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Vizepräsident hatte langen gezögert und seinem Chef dann doch gebeichtet, was ein Unbekannter von der LHB verlangte und womit er der Bank drohte.

      Den Präsidenten wollte der Schlag treffen. „Tun Sie mir das nicht an, Scheuren. Zuerst die Versicherung heute Morgen und jetzt das noch. Der Rufschaden für die Bank wäre unermesslich.“

      Sie beschlossen gemeinsam, die Sache bei einem guten Essen und einem guten Wein in der Spätlese zu besprechen. Wenn schon Ärger, dann doch bitte auf Spesen. Da gab es ein Nebenzimmer, in dem man sich ungestört unterhalten konnte. Tine überredete sie, eine neuartige Gemüsepfanne mit Rauchspeck von einem schwarzen Schwein aus dem Alentejo zu versuchen. „Haben Sie portugiesisches Personal?“, fragte Scheuren interessiert.

      „Nein, aber gelegentlich deutsche Rückkehrer aus dem Alentejo, die vor Jahren nach der Nelkenrevolution mal geglaubt haben, dort wäre das ewige Glück jetzt billig zu erwerben.“ Der Präsident lachte Tine an, auch er hatte über Jahre finanziell eine anarchistisch angehauchte Tochter unterstützen müssen, die mit Gleichgesinnten einen aufgelassenen Hof gekauft und festgestellt hatte, dass ohne Regen die Landwirtschaft schwierig war, die berühmten Schweine nur so langsam wuchsen wie die Korkeichen, die man nicht jedes Jahr schälen konnte, wozu guter Wille nicht ausreichte, sondern auch Erfahrung nötig war, die bezahlt sein wollte.

      „Eine halbe Million nur für sein Schweigen?“

      „Ja.“

      „Und wo steckt der ‚Keltenkönig‘? Was will er dafür haben?“

      „Zweimal – keine Ahnung.“

      Der Präsident stöhnte laut: „Scheuren, ich fürchte, wir sollten zahlen. Sie glauben ja nicht, was die Schließfachkunden schon alles an Verlusten behaupten.“

      An einem Tisch im Hauptraum berieten Dr. Ernst Klaproth, früher einmal Kustos des Tellheimer Museums für Leininger Landesgeschichte und Irmgard Messing, zwölf Jahre Oberbürgermeisterin von Tellheim, wie man am besten den 40. Geburtstag des Fundes des „Keltenkönigs“ begehen könne. Es war sehr fraglich, ob bis dahin die Renovierung des Museums abgeschlossen war.

      „An einem anderen Ort ausstellen?“

      „Ich werde mich umhören“, versprach sie.

      Sie hatten sich vor Jahren im Förderverein für die Leininger Wasserkunst getroffen und waren Freunde geblieben, als sie in die Politik ging und dort Karriere machte. Sie wusste nur, dass der „Keltenkönig“ während der Umbauarbeiten in einem Banktresor lagerte.

      Elftes Kapitel

      Lene fuhr gut gelaunt ins Präsidium und „warf ihre Maschine an“.

      Manchmal war PAPS, das Polizeiliche Personen-Auskunfts-System doch sehr hilfreich. Wem die Ehre zuteilwurde, in PAPS aufgenommen zu werden, wusste in der Regel nicht, dass er damit ein ganzes Dossier an persönlichen Daten in vielen anderen Quellen eröffnete.

      Pekos Zellengenosse Uwe Lochner besaß tatsächlich eine Schwester Karin, die bisher polizeilich nicht aufgefallen war und als kaufmännische Angestellte bei einem Kuno Traube „Ankauf und Verkauf“ arbeitete, und einen Bruder Martin hatte, den Lenes Kollegen vom Einbruch sehr gut kannten. Martin Locher schien diese Zuneigung nicht zu teilen, es bestand ein Haftbefehl gegen ihn, weil er sich einer Ladung zum Antritt einer Haftstrafe durch Flucht entzogen hatte. Lene druckte aus, was PAPS zur Familie Lochner hergab, schaltete die „Maschine“ aus und besuchte mal wieder den Kollegen Tom Bürger im Achten.

      „Was kann ich für Sie tun, verehrte Kollegin?“ So viel Höflichkeit war immer verdächtig.

      „Sie können mir helfen, die offizielle Arbeitsstelle einer Karin Lochner zu finden. Karins Brüder Uwe und Martin sind in Ihrem Referat gut bekannt.

