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und in seinem Tun sich als ein anderer Mensch erweist. Ein gewohnheitsmäßiges Beichten und Lossprechen ist nicht bloß zwecklos, sondern eine Entweihung des Gedankens der Versöhnung mit Gott.“

      31„Durch deine Zwischenfragen bin ich von meinem Thema abgeschweift. Ich will nun damit fortfahren.“

      32„Wenn auch manches von der Lehre Christi in den auf euch gekommenen Abschriften der alten Urkunden absichtlich weggelassen, anderes durch Fälschungen geändert worden ist, so bleibt doch noch so vieles Richtige übrig, daß die Menschen durch Befolgung dieses Richtigen ihrem Gott näher kommen könnten. Doch leider vermögen sie das Richtige vom Falschen nicht zu unterscheiden.“

      33Die Grundlage der Lehre Christi ist nach seinen eigenen Worten: „Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!“ Wer das befolgt, hat das ganze christliche Gesetz erfüllt. Alle anderen Wahrheiten sind bloß Ergänzungen zu dieser Grundwahrheit und helfende Richtlinien zu ihrer Ausführung im Leben des einzelnen.“

      34„Und nun komme ich zum letzten, nicht minder wichtigen Grunde, weshalb das Christentum auf die heutige Menschheit keinen Einfluß mehr auszuüben scheint.“

      35„Das Volk sieht bei seinen geistlichen Führern nicht die praktische Befolgung dessen, was das Christentum lehrt, und was sie selbst predigen. Das gilt von den Geistlichen aller christlichen Religionen. Es gibt Ausnahmen. Aber sie sind verhältnismäßig selten. Wo sind die Geistlichen, die ihr neben Christus stellen könntet, ohne daß sie zu erröten brauchten? Wieviele sind es, die Leid, Armut und Not mit ihren Brüdern und Schwestern tragen? Ihre Gemeindemitglieder sind doch ihre Brüder und Schwestern. Dienen sie diesen, wie es die Weisung Christi ist, oder ist es nicht vielmehr ein Herrschen und Ausnutzen? Tun sie etwas umsonst? Lassen manche sich nicht sogar das Beten bezahlen?“

      36„Und ihr sonstiger Lebenswandel! Doch darüber will ich jetzt nichts sagen. Über diesen Punkt möchte ich mit dir einmal allein sprechen.“

      37Bei diesen Worten wandte er sich zu mir und fuhr fort: „Du willst morgen zu deinen Angehörigen reisen. Diese Reise ist nicht eilig. Bleibe morgen noch hier und komme morgen Abend um 19.30 Uhr wieder hierher. Alsdann reden wir beide allein miteinander. Sage also diesem Jungen, aus dem ich spreche, sobald er zu sich kommt, er möge morgen Abend um 19.30 Uhr hier sein.“

      38Dann machte er Schluß, indem er in einer fremden Sprache betete und die Hände zum Segen erhob mit den Worten: „Seid gesegnet im Namen Gottes! - Grüß Gott!“

      39Nach diesem Gruß fiel der Junge vornüber wie am Anfang der Sitzung, öffnete seine Augen und sah sich verwundert um. Es war ihm unverständlich, daß es schon so spät sei. Von dem Vorgefallenen wußte er nichts. Er sagte, es sei ihm so, als habe er lange und gut geschlafen. Er fühlte sich sehr frisch und wohl.

      40Als ich ihm sagte, er möge am anderen Abend um 19.30 Uhr wieder hier sein, erklärte er mir, daß sei ihm nicht möglich. Sie hätten morgen eine dringende Arbeit fertigzustellen, und es werde sicher 21 Uhr werden, bis er zu Hause sein könne. Das sei gestern bereits von seinem Lehrherrn so angeordnet worden.

      41Trotzdem nahm ich mir vor, meine Reise zu verschieben und am kommenden Abend zu der mir angegebenen Zeit wieder hinzugehen.

      42Als ich nach Schluß der Sitzung zu meiner Wohnung ging, war es mir, als erwachte ich aus einem schweren Traum. Der Mond ergoß seinen Silberschein über die Dächer und die Sterne schauten so ruhig in die klare Nacht. In mir aber schlugen die Flammen meiner Gedanken bergeshoch empor. Ich fühlte, daß dieses Feuer schon die Balken umzüngelte, auf denen mein bisheriges Glaubensgebäude ruhte.

