Скачать книгу

als Spardose, sie brachten die Pasty auch in die USA, nach Australien und andere Teile der Welt; bei uns in Köln gibt es zu unserer großen Freude auch einen Pasty-Laden. Pastys werden mittlerweile in verschiedenen Größen und mit Variationen bei den Füllungen angeboten; der Umsatz ist beträchtlich; 6 Prozent der cornischen Lebensmittelwirtschaft sollen auf das Konto der Cornish Pasty gehen.

      Übrigens, den essbaren Taschenkrebs kann man von anderen Krebsen sehr gut unterscheiden; sein Panzer mit der gekräuselten Kante sieht aus wie eine Cornish Pasty.

      Ro

       Das Life Boat Disaster 1981: Katastrophe vor Weihnachten

      Seit dem ersten Besuch Cornwalls kannten wir das idyllische Fischerörtchen Mousehole an der oft sturmumwehten südlichen Westküste, auf dem Weg von Penzance nach Land’s End. Wir kannten den direkt am muschelförmigen Hafenbecken gelegenen Pub Ship Inn und seinen Wirt Charles Greenhaugh. Wir wussten von der nationwide bekannten Weihnachtsbeleuchtung, wir hatten das Lifeboathouse auf der Straße von Newlyn nach Mousehole besichtigt, die Solomon Browne still ruhend auf ihren Stützen gesehen, dazu die Ausrüstung der Besatzung direkt daneben an Haken hängend, die Stiefel paarweise auf dem Boden, die Helme in offenen Fächern, dann die steile Rutsche für das Rettungsboot vor dem Gebäude direkt ins Meer. Am Militärflugplatz Culdrose der Royal Navy waren wir auf dem Weg zum Lizard schon mehrfach vorbeigefahren und hatten dort auch die robusten Sea King Hubschrauber auf dem Hangar gesehen. Die steilen Klippen der Felsformationen bei Tater-du kannten wir von unseren Touren auf dem Coast Path. Von dort konnte man im Sommer auf die blaue, ruhige See schauend seinen Gedanken nachgehen.

      Kurz vor den Weihnachtsferien 1981, die wir in Penzance verbringen wollten, hörten wir eine Nachricht im deutschen Fernsehen, die uns aufschreckte: Vor der Küste Cornwalls hätte sich in schwerem Sturm eine Tragödie ereignet. Ein Frachter wäre bei schwerer See in Seenot geraten, ein Seenotrettungsschiff (life boat) wäre zu Hilfe ausgelaufen. Beim Versuch, die Mannschaft zu retten, wären beide Schiffe an den Klippen zerschellt.

      Nun wüteten im Dezember 1981 heftige Stürme über dem Atlantik und Westeuropa; auch unsere Anfahrt Richtung Cornwall war nicht so einfach wie gewohnt. Auf dem Weg von Köln nach Calais behinderten uns Schneestürme; die Überfahrt von Calais nach Dover war stürmisch. Und da rief der Purser auf der Fähre zu Spenden für die Hinterbliebenen des „Life Boat Disasters“ auf, informierte über die Ereignisse.

      So erfuhren wir mehr: Es war das Penlee Lifeboat, die Solomon Brown, das zerschellt war, das Seenotrettungsboot, das für Rettungseinsätze in der Mount’s Bay, also auch Penzance, Ziel unserer Reise, zuständig war. Also unser Lifeboat, dessen Haus, die Penlee Lifeboat Station, wir ja kannten. Mount’s Bay, die größte Bucht Cornwalls, öffnet sich im äußersten Südwesten zum Atlantischen Ozean. Sie wird als „maritime trap“, besonders in den Wintermonaten, beschrieben. Mit voller Wucht treffen die Stürme auf die Bucht. Segelschiffe, die einst vom Sturm in Richtung der felsigen Küste getrieben wurden, waren fast verloren, denn sie liefen Gefahr auf Klippen und sandige Untiefen aufzulaufen, zu kentern und zerschmettert zu werden. Allein im 19. Jahrhundert sollen über 150 Segelschiffe dort Schiffbruch erlitten haben.

      Von Falmouth aus, dem letzten sicheren Hafen, gibt es keine Zuflucht. Nun sind seit dem Ende der Segelschifffahrt Schiffe in widrigen Winden besser zu manövrieren, aber wehe, wenn es technische Probleme gibt. Dann sind sie, mehr noch als Segelschiffe, Wind und Wellen ausgeliefert.

      Das war dem Frachter Union Star widerfahren. Mit acht Menschen an Bord, darunter die Frau des Kapitäns und seine zwei Töchter, geriet er in Seenot. Kostengründe – wie es hieß – hielten den Kapitän davon ab, rechtzeitig SOS zu funken, und dann war alles zu spät.

