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möchte, dass Sie sofort mit Ihren Nachforschungen beginnen. Geld spielt keine Rolle. Abrechnung versteht sich.“

      Katharina musste lächeln, dass der alte Mann trotz der angespannten Lage die Abrechnung nicht vergaß. Dennoch fühlte sie sich verpflichtet, Steinwedel sofort zu warnen.

      „Versprechen Sie sich von mir oder Ihrem Geld nicht allzu viel“, sagte sie mit Nachdruck. „Sie wären nicht mein erster Klient, der glaubt, ich könnte Wunder vollbringen. Ich kann zwar Wege einschlagen, die der Polizei verschlossen sind, aber ich bin auch an die Gesetze gebunden, und vor allem – ich bin ein ganz gewöhnlicher Mensch.“

      „Sie sind eine bekannte Detektivin“, entgegnete Steinwedel. „Erledigen Sie Ihre Arbeit gewissenhaft, dann bin ich zufrieden. Ich möchte mir nicht den Vorwurf machen, dass ich nichts unternommen hätte.“

      2

      Melissa Steinwedels Wohnung befand sich in einem Haus in Kreuzberg. Katharina parkte ihren Wagen vor dem Gebäude und ging die paar Stufen zum Eingang hinauf. Im Hausflur war es kühl und feucht.

      Melissas Wohnung war die Letzte im Parterre. Katharina ging den düsteren Hausflur entlang, steckte den Schlüssel, den sie von Hans Steinwedel bekommen hatte, ins Schloss und stieß die Tür auf. Das Wohnzimmer wies deutliche Anzeichen polizeilicher Aktivitäten auf. Neben einem altersschwachen Sofa waren die Umrisse der Leiche auf den Fußboden gezeichnet.

      Katharina öffnete die Türen, die vom Wohnzimmer abgingen. Die eine führte in ein kleines Bad, die andere in ein Schlafzimmer, dessen Fenster auf einen tristen Hinterhof hinausging. Das Bett war ungemacht und über einer Stuhllehne lagen ein paar Kleidungsstücke. Soweit sie sehen konnte, war dieser Raum nicht durchsucht worden. Katharina ging zu der dunkelbraunen Kommode, über der ein Spiegel hing, und zog an der obersten Schublade. Sie enthielt Unterwäsche und Dutzend Paar Socken.

      Das Geräusch eines Schlüssels in der Wohnungstür ließ sie zusammenzucken. Sie schlich zur Schlafzimmertür und blickte durch den Spalt. Die Wohnungstür öffnete sich. Eine hochgewachsene junge Frau mit rotem Haar trat ein und verschloss die Tür wieder hinter sich. Sie hatte ein langes, oval geschnittenes Gesicht. Unter ihren grünen Augen lagen tiefe Schattenringe. Dadurch sah sie zerbrechlich und kränklich aus.

      Aber Katharina vermutete, dass dies das normale Aussehen ihrer Augenpartie war. Sie hatte einen kleinen Mund ohne Lippenstift. Ihr Haar trug sie in der Mitte gescheitelt und im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie musterte fasziniert die Markierungen auf dem Fußboden, als Katharina ins Wohnzimmer trat.

      Beim Anblick der Detektivin weiteten sich ihre Augen, und ihre Hand fuhr zum Mund. „Wer sind Sie?“, flüsterte sie.

      „Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Sie erschreckt habe. Ich dachte, ich hätte den einzigen Schlüssel zu der Wohnung. Mein Name ist Katharina Ledermacher. Ich suche nach einigen Anhaltspunkten im Fall Melissa Steinwedel.“ Sie sah, wie die Frau verwirrt die Stirn runzelte. „Nur, um ihren Großvater zu beruhigen.

      Die Rothaarige nickte. „Ach so. Sie hat sich umgebracht.“

      „Ich weiß“, erklärte Katharina. „Wie gesagt, das ist nur eine Routineuntersuchung, damit ihr Großvater beruhigt ist.“ Sie musterte die junge Frau. „Und Sie?“

      „Petra Crone. Melissa war meine Freundin. Ich wollte nur ihre Sachen zusammenpacken, die ihr Großvater vielleicht zurückhaben will.“

      Katharina blickte sich nachdenklich in der Wohnung um. „Haben Sie eine Ahnung, welcher Art die Schwierigkeiten waren, in denen sie steckte?“, fragte die Detektivin.

