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denke, er wird so etwa in vier bis sechs Wochen heimkommen – und dann fängt er bei mir in der Kanzlei an. Ein neues Türschild in Paphos „Mantalos & Mantalos – Rechtsanwälte“ würde sicher sehr viel mehr her machen, als nur „Achilleas Mantalos – Rechtsanwalt“:

      „Dein Vater hat übrigens das neue Schild schon hängen.“

      Helena musste ein wenig sticheln. Nephele grinste:

      „Und wenn Thisseas wieder hier ist und lieber Staatsanwalt wird?“

      „Dein Bruder ist nicht Nephele.“

      „Also warst Du damals doch ‚sauer‘ auf mich, Dad.“

      „Nur ein bisschen. Eigentlich noch etwas weniger.“

      „Nephele, das Gedächtnis Deines Vaters lässt auch schon ein wenig nach. Deine Mutter erinnert es geringfügig anders. Sauer vielleicht nicht. Aber ganz schön gejammert hatte er damals schon, als Du ihm verkündet hast, nicht studieren zu wollen, sondern lieber Physiotherapie zu machen.“

      „Du übertreibst jetzt aber ziemlich, Helena.“

      „Ach Väterchen lass mal, so ist’s eigentlich besser. Denk mal an das Türschild. Da müsste dann draufstehen „3 x Mantalos – Rechtsanwälte“ oder besser „Mantalos - 2 x Rechtanwälte, 1 x Rechtsanwältin“. Sähe ziemlich bescheuert aus. Stimmt’s?“

      Alle mussten jetzt doch ziemlich lachen.

      „Also, auf den Mund gefallen bist Du nicht, liebreizende Tochter, das muss Dir der Neid schon lassen. Hast Du von Deiner Mom. Ich bin für so viel an Schlagfertigkeit viel zu schüchtern.“

      Die Antwort der drei Frauen kam im Gleichklang als lautes Gelächter.

      3. Kapitel

      Die Feier des 1-jährigen Abis hatte Fietje als recht erfolgreich empfunden, denn mit dem Mädchen, das er damals für den Abend ‚abgeschleppt‘ hatte, wie es im Jargon der Jungs hieß, hatte er noch ganz vergnüglich eine Stunde in seinem Auto verbracht, nachdem er mit ihr auf einen einsamen Waldparkplatz gefahren war. Sie war für eine ganze Menge zu haben gewesen, aber von einem richtigen Zusammensein wollte sie nichts wissen. Dass Fietje das auch nicht wollte, verschwieg er wohlweislich. Denn er hatte einen ziemlichen Ruf als ‚Weiberheld‘ zu verlieren. Dass der völlig übertrieben war, hätte er nie und nimmer zugegeben. Er hatte nämlich schlicht Angst, dass er den Ansprüchen der jeweils Angebeteten nicht gerecht werden könnte, weshalb er bisher erst ein einziges Mal mit einer richtig geschlafen hatte – ob die mit seiner ‚Leistung‘ zufrieden gewesen war, war ihm damals verborgen geblieben.

      Das alles lag nun schon – gefühlt - Jahre zurück – Fietje kam es wie eine Ewigkeit vor. Einschließlich seiner Schulzeit zu Hause. Die Eltern hatten, kurz bevor er aufs Gymnasium kam, ein sehr, sehr schönes Haus in einem Ortsteil von Reichelsheim gebaut, weil die Grundstücke dort nur halb so teuer waren, wie in der 18 km entfernten Kreisstadt, wo der Vater arbeitete. Obwohl er ein eher schweigsamer Ostfriese geblieben war, hatte er sich im Laufe der Jahre bis auf die Ebene unterhalb der Geschäftsführung hochgearbeitet.

      Die Eltern hatten die Hoffnung auf ein Kind längst begraben gehabt, aber dann war Rose doch noch schwanger geworden – das Resultat war ein kleiner Friedhelm geworden, dessen Vorname den Großeltern so fremd vorkam, dass daraus ein Fietje wurde – dabei war es dann geblieben. Knapp zehn Jahre später war der Vater mit nicht einmal 60 Jahren in den Ruhestand geschickt worden. Da man seinem recht jungen Nachfolger noch nicht alles wirklich für den Job eines Chefentwicklers Notwendige zutraute, hatte man dem Frührentner Hein einen sehr gut dotierten Beratervertrag gegeben, der es den Eltern ermöglichte, die Schulden auf ihrem Haus komplett abzutragen. Es blieb sogar noch ‚ordentlich was über‘, wie Rose es formulierte. Anfangs hatte dem Vater das Rentnerdasein überhaupt nicht behagt, aber der junge Juniorchef seines Unternehmens hatte im ganzen Unternehmen eine Verjüngung durchgesetzt, wenn auch sehr zum Missvergnügen seines Vaters, der in den Beirat gewechselt hatte. Der Vater hatte zum Ausgleich für den Beratervertrag des ‚alten‘ Hein Petersen gesorgt:

      „Junge, der Meyerling schafft das noch nicht. Ich habe dem alten Petersen deshalb einen Beratervertrag gegeben, da kann der Deinem jungen Mann noch ein wenig anleiten.“

      Ein viertel Jahr später war der Junior froh über die väterliche Entscheidung gewesen und als Hein Petersen nach fünf Jahren Beratung aufhören wollte, war der Junior fast verzweifelt.

