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seagull, jackdaw, chough – Möwen (seagulls)

       „Die Möwen sehe aus,als ob sie Emma hießen …“

      (Christian Morgenstern)

      Unsere Wohnung in Penzance war auf der ersten Etage; darüber war – über eine steile Treppe zu erreichen – das Esszimmer mit schönem Ausblick auf die Mount’s Bay und über die Dächer der Häuserzeilen, die näher an der Promenade liegen.

      Auf diesen Dächern pflegen Heringsmöwen ihr Familienleben, also auch die Aufzucht der Jungen. Die jungen Möwen, kaum kleiner als die Elterntiere, am bräunlichen Gefieder aber als Jungtiere zu erkennen, betteln um Nahrung; ihr Gepiepe klingt fast lächerlich angesichts ihrer beträchtlichen Größe. Die Alten versuchen sie abzuwimmeln, indem sie ihnen das Hinterteil zuwenden, die Kleinen tippeln hinterher, piepsen unentwegt wie kleine Vögelchen. Wenn sie Glück haben, würgt das Elterntier aus seinem Schnabel etwas Essbares heraus und stopft das hungrige Maul. Der selbstständige Nahrungserwerb wird notwendig, wenn die Eltern das Gebettele zunehmend missachten. Dazu muss man weg vom Dach.

      Emma, Fressmaschine: allgegenwärtig

      Welcher Courage bedarf es für eine junge Heringsmöwe sich zum ersten Mal ungeschickt flatternd ein paar Zentimeter in die Luft zu erheben, um gleich drauf wieder rutschend auf einer steilen Dachschräge zu landen, immer in Gefahr, über die Dachkante zu stürzen. Spornen sich die Kleinen gegenseitig an? Gucken sie, was der Kumpel macht, und wagen sie mehr, um es ihm gleich zu tun? Die Alten spielen dabei als Lehrer keine sichtbare Rolle. Irgendwann schaffen es die Kleinen immer höher, erst von First zu First, und dann sind sie weg!

      Die Schnäbel der Möwen und das Gefieder drum herum sind oft blutverschmiert. Möwen schlagen Fische im Wasser. Aber sie nehmen auch alles andere, das sie kriegen können. Sie sind Allesfresser. Sie fressen nicht nur alles, sie stehlen, rauben und fordern es. Mantelmöwen, die man an ihren dunkleren Flügeln erkennt, sollen sogar die Jungen der Heringsmöwen rauben und fressen.

      Unser hübsches Esszimmer hatte viele Fenster, die aus gutem Grund nur einen Spalt breit zu öffnen waren. Unterhalb der Fenster war nach außen eine kleine steile Dachschräge. Auch hier landeten Möwen, schauten uns beim Essen zu. Wider besseren Wissens warfen wir Brocken, die von unseren Mahlzeiten übrig waren, durch den schmalen Fensterspalt, erfreuten uns am gierigen Schnappen. Wenn nichts mehr da war zum Schmeißen, sagten wir „Alle, Alle“; Möwen verstehen das aber nicht. Sie fliegen auch nicht weg. Sie wollen mehr. Sie hackten mit dem Schnabel an die Fensterscheiben, und das bei jeder Mahlzeit. Zum Fürchten.

      Kreischend kreisen Möwen stundenlang über den Ort, auch die Nacht hindurch, nicht immer verständlich, warum sie so aufgeregt sind. An anderen Orten, wo sie nicht auf den Häusern leben, ziehen sie abends ins Binnenland oder zu den Klippen und kehren morgens zurück. Wo Fischerei betrieben wird, folgen sie den Fischerbooten. Wo Tourismus herrscht, schnappen sie die Abfälle. Sie schießen herunter, um Beute zu machen, schnappen auch nach dem leckeren Brötchen mit Braten oder der Cornish Pasty, die man in der Hand hält. Sie reißen die für die Müllabfuhr vors Haus gestellten Abfallsäcke auf, verstreuen, was sie nicht fressen.

      Schilder in den Küstenorten mahnen: „Do not feed the birds. They are vicious.” Unsere Emma! – bösartig? Unsere alte Freundin Grace erzählte uns, dass Dougy, ihr Lebensgefährte, glaubte, dass Verstorbene in den Möwen weiterleben. Und das glaubte auch Grace nach Dougys Tod ein bisschen.

      Dohlen (jackdaws)

      Dohlen treten ebenfalls in großen Scharen auf. Ihr lautes Krächzen konkurriert, besonders in den Abendstunden, mit dem Gekreische der Möwen. Sie sind die kleinste Spezies der Krähenvögel, ernähren sich von Samen und Insekten, aber sie nehmen auch Abfälle und Aas als Nahrung an. Bei der Nahrungssuche treten sie weniger aggressiv auf, picken nur hier und da auf, was bei den Menschen an Bröckchen abfällt. Ihr Äußeres ist sympathisch, fast possierlich. Wenn nicht in Scharen, bewegen sie sich oft als Pärchen; Dohlen leben lebenslang monogam, so habe ich gelesen.

