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      „Ach“, sagte sie, „gerne würde ich Ihnen helfen, doch ich bin heute schon um halb sechs aufgestanden, um meinem Mann das Frühstück zu machen, bevor er zur Arbeit ging. Anschließend habe ich das Geschirr gespült, die Kinder geweckt, angezogen, gefüttert und zum Abholen fertiggemacht, denn ihre Schule hatte heute einen Ausflug geplant. Daraufhin habe ich das Geschirr der Kinder gespült, staubgesaugt, abgestaubt, dann kam meine Schwiegermutter zum Mittagessen, das ich zubereiten musste, sie isst so gerne Brathähnchen, und schließlich habe ich ihr Geschirr gespült, die Schonbezüge der Sitzgarnitur ausgewechselt und versucht, den Fleck aus dem Wohnzimmerteppich herauszubekommen, dort, wo der Hund hingemacht hat. Auf den Elektriker musste ich auch noch warten. Er sollte die Kühlschranktür reparieren. Das Licht geht nämlich nicht aus, wenn man die Tür zumacht. Er kam erst gegen drei Uhr. Um vier war er endlich fertig. Der Kundendienst kostete fünfzig Mark und die Ersatzteile außerdem fünfundvierzig Mark. Dann kam mein Mann von der Arbeit zurück. Zehn Minuten, nachdem der Elektriker weg war, ging das Licht im Kühlschrank schon wieder nicht aus. Wie Sie sehen, nehme ich jetzt gerade die letzte Wäsche aus der Maschine. Danach muss ich die Wäsche noch aufhängen und anschließend hinaufgehen, um das Abendessen für die Familie zu richten. Die Kinder werden um sechs Uhr zuhause sein. Falls der Bus sich nicht verspätet. Sie sehen also, dass mir überhaupt keine Zeit blieb, um darauf zu achten, ob eine Frau in einem blauen Kostümrock das Haus betreten hat.“

      Katharina gab ihr eine genaue Beschreibung der Gesuchten, doch auch diesmal verneinte sie.

      „Tut mir leid, ich kenne kaum jemanden von den Leuten, die hier wohnen.“

      Katharina bedankte sich und verließ den Keller. Nun begann sie mit ihrer Routinearbeit. Sie klingelte an Wohnungstüren und hoffte darauf, die junge Frau oder andere redefreudigen Nachbarn anzutreffen, die ihr vielleicht weiterhelfen konnten. Meistens stieß sie jedoch auf unfreundliche Zeitgenossen, die sie gar nicht erst ausreden ließen und ihr die Tür vor der Nase zuschlugen. Ein Muskelprotz, den sie offensichtlich aus dem Schlaf gerissen hatte, drohte ihr sogar Prügel an, falls sich ihr Finger noch einmal auf den Klingelknopf verirren sollte.

      Doch Katharina gab nicht auf. Geduld war schließlich die halbe Miete. Der überwiegende Teil ihrer Arbeit bestand nun einmal darin, herumzulaufen und sich den Mund fusselig zu reden. Sie stieg ein Stockwerk höher und hoffte, dort etwas mehr Glück zu haben. Auf ihr Klingeln öffnete ihr ein junger Mann, der lediglich mit einem schwarzen Slip bekleidet war. Kurzes, blondes Haar umrahmte sein sonnengebräuntes Gesicht.

      „Was gibt‘ s denn?“, fragte er.

      „Hallo“, entgegnete Katharina lächelnd. „Entschuldigen Sie die Störung, aber ich hätte Sie gerne um einen Gefallen gebeten ...“

      „Na, hör mal, von Störung kann überhaupt keine Rede sein“, fiel ihr der junge Mann ins Wort. „Und was den Gefallen betrifft, da liegst du bei mir genau richtig. Wie wäre es zum Auftakt mit einem heißen Schaumbad und einer entspannenden Massage? Natürlich können wir auch gleich zur Sache kommen, wenn dir das lieber ist. Kostet nur ‘nen Hunderter.“

      „Ich glaube, Sie missverstehen mich“, sagte die Detektivin. „Mir geht es lediglich um eine Information.“

      Binnen einer Sekunde verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. „Ich bin doch kein Auskunftsbüro. Da hast du dich wohl in der Adresse geirrt. Los, hau ab!“

      Verärgert knallte er die Tür zu.

      Katharina betätigte den Klingelknopf der Nachbarwohnung.

