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sagte Urte.

      »Und dir, mein Sohn, möchte ich sagen…« Der Professor legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »Ich glaube, dies ist der erste vernünftige Entschluß deines Lebens. Jetzt habe ich die Hoffnung, daß aus dir doch noch etwas Richtiges wird.«

      »Vater, ich…«

      Der alte Mann hob die Hand. »Keine Widerrede!« Und zu Urte gewandt: »Aus einem Mann wird immer das, was die Frau aus ihm macht. Und da meinem Sohn bisher noch keine vernünftige Frau begegnet ist… Nun, Sie werden es schon schaffen!«

      »Hugh, ich habe gesprochen!« H.G.B. grinste. »Alter Häuptling, vielleicht sind wir diesmal sogar einer Meinung.«

      »Na bitte!« Der Professor blickte Urte bedeutungsvoll an.

      »Diese Worte habe ich aus dem Mund meines Sohnes noch nie vernommen.«

      Ika fühlte sich während dieses Gesprächs ein bißchen übersehen. Deshalb sagte sie: »Jetzt bist du mein richtiger Opa!«

      Der Professor musterte sie verdutzt. Dann sah er zu Urte und seinem Sohn auf. In seinem Blick stand der Zweifel.

      »Wir werden Ika zu uns nehmen, und wenn es geht, sogar adoptieren. Dann wirst du der rechtmäßige Opa, gar kein Zweifel!«

      »Tatsächlich! Also ich muß schon sagen, alle Achtung! Es gibt heutzutage ja viele Leute, die ihre Ehe mit einem Kind beginnen, aber dann ist es meistens Pech.«

      »Bei uns ist es Glück!« strahlte Urte.

      »Ich finde, es ist eine sehr bequeme Art, eine Familie zu gründen«, stellte Hans-Günther fest. »Wenn das Kind bereits fünf Jahre alt ist, garantiert es uns die entsprechende

      Bewegungsfreiheit, es gibt keine

      Entbindung und keine Windelwäsche!«

      »So kann man es auch sehen«, sagte der Professor und musterte seinen Sohn mit einem anerkennenden Blick. »Ich muß sagen, mein Sohn, so etwas hätte ich bei dir nicht für möglich gehalten. Du steigst in meiner Achtung ein mächtiges Stück. – Also, meinen Glückwunsch und den Segen habt ihr alle drei!« Er drückte seinem Sohn und dem Mädchen die Hände und hob Ika zu sich empor. Veronika küßte ihn auf beide Wangen, und um seine Rührung zu verbergen, fragte der Professor rasch: »Wo feiern wir denn eure Verlobung?«

      »Bitte nicht im ›Eisenhut‹!« sagte Urte rasch.

      »Natürlich nicht!« H.G.B. lächelte verstehend. »Ich denke, im Hotel Adam.« Sie sahen sich an und dachten an ihren ersten Abend.

      »Ich würde vorschlagen«, sagte der Professor, »ihr bringt erst einmal eure Tochter zu Bett und holt mich dann hier ab.«

      »Ich habe Hunger!« erklärte Ika, die Angst hatte, daß sie gleich ins Bett gesteckt werden sollte.

      »Du hast dich zu einem richtigen Nimmersatt entwickelt«, stellte Urte lächelnd fest. »Natürlich bekommst du zuerst dein Abendbrot.«

      Ika polterte zufrieden die Treppe hinunter. Jetzt erst fiel ihr wieder der Goldhamster ein, den sie in der freudigen Aufregung ein paar Stunden lang vergessen hatte. Das Goldtier! Sie würde also nicht allein sein, wenn Urte noch einmal fortging!

      Sie ließen das Auto stehen und spazierten zu Fuß zum Gasthaus.

      Ohne Murren ließ sich Veronika nach dem Essen zu Bett bringen und schlief, umgeben von ihren Stofftieren und dem Goldhamster auf dem Nachttisch, glücklich lächelnd ein.

      »Unsere Tochter!« flüsterte H.G.B. und Urte schmiegte sich zärtlich an ihn.

      Es dunkelte bereits, als sie wieder zum Schlößchen gingen, um den alten Herrn abzuholen. Ein schwach erleuchtetes Fensterviereck zeigte an, in welchem Zimmer er sie erwartete. Es war ausnahmsweise nicht das Studierzimmer. Der Professor hatte nach der freudigen Botschaft tatsächlich für kurze Zeit seine geistige Welt verlassen, in der er sonst ununterbrochen lebte.

