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darf?“

      „Du darfst. Natürlich darfst du. Ich habe keine Geheimnisse vor dir“, sagte der attraktive Mann.

      „Hast du im Lotto gewonnen?“

      „Nein“, entgegnete Elmar schmunzelnd. „Aber beinahe. Ich habe dir doch von der in Aussicht stehenden Erbschaft erzählt. Der Glücksfall ist eingetreten. Ein sehr entfernter Verwandter hat mir ein stattliches Sümmchen vermacht. Ich war inzwischen beim Notar. Es wird ein paar Tage dauern, bis ich über das Geld verfügen kann. Du siehst, ich habe dieses Auto nicht unüberlegt gekauft. Darf ich dich nun zu einer kleinen Probefahrt einladen? Ich möchte, dass du die erste Frau bist, die in diesem Wagen neben mir sitzt.“

      Himmel, ich bin nicht hier, um mit ihm spazierenzufahren, dachte Tilla unruhig. Ich habe ihm etwas sehr Wichtiges zu sagen.

      Aber sie konnte damit nicht einfach herausplatzen. Der Abschied hätte einer gewissen Vorbereitung bedurft. Doch die Ereignisse überrollten sie und ließen sie nicht auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins kommen.

      Na schön, ich mache die Probefahrt mit ihm, überlegte die Sekretärin. Aber danach muss ich unbedingt mit ihm reden.

      Mit wichtiger Miene holte Elmar die Fahrzeugschlüssel aus der Hosentasche und ließ sie um den Zeigefinger kreisen.

      „Du wirst begeistert sein“, versprach er und öffnete die Tür der Beifahrerseite. „Wenn Gräfin die Güte hätten, einsteigen zu wollen“, sagte Elmar und verneigte sich tief.

      „Du bist ein Clown“, bemerkte Tilla.

      „Ich hab’s gern, wenn du lachst“, sagte der Lehrer. „Wenn du lächelst, geht in meinem Herzen die Sonne auf.“

      Der Druck auf Tillas Herz verstärkte sich unwillkürlich. Meine Güte, wie soll ich es ihm nur beibringen?, fragte sie sich. Ich möchte es so schonend wie möglich tun. Ich will ihm nicht weh tun.

      Sie stieg ein, und Elmar schloss die Tür. Während sie den Gurt anlegte, eilte der Mann um das Fahrzeug herum. Augenblicke später saß er neben ihr und schloss genießend und besitzergreifend die Hände um das Lenkrad.

      „Nach und nach werden all meine Träume in Erfüllung gehen“, sagte er.

      Einer nicht, schränkte Tilla in Gedanken ein.

      Elmar Spira startete den Motor. „Hör dir das an. Ist das nicht ein faszinierendes Geräusch? Man kann förmlich die Kraft hören, die dahintersteckt.“

      Schnelle, starke Autos beeindruckten Tilla nicht. Für sie war ein Wagen lediglich ein Transportmittel, das jemanden rasch und bequem zum Ziel brachte.

      Elmar fuhr los. Während der Fahrt erklärte er ihr die Funktionen der Knöpfe und Hebel am Armaturenbrett.

      „Kaum ein anderes Fahrzeug hat mit einem solchen Finish aufzuwarten“, behauptete er. „Tja, das ist eben deutsche Qualitätsarbeit. Da kommen die Franzosen, Italiener oder Japaner nicht mit.“

      Es gab Augenblicke, da hörte ihm Tilla überhaupt nicht zu. Der neue Wagen war zwar bestechend schön, aber sie hatte etwas auf dem Herzen, das sie endlich loswerden musste.

      Doch Elmar bot ihr nicht die Gelegenheit, das Gespräch in die entsprechende Bahn zu lenken. Er redete ununterbrochen von sich, von seiner beruflichen Karriere, von der Erbschaft und natürlich von seinem Wagen.

      Er war so heiter und überschwänglich, dass Tilla nirgendwo einhaken konnte, ohne dass es für ihn schmerzlich gewesen wäre.

      Es wird noch soweit kommen, dass er mich zu Hause absetzt, und ich hatte keine Möglichkeit, ihm zu sagen, weshalb ich ihn treffen wollte, dachte sie.

      Sie merkte kaum, wo Elmar lang fuhr, so sehr war sie mit ihren Gedanken beschäftigt.

      Elmar fuhr kreuz und quer durch Bergesfelden, und irgendwann hielt er den Audi an. Als Tilla die Handbremse einrasten hörte, kam sie zu sich und stellte fest, dass es angefangen hatte zu dämmern.