      43Wer sprach die Wahrheit? Die Religion, deren Priester ich war, oder die Stimme aus diesem Jungen? Oder war es vielleicht der Junge selbst, der sich das alles zusammenreimte und vor uns eine Komödie aufführte?“

      44Der Junge aus sich? - Nein, das war ausgeschlossen. Das zu glauben, war mir unmöglicher, als alle Glaubenssätze der Welt zusammengenommen. Nun hatte ich hier und da etwas gelesen von „Hellsehern“, „Unterbewußtsein“, „Gedankenübertragung“. Doch auch damit wußte ich für den vorliegenden Fall nichts anzufangen. So wollte ich denn ruhig weiter prüfen. Die Sache war mir zu wichtig, als daß ich sie einfach beiseite schieben konnte. Ein „Zurück“ gab es für mich nicht mehr. Ich mußte volle Klarheit haben. Vielleicht brachte mich die nächste Sitzung schon einen Schritt weiter.

       1.1.3 Die Entscheidung

       „Den Weg der Wahrheit habe ich erwählt, deine Verordnung mir vor Augen gestellt.“ (Ps.119,30)

       1.1.4 Belehrung über den biblischen Geisterverkehr

      1Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht suchte ich während des folgenden Tages durch angestrengte Arbeit auf dem Büro des Hilfsbundes die mich quälenden Gedanken loszuwerden.

      2Am Abend war ich kurz vor 19.30 Uhr wieder in der Wohnung, in der gestern die Sitzung stattgefunden hatte. Zu meiner Überraschung war auch der Junge schon anwesend. Er erzählte mir, daß nachmittags um 16 Uhr sein Arbeitgeber gekommen sei mit der Eröffnung, er habe es sich anders überlegt, und die Arbeit, die heute Abend durch Überstunden fertiggestellt werden sollte, verschiebe er auf den anderen Morgen.

      3Ich war mit dem Jungen allein. Als die Uhr 19.30 schlug, fiel er in derselben Weise wie tags zuvor in den mir unerklärlichen Zustand, grüßte wiederum mit dem Gruß „Grüß Gott!“, reichte mir die Hand und sagte: „Ich freue mich, daß du hiergeblieben bist. Denn ich habe dir vieles zu sagen. Zunächst aber muß ich noch den letzten Punkt meines gestrigen Vortrages zu Ende führen. Ich hatte dir ja gesagt, daß ich darüber nur sprechen wolle, wenn wir beide allein wären.“

      4Und nun begann er, ein Bild des Lebenswandels eines großen Teiles der Geistlichkeit zu entwerfen. Erschüttert und schmerzlich bewegt hörte ich zu.

      5Dann aber sagte er mit großer Freundlichkeit zu mir: „Nun sprich dich ganz offen und vertrauensvoll bei mir aus. Denn ich weiß, daß seit gestern in deinem Inneren alles drunter und drüber geht und du dich nicht mehr zurechtfindest.“

      6Mit vor innerer Erregung bebender Stimme erwiderte ich: „Du hast Recht. Meine Gedanken wirbeln durcheinander. Ich weiß nicht, was ich von alledem halten soll. Ich bitte dich, belehre mich über alles und sage mir vor allem, wer du bist und wie es möglich ist, daß du durch diesen Jungen redest.“

      7„Du hast Recht, daß du mich zunächst fragst, wer ich bin. Denn ihr sollt die Geister, die zu euch reden, vor allem prüfen, ob sie von Gott sind, damit ihr nicht die Opfer böser Geister werdet, die euch leiblich und geistig zugrunde richten, euch nicht die Wahrheit sagen, sondern die Lüge, und dadurch euren Lebensweg zum Abgrund führen. - Ich schwöre es dir bei Gott, daß ich ein guter Geist Gottes bin, und zwar einer der höchsten. Meinen Namen behalte für dich!“ Nun nannte er seinen Namen.

      8„Ich bin es, der dich hierher geführt hat. Ich will dich im Auftrage Gottes belehren, und du hinwiederum lehre deine Mitmenschen!“

      9Ich wußte nicht, wie mir war und wie mir geschah. „Jetzt will ich beginnen“, fuhr er fort, „dich über das zu belehren, was hier vor sich geht. Du meinst wohl, es sei etwas ganz Neues und Unerhörtes, was du hier wahrnimmst. Es ist dies so alt, wie die Menschheit. Von den Tagen der ersten Menschen bis heute ist die Geisterwelt mit den Menschen in Verbindung getreten. Die gute Geisterwelt und freilich auch die böse. Du hast doch in den alten Urkunden, die ihr „Altes Testament“ nennt, oft genug gelesen, daß Gott zu den Menschen gesprochen hat. Gott sprach zu Adam, zu Kain, zu Abraham, Isaak, Jakob, zu Mose und vielen anderen. Wie denkst du dir das? Gott ist doch ein Geist. Ein Geist hat aber nicht einen materiellen Mund und materielle Stimmbänder, daß er nach Art der Menschen reden könnte. Wie also sprach Gott zu diesen Menschen?“

      10„Ich

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