      Die Hubschrauber der Küstenwache des Airforce Stützpunktes Culdrose konnten das Schiff zwar sichten, aber keine Rettungsaktion starten. Die Besatzung der Solomon Brown wurde alarmiert. Diese acht Mann zwischen 22 und 56 (Richards) waren erfahrene Seeleute, Fischer, Mechaniker, ein Telecom-Ingenieur, teilweise in dritter Generation auf dem Lifeboat. Sie standen unter dem Kommando des Bootsführers und Steuermanns (coxswain) W.T. Richards; er war das einzige hauptberufliche Besatzungsmitglied. Alle anderen waren Freiwillige, darunter der uns bekannte Wirt in Mousehole, Charles Greenhaught, der allein das Recht hatte, die legendäre Weihnachtsbeleuchtung im Hafen einzuschalten.

      Unser Lifeboat Solomon Browne lief aus, näherte sich dem Frachter, und es gelang längsschiffs vier Personen der Union Star auf das Lifeboat zu bringen. Richards wollte auch die übrigen Besatzungsmitglieder hinüberretten und unternahm eine erneute Annäherung. Dann kam die entscheidende Welle, die die beiden Schiffe gegeneinander trieb und an den Klippen unterhalb von Tater-Du-Lighthouse zerschmetterte.

      Dieses Ereignis, dazu vor Weihnachten, erschütterte nicht nur die Bevölkerung der cornischen Küste, sondern ganz Großbritanniens und wurde in der ganzen Welt gemeldet. In Mousehole gingen die Weihnachtslichter aus.

      Die Arbeit der Seenotrettung genießt weltweit größten Respekt, Achtung und Anerkennung. Überall, wie auch auf unserer Fähre, wurde für die Familienangehörigen gesammelt, und es kam schnell ein zweistelliger Millionenbetrag in Pfund zusammen. In großen Gottesdiensten nach anglikanischem Ritus in Truro (wegen der Menschenmenge) und nach katholischem in der Rosevean Street in Penzance wurde der Toten gedacht.

      Dann begannen die Diskussionen, die vor allem in den Pubs in Cornwall geführt wurden, und denen wir zuhören konnten. Jeder dort fühlte sich sachverständig, und viele waren es wohl auch aufgrund von Profession oder persönlicher Geschichte.

      War es sinnvoll, nach Rettung der ersten Vier die sturmumtoste Union Star erneut anzusteuern? Hätte man nicht Winden (winches) einsetzen sollen, um über größere Entfernung arbeiten zu können?

      Später kamen dann die Fragen über die Verteilung der gesammelten Gelder, die teilweise unschön geführt wurden. Es wurde dann entschieden, einen großen Teil der Summe der Lifeboat-Institution zu geben, für Anschaffungen und Ausstattungen an Booten, so auch für ein neues Penlee Lifeboat, die Mabel Alice.

      In den folgenden Monaten und Jahren wurden immer wieder Leichenteile und Trümmer der havarierten Schiffe gefunden. Die der Solomon Browne werden als besondere Relikte verwahrt.

      An Neujahr fuhren wir nach Tater-du und näherten uns der Steilküste. Wir standen mit vielen anderen stumm vor der nur noch unruhigen See, in leichtem Wind. Und da lag die Union Star kieloben, ein roter, leicht gewölbter, lanzettförmiger Körper, und dümpelte in leichten Wellen und schlug gegen die Felsen. Es wirkte so belanglos, so nebensächlich und so tief erschütternd.

      Der Pilot Russell L. Smith hatte in dieser Nacht des 19. Dezembers 1981 mit seinem Sea King Helicopter Rescue 80 nicht eingreifen können, nur die Szenerie mit seinem Scheinwerfer notdürftig beleuchten. Er gab am 30.12.81 einen ausführlichen Augenzeugenbericht, und er endet:

      „They were truly the bravest eight men I’ve ever seen who were also totally dedicated to upholding the highest standards of the RNLI.“

      Ar/Ro

       Das Pint in der einen, die Zigarette in der anderen Hand

      Ich bin Raucherin, rauche seit ich sechzehn bin, unterbrochen durch Schwangerschaft und bis unser Kind zweieinhalb Jahre alt war. Rückfällig wurde ich in Cornwall. Mal sehen, ob es noch schmeckt. Wie doof!

      Die Überfahrt mit der Fähre nach Großbritannien bot immer den zollfreien Einkauf außerhalb der Hoheitsgewässer. So kauften wir billige Zigaretten für mich als Raucherin und das Deputat, das Armin (Nichtraucher) zustand und mir über die Urlaubstage preiswertes Rauchen ermöglichte, sowie Whisky für den Eigenkonsum während des Urlaubs plus Flasche für Grace und Dougy als Gastgeschenk.

      In den Kneipen stand man damals selbstverständlich mit „dem Pint in der einen, der Zigarette in der anderen Hand“ an der Bar, wie ein wehmütiger Raucher nach dem rigorosen Rauchverbot in britischen Kneipen vor der Tür einer cornischen Kneipe an die guten alten Zeiten erinnerte. Er rauchte, wie fast alle, dünne selbstgedrehte Zigaretten, bat mich um eine meiner Filterzigaretten.

      In

Скачать книгу