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natürlich“, sagte Bount. „Darf ich die Hände herunternehmen?“

      „Ist doch klar“, erwiderte der Cop.

      Er gab Bount seinen Ausweis zurück. Bill hob die Automatic auf und hielt sie dem Detektiv hin.

      „Nichts für ungut, Mister Reiniger“, sagte er verlegen.

      „Sie haben nur Ihre Pflicht getan“, entgegnete Bount Reiniger und steckte Ausweis und Pistole weg.

      „Freut uns, dass Sie das so sehen“, sagte der ältere Polizist. Er nannte seinen Namen und den seines Kollegen. Sie hießen George Morland und Bill Wyman.

      Bount erfuhr von ihnen, dass einer der Nachbarn die Polizei alarmiert hatte, als Jay Pepper seine Todesangst herausbrüllte. Die Zentrale hatte die Meldung unverzüglich an Morland und Wyman weitergegeben. Da die beiden mit ihrem Streifenwagen gerade in der Nähe gewesen waren, hatte es nur wenige Minuten gedauert, bis sie den Tatort erreichten.

      Der Detektiv erklärte ihnen, wie er den Fall sah und forderte sie anschließend auf, die Mordkommission zu verständigen.

      Die Männer der Homicide Squad trafen zwanzig Minuten später ein. Angeführt wurden sie von Captain Toby Rogers, Bounts langjährigem Freund. Sein lautes Organ war im ganzen Haus zu hören.

      Als er das Apartment betrat und Bount sah, nickte er mit gesäuerter Miene. „Wie gehabt. Du stolperst schon wieder mal über Leichen.“

      Bount holte die Pall Mall-Packung hervor und hielt sie dem Captain hin. „Sag mal, was ist denn das für eine Begrüßung?“

      Toby nahm sich unverschämterweise gleich zwei Stäbchen. Eines steckte er sich hinters Ohr, das andere zwischen die Lippen. „Hast du Feuer?“, fragte er den Freund.

      „Versprichst du mir, dass du sie wenigstens selber rauchst?“, fragte ihn Bount Reiniger grinsend. Er brannte zuerst Tobys Zigarette an und dann seine. „Und was nun?“, erkundigte er sich.

      Die Leute von der Spurensicherung schwärmten im Apartment aus. Scheinwerfer auf dünnen Stativen wurden aufgestellt, und man schoss die ersten Bilder von der Leiche.

      „Ich denke, du erzählst mir nun eine spannende Geschichte“, sagte der übergewichtige Leiter der Mordkommission Manhattan C/II. Er wies auf den Toten. „Wer hat ihn erschossen?“

      „Ich weiß nur, wer es mit Sicherheit nicht getan hat“, gab Bount zurück. „Ich.“

      „Versuch bloß nicht, komisch zu sein. Das geht bei dir immer in die Hosen“, sagte Toby unwillig. „Wie kommst du hierher?“

      „Mit dem Wagen.“

      „Interessant. Vielleicht sollte ich dir Attorney Brown auf den Hals hetzen, was hältst du von der Idee. Der kann Privatdetektive nicht ausstehen, wie du weißt. Warum sollte er dir das Leben nicht genauso schwer machen, wie du es mir machst? Also noch mal: Wie kommst du hierher?“

      „Mit dem … Na schön“, sagte Bount schmunzelnd. „Jay Pepper war mein Klient.“

      „Seit wann?“

      „Seit gestern.“

      „Und heute bist du ihn schon wieder los.“

      „Leider ja.“

      „Mann, hast du einen Verschleiß. Aus welchem Grund hat er dich engagiert? Wenn du mich bei Laune halten möchtest, kommst du mir jetzt nicht damit, das würde unter dein Berufsgeheimnis fallen.“

      „Warum denn so giftig? Ist dir was über die Leber gelaufen?“

      „Ja. Eine Laus namens Bount. Meine Herren, ich habe so viel zu tun, dass ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht, und da bescherst du mir auch noch eine Leiche.“

      „Hör mal, wieso beschwerst du dich deswegen bei mir und nicht bei dem, der Pepper umgelegt hat?“

