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durch, und zum Schluss über den brütend heißen, baumlosen Friedhof gegangen, zum Strand von Porthmeor. Da war schöner Sand, ein sanftes Meer und immer Platz. Vorher noch an dem riesigen, alten, rostigen Gasbehälter vorbei. Jahre später war der weg und auf der Baustelle hat man 1993 das Tate St Ives errichtet, in der Mitte mit der architektonisch aufgenommen Form des Gasbehälters. Das gefiel dann auch dem Duke of Cornwall, Prinz Charles, der den Hammer zur Grundsteinlegung schwang.

      Durch Barbara Hepworth und die Lage von St Ives war man bei Tate auf diese Lokalität gekommen. Seit fast 100 Jahren gab es am linken Themse-Ufer in London die Tate Gallery, die man gegen Ende des 20. Jahrhunderts in Tate Britain umbenannte und zum Mutterhaus weiterer Dependancen machte: Tate Liverpool, dann unsere Tate St Ives, und 2000 Tate Modern am rechten Londoner Ufer.

      Barbara Hepworth’ Trewyn Studio ist jetzt ein funkelnder Edelstein in dieser kleinen Krone weltberühmter Ausstellungshäuser.

      Ich kenne viele Menschen, auch aus Deutschland, die alle besuchen und damit für sich sammeln.

      Einmal habe ich ein Bändchen mit Bachmann-Gedichten in den Hepworth-Garten mitgenommen. Ich fand es irgendwie passend.

      Ar

       Beaches: Anders als gewohnt. Platz für alle

      Das Wort beach mit Strand übersetzt, erweckt beim Urlauber, der die Strände dieser Welt zumindest aus den Prospekten kennt, bestimmte Erwartungen. Ein Strand besteht aus Gesteinspartikeln – so die Definition. Die Partikel können sehr fein sein, dann hat man einen Sandstrand. Das ist das, was die meisten Binnenländler unter einem Strand verstehen. Bei den meisten Stränden sind die Partikel aber größer. Das geht von sehr grobem Sand, über kleineres Geröll bis hin zu ziemlich dicken Wackersteinen. In Cornwall sind verschiedene Strandtypen vertreten; die mit Steinen überwiegen.

      Für Kinder und kindliche Gemüter sind alle Strandtypen attraktiv. Es gibt Wasser, Brandung, Getiers, Angeschwemmtes und eben die Steine. Zum Gucken sind die groben Steine schöner, zum Laufen der feine Sand angenehmer.

      So richtig heiß, wie in Spanien, ist es in Cornwall selten. Entsprechend sind auch die Wassertemperaturen. Mir jedenfalls blieb im September 1971 fast der Atem weg, als ich am Strand bei Hayle zum ersten Mal in das Wasser des Atlantiks eintauchte. Die Menschen verhalten sich trotzdem strandmäßig. Kleinkinder krabbeln fast nackt in der kühlen atlantischen Brise, werden von ihren mit Badehose und Bikini bekleideten Eltern zum Planschen animiert. Unser bis dahin eher wasserscheues Kind stürzte sich, angeturnt vom Gebrause der Brandung, in die Wellen und wurde ganz wild.

      Die Brandung ist hier an der Atlantikküste gigantisch. Ein Surfparadies, auch im Winter. So richtig kalt wird es in Cornwall selten.

      Die größeren Strände bieten in der Saison Service wie Toiletten, ein Teebüdchen, eine Snackbar, vielleicht noch einen Verkaufsstand für Gummitiere, Einfachsurfbretter, Strandschuhe, Sonnenöl, Eimerchen, Netze, Souvenirs, Süßigkeiten und Getränke.

      Das Strandleben ist unkompliziert, ungeregelt: keine Strandkörbe, keine Strandbereiche, die vermietet werden. Es ist genügend Platz da; den Windschutz, die Matte bringt man mit.

      Der Weg zum Strand kann beschwerlich sein. Oft muss man von der Höhe der Steilküste hinabsteigen und leider später auch wieder hinaufsteigen zu den oben gelegenen Parkplätzen.

      So viele Strände gibt es, in kleinen Buchten und sich weit ausdehnende unter Dünen, dass es nirgendwo richtig voll ist. Nicht alle Strände sind bewacht. Bei den bewachten sollte man sich kundig machen, was Flaggen und Schilder bedeuten. An den unbewachten ist es ratsam, nicht ins offene Meer hinaus zu schwimmen oder sich auf aufblasbaren Booten oder Gummimatten treiben zu lassen. In jedem Fall kann es lebensrettend sein, wenn man mit den Uhrzeiten von Ebbe und Flut vertraut ist, denn schnell ist bei einströmender Flut das schöne Plätzchen, das man sich auf den Klippen ausgesucht hatte, vom Land abgeschnitten.