      Vor ihnen glänzte die silberne Fläche des Mondsees, und die Lichter der Uferpromenade blinkten zu ihnen herüber. Es gab wohl rings um den See kein einsameres, stilleres und idyllischeres Plätzchen als dieses.

      Unwillkürlich fielen Tilla die „Lippenbekenntnisse“ ein.

      Er wird das doch hoffentlich nicht noch mal versuchen!, dachte sie nervös.

      Elmar Spira wandte sich ihr zu. Seine dunklen Augen glänzten. Er schien ihre Gedanken zu erraten, denn er sagte lächelnd: „Du brauchst keine Angst zu haben, Tilla. Ich habe dir mein Wort gegeben, und das pflege ich zu halten.“

      Leise Musik kam aus den Stereolautsprechern. Sie passte zu Elmars Stimmung, aber nicht zu der von Tilla.

      Das Signal einer Verkehrsdurchsage war aber dann so störend laut, dass Elmar das Radio abdrehte. Die Stille war angenehm. Tilla hoffte, nun endlich, endlich loswerden zu können, was sie so sehr bedrückte.

      „Tilla, ich ..begann der Mann, während er verlegen mit den Knöpfen am Armaturenbrett spielte. „Wir kennen einander nun schon eine Weile, und ich bin immer wieder gern mit dir zusammen. Was ich sagen möchte, ist...“ Er lachte. „Ich benehme mich wie ein verliebter Primaner ... Krampfhaft suche ich nach Worten, und das Herz schlägt hoch oben in meinem Hals. Ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt wie jetzt, weil nämlich sehr viel von deiner Antwort abhängt. Was ich neulich im Kino getan habe, tut mir leid, und ich bin sehr froh, dass du es mir nicht nachträgst. Ich sagte dir, dass ich dich liebe, und ich wiederholte es am Telefon, und ich möchte es dir heute wieder gestehen. Ja, ich liebe dich, Tilla Deltgen, liebe dich so sehr, wie ich es mir früher nicht vorstellen konnte. Es gibt nichts, absolut nichts, was ich nicht für dich tun würde, du hast mir den Kopf so sehr verdreht, dass er sich nie mehr geraderichten lässt, aber das macht mir nichts aus. Du kannst mit mir anstellen, was du willst. Nie werde ich dir böse sein.“

      Auch das noch, dachte Tilla verzweifelt. Nun macht er es mir mit diesem Liebesgeständnis noch schwerer. Mein Gott, Elmar, kannst du nicht den Mund halten?

      „Ich habe jetzt eine gute Stellung, ein schönes Auto, keine Schulden und bald ein beruhigendes Bankkonto“, fuhr Elmar Spira fort. „Kurzum, ich wäre . . . Also ich meine, ich wäre keine so schlechte Partie.“ Lächelnd fuhr er sich mit der Hand über die glänzende Stirn. „Puh ... Ist gar nicht mal so einfach, einen Heiratsantrag zu machen.“

      Einen Heiratsantrag!, dachte Tilla bestürzt. Um Himmels willen, es ist nicht bloß ein Liebesgeständnis! Es ist mehr! Elmar will mich heiraten!

      Er sah sie feierlich an, um dem Augenblick den würdigen Rahmen zu verleihen.

      „Tilla, ich bitte dich höflich und in aller Form um deine Hand“, sagte er leise.

      Die junge Frau wäre am liebsten aus dem Wagen gesprungen und fortgelaufen. Aber sie durfte nicht fliehen, durfte sich nicht vor der Verantwortung drücken.

      Ich bin schuld daran, dass es soweit kommen konnte, dachte sie aufgewühlt. Ich habe Elmar erkennen lassen, dass ich ihn mag. Bis vor kurzem wäre ich sogar bereit gewesen, mich für ihn zu entscheiden, doch nun ist das nicht mehr möglich. Heute weiß ich, zu wem ich gehöre. Wenn die Ärzte ihn mir am Leben erhalten, möchte ich Volkers Frau werden.

      Elmar lachte gekünstelt. „Jetzt bist du platt, was? Damit hast du nicht gerechnet. Ehrlich gesagt, ich bin selbst ein wenig über meine Courage überrascht. Vermutlich wagte ich deshalb auszusprechen, was ich dir schon lange sagen wollte, weil heute mein Glückstag ist.“

      „Elmar ...“, begann Tilla schleppend. „Dein Antrag macht mir wirklich große Freude, weil er mir beweist, wie sehr du mich liebst. Es ist schön, geliebt zu werden, und dein Entschluss, mich zur Frau nehmen zu wollen, ehrt dich, aber...“

      „Du fühlst dich von mir überrumpelt?“

      „Ja, das auch“, antwortete Tilla hilflos.

      „Wir müssen nichts überstürzen“,

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