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schluckte er es hinunter. Sie schleiften ihn am Boden entlang und legten ihn auf einen langen Holztisch, mit den Rücken nach oben, fixierten Hände und Füße mit Lederriemen an den Tischbeinen.

      Mit Lederpeitschen, an denen kleine Kugel befestigt waren, schlugen sie Sait auf den Rücken, schon nach dem ersten Schlag spürte er wie seine Haut aufplatzte und Blut heraus rann, es brannte wie Feuer, dann erst nach einen Bruchteil einer Sekunde traten die Schmerzen auf, sie waren unerträglich, jetzt hatte er zum ersten Mal in seinem Leben selbst erfahren, was wirklich Schmerzen sind. Nach einigen Schlägen wurde er bewusstlos, trotzdem schlugen sie weiter auf ihn ein.

      Zuvor hatten die Schläger von ihrem obersten Chef, einen Herrn Dr. Faschandi, ob er wirklich einen Doktortitel erworben hatte, war unklar, so stand es jedenfalls auf seinem Namensschild, und so wollte er auch immer angesprochen werden, den Auftrag erhalten, Sait nur eine heftige Lexikon zu verpassen, sie sollten aber auf keinen Fall einen Märtyrer aus ihm machen, zumal er dem Herrn Professor noch etwas schuldig sei.

      In der Nacht, nach einem ausgiebigen Bankett beim Herrscher bekam er plötzlich sehr starke Unterleibsschmerzen, sein Bauch wurde so hart wie ein Brett und jede Berührung löste endlose Schmerzen aus. Im Krankenhaus erklärte der Nachtdienstarzt nach einer kurzen Untersuchung, er habe einen Ileus und er müsse sofort operiert werden. Ein Teil seines Darmes hätte sich verknotet, der Darminhalt könne nicht mehr weiter fließen und die Blutgefäße in der Darmwand würden gestaut. Nach kurzer Zeit würden seine Darmzellen absterben und der Darminhalt in den Bauchraum gelangen, die Blutgefäße würden platzen, kurz darauf würde er verbluten. Eine halbe Stunde später lag er auf dem Operationstisch und der Herr Professor habe ihn das Leben gerettet, daher nochmals, keinen Märtyrer aus Sait machen.

      Gegen Mitternacht schleiften sie den noch bewusstlosen Sait aus dem Polizeigebäude und warfen ihn auf die Rückbank eines Autos, fuhren einige Kilometer in eine unbelebte Straße und schleuderten Sait aus dem langsam fahrenden Auto heraus auf die Straße und fuhren weiter.

      Zwei Studenten, die der Verhaftung entkommen waren, nahmen Saits Motorrad und verfolgten den Polizeiwagen mit sicherem Abstand bis zum Geheimdienstgebäude. In einem dunklen Hauseingang auf der anderen Straßenseite verharrten sie ungesehen für einige Stunden, bis sie sahen wie ein bewusstloser Mann in das Auto geworfen wurde, es war Sait.

      Dort in der dunklen Seitenstraße fanden sie ihn, er war nicht bei Bewusstsein, sein Kopf lag auf der Straße, der Rest seines Körpers lag auf den Gehweg, überall war Blut zu sehen. Seine Hände steckten in Plastiktüten die mit Klebeband verschlossen waren, durch das viele Blut waren seine Hände nicht zu erkennen.

      Der braucht dringend ärztliche Hilfe, da waren sich beide einig, in ein Krankenhaus konnten sie ihn nicht bringen, die würden sofort die Polizei benachrichtigen, einen Krankenwagen konnten sie auch nicht rufen.

      Was tun, wer könnte in dieser aussichtslosen Lage nur helfen? Einer der beiden war ebenfalls ein Medizinstudent in einem unteren Semester, er kannte aber Özlem, sie war OP-Schwester in der Uni Klinik. Sie hatte eine kleine Wohnung in einer einfachen Gegend, wenn jemand helfen kann, dann nur Özlem. Beide wussten, dass sie damit Özlem in große Gefahr bringen würden. Sie platzierten Sait auf das Motorrad zwischen Fahrer und Soziussitz, hielten ihn mit den Händen fest und fuhren ohne Licht los. Zwei Seitenstraßen vor Özlems Wohnung stellten sie den Motor ab und schoben es samt Sait bis zu ihrem Hauseingang. Alles war dunkel, in keiner Wohnung brannte Licht.

      Özlems Wohnung befand sich zur ebenen Erde, sie klopften leise an die Fensterscheiben, es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass etwas vor ihrem Fenster geschah, sie schob den Vorhang etwas zur Seite und erkannte sofort die Situation, Özlem wir brauchen dringend deine Hilfe, flüsterte der Medizinstudent leise, ohne eine Frage zu stellen öffnete sie geräuschlos die Tür, zu dritt trugen sie den fast leblosen Körper hinein.

      Sie verschloss sofort die Tür und hängte noch zusätzlich die Türkette ein, vergewisserte sich, dass alle Fenster verschlossen waren und niemand in die Wohnung sehen konnte, erst dann machte sie das Licht an. Gemeinsam legten sie Sait auf den großen Küchentisch, mit dem Rücken nach oben, seine Arme hingen an beiden Seiten herunter.

