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Gottes Feuer. E.D.M. Völkel
Читать онлайн.Название Gottes Feuer
Год выпуска 0
isbn 9783347069619
Автор произведения E.D.M. Völkel
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
Auf ihrem Rückweg hielten sie noch an einem Fachgeschäft für Überwachungstechnik an und kauften die entsprechende Ausrüstung. Zu Hause hatte Moritz schnell die Kamera befestigt und schaltete sie auf Bewegungsmelder mit Nachteinstellung.
Nach erfolgreicher Installation betrat Moritz, sehr mit sich selbst zufrieden, Evas Arbeitszimmer.
»Warum hört jemand auf zu schreiben, beziehungsweise warum reißt einer die letzten Seiten aus?«, überlegte sie laut und hielt das Heft in die Höhe. Hatte Peter aufgehört zu schreiben oder gab es noch andere Aufzeichnungen. In dem erhaltenen Sammelsurium war nichts dergleichen zu finden. Sie sah ihn nachdenklich an.
»Weißt Du, Anette ist eigentlich ganz nett, sie wird verstehen, wenn ich sie nochmals anrufe und frage, ob möglicherweise doch noch irgendwo der nachfolgende Teil zu finden ist. Vielleicht hat sie es bereits fortgeworfen und gar nicht bemerkt, um was es sich handelt.«
Entschlossen ergriff sie das Telefon und klingelte bei Anette Schröder durch. Nach kurzer Zeit nickte sie ihm zu.
»Hallo Frau Schröder, Eva Völkel hier, erst einmal recht herzlichen Dank für die Überlassung der Unterlagen. Ich habe diese gelesen und ausgewertet, dabei sind mir die ausgerissenen Seiten im Tagebuch Ihres Vaters aufgefallen und ich wollte fragen, ob Sie vielleicht das nachfolgende Heft auch noch haben und ich es lesen darf?« Erwartungsvoll hob Eva ihre Augenbrauen und sah Moritz gespannt an. Er war ganz dicht zu Eva getreten und hörte die Antwort von Anette mit.
»Hallo Frau Völkel, es freut mich, wenn Sie mit dem ganzen alten Zeug noch etwas anfangen konnten. Nein ich habe alles durchgesehen und nichts weiteres gefunden, tut mir leid. Wie weit sind Sie denn gekommen, möglicherweise kann ich Ihnen noch einige Informationen zu meinem Vater oder Großvater geben.«
»Das wäre großartig, ich wollte Sie nicht belästigen.«
»Ach wo, das ist schon in Ordnung, also worum geht es?«
»Die letzten Aufzeichnungen brechen 1957-1958 ab. Ihr Vater hat anscheinend die Hefte weitergeschrieben, die Schrift Ihres Großvaters Hans taucht gar nicht mehr auf.«
»Ah, ja, ich weiß«, seufzte sie, »Vater hatte immer davon erzählt, wenn wir als junge Menschen gejammert haben. Er war zu dieser Zeit erst Mitte 20 und hat seinen Vater ganz allein versorgt. Zum Glück hatten sie das Haus, sonst wären sie nicht über die Runden gekommen.« In Anettes Stimme schwang die Erinnerung mit.
»Peter musste schon sehr früh eine Ausbildung zum Mechaniker machen, der geringe Lohn hielt sie mit Ach und Krach über Wasser. Hans war nach dem Krieg und seiner Gefangenschaft nicht mehr der Alte, er hatte Wahnvorstellungen und neurotische Schübe, manchmal dachte er, Peter sei ein Major und begann stramm zu stehen und Bericht zu erstatten.« Sie seufzte laut.
»Vater hatte es extrem schwer eine Frau zu finden, die mit diesem Schwiegervater zurechtkam. Dann lernte er endlich Ruth kennen, sie war eine Seele von Mensch, unendlich geduldig und konnte sehr gut mit Großvater umgehen. Es war ganz allein ihr Verdienst, dass die Schrecken des Erlebten langsam in den Hintergrund traten. 1963 heiratete Vater Mutter. So weit ich weiß hatten sie einige glückliche Jahre. Dann tauchte 1966 kurz vor unserer Geburt unerwartet ein Mann aus den Kriegstagen bei uns auf und riss die ganzen geheilten Wunden der Vergangenheit wieder auf. Er muss Großvater sehr unter Druck gesetzt haben, der sonst friedliche Mann war aufgebracht, wütend, verzweifelt, ein gefährlicher Mix aus bösen Erinnerungen. Zum Glück kam Vater kurze Zeit später nach Hause und hat diesen Teubner hinausgeworfen. Der Besuch war das Ende, Großvater war völlig verwirrt, habe einen irren Blick gehabt und schlug um sich, dabei erwischte er unsere Mutter Ruth, die hochschwanger war und unglücklich stürzte.
