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wiederholte sie gedehnt. „Aber warum?“

      „Jemand hat sie offenbar unter Drogen gesetzt und pornografische Aufnahmen von ihr gemacht. Sie sah vermutlich keinen anderen Ausweg, als sich das Leben zu nehmen.“

      „Und Sie glauben, ich habe etwas damit zu tun?“

      „Haben Sie?“

      „Natürlich nicht“, erwiderte sie aufgebracht. „Was denken Sie eigentlich von mir?“

      „Vielleicht haben Sie etwas gehört? Von den anderen Frauen, zum Beispiel?“

      Marina schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht.“

      Katharina stellte ihr noch einige verfängliche Fragen, aber es gelang ihr nicht, sie in Widersprüche zu verwickeln. Die Frage, was sie über Frau Köster wisse, wurde von ihr nur ausweichend beantwortet. Sie erklärte, dass ihr nichts Negatives aufgefallen sei.

      „Na gut“, sagte Katharina. „Aber seien Sie versichert, dass ich nicht die Absicht habe, Ihnen Schwierigkeiten zu machen.“

      „Sie sehen so aus, als ob Sie‘s ernst meinten.“ Marina erhob sich und deutete damit an, dass die Audienz, die sie Katharina bewilligt hatte, beendet sei. Missmutig kehrte die Detektivin zu ihrem Wagen zurück. Die Unterredung mit Marina war nicht besonders ergiebig gewesen. Im Grunde genommen hatte sie nichts Neues erfahren. Dennoch war sie davon überzeugt, dass die Model-Schule eine wichtige Rolle bei der ganzen Angelegenheit spielte. Sie wusste nur noch nicht, welche.

      7

      Katharina lehnte an der Bar, schob das Cocktailglas in Reichweite ihrer linken Hand, drehte sich um und inspizierte die verräucherte, düstere Cocktail-Lounge. Dichte Rauchschwaden wälzten sich an der Decke entlang. Am anderen Ende der Bar polierte ein gelangweilter Mann in Hemdsärmeln mit müden Bewegungen das Mahagoni und hinterließ fettige Schlieren.

      Katharina blickte auf, als eine brünette Frau die Bar betrat und zu einem Tisch im hinteren Teil ging. Die Detektivin leerte ihr Glas, kramte in der Tasche nach Kleingeld und legte einige Münzen auf die Theke. Die Frau zündete sich gerade eine Zigarette an, als Katharina an ihren Tisch trat, einen Stuhl heranzog und ihr gegenüber Platz nahm. Ihre Augen weiteten sich und sie warf ihr ein überraschtes Lächeln zu.

      „Katharina Ledermacher! Was hat dich denn hierher verschlagen?“

      „Ich habe dich zu erreichen versucht, aber dein Auftragsdienst schirmt dich ja ab wie eine Diva.“

      „Meine Dienste sind halt begehrt.“

      „Ich brauche deine Hilfe.“

      „Um was geht‘s?“

      „Du bist doch gut informiert, was in der Stadt so läuft, Julie. Wie steht es mit dem Pornogeschäft? Wer steckt dahinter?“

      Die dunkelhaarige Frau streifte die Asche ihrer Zigarette in einem Aschenbecher ab und schüttelte den Kopf.

      „Das läuft nicht mehr so wie in den alten Zeiten. Früher waren es hauptsächlich Nutten, die ihrem Zuhälter nicht genug Geld ablieferten. Die Typen schleppten sie dann in irgendein Hinterhausstudio und teilten sich den Profit mit dem Fotografen.“

      Sie führte die Zigarette an die Lippen und blinzelte, als der Rauch ihr in die Augen biss.

      „In letzter Zeit wird das richtig kommerziell aufgezogen. Man verwendet Amateurnutten, unterbeschäftigte Fotomodelle. Niemand von den Etablierten will mehr für die Bande arbeiten, die das Geschäft jetzt an sich gerissen hat.“

      „Warum nicht?“

      Julie zuckte mit den Schultern. „Die Kerle gehen ziemlich brutal vor. Sie organisieren eine Sexparty und filmen die ganze Orgie mit versteckten Kameras. Auf diese Art bekommen sie nicht nur Fotos, sondern auch Pornofilme für das Heimkino und Geräuschaufnahmen für private CDs.“

