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Weibchen können sich zudem hunderte von Larven in entsprechend dimensionierten Gehölzen entwickeln. Die daraus resultierenden physiologischen Schäden (Abbildung 3B) vermag der infizierte Baum nicht zu kompensieren, so dass speziell im urbanen Raum erhebliche Gefahren durch beispielsweise Astabbrüche entstehen. Relevante Symptome sind je nach Durchmesser ab ca. 1,5 m Stammhöhe bis in den Kronenbereich zu erkennen. In Abhängigkeit der Rindentextur sind Eiablagestellen mitunter schwer zu lokalisieren und bedürfen großer Erfahrung des Bauminspektors. Fraß- und Nagespäne können mitunter im Stammfußbereich beobachtet werden und sind Resultat der beschriebenen ab- bzw. aufplatzenden Rinde (Abbildung 3C). Die perfekt kreisrunden Ausbohrlöcher (Abbildung 3B), die sich oberhalb von Eiablagestellen befinden, sind ein weiteres Indiz eines ALB-Befalls.

       Abbildung 3: Symptome des ALB: A) Freigelegte Eiablagestelle an Fraxinus excelsior B) typische kreisrunde Ausbohrlöcher, hier an Acer spp. C) freigelegte, unter der Rinde verpresste Nagespäne an Acer spp.

       Diagnose

      Die Arbeit von PENNACHIO et al. 2012 bietet einen sorgsam ausgearbeiteten Bestimmungsschlüssel zur morphologischen Bestimmung von A. glabripennis. In Ergänzung bietet der EPPO Standard PM 7/129 relevante und validierte Protokolle zur molekularbiologischen Diagnostik (EPPO 2016a). Im Rahmen des „ANOPLOdiag“-Projektes erarbeiten derzeit Forscher am Julius Kühn-Institut in Braunschweig ein sensitives molekularbiologisches Nachweisverfahren, das es ermöglicht, holzbewohnende Käfer eindeutig anhand ihrer Nagespäne zu identifizieren. Weitere Ausführungen siehe Beitrag von BECKER et al. in diesem Band: „Eine neue Methode zum nicht-invasiven Nachweis des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB): ANOPLO-diag“.

       2.2 Anoplophora chinensis Forster – Citrusbockkäfer

      Der dem ALB nah verwandte Citrusbockkäfer (kurz CLB) Anoplophora chinensis ist ein weiterer Vertreter global verschleppter Bockkäferarten. Der entscheidende Unterschied zum ALB besteht im Verschleppungsweg. Der CLB wurde über importierte Gehölzpflanzen, zumeist in Form von Bonsais oder Baumschulware, in die EU und nach Nordamerika eingeschleppt. Das Schadpotenzial ist ähnlich dem des ALB, wie langjährige Erfahrungen aus Italien belegen. Ein besonderes Risiko für die Einschleppung besteht hier für Baumschulen und andere Pflanzenhändler und -umschlagplätze.

       Verbreitung

      Die Art ist in Ostasien beheimatet. Nach HAACK et al. (2010) ist der CLB in China, auf der koreanischen Halbinsel und in Japan weitverbreitet. Desweiteren ist dessen Auftreten in Indonesien, Malaysia, Myanmar, Vietnam und auf den Philippinen bekannt. Der CLB wurde bereits in die USA verschleppt, dort aber laut EPPO Global Database erfolgreich ausgerottet (Abbildung 4). In Europa sind gegenwärtig Ausbruchsgebiete, in denen der Käfer bekämpft wird, in Italien (2000), Kroatien (2007, 2015), Frankreich (2004, 2018), der Schweiz (2016) und der Türkei (2014) bekannt. Weitere Ausbrüche in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden konnten erfolgreich getilgt werden.

      HÉRARD & MASPERO (2019) berichten über eine weitere Beanstandung mit Larvenfraß in Litauen 2015. Insgesamt recherchierten die beiden Autoren 115 europäische Meldungen, von denen 59 Beanstandungen (z. B. importierte Pflanzen) und 56 tatsächliche Befälle (Auftreten) waren.

