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spektakulär dazu, die Schlagzeilen waren ihm sicher. Aber es war klar, Köhler würde das nicht umsonst machen. Warum sollte er? Morgen würde er ihn anrufen und sich mit ihm auf dem Golfplatz verabreden. Die Frage war, ob er ihm von dem Angebot erzählen sollte, das ihm eine satte Million versprach. Er beschloss, es vom Verlauf des Gespräches abhängig zu machen.

      Plötzlich schreckte er auf. Conrad hörte ein Geräusch an der Wohnungstür. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, dann ging die Tür auf. Er merkte, wie sein Blutdruck plötzlich anstieg. Sie war da, Ewa war da.

      Er hatte ihr schon vor Monaten einen Schlüssel in die Hand gedrückt und sie hatte ihn kommentarlos in ihre Handtasche gesteckt.

      Conrad ging auf sie zu, nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Er spürte ihren Körper dicht an seinem, roch den Geruch ihrer blonden Haare.

      „Gott, wie hab ich dich vermisst“, flüsterte er. Sie blieb stumm. Endlich ließ er sie los und sie begann, ihre dunkelblaue Bluse aufzuknöpfen. Sie trug einen schwarzen BH. Aber bevor sie fortfuhr, nahm sie den Briefumschlag und verstaute ihn in der DIOR-Tasche.

      Conrad nahm sie bei der Hand und führte sie zum Doppelbett. Sie zog sich weiter aus, schien aber verwundert, dass er das nicht machte. Eigentlich war es eine seiner größten Leidenschaften.

      Sie legte weiter ab und als sie nackt war, schlüpfte sie unter die Bettdecke. Ewa schaute ihn fragend an, als er keine Anstalten machte, ihr dorthin zu folgen, sondern sich stattdessen auf die Bettkante setzte und ein ernstes Gesicht aufsetzte.

      „Ich … wir … wir müssen etwas besprechen“, sagte er zögernd.

      Sie schaute auf, überrascht. Conrad rang um Worte. Wie sollte er beginnen? Was wollte er ihr überhaupt sagen?

      „Es ist …“, begann er zögerlich, „es ist so: Du weißt, ich habe ein Problem. Ein Riesenproblem. Es …“, wieder machte er eine Pause.

      „Es geht ums Geld. Finanziell geht es mir ziemlich mies …“

      Ihr Gesicht blieb unbewegt. Sie blickte ihn nur an, aufmerksam, abwartend. Noch immer rang er um Worte. Schließlich übernahm sie die Initiative.

      „Was willst du mir sagen? Dass wir das hier abbrechen sollen, weil du es dir nicht mehr leisten kannst?“

      Conrad wurde bleich. Ihre Frage traf ihn ins Mark, die Kälte, das geschäftliche Kalkül, Leistung gegen Gegenleistung. Seine Hände zitterten. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Wie konnte sie nur von Abbrechen sprechen? Gerade jetzt, wo er sie mehr brauchte als je zuvor?

      „Nein, nein … Um Gottes willen, nein …“, stotterte er. „Wie kannst du so etwas sagen?“

      „Also, worauf willst du hinaus?“, blieb sie hartnäckig.

      „Ich will dir nur sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Ich muss etwas tun. Vielleicht etwas, das sehr schwierig wird. Aber wenn es gut geht, dann sind wir nicht nur über den Berg …“

      Er pausierte kurz, überlegte, ob er es sagen sollte, ob dies genau der richtige Moment war. Dann gab er sich einen Ruck:

      „Dann haben wir eine Zukunft, verstehst du, wir zusammen.“

      Ihre Augen wurden groß, schienen fast zu funkeln.

      „Es geht um eine Million. Eine Million Dollar“, sagte er und wiederholte es noch einmal. „Eine Million Dollar.“

      Dann erzählte er ihr alles, der Reihe nach. Das Treffen mit Miller, sein Angebot, das Geschäft, das er vorgeschlagen hatte, seine Rolle dabei, Friedrich, NEWTEC, seine Situation, einfach alles. Es brach aus ihm heraus, alles, was sich in ihm aufgestaut hatte. Am Ende war er regelrecht euphorisch. Sein Gesicht glühte. Er ergriff ihre Hände, drückte sie fest. Sie ließ es geschehen.

      „Und dann, Ewa, sind wir frei! Wir können weggehen, weit weg. Zusammen.“

      Er blickte sie an, wartete auf eine Antwort, aber sie zog es vor, nicht darauf einzugehen. In ihren Augen glaubte er so etwas wie gespannte Aufmerksamkeit zu entdecken. Peter Conrad wertete das als Zustimmung. Sie schlug die Bettdecke auf und gab den Blick auf ihren nackten Körper frei. Sie zog ihn zu sich.

