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Gottes Feuer. E.D.M. Völkel
Читать онлайн.Название Gottes Feuer
Год выпуска 0
isbn 9783347069619
Автор произведения E.D.M. Völkel
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
»Unser Gärtner, er schleicht sich gerne mit seinem Elektrokarren an. Ich glaube, Großvater hat ihn beauftragt, er soll berichten, was ich mache und wen ich mitbringe«, erklärte sie trocken. »Meine Ohren sind auf das leise Surren der Karre programmiert, er hat mich nur ein einziges Mal erwischt«, grinste sie vielsagend. »Jetzt aber zurück zum Thema, Sie wollen nicht die Stelle der Chronistin?«
»Nein, ich bin auf gut Glück hier, meine Recherchen über ….« Weiter kam sie nicht.
»Oh nein, hören Sie auf zu lügen. Sie schreiben niemals eine Dokumentation.« Katharina hatte sich ihr zugewandt, hielt sie an beiden Schultern fest und sah Eva mit zusammengekniffenen Augen abschätzend an. »Was auch immer Sie machen, Sie sind kein Schreiberling«, felsenfest von ihrer Meinung überzeugt forderte sie, »Versuchen Sie es erneut.«
›Was kann ich ihr antworten, sie ist höflich, gibt sich freundschaftlich und ist gleichzeitig knallhart. Ich bleibe, so weit es geht, an der Wahrheit‹ entschied Eva sich.
»Ich wohne seit gut einem Jahr in Eschborn. Mein Freund hatte einen schlimmen Unfall, ich brauchte Ablenkung und habe mich mit der Stadtgeschichte beschäftigt. Dabei fand ich den alten Flughafen, der kurz vor dem Zweiten Weltkrieg bei Nacht und Nebel aufgebaut und im Krieg für geheime Operationen genutzt wurde. Diese Heimlichkeiten waren für mich der Grund weiter zu suchen und ich konnte einiges an Informationen ausgraben. Dabei bin ich auch auf die Familie von Arche und Teubner gestoßen und jetzt bin ich hier«, fasste Eva im Groben zusammen.
»Das ist nur die halbe Wahrheit, Sie haben einen großen Teil weggelassen, ich bin ebenfalls mit den Vorkommnissen vertraut, sie sind die Grundlage unserer Familie. Was wollen Sie mit den Erkenntnissen anfangen? Familien vernichten? Einen Unternehmer in den Ruin treiben? Was Eva, was wollen Sie?« Das war eine berechtigte Frage, die sie sich ebenfalls öfter gestellt hatte.
»Wenn möglich verhindern, das noch mehr Menschen einen grausamen Tod sterben.«
Katharina sah sie abwartend an, »Das war`s? Mehr nicht? Vielleicht Gutes tun, Benachteiligten bessere Chancen geben?« Eva merkte sofort, dass dies eine Anspielung auf das Gold war, welches versteckt auf seine Entdeckung wartete. Sie sahen sich in die Augen, das Kräfte messen, wer zuerst die Lider niederschlug und dem Blick des anderen nicht mehr standhielt, begann. Katharina hatte wunderschöne tiefblaue Augen mit winzig kleinen bernsteinfarbenen Sprenkeln und langen dunkelbraunen Wimpern.
›Eva ist stärker und selbstbewusster, als ich dachte, sie könnte zu meinem Werkzeug werden um endlich mit der Vergangenheit aufzuräumen und den eigenen Anspruch durchzusetzen‹, »Kommen Sie nächste Woche wieder«, entschied sie und durchbrach den Blickkontakt.
»Jetzt lassen Sie mich überprüfen«, schoss Eva ins Blaue, ›Die von Arche hat es in sich.‹
»Ich sehe schon, wir verstehen uns und werden prima miteinander auskommen. Genießen Sie den Park und bleiben Sie, solange Sie möchten.«
Mit großen Schritten entfernte sie sich über die gepflegten Rasenflächen auf den hinteren Bereich der Villa zu. Eva schlenderte ein Stück weiter dem Seerosenteich entgegen, sie musste Ordnung in ihre Gedanken und die möglichen Vorgehensweisen bringen.
›Bestimmt hat sie vor, mich vor ihren Karren zu spannen und für ihre Zwecke zu gebrauchen. Nach außen die klasse sexy Frau und im Nachgang verspeist sie ihre Kerle. Genau wie eine Schwarze Witwe.‹
Katharina von Arche zu unterschätzen, konnte sehr gefährlich sein, ein Mann übersah schnell, wie gerissen sie vorging, er wurde von ihren überaus weiblichen Reizen gefangen genommen. Geblendet von ihrem Äußeren vergaß er jede Vorsicht und tappte in die ihm gestellte Falle. Insgeheim bewunderte Eva diese Frau, ob das Vorgehen angeboren war oder das Ergebnis von jahrelangem Training, vermochte sie nicht zu beurteilen.
Einige Tage später rief Anette erneut an. Eva bedankte sich nochmals für den Einwurf des Umschlags, und entschuldigte sich für die Schwierigkeiten, welche sie durch ihr Erscheinen womöglich ausgelöst hatte.
