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verbissen wie zuvor um ein Baby bemüht habe. Und jetzt hat es geklappt. Ich bin tatsächlich schwanger.«

      Freudestrahlend wirbelte Dr. Scheibler seine junge Frau herum, dann lächelte er sie und Rudi an. »Ich glaube, ich muß meine Worte von vorhin korrigieren. Wir werden keine kleine, sondern eine große, glückliche Familie sein.«

      *

      Als Gunilla Heidenrath erfuhr, was ihr Mann sich im OP gleistet hatte, blieb sie erstaunlich ruhig.

      »Dafür muß er doch ins Gefängnis, nicht wahr?« fragte sie leise.

      Dr. Daniel nickte. »Ich nehme es an, und vermutlich wird das noch nicht alles sein. Ich gehe davon aus, daß er sich auch in psychiatrische Behandlung begeben muß.«

      Traurig senkte Gunilla den Kopf. »Vor der Operation war ich fest entschlossen, ihn zu verlassen, aber jetzt… er wird meinen Beistand brauchen, oder?«

      Dr. Daniel atmete tief durch. »Ich bin nicht ganz sicher, ob für Sie nach allem, was geschehen ist, noch eine Verpflichtung besteht, Ihrem Mann beizustehen. Allerdings kann das nicht ich entscheiden.« Er schwieg kurz. »Lassen Sie sich Zeit, Frau Heidenrath, und denken Sie gründlich über alles nach. Sie müssen sich darüber klarwerden, wieviel von Ihren Gefühlen er durch sein kaltblütiges Handeln zerstört hat.«

      »Alles«, antwortete Gunilla ohne zu zögern. »Es ist nicht allein das, was er im Operationssaal getan hat, sondern auch das, was er vorher zu mir gesagt hat. Er hätte meinen Tod billigend in Kauf genommen. Ich selbst und meine Töchter sind ihm völlig gleichgültig gewesen.«

      »Sie werden also die Scheidung einreichen«, vermutete Dr. Daniel.

      Gunilla nickte. »Irgendwie werde ich die Kinder und mich schon durchbringen. Von Helmut will ich jedenfalls kein Geld. Er hat die Mädchen niemals geliebt.«

      Impulsiv streichelte Dr. Daniel über ihren Arm. »Ich glaube, über Ihre Zukunft müssen Sie sich keine allzu großen Sorgen machen, Frau Heidenrath.« Er lächelte. »Ich nehme an, Sie werden eine starke Hilfe an Ihrer Seite haben.«

      Verständnislos sah Gunilla ihn an, doch Dr. Daniel war nicht bereit, sein Geheimnis mit Worten zu lüften. Statt dessen öffnete er die Tür des Krankenzimmers und ließ jemanden eintreten, der dort draußen offenbar schon sehnsüchtig gewartet hatte.

      »Franz«, flüsterte Gunilla gerührt. »Du bist hier?«

      Er nickte lächelnd. »Aber nicht nur ich.«

      Im nächsten Moment stürzten Gitti, Nina und Barby ins Zimmer, umarmten und küßten ihre Mutter, während die Krankenpflegehelferin mit der kleinen Helene auf dem Arm und der einjährigen Kristin an der Hand hereinkam.

      Mit geübtem Griff nahm Franz das Baby an sich und hob mit am anderen Arm Kristin auf das Bett ihrer Mutter.

      »Stell dir vor, Mami, wir haben in der vergangenen Woche bei Onkel Franz gewohnt«, sprudelte es aus Gitti heraus. »Du, der hat ein ganz tolles Haus und einen riesigen Garten.«

      »Ja, und einen Hund!« fügte Nina voller Begeisterung hinzu. »Bello heißt er, und er ist sooo süß. Mich mag er am liebsten.«

      »Gar nicht wahr!« widersprach Gitti heftig, und während die Mädchen heiß darüber diskutierten, wen Bello wohl am liebsten mochte, lächelten sich Gunilla und Franz über ihre Köpfe hinweg an.

      »Für dich ist auch noch ein Zimmer frei«, meinte er.

      Gunilla nickte. »Das Angebot nehme ich gern an, Franz.« Sie streckte eine Hand aus, und Franz ergriff sie. Dabei fielen ihr Dr. Daniels Worte wieder ein. »Ich nehme an, Sie werden eine starke Hilfe an Ihrer Seite haben.«

      Gunilla sah in Franz’ sanfte graue Augen und wußte, daß Dr. Daniel recht hatte – sogar viel mehr als das. Franz würde ihr nicht nur eine starke Hilfe sein, er würde ab jetzt der Fels in der Brandung sein, auf den sie sich blind verlassen konnte…

      – E N D E –

Ein Kampf für die Liebe

      »Du willst was?« fragte Manfred Klein und starrte seine Freundin dabei völlig entgeistert an.

