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merken sollen.“

      „Okay. Und wo kurvst du herum.“

      „Ich fahre jetzt los nach Braakenfeld.“

      „Viel Vergnügen.“

      „Danke.“ Bis Braakenfeld brauchte sie fünfzehn Minuten. Wenn sie sich richtig erinnerte, gab es dort nur eine LHB-Filiale am S-Bahnhof, und da trieb sie auch Alex Brunner auf. Er war ein Riese, bestimmt zwei Meter groß, breitschultrig wie ein Kleiderschrank und mit einer brünetten Lockenpracht gesegnet, um die ihn manche Frau beneiden und mancher Friseur verwünschen mochte. Wie zu erwarten, machte er sich an der EDV zu schaffen und war über die nun störende Lene gar nicht erbaut.

      Ja, dem Filialleiter hatten man nachts den Dienstwagen vor seinem Bungalow geklaut, und der gute Mann hatte natürlich gegen alle Vorschriften und Vernunft die beiden PIN-Zahlen in einem Merkbuch notiert, das er im Auto vergessen hatte.“

      „Nein, am Bühler Markt haben wir noch ein älteres Modell, bei dem man die Tastaturen ausbauen muss, um die Öffnungszahlen zu verändern. Bei neueren Modellen können Sie das von außen erledigen.“

      „Eine Sache ist mir immer noch unklar. Wie kommen denn der Kassierer und Sie an die Tastaturen heran?“

      „Sie müssen durch zwei verschließbare Türen in den Keller gehen, da gibt es einen eigenen Raum für elektrische Sicherungen, Notstrombatterien und Schaltanlagen.“

      „Verschließbare Türen?“

      „Ja. Alle, aber das sind normale Sicherheitsschlösser. Gute Qualität, aber ein erfahrener Schlosser öffnet ihnen die in zwei, drei Minuten.“

      „Ein erfahrener Schlosser“, wiederholte Lene bedrückt und dachte an Pekos Beruf.

      „Ja, ein guter sollte es schon sein, damit keine Spuren zurückbleiben.“

      „Herr Brunner, Sie haben also neue Kombinationen sozusagen eingelötet. Hat man Ihnen die Zahlen vorgegeben?“

      „In diesem Fall ja.“

      „Und wer kennt die neuen PIN-Zahlen jetzt?“

      Der Hauptkassierer, der Filialleiter und die beiden jeweiligen Stellvertreter.“

      „Und Sie.“

      Brunner versuchte, sich einen größeren Teil seiner Lockenpracht auszureißen.

      „Sie werden lachen, ich habe sie schon vergessen. Wollten Sie sie von mir hören?“

      „Wäre schön gewesen, das Land zahlt seinen Beamten nicht gerade Spitzengehälter.“

      „Die LHB auch nicht, Frau Schelm.“

      „Dann können ja zwei arme und ausgebeutete Menschen offen miteinander reden. Ist diese Tresoranlage am Bühler Markt eigentlich das Modernste und Sicherste, was es zu kaufen gibt?“

      Er lachte, ehrlich erheitert: „Nein, aber unser Modell reicht aus.“

      „Und wer bestimmt, was ausreicht?“

      „Am Ende die Versicherung mit ihrer Prämienhöhe.“

      „Die auf keinen Fall die Boni der LHB-Oberen gefährden darf?“

      „Sie sagen es. So, und wenn Sie nichts dagegen habe, würde ich mich gerne wieder an meine Arbeit machten. Zu Hause wartet meine Freundin, ich hab’ versprochen, heute pünktlich zu sein und sie groß zum Essen auszuführen.“

      „Nix dagegen, wer wenig verdient, soll zumindest viel arbeiten. Vielen Dank für Ihre Unterrichtsstunde.“

      Natürlich gehörte Brunner jetzt zu den Hauptverdächtigen, überlegte Lene auf der Rückfahrt; die Kollegen vom Achten würden ihm schon auf die Pelle rücken. Keine schöne Situation für Alex Brunner. Feststellen, ob Brunner die beiden PIN-Zahlen verkauft, verloren oder verraten hatte, war nicht ihre Aufgabe. R – 11 sollte den Mord an Peko aufklären, und dass der reiche Schlosser etwas mit dem großen Klau neben Cori zu tun hatte, war ja nichts weiter als eine fantasievolle Theorie und kühne Vermutung.