»Frau Schröder, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Liebe Frau Völkel, ich habe da etwas für Sie«, sprach sie verschwörerisch. »Beim Ordnen von Vaters Nachlass bin auf diverse Hefte gestoßen, einiges ist sogar noch von Großvater Hans. Andreas will zwar alles sehen und selbst entscheiden, was damit geschehen soll, jedoch ist er das ganze Wochenende nicht da. Also bestimme ich, diese Ihnen zu geben.« Anettes Stimme war zu einem Flüstern geworden und Eva musste genau hinhören.
»Es sind schriftliche Erinnerungen von Peter über die alten Geschichten. Wir kennen sie in- und auswendig, vielleicht haben Sie Verwendung dafür und es hilft Ihnen bei Ihren Recherchen. Ich hebe den Karton bis heute Abend auf, dann wandert er in die Papiertonne, bevor Andreas zurück ist und sie wieder auspackt. Es ist furchtbar, er sammelt alles vom Krieg, ich versteh nicht, was ihn daran so fasziniert. Also Frau Völkel bis nachher?!«
»Das ist großartig, herzlichen Dank für ihre Hilfe. Ist es recht, dann komm ich sofort.«
Hocherfreut von diesem unglaublichen Angebot fuhr Eva erneut zu Anette, glücklich, endlich weitere Informationen zu erhalten. Innerlich hoffte sie, dass die Hefte ihr einige, momentan noch nicht nachvollziehbaren Verbindungen aufzeigten. Ehrfürchtig übernahm sie den Karton, der mit dem ihr bekannten Klebeband extra gut verschlossen war.
Zu Hause öffnete sie, aufs höchste gespannt, was sie vorfinden würde, die Schachtel und sah auf ein Sammelsurium von Heften, Zeitungsausschnitten, Postkarten, Briefen und einigen Fotos hinunter. Sorgfältig begann sie den Inhalt akribisch zu ordnen, ihm einen chronologischen Ablauf zu geben. Stundenlang las sie, überlegte, kombinierte, ordnete die Schriftstücke, nur um sie einige Zeit später wieder einzusammeln und in einer anderen fortlaufenden Richtung zu sortieren.
Endlich nach vielen Stunden Arbeit und noch mehr Tassen Tee hatte sie eine Übersicht angelegt. In den folgenden Nachkriegsjahren las sie von einer schweren Zeit des Zurechtfindens, die Trauer über den Verlust seiner Ehefrau Elisabeth und dem Stolz des Vaters auf den Sohn Peter. Die Eintragungen wurden weniger, die Zeiträume immer länger. Hatte die schwerwiegende Zeit Hans dermaßen zugesetzt, dass er nicht mehr schreiben wollte oder konnte?
Den nächsten Hinweis fand sie erst im Jahr 1955.
Peter hatte anscheinend die Tradition des Vaters fortgeführt und schrieb ebenfalls die für ihn wichtigen Ereignisse auf.
›Vater hatte unangemeldeten Besuch. Ein überaus arroganter Horst von Arche ist hier aufgetaucht und bestand darauf ihn zu sprechen. Vater hatte sich niemals richtig erholt und Mutters Tod ließ ihn zum psychischen Wrack werden. Diese Erinnerungen halten ihn oft tagelang im Gestern fest und es kostete ihn übermenschliche Kräfte daraus aufzutauchen und für mich, seinen Sohn Peter zu sorgen.
Mein Versteck hinter der Tür bemerkten sie nicht, ich wollte schon immer wissen, was damals tatsächlich geschah, denn in meinen Vorstellungen war Vater der Held.
Für Spielchen hatte von Arche anscheinend keine Zeit und Lust, er versuchte Vater mit, »Das ist Ihre Pflicht Oberleutnant«, unter Druck zu setzten. Dieser erinnerte sich an seinen Auftrag, dem Major von Arche das Versteck mitzuteilen. Jetzt stand sein Sohn Horst vor ihm und forderte die Information.
Vater bemühte sich aufzustehen, erhob sich halb und sprach,
»Ich war bei Ihnen in Wiesbaden und habe nach Ihrem Herrn Vater, dem Major gefragt. Niemand aus Ihrer Familie wollte mit mir reden, sie haben mich als unwürdig angesehen und in der großen Halle stehen lassen. Ihr Diener hat mich hart am Revers gepackt und vor die Tür befördert. Das habe ich nicht vergessen.« Ich war erstaunt wie klar und deutlich seine Erinnerung für einen kurzen Augenblick war, nur um sofort wieder zu verschwinden. Kraftlos ließ er sich in den Sessel sinken. Verwirrt wie er entscheiden sollte, sah er sein Gegenüber an. Konnte er endlich dieses Versprechen einlösen? Paul hatte ihn eindringlich gewarnt, er dürfe niemanden das Versteck verraten einzig und allein Major Friedrich von Arche. Der Besucher ignorierte diese Aussage und wischte jeden weiteren Einwand mit einer Handbewegung fort. Angsteinflößend kam er bedrohlich nahe. Vorsichtig begann