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VIRUS KILLER. Werner Sonne
Читать онлайн.Название VIRUS KILLER
Год выпуска 0
isbn 9783347128262
Автор произведения Werner Sonne
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
„Na ja, meinetwegen“, hörte er Friedrich sagen. „Mein Partner hat sich zufällig für die morgige Runde krankgemeldet. Also abgemacht, morgen früh um zehn. Volle Runde, natürlich. 18 Loch. Sonst lohnt es sich ja nicht. Und Conrad: Es regnet in Strömen. Bringen Sie gutes Wetter mit.“
Conrad legte auf und atmete tief durch. Dann tippte er eine SMS in sein Smartphone. „Treffen morgen früh.“ Er drückte auf Senden. 30 Sekunden später kam die Antwort. Joe Miller schickte ein Emoji, ein grinsendes Gesicht.
Kapitel 10
Kronberg/Taunus
Das Tief Oskar hatte sich über Westdeutschland festgesetzt. Es regnete und regnete, nur gelegentlich klarte es auf. Peter Conrad war beunruhigt. Würde Friedrich unter diesen Umständen wirklich kommen?
Als er bei dem Kronberger Golf- und Land-Club ankam, sah er Friedrichs Jaguar bereits auf dem Parkplatz stehen. Er hievte den Sack mit den Schlägern aus dem Kofferraum seines VW, stellte ihn auf den Trolley und ging los. Nicht, dass er viel von Golf verstand. Er konnte gerade so mithalten und wurde mit seinem Handicap von 35 von den meisten Mitspielern eher bemitleidet. Für ihn war Golf immer nur Mittel zum Zweck: Verbindungen knüpfen, sie erhalten, Gespräche führen. Deshalb war er schon seit Jahren Mitglied in diesem Prestige-Club vor den Toren der Finanzmetropole Frankfurt. Friedrich dagegen war dem Spiel verfallen, nahm es ernst und ließ keine Gelegenheit aus.
Kurt Friedrich wartete schon beim Abschlag auf ihn. Er trug eine wasserdichte Jacke und eine dunkle Schirmkappe. Er hatte bereits einen Schläger in der Hand. Conrad hoffte darauf, dass Friedrich ein Einsehen haben und sich mit einer Neun-Loch-Runde zufriedengeben würde. Aber gerade in diesem Augenblick klarte es auf und Friedrich grinste:
„Volle Runde, so wie verabredet. Ready Golf, spielen statt warten.“ Und trotz seines Handicaps von 14, das ihm die Ehre einräumte, als erster schlagen zu dürfen, fügte er gönnerhaft hinzu: „Sie fangen an.“
Ergeben zog Conrad seinen Schläger, einen Driver, holte nervös und unkonzentriert aus und verfehlte den geteeten Ball, traf aber nicht gleich. Friedrich ließ den Luftschlag als Probeschlag gelten. Conrad riss sich zusammen, teete erneut auf und schlug ab. Der Ball landete nach 100 Metern. In dem Moment starben die letzten Hoffnungen auf ein schnelles Spiel. Es würde dreieinhalb Stunden dauern, mindestens, und am Ende wäre er klatschnass. Der Platz galt als anspruchsvoll, enge Fairways mit Gebüsch und Bäumen an den Seiten. Das Terrain erforderte möglichst präzise und gerade Schläge. Bald kam er trotz des nassen Wetters ins Schwitzen. Aber er brauchte das Gespräch mit Friedrich allein schon, um Ewa nicht zu enttäuschen.
Nach zehn Minuten setzte der Regen wieder ein. Friedrich verzog keine Miene. Conrad hatte bald den Eindruck, dass sein Partner es geradezu genoss, ihn über die volle Strecke von 4938 Metern zu quälen. Vorbei an den mächtigen, teils exotischen Baumriesen und den blühenden Rhododendronbüschen, die dem Club am Rande des Taunus vor der eindrucksvollen Kulisse des Schlosshotels den Ruf eingebracht hatten, eine der schönsten Golfanlagen des Landes zu sein.
Endlich hatte er es überstanden. Natürlich hatte Friedrich haushoch gewonnen und war nicht einmal darauf angewiesen, Conrads negative Handicap-Vorgabe hinzuzurechnen, die ihn zusätzlich begünstigte. Er war gut gelaunt. Im Casino saßen lediglich die wenigen Spieler, die ebenfalls dem Regen getrotzt hatten. Conrad achtete darauf, dass er einen Platz im Clubrestaurant fand, der nicht direkt in Hörweite der anderen Gäste lag. Unter einem der Halbbögen setzten sie sich an einen kleinen, mit lachsfarbenen Tulpen dekorierten Tisch. Als der Kellner kam, bestellte Friedrich Wildgulasch und Conrad schloss sich an.
