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da war das Pferd mit den zwei Reitern nichts weiter als ein Schatten.

      34

      Helen saß zusammengekauert vor einem kleinen Feuer, und hielt den Revolver in der Hand, als der Umriss eines Reiters herankam. Der Schein der Flammen fiel auf Doug Warrens Gesicht.

      Coburn saß hinter ihm und hatte seinem Gefangenen inzwischen die Hände mit einem Gürtel auf dem Rücken zusammengebunden.

      "Gott sei Dank!", stieß Helen hervor.

      "Das Feuer kann man meilenweit sehen!", sagte Coburn.

      "Hättest du mich sonst gefunden?"

      Sie lächelte. Ganz leicht nur, aber es war das erste Mal, dass Coburn sie lächeln sah.

      Gleichzeitig zitterte sie ein wenig. Die Nacht war lausig kalt.

      Coburn wandte sich an Warren.

      "Scheint, als würden dich deine Leute nicht sonderlich vermissen", knurrte er und zog die Winchester aus dem Sattelschuh.

      "Abwarten", brummte Warren.

      "Sagtest du nicht, dass du mit diesem Hund abrechnen wolltest?", fragte Helen.

      Sie hob den Revolver.

      "Lass das!", befahl Coburn.

      "Sag mir einen Grund, ihn am Leben zu lassen!"

      "Er kommt über die Grenze und landet am Galgen", erklärte Coburn. "Außerdem haben seine Männer - sollten sie uns doch folgen - keine freie Hand gegen uns, solange wir ihn in unserer Gewalt haben."

      Sie wirkte nachdenklich und nickte schließlich. "Okay", sagte sie. "Das letzte sehe ich ein."

      Die Hand mit dem Revolver senkte sich.

      "Wie bist du eigentlich an das Schießeisen gekommen?"

      "Ich habe es einem der Schlafenden weggenommen!"

      Coburn grinste.

      "Alle Achtung", meinte er anerkennend. "Dazu gehören schon ziemlich gute Nerven."

      Aber sie schüttelte energisch den Kopf.

      "Nein", erwiderte sie dann. "Nur eine gute Portion Verzweiflung. Ich war in einem der Zimmer im Wohnhaus eingesperrt.Aber ich konnte das Schloss mit einer Haarnadel öffnen." Sie zuckte die schmalen Schultern. "Wahrscheinlich haben die Bastarde gar nicht damit gerechnet, dass ich wirklich versuchen würde, mich auf eigene Faust durchzuschlagen."

      "Es ist ja auch nicht gerade ungefährlich."

      "Ich weiß." Sie sah ihn an und fragte dann nach kurzer Pause. "Ich habe schon so viel über mich erzählt, aber von dir weiß ich noch nicht einmal den Namen."

      "Coburn", sagte er trocken. "Aber du kannst mich Billy nennen, wenn du willst!"

      "Und was hast du mit El Diablo zu tun?"

      Billy Coburn machte eine wegwerfende Handbewegung. "Eine kurze, traurige Geschichte", sagte er. "Ich glaube nicht, dass du so etwas hören willst."

      "Doch", erwiderte sie. "Ich will..."

      Und so fasste er in knappen Worten zusammen, was geschehen war.

      "Ich verstehe dich, Billy", sagte sie, nachdem er geendet hatte. Und er nickte leicht.

      "Ich weiß."

      Sie wollte noch etwas erwidern, aber eine Handbewegung von Coburn brachte sie zum Schweigen.

      Er lauschte.

      Der Wind trug ein schwaches Geräusch über die Ebene.

      "Pferde!", murmelte Billy Coburn schließlich. "Die Meute kommt!"

      35

      Sie schwangen sich in den Sattel und beeilten sich, den Vorsprung vor ihren unerbittlichen Verfolgern nicht kleiner werden zu lassen.

      Coburn nahm Helen mit zu sich aufs Pferd, während er Warren auf dem zweiten Gaul hinter sich herzog.

