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      22

      Eine Stunde später saß er in Kitty Kolberts großem Atelier. Sie hatte es erst vor einem halben Jahr bezogen. Davor hatte sie in einer kleinen Dachkammer gearbeitet. Im Sommer war es dort kochend heiß und im Winter klirrend kalt gewesen.

      Das hatte die Künstlerin nun nicht mehr nötig. Ihre Bilder verkauften sich gut und zu erstaunlich hohen Preisen. Man sah in den Werken der Künstlerin eine seriöse Wertanlage, hängte sie neben Picasso, van Gogh und Schiele.

      An der Wand lehnten einige fertige, aber noch ungerahmte Bilder. Eines gefiel Dr. Anders so gut wie das andere. Es wäre ihm nicht leichtgefallen, sich zu entscheiden, doch das war nicht nötig. Er war nicht hier, um ein Bild zu kaufen.

      Kitty Kolbert nahm das allerdings an. Als Dr. Anders ihr Talent lobte, glaubte sie, er wolle auf diese Weise eine Verhandlungsbasis schaffen, die gewährleistete, dass Kitty nicht zu viel verlangte.

      Sie war eine berückende Schönheit, und Dr. Anders konnte verstehen, dass ihr Gideon Arendt mit Haut und Haaren verfallen war. Er war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass sie auch ihm - wäre er noch Junggeselle gewesen – gefährlich hätte werden können.

      Die Künstlerin trug Jeans und einen Pulli, der mindestens um eine Nummer zu klein war, und was sich darunter wölbte und wogte, konnte den Großteil der Männer aus der Fassung bringen.

      Kitty sagte, sie müsse Dr. Anders leider enttäuschen, aber die Bilder, die er sehe, wären alle bereits verkauft.

      Er lachte. »Oh, ich bin nicht hier, um ein Bild zu kaufen.«

      Die Malerin staunte. »Ach - nicht?«

      »Natürlich würde sich ein Werk von Ihnen in der Wald-Klinik - oder bei mir zu Hause sehr gut machen, und vielleicht kommen wir noch mal ins Geschäft, aber heute habe ich ein anderes Anliegen an Sie.« Der Chefarzt lachte erneut. »Keine Sorge, ich möchte Ihnen keine Spende für die Wald-Klinik herausreißen, wenngleich sich die Einleitung ganz danach anhört. Es geht mir um das Glück zweier Menschen, um das Wohl einer künftigen Familie, und Sie könnten sehr viel dazu beitragen.«

      Kitty Kolbert legte ihre schlanke, feinnervige Hand auf die üppige Brust. »Ich? Was sollte ich ...«

      »Sie sind mit Herrn Gideon Arendt befreundet«, unterbrach der Chefarzt sie.

      »Ja, das stimmt, aber...«

      »Herr Arendt hat sich Ihretwegen von Fräulein Antje Büchner getrennt.«

      »Als ich ihn kennenlernte, wusste ich nicht, dass er eine Freundin hatte«, entgegnete die Künstlerin.

      »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf«, sagte Dr. Anders.

      »Ich erfuhr erst später von Antje Büchner. Gideon beteuerte mir, dieses Kapitel wäre abgeschlossen, er würde sich von Antje trennen. Er war mit ihr nicht verheiratet. Es kam zu einer letzten Aussprache. Sie redeten wie vernünftige Menschen miteinander, dann trennten sie sich und sahen sich nicht wieder. Es lief alles völlig problemlos ab. Kein Streit, kein böses Wort. Antje sah ein, dass sie Gideon nicht halten konnte und ließ ihn gehen. Es war ein glatter Schnitt - wie mit dem Skalpell. Rasch und schmerzlos.«

      »So hat es Ihnen Herr Arendt erzählt«, erwiderte der Mediziner.

      »War es denn anders?«, fragte die Künstlerin und zündete sich eine Zigarette an.