      »Weißt du, daß ich schon damals, als wir uns bei meinem alten Herrn das erste Mal trafen, ein bißchen eifersüchtig war?« fragte H.G.B.

      »Auf deinen alten Herrn?« fragte Urte ungläubig. »Das ist doch nicht möglich!«

      »In der Liebe ist alles möglich!« erklärte H.G.B. ernst.

      Urte stellte sich vor ihn, hob sich auf die Fußspitzen, und ihre Lippen forderten einen Kuß. Als der Mann sich zu ihr neigte, sah sie eine große Zärtlichkeit in seinen Augen.

      Urte seufzte kaum wahrnehmbar. Die Liebe und Geborgenheit, der Mann, das Kind, das sie gemeinsam glücklich gemacht hatten – das Leben schenkte ihr mehr, als sie je zu hoffen gewagt hatte.

      Die Sterne im dunklen Nachthimmel waren deutlicher geworden, und das Rauschen des Flusses klang wie das verheißungsvolle Flüstern einer Schicksalsmelodie.

Einmal gab ich dich her

      In gestrecktem Galopp flogen die beiden prachtvollen Pferde dahin – zwei dunkle Silhouetten gegen das gleißende Sonnenlicht.

      Rainhart Arundsen ließ dem Pferd die Zügel lockerer und wandte sich um.

      Kathinka ritt dicht hinter ihm.

      Er nickte ihr lächelnd zu. »Müde?«

      »Nein«, erwiderte sie atemlos, »weiter! Ich bin im Sattel zu Hause!« Ihre dunklen Locken flatterten um ihr lachendes Gesicht, und ihre Augen leuchteten.

      In diesem Augenblick preschte Kathinka an ihm vorüber. »Schneller, Rainer – noch schneller!« rief sie und gab dem Pferd die Sporen.

      »Vorsicht, Katja, die Hecke!« rief Rainhart, doch sie setzte schon zum Sprung an.

      Zorn wallte in dem jungen Majoratsherrn auf, als er sah, daß die geliebte Frau mit der Gefahr spielte. Mit heftig klopfendem Herzen trieb er seinen Hengst auf das Hindernis zu und erkannte, als sein Pferd die Hecke übersprang, daß Kathinka die Hürde tadellos genommen hatte.

      Sie hatte ihr Pferd verhalten und war in langsamen Trab gefallen. Schließlich parierte sie den Rappen.

      Er brachte sein galoppierendes Pferd dicht neben ihr zum Stehen. »Du bist verrückt!« sagte er finster. »Es war ein gefährlicher Sprung! Wirklich, du bist verrückt!«

      »Weshalb?« Sie warf den Kopf zurück.

      »Du hast ›Mustang‹ mit den Sporen angetrieben. Du weißt, daß ich grundsätzlich dagegen bin, mit Sporen zu reiten!«

      Kathinka lachte unbekümmert. »Ich weiß – ja!« bestätigte sie. »Und du magst es auch nicht, wenn ich meine Reitpeitsche bei mir trage!«

      Sie lächelte. Heiß und brennend stieg der Wunsch in ihm auf, dieses schöne und stolze Geschöpf, dessen Leidenschaft und Temperament ihn oft verwirrten, in die Arme zu schließen und sie endlich ganz zu besitzen.

      Er trat neben »Mustang« und ergriff die Zügel des Rappen.

      Kathinka blickte lachend auf Rainhart hinab.

      Er hob den Kopf, und als sich ihre Blicke begegneten, durchzitterte ihn heißes Sehnen.

      In vier Wochen ist sie meine Frau! dachte er. Ein Gefühl wild aufschäumenden Glückes erfüllte ihn, als er sich vorstellte, daß Kathinka bald an seiner Seite als Herrin auf dem Gut einziehen würde.

      Er streckte die Arme aus, um Kathinka beim Absteigen zu helfen. Doch sie sprang aus dem Steigbügel. Mit einem tiefen Aufatmen blieb sie neben dem Pferd stehen. Sie lehnte sich an den Rappen und sah Rainhart an. Da bemerkte sie die steile Unmutsfalte auf seiner Stirn. »Was ist?« fragte sie leise und kam zu ihm.

      »Manchmal fürchte ich, du spielst mit mir«, stieß er hervor.

      Kathinka lachte. »Du lieber großer Junge!« sagte sie und legte die Arme um seinen Hals.

      Mit

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