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oft eine Selbstwahrnehmung, die davon ausgeht, lediglich einen Körper zu haben, anstatt sich in einer belebten und beseelten Körperlichkeit wahrzunehmen.

      Auf dem Weg von der non-dualen zur dualen Wahrnehmung wird der Zugang zu einem großen Teil Deines Kerns verschüttet. Auch wenn es für den Moment so scheint, als ob der Verlust der Non-Dualität das einzige Unglück sei, so ist letztlich das Gefühl des Getrenntseins nicht zu bedauern. Denn die Bildung der Ego-Struktur ist zwingende Voraussetzung, um im Laufe der Entwicklung und Entfaltung zunehmend fähig zu werden, sich selbst zu reflektieren und auf dieser Basis Bewusstsein zu entwickeln. Denn das vorgeburtliche Gefühl der Verbundenheit hat eine gewisse Undifferenziertheit, da eben die Ich-Struktur noch nicht ausgebildet ist. Erst die selbst-bewusste Wahrnehmung von Verbundenheit lässt Dich die eigene Seins-Qualität erkennen.

      Aus der Perspektive Deines Selbst-Bewusst-Seins eröffnet sich der Raum, Deine Individualität mit all ihren Teilen, Deinen Kern mit all seinen Facetten zu erkennen.

      Einen leicht zu greifenden und gleichzeitig dennoch komplexen Zugang zu unserer menschlichen Wesenhaftigkeit bekommt man durch die Betrachtung der Vorgänge, die ab der Empfängnis bis zur Geburt im Mutterleib stattfinden. Dazu müssen wir aber unser Schulwissen für einen Moment zur Seite stellen. Denn unsere Kultur ist geprägt von einem analytischen, deduktiven Denken. Wir neigen dazu, alles in Einzelteile zerlegen zu wollen, hinab bis in die Ebenen der Teilchenphysik und der Elektronenrastermikroskopie, in der Hoffnung, die Ursache allen Seins dort zu entdecken und das Geheimnis der Schöpfung zu verstehen. Wissenschaft ist notwendig und sinnvoll. Doch sie bietet nicht die einzige Perspektive, aus der die Welt betrachtet werden kann. Zwar kennt jeder die auf Aristoteles zurückgehende Erkenntnis, dass das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile. Doch unsere naturwissenschaftlich geprägten Denkmuster führen dazu, dass wir beständig versuchen, simple Ursache-Wirkungs-Ketten zu erkennen. Die folgenden Ausführungen zu den Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenerleben, die durch die vorgeburtliche Zeit hindurch bis ins Erwachsenenalter stattfinden, sind durch die Arbeit von und mit Jaap van der Wal und Terence Dowling inspiriert. Sie geben sowohl Zugang zu unserer wesenhaften Gleichheit als auch zur Prägung und Entwicklung unserer individuellen Persönlichkeit.

      Die Befruchtung der Eizelle findet in der Regel im Eileiter statt. Anders als gerne glauben gemacht, ist es kein Wettrennen der Spermien, wer als erstes „drin“ ist. Im Gegenteil: Die Eizelle ist von eigenen Nährzellen wie von einem Strahlenkranz, der Corona radiata, umringt. Durch Abgabe bestimmter Substanzen treten die Spermien mit diesem Nährzellen in eine Wechselwirkung. Es findet eine Öffnung der Eizelle statt, eine Öffnung von innen nach außen. Erst dadurch entstehen Bedingungen, die die Fusion beider miteinander zu einer neuen Einheit ermöglichen. Weder dringt ein Spermium ein, noch wird es gnädig eingelassen. Es ist ein Stunden andauernder Prozess des sich gegenseitig immer mehr aufeinander Einlassens, quasi eine Art Paarungstanz, der zur Verschmelzung führt.

      Neues Leben ist entstanden. In der befruchteten Eizelle sind bereits alle Informationen für das Wachstum dieses Menschen vorhanden, es kommt nichts mehr hinzu. Es findet nur eine Vermehrung, Spezifizierung und Differenzierung von Zellen statt. Die Zeit bis zur Geburt, die Pränatalzeit, gliedert sich in drei Zeiträume: Die Zeit nach der Befruchtung bis etwa zur Einnistung in die Gebärmutter, von der Einnistung bis zum Abschluss der Organbildung und die Zeit des fötalen Wachstums.

      Während die befruchtete Eizelle vom Eileiter langsam in die Gebärmutter treibt, finden schon Zellteilungen statt. Ohne dass sich die Größe des Gesamtorganismus ändert, entstehen identische Zellkopien. Ab dem vierten Tag entwickelt sich der kugelförmige, 32-zellige Organismus (Morula) zur sogenannten Blastozyste weiter. Bis zu diesem Zeitpunkt wird weder etwas entfernt oder zurückgelassen, noch kommt etwas von außen hinzu. Die Frucht bleibt immer Eins. Doch nun passiert etwas Einschneidendes: Die Zellen der Peripherie teilen sich schneller und werden später zum Trophoblasten, der Grundlage des Mutterkuchens. Die inneren, sich langsamer teilenden Zellen werden zum Embryoblasten, aus ihm entsteht der Mensch an sich.