      »Herr Arendt musste es so sehen«, sagte Dr. Anders. »Er lernte Sie kennen, und Fräulein Büchner bedeutete ihm plötzlich nichts mehr. Warum sollte er sie nicht verlassen? Nichts band ihn an sie - dachte er.«

      »Worauf spielen Sie an?«, fragte Kitty Kolbert und kniff die Augen leicht zusammen.

      »Darauf, dass Fräulein Büchner, Herrn Arendt etwas Gravierendes verschwiegen hat«, gab der Chefarzt zur Antwort.

      »Und was wäre das?«, wollte die Malerin wissen.

      »Dass sie ein Kind von ihm erwartet«, erwiderte Dr. Robert Anders.

      Die junge Frau schaute Dr. Anders groß. an. Es entstand eine Pause. »Ist das wahr?«, fragte Kitty Kolbert nach einer Weile. Jetzt rauchte sie hastig, nervös.

      »Wenn Sie sich von Herrn Arendt zurückziehen würden, bestünde die Möglichkeit, dass er zu Fräulein Büchner zurückkehrt. Dann könnten die beiden heiraten, das Kind hätte seinen Vater, unter Umständen wäre damit der Grundstein für eine glückliche Familie gelegt.«

      »Möchte Antje Büchner Gideon denn noch haben?«, fragte die Künstlerin.

      »Ja, bevor ich Sie aufsuchte, war ich bei ihr, um mir auf diese Frage eine Antwort zu holen. Die Entscheidung liegt nun bei Ihnen. Ich kenne natürlich die Gefühle nicht, die Sie Herrn Arendt entgegenbringen, aber wenn sie nicht ebenso stark sind wie jene von Fräulein Büchner, sollten Sie ihn gehen lassen.«

      »Wenn ich Gideon aufgebe, heißt das noch lange nicht, dass er zu Antje Büchner zurückkehrt«, meinte Kitty Kolbert.

      »Das wird er, wenn er von dem Kind erfährt«, sagte Dr. Anders.

      »Von welchem Kind?«, fragte plötzlich eine Männerstimme hinter ihnen.

      Dr. Anders drehte sich um und sah Gideon Arendt in der Tür stehen.

      23

      Erich Gloger hatte sich im Freundes und Bekanntenkreis umgehört und einen Kleinwagen für Jutta Sibelius aufgetrieben; zwei Jahre alt, wenig gefahren, garagengepflegt, und der Preis, den der Besitzer dafür haben wollte, war vernünftig.

      Entscheiden musste sich Jutta allerdings selbst. Damit sie das Auto kennenlernte, arrangierte Gloger eine Probefahrt

      Der Mann, dem der Wagen gehörte, hieß Manfred Schenk. »Eigentlich ist es der Wagen meiner Tochter«, sagte er. »Ich hab’ ihn ihr zum achtzehnten Geburtstag geschenkt. Mit neunzehn ging sie nach England, lernte einen Schuhfabrikanten kennen, und vor einem Monat haben die beiden geheiratet. Ich war zur Hochzeit drüben. Gisela wohnt in einem Palast. Direkt armselig kam ich mir vor. >Was mach’ ich denn nun mit deinem Wagen? <, wollte ich wissen. >Verkauf ihn, Dad<, sagte sie. Dad nennt sie mich, nicht mehr Vater, und sie braucht nicht mehr, was ich ihr gebe, kann sich alles selber kaufen - schöner, besser, größer.« Er seufzte. »Ich muss mich damit abfinden.«

      »Tja, wenn Sie nichts dagegen haben, dann machen wir jetzt die Probefahrt, Herr Schenk«, sagte Erich Gloger.

      »Lassen Sie sich Zeit. Ich bin sicher, wir werden uns einig, am Preis soll’s nicht liegen«, meinte der ältere Herr.

      Zuerst fuhr Erich - raus aus Bergesfelden. Sein Augenmerk richtete er auf die Bremsen, Schaltung und Getriebe, auf Spritzigkeit und Wendigkeit

      »Ich möchte Ihrer Entscheidung nicht vorgreifen«, sagte er schließlich. »Aber von mir bekommt das Fahrzeug die beste Zensur.«

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