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Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore
Читать онлайн.Название Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018
Год выпуска 0
isbn 9783745205985
Автор произведения Cedric Balmore
Издательство Readbox publishing GmbH
»So eine bist du also. Glaubst also, das Geld umsonst zu bekommen, wie? Aber da hast du dich ganz schön verrechnet. Wenn ich zahle, dann will ich auch anständig bedient werden für mein Geld, verstanden? Und jetzt machst du alles, was ich dir sage.«
Anja hörte ihm atemlos zu.
»Aber ich habe doch alles getan, was Sie wollten«, rief sie. »Was wollen Sie denn noch?«
»Alles getan, du bist wohl nicht gescheit, was? Das war erst mal der Auftakt. Für hundert Mark kann ich eine ganze Menge verlangen. Und jetzt komm her! Jetzt zier’ dich nicht, sondern sei friedlich und tu, was ich dir sage!«
Anja zitterte am ganzen Körper. Alles sollte noch einmal von vorn beginnen. Würde sie das je überleben? Ihr wurde übel, und sie hatte das Gefühl, sich gleich erbrechen zu müssen. Aber der Mann hatte sie schon brutal gepackt und an sich gerissen. Gierig gingen seine Lippen über ihren Körper. Er glaubte ein guter Liebhaber zu sein. Anja schwieg verbissen. Sie sagte kein Wort mehr.
Zwei Stunden musste sie sich mit ihm abgeben. Und was er nicht alles von ihr verlangte! Endlich war er erschöpft und müde. Ausgelaugt lag er in seinen Kissen und stöhnte. Schweiß stand auf seiner Stirn.
Anja stand auf, wusch sich gründlich und kleidete sich an. Der Morgen war schon angebrochen. Der Mann machte keine Anstalten, aufzustehen. Er lag immer noch auf dem Rücken und sah zur Decke.
Sie stand am Fußende und sah ihn an. Wenn er glaubte, sie würde ohne Geld abhauen, dann hatte er sich geirrt. Bei Klaus hätte sie es getan, aber nicht bei diesem Kerl und bei der Anstrengung.
Er tat verwundert.
»Was willste denn jetzt noch?«
Sie schwieg verbissen. Soweit wollte sie sich denn nun doch nicht erniedrigen lassen.
»Na, geh schon, ich bin müde, will schlafen!«
Sie sah ihn unverwandt an. Und als sie immer noch keine Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen, erhob er sich brummend und griff zu seiner Börse. Er nörgelte und quengelte herum. Dann endlich zog er den Schein aus der Tasche und reichte ihn ihr. Sie nahm ihn wortlos.
Dann drehte sie sich um und verließ geräuschvoll das Zimmer. Im Fahrstuhl merkte sie noch, wie sie am ganzen Körper zitterte. Eine schreckliche Wut schüttelte sie.
In der Halle traf Anja dann wieder mit Sybille zusammen. Diese stand mit einem jüngeren Mann in einer Nische und flirtete heftig mit ihm. Anja runzelte für einen Augenblick die Stirn. Irgendwie kam ihr der Mann bekannt vor. Aber im Augenblick war sie zu müde, um weiter darüber nachzudenken.
»Na, da bist du ja endlich. Das hat heute lange bei dir gedauert.«
»Kommst du mit nach Hause?«
»Warum, es ist doch hübsch hier. Können wir nicht noch bleiben? Vielleicht lädt uns der junge Mann zum Frühstück ein? «
Dieser lachte nur. Die eisgrauen Augen ließen Anja nicht mehr los. Und dann wusste sie auch, dass sie ihn schon in der Bar gesehen hatte. Wohnte er zufällig hier, oder war er ihnen gefolgt?
»Ich will Sie nicht aufhalten, meine Damen. Ich sehe, Sie sind müde. Vielleicht ein andermal. Die Welt ist so klein, wir sehen uns bestimmt wieder!«
Sybille lachte ihn girrend an. Anja kam der Satz ziemlich zweideutig vor. Er wollte etwas damit sagen. Doch sie durchschaute den Sinn nicht.
»Komm, ich kann mich nicht mehr aufrecht halten. Diesmal war es entsetzlich!«
»Ja?«, sagte Sybille uninteressiert. »Meiner ist gleich eingeschlafen. Hatte heute wirklich nicht viel Arbeit mit ihm.«
»Hier ist das Geld!«
Sybille steckte es achtlos in ihre Tasche, und dann verließen sie das Hotel. Als sie nach Hause kamen, erwartete sie keine Überraschung. Werner war nicht gekommen. Anja zog sich gleich aus, ging unter die Dusche und legte sich dann zu Bett. Sie zog die Decke über den Kopf und schlief gleich darauf ein.