      Am Strand findet man so manches, das sich auch lohnt mitzunehmen: Muschelschalen und Schneckengehäuse, Krebspanzer, Schulp von Kalmaren. Abfall, der im Meer herumschwimmt, ist mittlerweile als ökologisches Problem erkannt. Aber das Treibholz, die Glas- und Porzellanscherben, Ziegelstücke und die Fragmente von Fischernetzen und Kunststoffkordeln wirken, an den Strand geschwemmt, durch die lange Verweildauer im Meer fast wieder natürlich, rundgeschliffen und ausgelaugt.

      All dieser gesammelte Kram ist bei uns zuhause in einer Vitrine zu einer kleinen Ausstellung zusammengestellt. An den Klöppel der aus Cornwall mitgebrachten Schiffsglocke aus Messing haben wir eine verblichene blaue Kordel befestigt, die mit Seepocken besetzt ist. Bei uns bedeutet das Läuten nicht „Last orders, please!“ wie in englischen Kneipen, sondern „Essen ist fertig!“

      Ro

       Binnenland und Küste

      Die Halbinsel Cornwall besteht aus einem Hochplateau mit zum größten Teil steil abfallenden Küsten. Diese sind in früheren Erdzeitaltern abgebrochen und finden ihr Pendant in der Bretagne, in Großbritannien Brittany geheißen. Das Binnenland dient kärglichem Ackerbau, vor allem aber als Weidefläche für Milchvieh, Schafe und Pferdekoppeln. Im Zentrum, um St. Ausstell, gab es und gibt es heute noch vereinzelt Abbau von China Clay, einer Porzellanerde, deren weiß-gräuliche Abraumhalden auch Signum der Binnenlandschaft sind. In einer der großen Gruben des ehemaligen Tagebaus hat man das Eden Project angelegt, eine dokumentarische, pädagogische, vor allem touristische Anlage über die ökologischen Probleme unserer Tage.

      Aber das Prägende, das auch plakativtouristisch genutzte, sind die Ruinen der Maschinenhäuser (engine houses) der Zinn- und Kupferbergwerke. Das waren zumeist kleine Klitschen, mit groben Granitsteinen errichtet, oft an waghalsigen Klippen an der Küste, vor allem aber verstreut über die ganze Grafschaft. Mit Haupthaus und Schornstein ähneln sie von Fern leergebeteten Kirchen, gern als Überreste von Kathedralen der Industrie bezeichnet. Sie sind die Landmarken, die der Schifffahrt und der Bewegung zu Lande Orientierung gaben und auch noch geben (trotz GPS und Navi).

      Ebenso ist die Landschaft gesprenkelt von herrschaftlichen großen Häusern, oft noch mit intakter Landwirtschaft. Zunehmend hat man diese zumeist ehemaligen Adelssitze, jetzt Anwesen von Londoner und arabischem Kapital, was öfters zusammenfällt, teil- und zeitweise dem Publikum geöffnet, zumal wenn sie von der öffentlichen Hand kontrolliert und finanziert werden. Diese Anlagen sind oft mit großen Gartenanlagen verbunden, häufig besucherfreundlich bewirtschaftet. Über vieles wacht der National Trust, eine Organisation, die im Bereich der Denkmalpflege und des Naturschutzes Gutes bewirkt und Heil bringt.

      Die Küste hat tief geklüftete Buchten, und der Wanderer des rund um die Halbinsel (und letztlich um die ganze großbritische Insel) führenden Coast Path muss weit laufen, um wenige Meilen der Küstenluftlinie zu bewältigen. Die Buchten sind tief, es sind schroffe Felsen, die das Meer branden, toben, klatschen, ständig brausen und vor allem erodieren lassen. Oft münden hier Bäche, die vom Hochland kommen, und auch sie graben sich weiter ein.

      In vielen dieser Buchten haben sich kleine Orte gebildet, für Fischer und Piraten, was oft dasselbe war. Es gibt Natur-, dann angelegte Häfen, mit geschweiften Molen und Mauern, oft auch mit schützender Einfahrt. Größere Orte haben zwei, drei hintereinander gestaffelte Hafenbecken, um die Kraft von Sturm und Flut besser und effektiver brechen zu können.

      In einzelnen Buchten gibt es unten kleine Sandstrände, die man in mühsamem Abstieg erreicht und die man noch mühsamer nach Baden und Schwimmen im anschließenden Aufstieg verlässt. Aber erst müssen diese Einstiege erreicht werden; mit dem Auto über Serpentinen bis zu eingerichteten Parkplätzen. Aber es lohnt sich.

      Fast ständig weht Wind, oft Sturm, und die Felder und Weiden auf dem Plateau müssen mit geschichteten Mauern aus Bruchsteinen geschützt werden, oft mit festigendem Efeu, Büschen, windschiefen Bäumchen und Beerenhecken bewachsen. Erdwälle reichen da nicht. Die kleinen, schmalen, letztlich einspurigen Sträßchen mit ihren vielen Kurven verschwinden fast dazwischen. Und Kühe schauen schon mal neugierig auf Wanderer und Autofahrer hinab. – Häufig gibt es Buchten, in die man vorziehen oder zurücksetzen kann, um ein Vorbeifahren zu ermöglichen. Da verständigt

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