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Trojanische Hühner. Ado Graessmann
Читать онлайн.Название Trojanische Hühner
Год выпуска 0
isbn 9783749798018
Автор произведения Ado Graessmann
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
Die Unruhen und Demonstrationen nahmen zu, jetzt waren es nicht mehr nur die Studenten, die Lebensmittel wurden immer knapper und die Preise schienen täglich nach oben zu schießen, obwohl das Land nur so auf dem Öl schwimmt, wurde der Treibstoff knapp und mancher Taxifahrer verbrachte die meiste Zeit am Tag vor irgendwelchen Tankstellen und dort bekam er auch nicht, was er wirklich für den Rest des Tages benötigte, um seine Familie ernähren zu können.
Nachts wurden Parolen an Hauswände geschrieben, selbst der Palast des Herrschers blieb nicht mehr verschont, bis er endlich aufgab und das Land verließ.
Eine neue Zeit brach an, von nun an wurde wieder gesäubert, Menschen verschwanden einfach oder wurden öffentlich hingerichtet, die Einführung der neuen Ordnung hatte viel Menschenleben gekostet, so ist es nun einmal, wenn eine neue Gerechtigkeit eingeführt wird, das kostet eben immer große Opfer.
Sait störte sich nicht daran, er war wie besessen von seinen Rachegedanken den er jetzt umsetzen wollte und hierfür hatte er eine Idee.
Zuerst mussten der Herrscher und sein Klan zur Rechenschaft gezogen werden, danach wollte er sich an seinen Peiniger rächen.
Özlem ging weiterhin jeden Tag in die Klink, ein neuer Chef wurde von der Bruderschaft ernannt, der fast alles auf den Kopf stellte aber selbst fast keine chirurgische Erfahrung hatte.
Weißt du was Özlem, ich habe eine Idee wie wir den Herrscher zurück bekommen können, nicht durch eine Entführung wie das die Israelis vor einigen Jahren mit Eichmann gemacht hatten, dazu sind wir nicht fähig.
Die haben aber hier eine Botschaft, in der sich meist mehr als fünfzig Personen befinden, wenn wir die Botschaft besetzen und das Personal in Geiselhaft nehmen und drohen wir würden täglich einen von ihnen erschießen, dann müssen die sie den Herrscher früher oder später im Gegenzug ausliefern.
So ein Vorhaben musste aber sorgfältig geplant und organisiert werden, wichtig war vor allem die Zustimmung durch die Bruderschaft und dem obersten Ajatollah. Nachdem Sait seinen Plan dem Rat vorgetragen hatte, vergingen drei Wochen bevor er grünes Licht hierfür bekam, alle hatten ihn für gut befunden und waren davon überzeugt, dass Sait hierfür der richtige Mann ist.
Als erstes musste er eine zuverlässige Mannschaft aus dem alten Studentenstamm zusammenstellen und das Geschehen innerhalb und in die Umgebung vor dem Botschaftsbereich erkunden.
In den nächsten Tagen fuhr er und Özlem einige male mit seinem Motorrad die Straße entlang und fotografierten alle Häuser im Umkreis der Botschaft.
Die Schikanen in der Klinik und die Inkompetenz des neuen Chefs waren ihr zu viel geworden, sie hatte ihre Kündigung eingereicht und wollte sich nur noch für unser großes Ziel einsetzten. Vor jeder Fahrt hatte sich Sait wieder als Verwandlungskünstler erwiesen, für sich und für Özlem. Bei der Auswertung der Fotos fiel ihnen das Haus gegenüber der Botschaft besonders auf, an der Außenwand befanden sich in den Fugen einige dunkle Knöpfe, die bei Vergrößerung wie optische Linsen aussahen.
Das Haus, das als Lagerhaus deklariert war, reichte rückwärts bis zur nächsten Seitenstraße, hatte aber dort weder Fenster noch eine Eingangstür. Mit Erlaubnis des Rates schafften seine Leute einen Zugang mit einer verschließbaren Sicherheitstür. Hierfür wurde die Hauswand tagsüber durchbrochen, damit der Straßenlärm den Lärm der Presslufthämmer verschluckte und in der Botschaft kein Verdacht entstand. In diesen Tagen hatte auch kaum jemand die Botschaft verlassen oder sie betreten, so verlief die Operation unentdeckt.
Als sie zum ersten Mal in den dunklen Raum eintraten, sahen sie, dass vor der Wand zur Botschaft hin, mehrere Kabel von der Decke herunterhingen, die alle in einem gemeinsamen Kasten endeten. Schnell wurde klar was dies zu bedeuten hatte, sie brauchten nur die Kabel in ihre eigene Anlage zu stecken und so wurden sie die Herren über die gesamte Videoanlage, jetzt konnten sie ungesehen die Botschaft und die gesamte Straße überwachen.