      „Komm“, sagte sie, „komm endlich.“

       Kapitel 6

       Berlin

      Julius Bergner stand am Fenster seines Büros und schaute auf den Verkehr auf der Invalidenstraße. Das übliche Gewusel, die vielen Autos, die Straßenbahnen, die auf dem Weg zum schräg gegenüber liegenden Hauptbahnhof waren. Ein Bild der Normalität. Nur, dass das, was früher als Normalität galt, jetzt als etwas Besonderes erschien. In der Krise war das Leben auf der Straße zum Erliegen gekommen, die Bürgersteige blieben leer. Jetzt pulsierte es wieder. Er hatte überhört, dass Winter den Raum betreten hatte. Winter räusperte sich. Bergner drehte sich um und ließ sich an seinem Schreibtisch nieder.

      „Der DAX ist gestiegen, schon wieder zweieinhalb Prozent“, strahlte er. „Und das nun schon den dritten Tag in Folge. Wir kommen raus, Winter, wir kommen raus aus der Krise.“

      „Ja, in der Tat, Herr Minister“, sagte sein Bürochef. Er legte ein Blatt Papier vor ihn auf den Schreibtisch.

      „Eine E-Mail vom Arbeitgeberverband. Sie wollen nächste Woche ihre verschobene Jahreshauptversammlung nachholen. Und sie würden sich sehr freuen, wenn Sie dort ein Grußwort sprechen würden.“

      Begierig griff Bergner nach der Einladung und studierte sie sorgfältig.

      „Selbstverständlich, Winter, das machen wir. Aber kein kurzes Grußwort. Ich halte den Hauptvortrag. Wenn nicht der Bundeswirtschaftsminister, wer denn sonst? Und der Titel ist doch klar: Unser Weg aus der Krise.“

      „Gute Idee“, stimmte ihm Winter eilfertig zu. „Aufschwung hat auch immer etwas mit Psychologie zu tun. Positiv denken und so. Das ist dann schon die halbe Miete.“

      „Richtig, Winter, völlig richtig. Setzen Sie für heute Nachmittag einen Termin mit Schneider und Kornelius an. Unsere ach so begnadeten Redenschreiber sind doch sozusagen der personifizierte Optimismus. Dann werden wir das Konzept besprechen. Sie sollen vor allem das Anspringen der Exporte herausstellen und wie unsere Maßnahmen zum Schutz der Arbeitsplätze beigetragen haben. Und natürlich zum Überleben der Wirtschaft überhaupt. Und unsere tiefe Dankbarkeit für die besonnene Haltung der Arbeitgeber und so weiter, und so weiter. Eben das ganze Programm, volle Breitseite. Ich will den ersten Entwurf morgen früh auf meinem Schreibtisch sehen.“

      „Wird gemacht Herr Minister, wird gemacht“, sagte Winter. „Ich werde es dem Arbeitgeberverband gleich mitteilen.“

      „Und noch eins, Winter“, fügte Bergner hinzu. „Sie sollen das mit der Pressestelle koordinieren. Die sollen vor allem das Fernsehen einladen. Und sorgen Sie dafür, dass die Nachrichtenagenturen den vollen Text der Rede vorab bekommen.“

      Als Winter gegangen war, lehnte sich Bergner in seinem Schreibtischsessel zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Das lief gut, verdammt gut. Viel, viel besser, als er sich das hätte vorstellen können.

      Dann griff er sich den Zeitungsstapel, den seine Sekretärin auf seinem Schreibtisch deponiert hatte. Schnell überflog er die Überschriften und suchte sich die Artikel heraus, die sich mittlerweile wieder mit der Frage beschäftigten, wer denn die Nachfolge im Kanzleramt antreten solle. In der Krise schien das untergegangen zu sein, doch jetzt heizte sich das Thema wieder auf.

      Hans-Peter Mertens hatte von der Krise profitiert. Der Gesundheitsminister lag nun gut im Rennen. Seine Umfragewerte zeigten eindeutig nach oben. Und er hatte ja schon vor der Krise seinen Anspruch auf das hohe Amt angemeldet. Immerhin hatte er einen unbestreitbaren Vorteil: Er war der Günstling der Kanzlerin, ihr Favorit. Und da war noch Edgar Reiter, der Ministerpräsident, der mit markigen Sprüchen auf sich aufmerksam gemacht hatte und nun plötzlich als potenter Mitbewerber galt. Bergner kannte ihn noch aus der gemeinsamen Arbeit in der Jugendorganisation der Partei. Das alte Schlitzohr, dachte er. Ein Profi

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