      „Würde ich furchtbar gern tun. Gibst du mir seine Adresse?“

      „Wenn ich die hätte, wäre ich bestimmt nicht mehr hier.“

      „Ich kenne immer noch nicht den Grund, weshalb dich Pepper engagiert hat.“

      „Er war Besitzer einer gutgehenden Bar auf dem Broadway.“

      „Und?“

      „Clevere Gangster kamen auf die glorreiche Idee, ihn zur Kasse zu bitten. Sie wollten Schutzgeld von ihm erpressen, andernfalls würden sie ihm beweisen, wie dringend er ihren Schutz nötig hatte. Sie legten ihm nahe, mit seinen Sorgen nicht zur Polizei zu gehen.“

      „Also ging er zu dir, und das nahm man ihm übel.“

      „So sehe ich es“, sagte Bount. Er berichtete dem Captain von Peppers’ Anruf und dessen Absicht, ihm den Auftrag nach 24 Stunden schon wieder zu entziehen.

      „Er bekam es mit der Angst zu tun“, sagte Toby. „Aber da hast du nicht mitgespielt, wie ich dich kenne. Wenn man dich einmal eingeschaltet hat, kann man dich nicht mehr abstellen.“

      „Richtig. Das wollte ich Pepper klarmachen. Deshalb setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr hierher. Leider hatte er vor mir schon Besuch.“

      Toby nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. „Wer hat ihn deiner Ansicht nach auf dem Gewissen, Bount?“

      Bount Reiniger zuckte die Schultern.

      „Ich meine nicht den, der geschossen hat, sondern den, der den Killer schickte“, sagte der Captain.

      „Ich bin in den Fall erst gestern eingestiegen“, entgegnete Bount. „Bisher fand ich nur heraus, dass Jay Pepper nicht der einzige Barbesitzer ist, an den sich die Schutzgeldgangster wandten.“

      „Eine groß angelegte Sache?“

      „Scheint so“, sagte Bount. „Ich bin bereits etlichen Gesichtern begegnet, in denen ganz deutlich die Angst geschrieben stand.“

      „Gibt es schon einen Plan, nach dem du den Fall aufzurollen gedenkst?“, erkundigte sich der Captain.

      „Auf meinem Programm steht eine Tour durch alle in Frage kommenden Bars. Mal sehen, ob ich dabei fündig werde.“

      „Ein Tipp, der deiner Leber gefallen wird: trink Fruchtsaft.“ Toby grinste.

      6

      Die Bar hatte den wohlklingenden Namen „Salome“ und gehörte einem Mann, der ein nicht ganz astreines Leben hinter sich hatte: Lorne Rogers. Früher war er die Brutalität und Rücksichtslosigkeit in Person gewesen.

      Sein Name hatte in der New Yorker Unterwelt einen gewissen Klang gehabt. Er war mit fast allen Bossen auf Du und Du gewesen, und sie konnten ihn jederzeit um einen Gefallen bitten.

      Einbruch, Raub und viele Gewaltdelikte gingen auf sein Konto. Gute Anwälte boxten ihn aber immer wieder geschickt aus der Klemme. Zeugen wurden eingeschüchtert, so dass sie vor Gericht umfielen, und so blieb es Lorne Rogers all die Jahre erspart, die Gastfreundschaft des Staates in Anspruch nehmen zu müssen.

      Als er auf die Vierzig zuging, wurde er etwas ruhiger. Bestimmt kam das auch daher, dass ihn eines Tages ein Konkurrent abzuservieren versuchte – und es beinahe geschafft hätte.

      Sechs Wochen lang lag er in der Intensivstation und rang mit dem Tod. Er sagte der Polizei nicht, wer auf ihn geschossen hatte, obwohl er es genau wusste.

      Da es ein offenes Geheimnis war, dass Bodo Biggs die Schüsse abgefeuert hatte, wollte die Polizei dafür sorgen, dass der Mann nicht „zufällig“ zu Schaden kam.

      Als die Cops ihn abholen wollten, sprang er aus dem Fenster. So lautete die offizielle Version. Die inoffizielle wusste zu berichten, dass Bodo Biggs aus dem Fenster geworfen worden war.

      Kein Selbstmörder schreit so markerschütternd, wie es Biggs getan hatte,

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