Nach weiterem Durchsuchen fanden sie auch einen mit altem Möbel vollgestellten Kellerraum, hinter einigen Schränken und Stühlen verborgen befand sich eine mächtige Stahltür, die offensichtlich einen Geheimgang verschloss, der sicherlich zur Botschaft auf der anderen Straßenseite führt. Als kleine Besonderheit lies Sait die Tür nicht zumauern, sondern eine weitere, noch stärkere Stahltür dahinter anbringen, die nur von der Lagerhausseite aus geöffnet werden konnte.
Bei der Durchsicht der Videoaufnahmen viel Sait ein Mann auf, er war etwa 30-35 Jahre alt, mit schwarzen Haaren und einer großen Hakennase, und energischen Gesichtsausdruck, er sah anders aus als die anderen, der gehörte sicherlich nicht zum Wachpersonal und ein Botschaftsmitglied war er sicherlich auch nicht. Dieser Mann war suspekt und Sait nannte ihn nur den Spion, den wollte er später einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Für die Besetzung der Botschaft war der vierte November vorgesehen. Einige Tage nach der Besetzung ließ Sait sich die Fotos aller Personen vorlegen die sich am Tag nach der Besetzung in der Botschaft befanden, das Gesicht seines Spions erkannte er sofort, nach den Unterlagen sollte er angeblich Jim Miller heißen, ein verdächtiger jedermanns Name. Einen Tag später ließ er in der Botschaft nach seinem Spion suchen, vergeblich, er war nicht aufzufinden, wie konnte er nur aus der Botschaft entkommen?
Auch die Videoaufzeichnungen ergaben keinen eindeutigen Hinweis wie er entkommen konnte. Er ließ das Foto an alle Bahnstationen, den Flughafenschaltern und an allen Grenzübergängen verteilen, aber er blieb wie vom Erdboden verschwunden.
4
Es war schon spät am Abend, die Sonne war schon untergegangen und die Stadt lag in der Dämmerung, es war Anfang November als ich zum ersten Mal die Botschaft durch den Hintereingang betrat. Der Wachposten wurde schon vorher von meiner Ankunft informiert und winkte mich ohne weitere Kontrollen hinein.
Ich bekam ein Gästezimmer mit spärlicher Einrichtung, mit sehr einfachen Möbeln, die Matratze war hart, Stühle und der Tisch stammten wohl aus einem ehemaligen Feldlager.
Das Bewachungspersonal der Botschaft, alle Marins, mussten sich immer zu viert ein Zimmer teilen und auf dem Gang befand sich für je zwanzig Personen eine große Gemeinschaftstoilette, mit fünf separaten Duschen. Nur das gehobene Personal und der Botschafter hatten komfortable Zimmer, im zweiten Stock des Gebäudes, mit gesicherten Türen, Badewanne, Dusche und einer separaten Toilette.
Ich war seit fünf Tagen hier, eingereist war ich mit einem roten Reisepass, das Passfoto war echt, der Name aber nicht, die Echtheit wurde nie angezweifelt, er wurde ja auch von offiziellen Behörden ausgestellt, da es ein Diplomaten Pass war konnte ich auch ohne besondere Kontrolle einreisen.
Etwa einhundert Meter von der Botschaft entfernt, auf der anderen Straßenseite, befand sich ein altes Lagerhaus, das von einem Strohmann, als Abstellraum angemietet wurde. Ein früher Botschafter hatte das gesamte Haus anonym gekauft und die Kellerräume zur Verschleierung mit alten Möbeln, Kühlschränken und weiteren unnützen Dingen füllen lassen.
Vom Botschaftsgebäude aus wurde heimlich und illegal ein enger Gang unter der Straße hindurch zu einem der Lagerräume gegraben, meist nachts, durch Holzbretter abgestützt, bis der Beton gehärtet war. Es gab nur eine spärliche Beleuchtung, aber keine Belüftung für den Gang. Die angefallenen Erdmassen und Steine wurden bei Dunkelheit aus der Botschaft abtransportiert und im weiten Umfeld heimlich abgelegt, nur wenige Personen in der Botschaft wussten von dem Vorhaben. Die Eingänge des Schachtes wurden auf beiden Seiten durch starke Eisentüren abgesichert und Schränke, gefüllt mit unauffälligen Gegenständen, verdeckten den Blick darauf.
Ein Jahr nach dem Erwerb ließ der Botschafter die Außenwände und das Dach renovieren, in den Mauerfugen und unter der Dachrinne hatten die hauseigenen Handwerker Kameras angebracht, von der Straße aus erschienen sie wie kleine schwarze Knöpfe, die zwischen den Fugen wie Halterungen wirkten. Eine Kamera war direkt auf den Eingang der Botschaft gerichtet, mit