      „Wer sind sie?“

      Julie machte einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette. „Ein blaues Auge steht mir nicht besonders. Es passt nicht zu meiner Hautfarbe.“

      „So üble Typen?“

      Sie zuckte erneut mit den Schultern. „Ziemlich übel, soweit ich gehört habe. Für die paar Kröten, die man den Frauen bezahlt, müssen sie sich eine Menge gefallen lassen. Wer von den Kunden eine entsprechend dicke Brieftasche hat, bekommt absolut alles geliefert – von Minderjährigen bis zu wohlerzogenen jungen Damen der Gesellschaft. Und sie haben Schlägertypen, die dafür sorgen, dass alle Beteiligten ihren Teil der Abmachung einhalten.“

      Sie streifte die Zigarettenasche ab.

      „Deswegen ist bis jetzt auch noch kein Wort nach draußen gedrungen. Die meisten der beteiligten Frauen arbeiten halb-legal, zahlen keine Steuern und haben zu viel zu verlieren, wenn sie den Mund aufmachen. Und ein Freier, der bei einem professionellen Callgirl zu vorsichtig wäre, um eine kompromittierende Situation zu riskieren, lässt bei einer Frau aus der besseren Gesellschaft alle Hemmungen fallen. Die Bande sahnt an beiden Enden ab.“

      „Und mit wem, meinst du, sollte ich mich mal unterhalten?“

      „Ich will mit der Sache nichts zu tun haben, Katharina. Und wenn es nicht furchtbar wichtig ist, solltest du deine Nase ebenfalls nicht in diese Angelegenheit stecken.“ Sie lächelte der Detektivin zu. „Pass auf, dass man dich nicht abmurkst. Diese Typen sind zu allem fähig, wenn jemand ihr einträgliches Geschäft bedroht.“

      Sie nahm einen letzten Zug aus ihrer Zigarette und drückte sie aus, als ein Kellner an den Tisch kam. Er warf Katharina einen misstrauischen Blick zu.

      „Alles in Ordnung, Jackie. Katharina ist eine alte Freundin von mir.“

      Der Kellner nickte. „Ein Anruf für dich, Julie. Dein Auftragsdienst.“

      Die dunkelhaarige Frau zog eine Grimasse, lächelte dann Katharina zu und folgte dem Kellner zur Bar. Als sie zurückkehrte, zuckte sie mit den Schultern.

      „Ein wichtiger Kunde. Haut zwei Mal im Jahr von seiner Alten ab und verbringt eine Woche in Berlin. Ich treffe mich fast jeden Abend mit ihm, wenn er hier ist.“

      „Okay.“

      „Wir sollten auch mal wieder etwas unternehmen. Einen Einkaufsbummel oder einen Zug durch die Bars.“

      „Ich kann nicht. Muss erst das erledigen, was ich mir vorgenommen habe.“

      „Tja, da kann man nichts machen. Kennst du übrigens die Geschichte von diesem Staatsanwalt, der eine Anklage wegen Verbreitung pornografischer Magazine vorbereiten sollte.“

      „Katharina schüttelte den Kopf. „Nein.“

      „Dabei stieß er auf etwas, das er nicht erwartet hatte.“

      „Nackte Frauen?“, fragte die Detektivin mit einem ironischen Unterton.

      Julie schüttelte den Kopf. „Nein, auf Fotos, die seine siebzehnjährige Tochter zeigten.“

      „Das war bestimmt ein Schock für‘s Leben.“

      „Das Mädchen hat sich ja nicht freiwillig fotografieren lassen. Sie wurde dazu gezwungen. Angeblich hat man sie unter Drogen gesetzt. Aus Scham hatte sie den Vorfall ihren Eltern jedoch verschwiegen.“

      „Wurden die Verantwortlichen ermittelt und angeklagt?“

      „Nein. Der Verlag konnte Belage vorweisen, nach denen er die Fotos bei einer schwedischen Agentur eingekauft hatte. Wenn du wirklich entschlossen bist, die Sache weiterzuverfolgen, dann sprich mit Reinhold Mirschel. Er hat dieses Magazin damals herausgebracht.“

      „Wo finde ich ihn?“

      Julia nannte ihr eine Adresse in Treptow und verabschiedete sich mit einem freundschaftlichen Klaps auf den Arm. Katharina blickte ihr hinterher. Sie kannte Julia noch aus der Zeit, als sie bei der Mordkommission

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