Vater schrie Großvater an, was er angerichtet habe. Schnell rannte er zu den Nachbarn, die ein Auto hatten und bat, dass sie Ruth ins Krankenhaus brachten. In dieser Nacht wurden wir geboren. Am nächsten Tag kam die Polizei, sie hatten Großvater gefunden, er ist noch am gleichen Abend auf den Dachboden gestiegen, hatte sich seine Uniform angezogen und war nach Frankfurt gefahren. Im Hof der ehemaligen Kaserne hat er sich erschossen. Die Anwohner erzählten, er habe herumgeschrien und verlangt Herrn Major von Arche zu sprechen. Junge Männer wollten ihn zur Vernunft bringen, als er plötzlich seine Pistole zog und sich in den Kopf schoss. Vater hat danach nie mehr von ihm erzählt. Alles was wir wissen, von unserer Mutter.«
Anette machte eine kurze Pause und überlegte, »Ich denke, das war es und ich konnte Ihnen weiterhelfen.«
Eva und Moritz, hatten schweigend mit zugehört und ebenfalls auf Zwischenfragen verzichtet.
»Danke für Ihre Geduld. Ich wünsche Ihnen alles Gute«, verabschiedeten sie sich. Eva hatte sich die ganze Zeit über Notizen gemacht und begann ihre Aufstellung zu ergänzen.
»Diese Kisten sind auf dem Flugplatz vergraben, liegen seit 63 Jahren im Verborgenen und warten auf ihre Entdeckung«, sprach Eva mehr zu sich selbst als zu Moritz.
»Dann bist Du wieder auf Entdeckungstour und schreibst nicht an einer Dokumentation«, hörte sie sehr sachlich Moritz Worte. Überrascht den Gedanken ausgesprochen zu haben sah sie ihn etwas schuldbewusst an.
»Na ja, so ein bisschen von beidem«, versuchte sie ihn zu beruhigen.
»Das glaube ich Dir nicht, Du hast schon länger diesen eigentümlichen Ausdruck im Gesicht. Halt mich nicht zum Narren. Was hast Du noch alles gefunden?«, verlangte Moritz zu wissen.
›Soll ich ihm von dem Hinweis erzählen? Würde er nicht viel lieber die Zeit im Krankenhaus und anschließender Reha vergessen? Wäre es kontraproduktiv zu seinem Entschluss das Buch zu schreiben?‹
»Mach schon, ich bin erwachsen und habe seit einigen Monaten ein neues Leben«, beharrte er auf seiner Forderung.
»Was ist mit Deinem Entschluss das Buch zu der Reportage über X-ambles auszuarbeiten?«
»Das Vorhaben ziehe ich durch, der erste Entwurf ist in Arbeit und fast fertig«, argwöhnisch verzog er das Gesicht, »Ich sehe an Deiner Art wie Du hin und her läufst, wie Du zum Nachdenken in die Ferne blickst, ohne hinzusehen, dass Du wieder eine außergewöhnliche Spur verfolgst. Willst Du noch mehr?«
Erstaunt sah sie ihn an, »Ist mein Verhalten so auffällig?«
»Für mich ja, keine Sorge, jeder andere würde denken, dass Du etwas verpeilt bist.«
»Oh wie nett von Dir«, Sarkasmus tropfte aus ihren Worten, »Also gut. Ja, ich habe eine neue Sache begonnen«, druckste sie noch ein bisschen herum.
»So, nur eine Sache. Na, dann kann es sich um nichts bedeutendes handeln«, tat er beleidigt.
»Ja, genau lediglich eine Sache«, bestätigte sie.
»Ok, jetzt weiß ich definitiv, dass es gefährlich werden kann. Je harmloser Du es darstellst, desto schlimmer ist es. Ach Eva, ich bin fast wieder hergestellt und nicht zerbrechlich, oder gar aus Zuckerguss, Du kannst mich zumindest zum Denken miteinbeziehen«, dabei hob er seinen Stock. »Den brauche ich jeden Tag weniger, das hast Du selbst festgestellt«, grinste er sie an.
»Also gut, aber nur wenn Du mir versprichst nicht gleich aufzuspringen«, verlangte sie.
»So schlimm? Ich wusste, dass Du wieder einen heißen Tipp bekommen hast«, triumphierte er. Ernsthaft fügte er hinzu, »Ehrlich, ich habe Deine Notizen und den Schreibtisch nicht durchsucht. Auch nicht heimlich darin gelesen. Ganz großes Ehrenwort ich war das nicht. Ich merke, dass Du mir immer noch etwas misstraust.«
»Moritz, wie Du selbst bemerkt hast, wurde in Deinen als auch in meinen Ergebnissen herumgeschnüffelt. Das steht fest. Diese Tatsache lässt sich nicht leugnen. Wir haben die Liste erstellt und eine Infrarotkamera installiert. Seit diesem Zeitpunkt ist Ruhe, wie abgeschnitten, ich persönlich finde das auffällig.« Moritz holte empört Luft,