Friedrich orderte einen Rotwein, einen Merlot, und aß mit großem Appetit. Conrad tat sich schwer, war innerlich angespannt und hätte am liebsten die Hälfte übriggelassen. Den angebotenen Wein lehnte er ab.
„Sie wollten etwas mit mir besprechen, Conrad? Also raus mit der Sprache“, ergriff Friedrich das Wort.
„Die Zeiten sind schwierig“, versuchte Conrad einen Einstieg.
„Ach Conrad, das Schwarzmalen muss ein Ende haben. Die Viruskrise ist vorbei. Haben Sie sich heute schon mal die Aktienkurse angesehen?“, reagierte Friedrich.
„Genau deshalb sitze ich ja hier“, beeilte sich Conrad, den Hinweis aufzunehmen. „Gerade wenn die Zeiten schwierig sind, soll man ja einsteigen.“
„So ist es Conrad, genau so. Was schlagen Sie vor?“
„Es geht um NEWTEC. Sie sind der Großinvestor. Und ich habe einen Interessenten an der Hand, der Ihnen Ihre Anteile abkaufen will, mindestens 51 Prozent. Zu einer Summe, die keinen Wunsch mehr offenlässt. Und da wäre, unter uns, sogar noch Luft nach oben. Allerdings: Der Interessent kommt aus dem Ausland. Aus einem ziemlich fernen, sehr großen Ausland.“
Friedrich nahm einen Schluck aus seinem Rotweinglas.
„Und dafür lassen Sie sich fast vier Stunden im Regen über einen Golfplatz jagen? Sind Sie noch ganz bei Trost? Sie wissen doch, schon die gesetzliche Grundlage macht das unmöglich. Das wird die Regierung niemals genehmigen. Biotech-Firmen stehen im Augenblick unter besonders scharfer Beobachtung. Sie sind doch nicht blöd. Wer an der Viruskrise verdienen will, der muss sich schon was anderes einfallen lassen.“
Conrad hatte erwartet, dass das Gespräch nicht einfach sein würde, war aber von der harschen Reaktion schockiert.
„Sehen Sie, das weiß der Interessent natürlich auch. Wir müssten eben etwas kreativer vorgehen. Zum Beispiel die Anteile stückeln und auf dem Papier an verschiedene Investoren verteilen, dass sie immer unter zehn Prozent bleiben. Aber eben nur auf dem Papier. Über eine Reihe von Firmen laufen sämtliche Anteile wieder beim Interessenten zusammen. Am Ende kommt es doch nur darauf an, dass Sie dabei einen kräftigen Gewinn machen. Und den kann ich Ihnen garantieren.“
„An was hatten Sie dabei gedacht?“ Friedrich schaute ihn mit einem lauernden Blick an.
„Eine Milliarde“, sagte Conrad.
„Schöne runde Summe“, entgegnete Friedrich. „Und die Stückelung, wie genau soll das funktionieren?“
„Panama, Cayman Islands, Malta“, erläuterte Conrad.
„Briefkastenfirmen?“
„Ja, so in der Art.“
Friedrich winkte dem Kellner und zeigte auf sein Glas. Der kam gleich darauf mit der Rotweinflasche und goss nach. Friedrich nahm einen tiefen Schluck und ließ ihn sich genüsslich auf der Zunge zergehen.
„Mein Gott, Conrad, das klingt ja wie in einem schlechten Film. Hätte nicht geglaubt, dass Sie mich für so naiv halten. Lesen Sie keine Zeitungen? Alle sind verrückt nach einem Impfstoff. Diese Milliarde kommt sehr leicht zusammen. Auch ohne Ihren Firlefanz.“
Wieder hob er sein Glas und genoss den dunkelroten Merlot.
„Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Herr Conrad.“
Conrad sah sich nach dem Kellner um, um seine Rechnung zu begleichen, doch Friedrich winkte ab.
„Lassen Sie mal, das mache ich. Geschäftsessen. Setze ich von der Steuer ab, ganz legal natürlich. Ich denke, Sie werden ihr Geld noch brauchen.“
Peter Conrad nahm es so, wie es gemeint war. Eine herablassende Geste, die ihm klarmachen sollte, dass er verloren hatte.
Kurt Friedrich sah Conrad hinterher, als er seine schwere Golftasche schulterte und das Casino verließ; hinaus in den Regen, der noch immer, wenn auch nicht mehr so stark, aus dem Himmel nieselte.
Was für ein Loser, dachte er. Beinahe überkam ihn ein Anflug von Mitleid. Auch er hatte sich seinen Reim auf Conrads Rauswurf bei der Bank gemacht. Die wollen sich unbedingt bei Cum-Ex einen schlanken Fuß machen und diese arme Sau, dieser Conrad, muss dafür den Kopf hinhalten. Friedrich war froh, dass er sich nicht auf diese Steuergeschäfte eingelassen hatte, obwohl die Bank sie auch ihm nachdrücklich angeboten hatte.
Er griff zu seinem Handy und