      „Entschuldigung, ich ...“

      „Falls Sie irgendetwas verkaufen wollten, dann haben Sie Pech. Ich bin nämlich vollkommen pleite.“

      „Ich verkaufe nichts. Ich bin Privatdetektivin und möchte gerne eine Information von Ihnen.“

      „Privatdetektivin? Hört sich interessant an. Kann man da viel verdienen?“

      „Eigentlich nicht.“

      „Schade, ich bin gerade arbeitslos und auf der Suche nach einem lukrativen Job. Sie brauchen nicht zufälligerweise einen Assistenten?“

      „Nein, tut mir leid.“

      „Schade.“

      „Ich wollte Sie lediglich etwas fragen.“

      „Nur zu“, sagte er lächelnd. „Kommen Sie doch rein.“

      Die Wohnung war behaglich, aber einfach und wies jene Unordnung auf, die erkennen ließ, dass es sich bei dem Mann um einen Junggesellen handelte. Die Möbel waren alltäglich, die Tapete grau, und der Anstrich an Türen und Fenstern blätterte allmählich ab. Auf dem Tisch standen zwei Aschenbecher mit einer stattlichen Ansammlung lange erloschener Zigarettenstummel.

      „Ist nicht besonders toll“, sagte der junge Mann, als er Katharinas Blicke bemerkte. „Aber mir genügt es.“

      „Die Wohnung ist doch sehr gemütlich“, log die Detektivin. „Wohnen Sie schon lange hier?“

      „Schon seit vier Jahren. Seit meine Eltern mich rausgeschmissen haben.“

      Katharina erläuterte den Grund ihres Besuches. Der junge Mann zeigte ein ungerührtes Gesicht.

      „Offen gestanden, ich interessiere mich nicht sehr für meine Nachbarn.“

      „Ich versehe. Und die Frau, die ich Ihnen beschrieben habe, ist Ihnen noch nie hier im Haus begegnet?“

      „Ich fürchte nein. Wie ich schon gesagt habe, interessiere ich mich nicht für meine Nachbarn. Ich habe auch keinen Kontakt zu ihnen.“

      Katharina verabschiedete sich und setzte ihre Suche fort. Im vierten Stock wurde sie endlich fündig. Die Frau, die ihr öffnete, war die Gesuchte. Katharina warf einen Blick auf das Namensschild. Marina Köglin.

      „Sie?“, fragte die Frau, als sie die Detektivin erkannte. „Was wollen Sie hier?“

      „Mit Ihnen reden.“

      „Worüber?“

      „Wollen wir das wirklich hier draußen erörtern?“

      „Ich will überhaupt nicht mit Ihnen reden. Ich wüsste auch nicht, worüber.“

      Sie wollte die Tür wieder schließen, doch Katharina stellte ihren Fuß dazwischen. „Ich kann mich natürlich auch an die Polizei wenden. Aber wenn die erst mal herumschnüffeln, kann das sehr schnell unangenehme Folgen haben. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine.“

      Marina runzelte die Stirn. „Na, schön. Kommen Sie rein.“

      Sie trat zur Seite und gab den Eingang frei. Das Zimmer, in das sie Katharina führte, war sauber und ordentlich aufgeräumt, was durchaus für sie sprach. Sie deutete auf eine Sesselgruppe, die um einen kleinen Tisch mit Glasplatte aufgebaut war. Katharina setzte sich mit dem Rücken zum Fenster und zwang sie, selbst so Platz zu nehmen, dass sich ihr Gesicht im Licht befand. Es war ein dezent zurechtgemachtes, sehr hübsches, aber nicht intelligentes Gesicht.

      „Also, was wollen Sie wissen?“, fragte Marina.

      „Ich interessiere mich für pornografische Aufnahmen. Besser gesagt, für Leute, die solche Aufnahmen machen.“

      Ihr Gesicht wurde hart und verschlossen. „Davon weiß ich nichts.“ Ihre Stimme hatte plötzlich einen stählernen Unterton.

      „Ganz bestimmt nicht?“

      „Nein. Weshalb sollte ich?“

      „Sagt Ihnen der Melissa Steinwedel etwas?“, fragte Katharina.

      „Sollte er?“

      „Ich denke schon. Sie hat die Model-Schule besucht.“

      „Na und? Das tun viele. Glauben Sie ernsthaft, ich merke mir jeden einzelnen Namen?“

      „Nein, natürlich nicht. Doch in diesem Fall ist das etwas anderes. Melissa

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