6
Draußen regnete es in Strömen. Unaufhaltsam schon seit Stunden.
Anja hatte geglaubt, bei diesem Wetter würde niemand in die Bar gehen. Aber Sybille hatte sie eines Besseren belehrt. Gerade bei einem Hundewetter suchten die auswärtigen Gäste eine Bar auf. Was sollten sie denn auch anderes machen? Sich vielleicht stupide in ihrem Hotelzimmer aufhalten und sich langweilen? Wenn sie schon mal von zu Hause fort waren, dann wollten sie sich auch amüsieren, und das taten sie gründlich.
Und es war wirklich so, wie Sybille erwartet hatte. Diese zeigte glänzende Augen und strahlte jeden an. Was für eine Betriebsamkeit herrschte doch heute hier. Selbst die Musiker schienen sich darüber zu freuen. Sie spielten wie verrückt, und vor lauter Lärm konnte man bald kaum sein eigenes Wort verstehen.
Selbst Anja wurde von dieser Fröhlichkeit angesteckt. Schon deshalb, weil sie wusste, heute würde sie den letzten Hundertmarkschein verdienen, und dann war sie aller Sorgen ledig. Heute war jedoch wieder das Kribbeln und Beben in ihren Gliedern. Die letzte Begegnung mit dem schrecklichen Kerl hatte sie längst vergessen. Das war so praktisch im Leben. Was man vergessen wollte, das vergaß man auch sehr schnell. Man dachte an morgen, übermorgen.
Sie tanzte und trank und fühlte sich leicht wie eine Feder. Verschiedene Männer umwarben die beiden lustigen Mädchen. Aber keiner versuchte, sich ihnen intensiv zu nähern. Anja war es für den Augenblick egal. Die Nacht war noch lang, sie wollte tanzen und sich amüsieren. Und wie sie sah, tat es Sybille ebenfalls gründlich. Das grüne Kleid schillerte und gleißte in dem hellen Licht der Lampen.
Geräuschlos wurden die Getränke serviert. Für einen kurzen Augenblick dachte sie an die hohen Preise, zuckte aber dann die Schultern, und tanzte weiter. Dann ging sie mit ihrem Tänzer zur Theke, da dieser sie dazu aufgefordert hatte.
»Was darf ich Ihnen bestellen?«
Sie dachte an das Giftzeug, das sie mit Klaus getrunken hatte. Diesmal wählte sie ein leichteres Getränk. Nun kannte sie sich ja schon ein wenig aus. Von hinten wurde sie leicht angetippt. Als sie sich umdrehte, gewahrte sie Sybille.
»Schau mal, wir haben alte Freunde hier, willst du sie nicht begrüßen? Ich glaube, sie wünschen es sehr!«
Es durchzuckte sie, als sie an Klaus denken musste. Seltsam, warum vergaß sie diesen Mann nicht? Weil er der erste gewesen, oder weil er so gut zu ihr war? Aber ihre Sorge war unberechtigt. Als sie um die Säule ging, entdeckte sie die beiden jungen Männer, die sie schon mal hier in der Bar und den einen später in dem Hotel getroffen hatten. Der mit den eiskalten Augen verbeugte sich und hatte ein Lächeln um seine Lippen. Aber Anja fand, dass trotz des Lächeln diese Lippen schmal und grausam wirkten. Aber sie dachte nicht weiter darüber nach.
»Habe ich nicht gesagt, wir treffen uns wieder?«, sagte er einschmeichelnd.
»Ja, ich glaube, so etwas Ähnliches haben Sie angedeutet. Sind Sie oft hier?«, fragte sie ihn.
»Wie man es nimmt!«, war die Antwort.
Warum immer so hintergründig? Es fiel ihr direkt auf. Überhaupt, er war so anders, sie konnte es sich nicht erklären. Sybille war mit dem anderen beschäftigt.
»Wie ich sehe, haben Sie für heute Abend noch keinen Begleiter?«
Sie sah ihn mit ihren ausdrucksvollen Augen an.
»Wie meinen Sie das?«
Er lachte. »Tun Sie doch nicht so, meine Liebe, natürlich suchen Sie Begleitung! Vielleicht nehmen Sie für heute Abend mit mir vorlieb?«
Anja biss sich auf die Lippen. Er war ihr nicht sympathisch. Sie mochte ihn nicht. Aber warum eigentlich nicht? Für einen Abend! War es nicht schöner, sich mit einem jungen Mann abzugeben, als mit diesen wabbeligen, alten Kerls? Und nach der Kleidung zu schließen, musste er auch wohl eine Menge Geld besitzen.
Er hatte sie die