      „Der ist noch nicht so weit, Herr Petersen. Bitte bleiben Sie noch – wenigstens noch ein Jahr.“

      „Doch Herr Karein – inzwischen kann er’s. Und vieles sogar besser als ich. Das, worauf es ankommt, nämlich die maschinelle Vorbereitung für den Ausstoß der Design-Vorlagen, beherrscht er inzwischen so gut wie ich. Und wo jetzt die Maschinen zunehmend EDV-gesteuert arbeiten – also das kann er sogar erheblich besser als ich.“

      So ließ Karein Junior den alten Petersen ziehen – der Senior lud ihn nochmal als Dankeschön zu einem Essen in ein Sternerestaurant ein.

      „Darf ich meine Frau mitbringen?“ hatte Petersen den Senior gefragt. Und der hatte geantwortet:

      „Wenn ich meine auch mitbringen darf?“

      Der Junior erfuhr von dem Essen, weil der Vater die Rechnung seiner Sekretärin gegeben hatte – er wollte das Geld wieder zurückhaben.

      „Mehr ist Dir nicht eingefallen?“ hatte der Sohn den Vater angeflachst.

      „Nö.“

      „Ich setze noch einen drauf Vater. Der Petersen war wirklich ein Glücksgriff für unsere Company. Ich schenke ihm und seiner Frau noch eine 3-wöchige Reise. Vielleicht nach Zypern.“

      Karein Senior grinste seinen Sohn süffisant an:

      „Na siehst Du, geht doch.“

      Fietje war in der von der Uni vorgesehenen kürzest möglichen Zeit mit dem Studium fertig geworden. Erst hatte er seinen Bachelor mit 2,1 gemacht und anschließend noch den Master, den sogar mit 1,6. Woraufhin ihm einer der Professoren eine Assistentenstelle anbot mit der Aussicht, ihm eine Promotion zu ermöglichen.

      „Herr Petersen, Sie wissen ja, dass alle meine Assistenten es mit der Promotion schaffen, gut der eine schneller, der andere braucht ein wenig länger. Wie das halt so ist.“

      Fietje wusste, dass der Prof seine Assis regelrecht verschliss: Sie waren Korrekturassistenten, mussten ihm seine wissenschaftlichen Aufsätze vorbereiten, ihm alle Reden schreiben, in seinen Seminaren als Staffage herumsitzen – zum Arbeiten an ihrer Promotion kamen sie eher selten bis gar nicht. Er kannte die jungen Kollegen eigentlich nur als total gefrustet und wusste, dass sie, wenn sie endlich fertig waren, auf Grund ihres Alters Mühe und Not hatten, noch einen Job zu finden. Seine Antwort war entsprechend – wenn auch teilweise geflunkert:

      „Das ist sehr ehrenvoll Herr Professor, aber ich muss sehen, dass ich Geld verdiene, denn ich stehe kurz vor der Heirat und meine Freundin – na ja, sie ist halt schwanger. Promovieren würde ich gerne, aber würden Sie es mir gestatten, das als Externer zu machen?“

      „Nun, das schafft zwar kaum einer, der richtig im Berufsleben steht, aber wo ich Ihnen eine Promotionsmöglichkeit angeboten habe – versuchen können Sie’s ja. Haben Sie denn schon ein Thema?“

      „Ja durchaus. Ich dachte an eine Arbeit über ein Software-Programm, das für Banken die Risiken bei Eigengeschäften minimiert.“

      „Ich weiß nicht so recht, Herr Kollege, ob das ein Thema für eine Promotion wäre – das wäre eher etwas für eine Masterarbeit, will mir scheinen.“

      „Darf ich mir denn mal etwas überlegen und dann mit einer Stoffsammlung und einer eventuellen Gliederung der Arbeit zu Ihnen kommen?“

      „Wie kommen Sie denn auf das Thema?“

      „Ich habe mich bei der Firma ‚ITSolutions AG‘ in Frankfurt beworben und die wollen mich offenbar einstellen. Die arbeiten an IT-Lösungen zur finanziellen Risikominimierung.“

      Fietje

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