       Abbildung 4: Globale Verbreitung des Citrusbockkäfers (Quelle: EPPO Global Database, www.eppo.int)

       Wirtspflanzen

      Ähnlich wie der ALB ernährt sich der CLB polyphag, wobei das Wirtsbaumspektrum umfangreicher ist und Baumarten aus mehr als 20 Familien umfasst. Viele dieser Baumarten bzw. Gattungen sind in der EU weitverbreitet, darunter Acer spp., Platanus spp., Betula spp., Fagus spp., Corylus spp., Rosa spp., Malus spp., Pyrus spp., Prunus spp., Populus spp., Ulmus spp. und Salix spp. SJÖMEN et al. (2014) haben in ihrer umfänglichen Literaturrecherche 108 Arten aus 73 Gattungen als potenzielle Wirtsarten identifiziert.

      Der Durchführungsbeschluss (EU) 2012/138, welcher Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von CLB regelt, umfasst eine Liste folgender spezifizierter Pflanzen (vgl. ALB; Pflanzen zum Anpflanzen mit einem Stammdurchmesser von 1 cm oder mehr): Acer spp., Aesculus hippocastanum, Alnus spp., Betula spp., Carpinus spp., Citrus spp., Cornus spp., Corylus spp., Cotoneaster spp., Crataegus spp., Fagus spp., Lagerstroemia spp., Malus spp., Platanus spp., Populus spp., Prunus laurocerasus, Pyrus spp., Rosa spp., Salix spp. und Ulmus spp.

       Biologie

      Auch bezüglich des Entwicklungszyklus ähneln sich die Bockkäferarten (Abbildung 5). Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der ALB vor allem den Kronenbereich eines Wirtsbaumes befällt, während der CLB den Stammfußbereich und die Wurzeln besiedelt. In Norditalien dauert der Entwicklungszyklus des CLB ein bzw. zwei Jahre. Die Käfer, die dem ALB morphologisch sehr ähneln (Abbildung 2B) fliegen im Zeitfenster von Ende Mai bis Ende August (mitunter auch länger) mit einem Höhepunkt Mitte Juni. Weibchen legen bis zu 200 cremeweiße 5–6 mm lange Eier (einzeln) in der Rinde am Stammfuß oder an Oberflächenwurzeln in T-förmig genagte Ablagestellen ab.

      Die Larven schlüpfen nach ein bis zwei Wochen und minieren zuerst zwischen Rinde und Holzkörper, um sich dann in Larvengängen abwärts im Splint- und Kernholz zu entwickeln (Unterschied zum ALB). Über 90 % der CLB-Population befindet sich unterhalb der Erdoberfläche. Nach erfolgter Verpuppung bohren sich die fertigen Käfer durch bis zu 1,5 cm große kreisrunde Bohrlöcher nach außen. Ihren Reifungsfraß führen beide Käferarten in der Baumkrone an Blättern, Blattstielen und der Rinde junger Zweige durch.

       Abbildung 5: Entwicklungszyklus von Anoplophora chinensis: 1) Sommer bis Herbst: adulte Käfer schlüpfen aus befallenen Bäumen (kreisrunde Ausbohrlöcher im Stammfußbereich); 2) Reifungsfraß an Blättern und jungen Zweigen; 3) nach erfolgter Paarung ab Spätsommer legen Weibchen ihre Eier unterhalb der Rinde ab; 4) erste Larven entwickeln sich 2–3 Wochen nach erfolgter Eiablage; 5) Verpuppung entweder im folgenden oder darauffolgenden Frühjahr (Abbildung unter Verwendung von Fotos von THOMAS SCHRÖDER und MATTEO MASPERO, EFSA 2019e).

       Schaden und Symptome

      Auch der CLB befällt vitale Bäume. Hinzu kommt (gegenüber dem ALB) ein erweitertes Wirtsartenspektrum und auch eine erhöhte Anzahl abgelegter Eier, so dass hier die resultierenden physiologischen Schäden durch den infizierten Baum nicht zu kompensieren sind. Relevante Symptome, wie beispielsweise Eiablagestellen, Nagestellen und Ausbohrlöcher sind dabei ausschließlich im Bereich des Stammfußes lokalisiert.

       Diagnose

      Die Arbeit von PENNACHIO et al. 2012 bietet auch für den CLB einen sorgsam ausgearbeiteten Schlüssel zur morphologischen Bestimmung. In Ergänzung bietet der EPPO Standard PM 7/129 relevante und validierte Protokolle zur molekularbiologischen Diagnostik (EPPO 2016a).

      

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