, »um dir zu sagen, daß ihr morgen bei den Aufnahmen ohne mich auskommen müßt. – Ich nehme ein paar Tage Urlaub. Grüße alle von mir. Ich bin überzeugt, du wirst ihnen die Neuigkeit in der entsprechend taktvollen Form beibringen. Auf Wiedersehen also.«

      Sie wandten sich wieder dem Ausgang zu, während Toska von Tersky noch immer starr wie eine Statue stand.

      »So, das war’s, was ich erledigen wollte«, erklärte H.G.B.

      »Brauchst du jetzt gar nicht mehr zu arbeiten?« fragte Ika begeistert. »Schimpft denn keiner, wenn du nicht zur Arbeit kommst?«

      »Nein, du kleiner Naseweis. Ich bin mein eigener Chef. Ich kann nur mit mir selber schimpfen.«

      Ika lachte glücklich und hopste um sie herum wie ein Gummiball.

      »Warum hast du das getan, H.G.B.?« fragte Urte mit gemischten Gefühlen.

      »Was meinst du?«

      »Ach, du weißt es ganz gut. Jetzt glauben Toska und bald auch alle deine Mitarbeiter, du hättest seit fünf Jahren mit mir ein uneheliches Kind!«

      »Stört es dich sehr? Ich werde den Irrtum später aufklären, wenn du möchtest. Aber jetzt laß mir die Freude erst einmal!«

      »Was bist du nur für ein seltenes Exemplar! Nein, mich stört es nicht im geringsten. Aber Toska hat es völlig aus der Fassung gebracht.«

      »Das wurde auch Zeit, daß sie mal aus der Fassung geriet. Sie tat schon so, als ob ich ihr gehörte. Das hat mich seit geraumer Zeit gestört. Und besonders seit ich dich kannte!«

      Urte war sehr glücklich über seine Worte. Trotzdem konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen: »Und du hast der Schwarzroten keine Veranlassung gegeben, daß sie dich als ihr Eigentum betrachten könnte?«

      H.G.B. lächelte nachsichtig. »Bestimmt nicht. Ich mag diese Art Frauen nicht besonders. Zu gekünstelt, zu selbstbewußt, zu siegessicher. Besonders das letzte hat mich gestört.«

      »Diese Eigenschaft steht nur einem Mann zu, nicht wahr?«

      »So ist es! – Gehen wir noch ein wenig in den Burggarten. – Vielleicht möchtest du die Eichhörnchen füttern?« wandte er sich an Ika.

      Veronika stimmte erfreut zu.

      »Kauf dir eine Tüte Erdnüsse.« H.G.B. gab ihr ein Geldstück, und sie verschwand im nächsten Geschäft.

      Wenige Minuten später schlenderten sie durch den ruhigen schattigen Burggarten. Als sie sich auf eine Bank setzten, erschien auch schon eines der possierlichen Tierchen und machte Männchen.

      Veronika streute ein paar Nüsse auf die Hand und hielt sie dem Eichhörnchen hin. Die Verlockung war groß, und das niedliche kleine Tier kam auch tatsächlich, zwischendurch immer wieder zögernd, und nahm die Nüsse aus der Hand des Kindes.

      Veronika war selig. Sie sah sich triumphierend um und bemerkte, daß Urte und H.G.B. sie gar nicht beobachtet hatten, sondern sich selbstvergessen küßten.

      Das Eichhörnchen verschwand mit der letzten ergatterten Nuß, und Ika sagte vorwurfsvoll: »Konntet ihr mit dem Küssen denn nicht warten? Nun habt ihr gar nicht gesehen, wie mir das Eichkätzchen aus der Hand fraß!«

      Urte und der Mann lachten laut. Veronika wurde böse. »Warum lacht ihr denn?«

      »Weil wir glücklich sind!« erklärte H.G.B. strahlend.

      »Ja, ich auch!« erwiderte Veronika. »Nun müssen wir aber zum Opa!« forderte sie dann energisch. »Er soll sich auch freuen.«

      Sie verließen den Burggarten. Die alten Bäume rauschten. Es klang wie Meeresrauschen. Es war die ewige Melodie dieser Erde.

      *

      Kaum stoppte das Auto vor dem Toppler-Schlößchen, als Ika auch schon heraussprang, um ihrem Opa die große Neuigkeit zu erzählen. Sie wollte natürlich die erste sein!

      Der alte Gelehrte blickte von einem dicken Folianten auf, den er in beiden Händen hielt. »So, da bist du ja wieder, Goldtöchterchen!« Daraufhin vertiefte er sich wieder in die alte Schrift.

      Diesmal ließ Veronika es aber nicht zu.

      »Opa!« Sie zog an seinem Jackett. »Opa!« Sie rüttelte an seinem Arm.

      »Ja?« fragte er, ohne sich von der Schrift zu lösen.

      »Opa, ich darf… eh, ich bleibe! Ich ziehe mit H.G.B. in die Wohnung nach München und brauche nie wieder ins Heim!«

      »Hm!« brummte der alte Herr.

      Veronika begriff, daß er wieder einmal gar nicht hinhörte.

      »Aber Opa!« sagte sie vorwurfsvoll. »Freust du dich denn gar nicht?«

      »Was? Wie? Natürlich, ich freue mich meistens«, erwiderte er zerstreut.

      »Opa, hör doch mal zu!«

      In diesem Moment standen Urte und der Sohn des Professors in der Tür.

      »Das ist aber nett, daß ihr mich besucht. Bitte, nehmt Platz.« Er sah sich geistesabwesend um. »Legt das Zeug von den Stühlen auf den Fußboden.« Wieder wandte er sich dem Werk zu, das er in den Händen hielt.

      »Vater!« sagte H.G.B. energisch. »Ika hat dir eben verkündet, daß wir drei beschlossen haben, eine glückliche Familie zu gründen!«

      »Hm, das ist ja schön.« Er sah flüchtig auf.

      »Vater, Urte und ich werden heiraten!«

      »Hm.« Plötzlich drang ein Wort ins Bewußtsein des Professor. »Heiraten? Sagtest du heiraten?« Das Buch fiel auf die Tischplatte.

      »Na endlich!« H.G.B. grinste. »Ja, heiraten!«

      Der alte Herr starrte Urte bewundernd und noch immer ein wenig ungläubig an. »Das haben Sie geschafft?«

      Urte lächelte nur.

      »Dieses Risiko wollen Sie eingehen?« polterte der alte Gelehrte. »Einen Windhund heiraten, der nicht einmal einen richtigen Beruf hat?«

      Urte drückte verstohlen die Hand des geliebten Mannes. »Ich habe keine Bedenken, Herr Professor.«

      Der

Скачать книгу