      „Das weiß ich auswendig. Sie arbeitet bei einem Kuno Traube, ‚Ankauf und Verkauf‘ in der Feuerstraße.“

      „Hehler?“

      „Wahrscheinlich, aber es fehlt uns an Beweisen. Wollen Sie mir da was liefern?“

      „Vielleicht. Im Moment suche ich aber einen Bruder Martin Lochner.

      „Der ist zu einem Haftantritt nicht erschienen.“

      „Ich weiß. Es gibt noch einen zweiten Bruder Lochner, Uwe. Der hat mit meinem Mordopfer Peter Korn vorübergehend in einer Zelle in Lensen gelegen.“

      „Daher weht der Wind also“, meinte Bürger hörbar enttäuscht.

      „Wenn es windstill geworden ist, habe ich bestimmt auch etwas für das Achte.“

      „In Sachen LHB am Bühler Markt?“

      „Ja. Aber vorher müsste ich mit Martin Lochner gesprochen haben.“

      „Kann ich nicht garantieren.“

      „Schade.“

      Zwölftes Kapitel

      Martin Lochner saß mit seiner Schwester Karin in der Palette, und die Aufmachung und Bekleidung der Feuerroten machten es schwer, sie nicht für eine Nutte zu halten. Martin wusste von den „Nebentätigkeiten“ seiner Schwester und besorgte ihr manchmal Kunden, die sich mit ihr im „Erotischen Fotostudio Venna“ ablichten ließen. Sie revanchierte sich, indem sie ihm Tipps gab, wo es sich wohl lohnen würde einzusteigen. Vor Jahren war die Zusammenarbeit noch viel enger gewesen. Da ließ sie sich über Nacht als Callgirl in Wohnungen mitnehmen, betäubte den Freier mit Drogen, schloss Bruder Martin die Türen von innen auf und half ihm, die Beute abzutransportieren. Auf diese lukrative Kooperation verzichteten sie erst, als sie sich bei einem Freier nicht genau genug nach Krankheiten und Allergien erkundigt hatte und der Freier an dem Betäubungsmittel starb. Spätestens danach konnten sie sich ausrechnen, dass die Kripo DNA-Material von Karin eingesammelt hatte.

      Bruder Uwe wusste davon nichts. Martin und Karin Lochner hatten sich schon als Kinder immer besser verstanden als mit Bruder Uwe.

      „Und was machen wir jetzt?“

      „Erst mal nichts.“

      „Über Kuno willst du nicht verkaufen?“

      „Nein, dem traue ich nicht mehr. Ich muss erst einen neuen Abnehmer finden.“

      Lene fuhr am nächsten Tag in die Feuerstraße zu Traube Ankauf & Verkauf.

      Chef Kuno war nicht da und KHK Lene drang ins Büro zu Karin Lochner vor: „Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Brüdern Uwe und Martin?“

      „Ja, sicher, warum fragen Sie?“

      „Hat Uwe Ihnen mal erzählt, dass er in Lensen mit einem Peter Korn in einer Zelle zusammen gelegen hat?“

      „Mit Peko? – Ja, hat er. Was ist mit Peko?“

      „Peko ist seiner Wohnung in der Bertoldstraße ermordet worden.“

      „Schlimm. Und was hat das mit meinem Bruder Uwe oder mir zu tun?“

      „Vielleicht gar nichts. Aber vielleicht gibt es doch eine Verbindung. Vielleicht kann er uns etwas erzählen, sodass wir Pekos Mörder finden.“

      „Da bin ich aber gespannt.“

      „Sie leben mit einem Axel Brunner zusammen?“

      „Woher wollen Sie das wissen?“

      „Wir beobachten ihn seit geraumer Zeit.“

      „Geraum“ war ein dehnbarer Begriff und deshalb schon nicht gelogen.

      „Ach nee. Und warum?“

      „Die Naive spielen Sie sehr schlecht, Frau Lochner. Brunner ist der Leiter der EDV der „Leiningen Handelsbank“ und hat in der Filiale Bühler Markt die Öffnungselektronik der Tresore ausgewechselt.“

      „Davon weiß ich nichts.“ Was sogar stimmen konnte.

      „Und Brunner hat eine Freundin mit einem wegen mehrfachen Einbruchs

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