      Noch hatten sie den Schutz der Dunkelheit, aber schon krochen die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont.

      Es ging über steile, geröllhaltige Hänge und die Pferde hatten alle Mühe, nicht abzurutschen.

      "Wenn du klug bist, dann setzt du die Lady auf meinen Gaul und lässt mich hier zurück", schlug Warren vor.

      "Wenn er klug wäre, würde er dich über den Haufen schießen!", versetzte Helen schneidend. Und dabei blitzten ihre Augen wie die einer zum tödlichen Sprung bereiten Raubkatze.

      Sie kamen gut voran.

      Zwischendurch hatte Coburn einmal geglaubt, dass die galoppierenden Pferde der Verfolger-Meute ganz in der Nähe sein mussten.

      Doch dann war eine ganze Zeitlang nichts mehr zu hören gewesen.

      Aber vielleicht war das nur die Ruhe vor dem Sturm...

      Inzwischen war es schon recht hell geworden.

      Sie kamen in eine langgezogene, schlauchartige Schlucht. Zu beiden Seiten ragten Felswände und steile Hänge empor.

      "Ich hoffe, du findest aus diesem Labyrinth auch wieder heraus!", meinte Helen skeptisch.

      Ihr Blick wurde auf dann auf einmal starr, der Mund stand weit offen.

      "Vorsicht!", stieß sie hervor und deutete entsetzt zu einem der Felsen.

      Doch es war schon zu spät.

      Schüsse peitschten im nächsten Augenblick von allen Seiten hernieder. Und die ersten davon trafen das Pferd, auf dem Coburn und Helen saßen.

      Das Tier stürzte laut wiehernd nieder und blieb zuckend liegen. Seine Flanke war blutrot.

      Coburn hörte Helen schreien.

      Er selbst rollte sich auf dem Boden ab und riss die Winchester aus dem Sattelschuh.

      Aber die Zügel von Warrens Gaul hatte er verloren.

      Der Bandenchef gab dem Tier die Sporen und ließ es voranpreschen, während er sich sich selbst so nahe wie möglich an den Pferderücken presste. Mit gefesselten Händen war das nicht so einfach, aber El Diablo war ein ziemlich guter Reiter.

      Helen hatte sich inzwischen hinter einen nahen Felsblock gerettet, während Coburn sich hinter dem Körper seines toten Pferdes verbarg. Als Deckung reichte das natürlich nicht aus.

      Coburn konnte kaum den Kopf heben, so unbarmherzig prasselten links und rechts von ihm die Kugeln hernieder.

      Er lud seine Waffe durch und feuerte ein paar Schüsse zurück. Dann drehte er sich einmal um die eigene Achse und hechtete anschließend zu Helen hinter den Felsblock, wo er um einiges sicherer wahr.

      Zweimal versuchte er, kurz aus der Deckung hervorzutauchen, um die Winchester loskrachen zu lassen. Aber jedesmal musste er sich schleunigst wieder ducken, wollte er nicht von den Kugeln buchstäblich zerfetzt werden.

      "Wo kommen die auf einmal her?", fragte Helen zitternd.

      Coburn zuckte mit den Achseln.

      "Sie kennen sich hier gut aus. Wahrscheinlich haben sie einen Bogen geschlagen und uns eingekreist... In dieser verdammten Schlucht sitzen wir jetzt fest wie in einer Mausefalle..."

      "Vielleicht sind sie ja jetzt zufrieden..."

      Coburn runzelte die Stirn.

      "Und lassen uns laufen?"

      "Sie haben El Diablo befreit!"

      Coburn bedachte sie mit einem kurzen Blick. Aber er verzichtete darauf, ihr zu sagen, dass diese Meute nicht nur wegen ihres Anführers hinter ihnen her war, sondern wohl auch wegen Helen.

      Aus den Augenwinkel

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