      Dies ist der erste Moment des Entstehens einer Dualität: Sowohl der spätere Mutterkuchen (außen), als auch der Embryo (innen) sind ein Produkt der befruchteten Eizelle. Dies lässt sich wunderbar im Bild von einem Baum und seinem Wurzelwerk darstellen. Der Baum nimmt seine Nahrung über seine Wurzeln auf, über den Stamm strömt sie in die sich ausbildende, dem Himmel entgegenreckende Krone. So ist es auch beim Embryo. Der Mutterkuchen verwurzelt sich in der Gebärmutter. Dort nimmt er seine Nährstoffe auf. Die Nährstoffe kommen nicht von ihm, aber durch ihn. Der Mutterkuchen und die Qualität der Versorgung durch ihn ist die erste prägende Erfahrung von Beziehung. Es findet ein Austausch, ein Dialog zwischen dem Embryo und seiner Plazenta statt.

       Von der Einheit zur Dualität

      „Was bekomme ich von Dir, was gebe ich Dir von mir?“ Der Embryo kann durch sein Bewegen die Versorgung beeinflussen, denn eine erhöhte körperliche Aktivität des Embryos erhöht den Blutrückstrom zum Mutterkuchen. Und da es sich um einen Kreislauf handelt, bekommt der kleine Mensch dadurch auch mehr Blut von der Plazenta zurück. Umgekehrt wurde bei Ultraschalluntersuchungen festgestellt, dass Feten den Fluss der Nährstoffe durch die Nabelschnur auch reduzieren können, indem sie sie mit der Hand zusammendrücken.

      Das im Mutterkuchen angereicherte Blut trägt neben Nährstoffen auch Antikörper mit sich, die die Immunabwehr des Embryos übernehmen. Ebenso sind mütterliche Hormone und andere Botenstoffe im Blut gelöst. Aber auch Giftstoffe gehen aus dem Organismus der Mutter auf das Kind über. Der Embryo und Fötus ist dadurch unmittelbar mit der Mutter und ihrem Empfinden, mittelbar mit ihrem Umfeld synchronisiert. Sofern man überhaupt schon von einem Bewusstseinszustand sprechen kann, ist noch keine Differenzierung der verschiedenen Qualitäten möglich. Das kindliche System kann nicht unterscheiden, welche Informationen dem eigenen Organismus entspringen, und welche ihm über den Blutweg oder durch das Fruchtwasser zugespült werden. Doch egal, von wo diese Informationen kommen, bereits auf diesem Weg finden Lernen und Prägung statt. Es stellt sich hier keine Frage nach Bewertung.

      Ich unterscheide pränatales Erleben von pränatalem Erfahren:

      • Alle unmittelbaren, direkt auf das Körperliche einwirkenden Einflüsse sind pränatales Erleben. Durch den Reiz kommt es als Antwort zu einer Veränderung der Steuerung des kindlichen Organismus. Beispiele sind die Ernährung der Mutter, aber auch Diagnostik, Komplikationen oder Eingriffe während der Schwangerschaft.

      • Pränatale Erfahrungen entstehen aus den mittelbaren Einflüssen auf das Baby, vor allem dem emotionalen Erleben der Mutter. Sie lösen nur unmerkliche oder keine direkten körperlichen Reaktionen aus. Sehr wohl haben sie aber einen emotionalen Einfluss und prägen mitunter Verhaltensweisen und Glaubenssätze im späteren Leben dieses heranwachsenden Menschen. Eltern, die sich am wachsenden Bauch freuen, oder die Angst der Eltern vor der wachsenden Verantwortung sind solche Erfahrungen.

      So bringt das Kind schon mit seiner Geburt eine Unmenge an Erfahrungen und Erlebnissen mit. Ein besonders prägendes Moment ist dann das Geburtserlebnis selbst. Geboren werden ist ein tiefgreifender Übergang von einem Zustand in einen anderen. Es ist der unvermeidbare Weg ins Unbekannte. Er führt durch die Enge und durch die Schwärze. Es gibt kein Zurück, keinen Kompromiss, keine Alternative. Hatte das Kind bis zu diesem Zeitpunkt im Bauch noch einen Rest an Bewegungs- und somit Handlungsmöglichkeit, so muss es nun die Kontrolle aufgeben, sich dem Prozess und seinem Mechanismus anvertrauen. Im Vorgang der Geburt wird etwas ins Leben gebracht, anderes zurückgelassen.

      Der Fötus muss den Mutterkuchen zurücklassen, um geboren zu werden. Doch der Mutterkuchen war ein Teil der Ganzheit der befruchteten Eizelle. Ganzheitlich betrachtet ist dieser Verlust eine der Grundlagen für das menschliche Gefühl, allein, nicht verwurzelt, heimatlos zu sein.

      Hier ist anteilig die älteste menschliche Frage „Wer bin ich?“ beheimatet. Die Geburt ist Ursprung für ein mangelndes Bewusstsein bzw. Gefühl von Verbundenheit, denn mit ihr wird der Übergang zum bewussten Erleben von Dualität eingeleitet. Aus diesem Moment rührt auch die Sehnsucht

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