      Petra überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. „Melissa redete nicht viel.“ Sie ging hinüber zu der alten Couch, setzte sich und schlug die langen Beine übereinander. „Ich kenne niemanden von ihren Freunden und Bekannten – weder Frauen noch Männer.“

      „Wo haben Sie Melissa kennengelernt?“

      „Wir besuchten die gleiche Model-Schule. Haben beide vor ungefähr drei Monaten aufgehört. Seit der Zeit sah ich sie ziemlich selten.“ Sie hob die Schultern. „Aber ich fand, ich könnte wenigstens die Sachen für ihren Großvater zusammenpacken.“

      „Warum haben sie mit dem Besuch der Model-Schule aufgehört?“

      Die junge Frau zuckte mit den Schultern. „Es ist zwar nur meine persönliche Ansicht, aber ich halte die ganze Sache für einen Betrug. Die versprechen einem Gott weiß was – und halten nichts. Ich kann es mir nicht leisten, mein Geld zum Fenster hinauszuwerfen.“

      „Wo befindet sich diese Schule?“

      „Was haben Sie vor?“

      Katharina zog die Schultern hoch. „Ich weiß noch nicht genau. Aber wenn das tatsächlich Betrüger sind, werde ich für Melissas Großvater das Honorar zurückverlangen.“

      „Nennt sich die „Model-Schule und Casting Agentur Köster“. In der Pannierstraße. Die Leiterin ist eine gewisse Anneliese Köster.“

      „Wo kann ich Sie erreichen, falls ich Ihr Geld auch zurückbekomme?“

      Petra zögerte einen Moment und lächelte sie dann an. „Ich wohne in der Fellnerstraße Nummer 46. Aber es würde mich sehr überraschen, wenn Sie Anneliese Köster Geld abknöpfen könnten.“

      3

      Katharina entnahm dem Wegweiser in der Eingangshalle, wo die „Berliner Model-Schule und Casting Agentur“ zu finden war, und fuhr mit dem Lift in den zwölften Stock hinauf. Eine zweiflüglige Glastür am Ende des Korridors bildete den Eingang zur Schule. Auf dem rechten Rand stand in kleinen Goldbuchstaben: Anneliese Köster, Direktorin.

      Im Vorzimmer saßen junge Frauen verschiedenster Schattierungen. Vor ihnen standen die unvermeidlichen Taschen und Koffer, die Erkennungszeichen ihres Berufes – oder angestrebten Berufes. Eine Empfangssekretärin saß hinter einem Schreibtisch, studierte eine Modezeitschrift und ließ sich von dem unablässigen Geplapper und dem gelegentlich nervösen Lachen nicht stören.

      Katharina ging zu ihr und klopfte auf die Tischplatte. Die Frau schien von der Störung nicht sehr begeistert zu sein. „Ja?“, fragte sie unwirsch.

      „Ich möchte mit Frau Köster sprechen.“

      „In welcher Angelegenheit?“

      „In einer dienstlichen“, log Katharina.

      Die Unterhaltung war verstummt. Die Frauen betrachteten Katharina und warfen sich gegenseitig Blicke zu. Die Empfangssekretärin drückte auf einen Knopf an ihrem Telefon und sprach in den Hörer. Dabei ließ sie Katharina keine Sekunde aus den Augen. Dann brummte sie ungnädig: „Frau Köster erwartet Sie.“

      Ein elektrischer Öffner summte und eine Tür rechts neben dem Schreibtisch ging auf. Katharina trat ein. Der Korridor dahinter war rechts und links von Büros gesäumt. Am Ende des Flurs stand eine Frau in einer offenen Tür. Sie sah der Detektivin ausdruckslos entgegen, während Katharina auf sie zukam. Als sie die Tür erreichte, drehte sich die Frau um und ging zu ihrem Schreibtisch.

      Sie war mindestens fünfundvierzig, aber ihr glattes, gepflegtes Gesicht ließ sie erheblich jünger erscheinen. Ihr Haar war platinblond, noch akzentuiert durch die tiefe Bräune ihres Gesichts. Die leicht schräg stehenden Augen kamen dank des fachmännischen Make-ups noch besser zur Geltung, und die vollen Lippen wirkten wie eine feuerrote Narbe in der sonnengebräunten Haut.

      Mit ausdrucksloser Miene ließ sie Katharinas prüfende Blicke über sich ergehen. „Wie ich hörte, sind Sie dienstlich hier. Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen, Frau …?“

      „Ledermacher“, sagte sie und zeigte ihr das gewünschte Dokument.

      „Haben Sie keinen Dienstausweis?“, fragte Frau Köster.

      „Ich bin nicht

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