      Lene zitierte noch vor dem Abendgebet Tine Dellbusch zu sich: „Bist du dir ganz sicher, dass die Summen auf Pekos Konto absolut sauber sind? Klassenlotterie und Lotto respektive Glücksspirale?“

      „Absolut. Chefin.“

      „Tu’ mir trotzdem einen Gefallen und prüfe es noch einmal nach!“

      „Geht in Ordnung, Chefin.“

      Beim Abendgebet wurde nur eine Neuigkeit bekannt. Eine frühere Nachbarin des Peter Korn behauptete, Pekos ehemalige Freundin heiße Anita Schuster und arbeite als Verkäuferin in einem Secondhandshop für Damenmode in der Silbergasse.

      Jule ging früher, nachdem Lene ihr berichtet hatte, Alex Brunner, das brünette Lockenwunder, wolle heute seine Freundin ganz groß ausführen. „Ich verspäte mich vielleicht morgen, je nachdem, wie lange die beiden mich auf den Beinen halten.“

      Siebtes Kapitel

      „Bist du verrückt?!“, schnauzte der Bärtige los. „Wer soll das denn kaufen. Der kann sich doch gleich ein Schild um den Hals hängen. Geklaut, bitte die Polizei rufen. Wie bist du denn auf die hirnrissige Idee gekommen, das Zeugs mitgehen zu lassen.“

      „Weil es da in einem Tresor herumstand, den ich geöffnet hatte. Ich wusste doch gar nicht, was in der Kiste war.“

      „Also nur aus Neugier mal so mitgenommen?“

      „Ja.“

      „Dann nimm die Kiste gleich wieder mit. Ich habe niemanden an der Hand, dem ich das anbieten kann und der die Nachfrage für sich behalten würde. Es ist schon viel zu gefährlich, sich nach einem Abnehmer für dieses Zeugs zu erkundigen.“

      „Willst du nicht mal einen Blick drauf werfen?“

      „Nein, hau’ ab damit!“ Der Kleine mit den vielen auffälligen Sommersprossen seufzte. Die Kiste war sperrig und schwer und er hatte niemanden, der ihm beim Tragen half.

      Jule Springer erkannte Alex Brunner sofort an dem wilden Lockengestrüpp auf dem Kopf, von dem Lene Schelm ihr erzählt hatte. Aber die aufgedonnerte Schöne mit dem tief ausgeschnittenen Kleid musste Brunners Freundin sein. Die beiden schienen im ersten Stock zu wohnen, denn dort waren alle Lichter erloschen, kurz bevor Brunner und die Superbusenfrau aus dem Haus kamen.

      Jule hatte noch mehrere Fotos von dem Paar machen können. Die Haustür mit einem Dietrich zu öffnen, war ein Kinderspiel, der Rest ihres Auftrages auch. Denn an einem Hausbriefkasten im Flur zur Treppe klebte an dem Kasten mit dem Schildchen A. Brunner ein heller Pappstreifen unter einem Stück durchsichtiger Tesa: „K. Lochner.“

      Jule überlegte, ob sie noch auf A. Brunner und K. Lochner warten sollte, aber dann knurrte ihr Magen vernehmlich und sie rief den Hoppelhasen an: „Ich bin schneller fertig geworden als befürchtet und jetzt habe ich mächtig Hunger. Was meinst du? In einer Viertelstunde in der Spätlese?“

      Staatsanwalt Paul Hase, Jules Lebensabschnittsgefährte mit ernsten, bisher aber abgelehnten Absichten, war begeistert. „Aber ohne Autos. Denn ich habe nicht nur Hunger sondern auch schrecklichen Durst.“

      „War dein Plädoyer so lang und so anstrengend? Wie viel soll er denn deiner Meinung nach kriegen?“

      „Elf Jahre und anschließend Sicherheitsverwahrung.“

      „Der arme Steuerzahler.“

      „Ja, aber wenn du endlich ja sagen würdest, kämen wir in den hilfreichen und steuersparenden Genuss des Ehegattensplittings.“

      „Frühestens nach dem Essen, Paul.“

      Fido Lorch, der Pächter der Spätlese, hatte gerade seinen berühmten Winzerbraten und einen sehr trinkbaren Grauburgunder zu Jule Springer und Paul Hase an den Tisch gebracht, als zwei Männer die Spätlese betraten, der eine kraulte seinen prächtigen Vollbart, der andere mit den weit vorangeschrittenen Geheimratsecken

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