      Ines Holbe blieb kühl.

      »Ich gehe für ein halbes Jahr nach Japan«, wiederholte sie gelassen. »Oder glaubst du vielleicht, ich hätte in den vergangenen Jahren diese Sprache nur zum Spaß gebüffelt?«

      Fassungslos schüttelte Manfred den Kopf. »Damit setzt du alles aufs Spiel, was zwischen uns war und noch immer ist.«

      Ines seufzte. Genau mit diesem Argument hatte sie schon gerechnet, dabei war ihre Beziehung zu Manfred in den vergangenen Wochen ziemlich abgekühlt, und diese Tatsache hatte für sie schließlich den Ausschlag gegeben, das Angebot aus Japan anzunehmen.

      »Hör mal, Manfred, ich will ja deswegen nicht gleich auswandern«, entgegnete sie in besänftigendem Ton. »Es ist nur ein halbes Jahr, und diese Zeit könnte doch uns beiden guttun. Vielleicht würde uns ein bißchen Abstand helfen, wieder zu dem zu finden, was wir einmal gehabt haben.«

      Manfred betrachtete seine außerordentlich attraktive Freundin und hatte plötzlich den unbändigen Wunsch, durch ihr dichtes, dunkles Haar zu streicheln und ihren sanft geschwungenen, sinnlichen Mund zu küssen. In letzter Sekunde beherrschte er sich aber, weil er genau wußte, daß jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für solche Zärtlichkeiten war. Ines hätte das vermutlich gar nicht gewollt – ganz im Gegenteil. Sie war ja gerade im Begriff, eine ziemlich große Entfernung zwischen sich und Manfred zu legen.

      »Du glaubst also, daß wir Abstand voneinander brauchen«, murmelte Manfred niedergeschlagen. »Warum machst du dann eigentlich nicht gleich Schluß? Im Endeffekt zielt es doch sowieso darauf hinaus.«

      »Nein, Manfred, absolut nicht«, entgegnete Ines in etwas aggressiverem Ton. Diese Diskussion begann allmählich, ihr auf die Nerven zu gehen. »Ich arbeite an meiner Karriere als Dolmetscherin, das mußt du akzeptieren, wenn du behauptest, mich zu lieben. Schließlich habe ich dir auch keine Steine in den Weg gelegt, als du dich entschlossen hast, die Fortbildungsseminare zu besuchen.«

      »Das ist ja wohl ein kleiner Unterschied«, begehrte Manfred auf. »Immerhin fahre ich für meine Seminare nur nach München. Du aber willst gleich bis nach Japan. Und nicht nur für ein paar Wochen, sondern ein halbes Jahr lang.«

      Ines wurde jetzt wirklich wütend. »Du redest Unsinn! Wie soll ich denn in ein paar Wochen meine Sprachkenntnisse verbessern. Ein halbes Jahr ist doch das mindeste!« Sie zwang sich zu einem ruhigeren Ton. »Bitte, Manfred, stell dich doch nicht so an. Hast du noch nie gehört, daß eine Trennung auch ein neuer Anfang sein kann?«

      Mißmutig winkte Manfred ab. »Ein neuer Anfang! Daß ich nicht lache! Für dich vielleicht. Schließlich wirst du ja neue Eindrücke gewinnen und andere Menschen kennenlernen. Vielleicht sogar die große Liebe.« Die letzten Worte hatten ziemlich sarkastisch geklungen.

      Ines reckte sich hoch. »Du redest jetzt wirklich Unsinn, Manfred. Ich gehe nicht nach Japan, um mich zu verlieben. Ich will meine Sprachkenntnisse verbessern – sonst nichts.« Wieder zwang sie sich zu einem sanfteren Ton, denn sie wollte Manfred ja nicht ganz verlieren – wenn er ihr im Moment auch ziemlich auf die Nerven ging. Aber sie hatten eben auch eine schöne Zeit gehabt. »Wenn ich zurückkomme, dann können wir vielleicht ganz von vorn beginnen.«

      »Ja, vielleicht«, stimmte Manfred zu, doch seiner Stimme war anzuhören, daß er nicht mehr daran glaubte.

      *

      Es war für Ines nicht ganz einfach, sich an die Lebensverhältnisse und die Mentalität ihrer japanischen Gastfamilie zu gewöhnen. Alles war hier so anders als zu Hause, und

      Ines gestand sich ein, daß sie niemals so hätte leben wollen wie Fujiko Nakashida. Sie lebte nur für ihren Haushalt und ihre Kinder, pflegte ihre kranke Schwiegermutter und sorgte für die Uroma, deren Alter sich in astronomischen Höhen bewegen mußte. Noch nie im Leben hatte Ines eine so alte Frau gesehen, und sie erstarrte beinahe vor Ehrfurcht, wenn

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