      Chough (Alpenkrähe)

      Wappenvogel von Cornwall ist die Alpenkrähe, die in den Alpen auch noch weit verbreitet, aber in Cornwall weitgehend ausgestorben ist.

      Seit einigen Jahren soll es wieder einige Brutpaare geben, zu erkennen an den roten Schnäbeln und Beinen. Der Legende nach lebt König Arthurs Seele in diesem Vogel fort. Birdspotter berichten in ihren Blogs begeistert von der Wiederkehr des Vogels in Cornwall. Präsent ist er auf allen offiziellen Dokumenten der Duchy of Cornwall, tatsächlich gesehen habe ich noch keinen. Leider.

      The Birds

      Hitchcocks Film „The Birds“, der in Bodega Bay in Kalifornien spielt, basiert auf einer Kurzgeschichte von Daphne du Maurier, deren Geschichte in Cornwall angesiedelt ist. Hitchcock benutzte für seine Filmgeschichte nur den Plot der Kurzgeschichte, den nicht logisch verständlichen Angriff von Vögeln auf Menschen. Dabei folgt Hitchcock Daphne du Maurier, indem er alle möglichen Vögel angreifen lässt – vom harmlosen Sperling über die sympathische Dohle bis hin zur aggressiven Möwe. Kurzgeschichte und Film wirken verstörend; man macht das Fenster zu.

      Ro

       Brockhaus: Einer weiß alles über Cornwall

      Was wusste man in Deutschland, sagen wir: Ende des 19., also des vorletzten Jahrhunderts über Cornwall?

      Zufällig und passend liegt vor mir der vierte Band (Caub – Deutsche Kunst) von Brockhaus’ Konversations=Lexikon. von 1898.

      Nun ist die Zeit der Printausgaben von Lexika wohl endgültig vorbei, das Internet mit seiner Fülle, vor allem seinem Tempo, auch bei Ergänzungen, Korrekturen, ist allgegenwärtig.

      Wer reiste 1898 nach Cornwall? Wer sich informieren wollte, tat dies eben mittels des Lexikons.

      Die rechte Spalte der Seite 22 stellt uns Cornwall vor, benennt die Aussprache („Cornwahl“) und beschreibt die Geographie.

      Die „Vorzüge eines äußerst milden Seeklimas“ werden erwähnt, auch, dass „die Myrte im Freien, dass Pomeranze, Wein und Aprikosen die Winter überdauern.“ Es gebe ausgedehnte Moorstrecken, „und die Weiden eignen sich nur zur Schafzucht.“

      Dann: „Reich ist C. an Mineralien, besonders an Kupfer, Silber, Blei und Zinn, welches letztere einst ganz England den Namen der Zinninseln (Kassiteriden) einbrachte“. Es werden „Seifenstein und Porzellanthon“ als Ausfuhrprodukte erwähnt. Neun Zehntel der Bevölkerung arbeite im Bergbau. „Getrieben“ würde „Schiffahrt und Fischfang (Pilchard)“.

      Dann: „Der cornische (keltische) Typus der Bevölkerung ist kenntlich an den schwarzen Haaren, dunklen Augen, länglichem Gesicht und der braunen Gesichtsfarbe.“

      Die Hauptstadt sei Bodmin, der beste Hafen Falmouth und Redruth das Zentrum von Bergbau und Zinnhandel. Ein Teil der Grafschaft sei seit 1330 unter dem Titel eines Herzogtums Eigentum des Prinzen of Wales.

      Den Abschluss bilden vier Literaturhinweise, darunter ein englischer Tourist’s guide aus London (1887) und drei Bände der Bibliotheca Cornubiensis (London 1874 ff.).

      Das wusste also der geneigte Leser vor 120 Jahren.

      Die in Cornwall spielenden deutschen Pilcher-Verfilmungen unserer Tage im ZDF vermitteln ein anderes Bild als dieser trockene Text eines Nachschlagewerks des wilhelminischen Bürgertums.

      Wer wusste damals und wer weiß heute was?

      Ar

       China Clay: Porzellanerde

      In unserer Vitrine, in der wir Mitbringsel von Reisen, Gefundenes, Gekauftes, Typisches und Absonderliches sammeln, befindet sich auch ein Beutel, gefüllt mit knapp 100 g eines weißen Pulvers. Der Beutel ist auf einen Pappstreifen getackert. Darauf gibt ein Aufdruck Auskunft über Inhalt und Herkunft des Beutels, nein, nein, kein Kokain: „A Sample of Cornish CHINA CLAY from St. AUSTELL. WHEAL MARTYN

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