      Das erste was sie sagte war, wie kann man nur einen Menschen so zurichten, dabei hatte noch keiner von ihnen erkannt, wie schlimm sie Sait wirklich zugerichtet hatten.

      Sie entfernte zuerst die mit Blut gefüllten Plastiktüten von seinen Armen und sahen zu ihrem Entsetzen, dass sie ihm von jeder Hand zwei Finger abgetrennt hatten. Özlem war nicht nur eine hervorragende OP-Schwester, sie hatte auch fast eine komplette OP-Ausrüstung in ihrer Wohnung. Die Finger waren direkt vor dem ersten Fingergelenk abgetrennt, wahrscheinlich mit einer Zigarren Guillotine, fast fachmännisch, sicherlich hatten die Schlächter dies schon öfters gemacht und waren geübt darin. Narkose brauchte Sait keine, er war immer noch bewusstlos, da die Haut an den Schnittstellen etwas überhängend und glatt war, konnte sie mit einigen Stichen die Wunden verschließen, danach hörte die Blutung zunächst auf.

      Ihr war klar, sie musste so schnell wie möglich einige Blutkonserven für ihn besorgen. Komplizierter war die Versorgung der Wunden auf seinem Rücken, die mussten mehr als zwanzigmal auf ihn eingeschlagen haben, die Wunden erstreckten sich über den gesamten Rücken und reichten hinein in den Flankenbereich, das waren keine Stockhiebe, die mussten mit Lederpeitschen gnadenlos zugeschlagen haben. Zunächst entfernte sie einige Stofffezen aus den Wunden, dann reinigte sie den gesamten Bereich mit Alkohol und bestrich den Rücken großflächig mit einer Jodlösung. An einigen Stellen klafften die Wunden soweit auf, dass Özlem sie zunähen musste.

      Am nächsten Tag stand ausführlich in allen Zeitungen ein langer Bericht, die Polizei hätte frühzeitig von einer Studenten Revolte gegen die Regierung seiner Majestät erfahren und die Aufwiegler vorläufig festnehmen.

      Leider sei ihnen der Anführer entkommen, er nenne sich Sait. Als der Transportwagen an einer roten Ampel halten musste, nutzte er die Gelegenheit aus, sei von der Ladefläche herunter gesprungen und in der Menschenmenge spurlos verschwunden. Die Polizei fordere daher die Bevölkerung zur Wachsamkeit auf, der Mann sei gefährlich und unberechenbar. Wenn er irgendwo gesehen wird, soll sofort die Polizei verständigt werden, man solle nicht selbständig handeln, er sei zu gefährlich, und es sei auch eine hohe Kopfgeldprämie auf ihn ausgesetzt.

      Ein vergleichbarer Bericht mit einem Foto von ihm wurde ebenfalls stündlich von allen Fernsehstationen ausgestrahlt. Da Sait nun ein Geächteter war, wurden besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, kein weiterer durfte erfahren wo er sich aufhält und die medizinische Versorgung musste unauffällig erfolgen.

      Özlem hatte Zugang zum erforderlichen Verbandsmaterial und zu fast allen Medikamenten, ausgeschlossen waren die Morphium Präparate, die befanden sich in einem Sonderschrank. Das Nötigste nahm sie täglich in kleinen Mengen an sich. Für die Blutkonserven hatte sie von Sait eine Injektionsspritze mit seinem Blut gefüllt, um damit in der Klinik seine Blutgruppe bestimmen zu können. Bei der Entwendung der Blutkonserven musste sie vorsichtig vorgehen, jede einzelne war registriert und sie musste dafür den Namen eines Patienten eintragen, den sie aus dem OP-Saal kannte und der die gleiche Blutgruppe wie Sait hatte. Zwei davon legte sie zunächst in einen Kühlschrank, verstaute sie dann in ihrem Rucksack, bevor sie die Klinik wieder verließ.

      Noch in der ersten Nacht bekam Sait hohes Fieber und Schüttelfrost, sie gab ihm hohe Dosen Antibiotika und Schmerzmittel. Sie wechselte stündlich die feuchten Wadenwickel und täglich seinen Verband und rieb die Wunden mit Salben ein.

      Erst nach einigen Tagen senkte sich das Fieber und Sait kam wieder zu Bewusstsein. Sait hatte drei Tage keine Nahrung zu sich genommen, Özlem hatte ihn aber Wasser und Tee über eine Magensonde eingeführt. Als er wieder ansprechbar war, bekam er von ihr, bevor sie in die Klinik fuhr und am Abend als sie wieder nach Hause kam, eine warme Suppe. Er selbst konnte keinen Löffel halten, sie steckte ihm ein Kissen hinter den Rücken, damit sich sein Kopf etwas nach vorne neigte, und führte den Löffel mit der Suppe in seinen Mund. Jeder Schluck wurde zu einer unerträglichen Qual für ihn, oft verschluckte er sich dabei, aber Özlem gab nicht auf, bevor die Schüssel leer gegessen war.

      So vergingen drei, oder waren es schon vier Wochen, bis er wieder auf den eigenen Beinen stehen konnte,

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