Скачать книгу

beobachtete ihn mit schräg gelegtem Kopf.

      „Sag mal, willst du es jetzt aufmachen, oder was?“, fragte sie und tippelte auf Nex´ Schulter herum. Er zwang sich zu einem Lächeln.

      „Ja, klar“, antwortete er, dann faltete er den Umschlag auseinander.

      Tante Mandis Handschrift nahm das gesamte vergilbte Papier ein. Hatte sie mit echter Tinte geschrieben? An einigen Stellen war die Schrift verwischt und schwer zu lesen oder gar von Klecksen bedeckt. Großartig. Nex seufzte, dann las er laut vor, weil er nicht sagen konnte, ob die Glühwürmchen in Para lesen konnten.

      An die Nummern 40 und 41,

      ihr werdet es nicht sofort verstehen, aber ihr müsst mir vertren. Ich kann jetzt keine Namen nennen, also wundert nicht, wenn ich stattdessen Zahlen angeben werde. Bitte tut, was ich euch sage: Erzählt andem von dieser Welt. Es ist wirklich wichtig, dass es geheim bleibt! Vertraut eurer Familie, denn die wird mer zu euch stehen, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Und ihr müsst zur Mauer gehen. Nur, wenn ihr sie eial gesehen habt, könnt ihr dazugezählt werden. Tut ihr das bitte für mich? Ach, und euren kleinen Begn könnt ihr auch vertrauen, die hat jeder von uns. Ich hoffe, ihr tut euer Nötigstes, um diese Welt hier zu zen, auch, wenn sie keinen Namen hat… Schade, ich werde ihn wohl nie ahren. Meine Rolle in dieser Geschichte ist nun vorbei, aber re hat gerade erst angefangen. Und ich bin sic da noch Großes leisten werdet. Bis dahin: Seid geduldig, neugierig und mutig. Findet eure Gaben und damit euren atz im Leben. Und damit meine ich in dieser wie in der anderen Welt. Ich wünschte, ich könnte es euch pers sagen. Das Schicksal dieser ischen Welt liegt nun in euren Händen. Viel Glück!

      Nummer 39.

      P.S.: Es gibt zwei Gegenst, von denen niemand etwas erfahrendarf. Aber falls eines abhandenkommen sollte, gibt es noch eines…

      Glina summte aufgeregt.

      „Wow, das war ganz schön viel! Sag mal, ist der auch von Mandi?“

      Nex nickte.

      „Ja, das ist ihre Schrift. Aber was soll das mit diesen Zahlen? Wieso kann sie nicht mehr unsere Namen benutzen?“

      Glina verdrehte die Augen.

      „Na, wegen der Mauer. Hast du denn gar nicht aufgepasst?“

      Mauer? Aber was denn für eine? Die einzige, die ihm einfiel, war die in der Ruine im Wald, wo diese ganzen Namen und Zahlen standen… Plötzlich wurden seine Augen groß und seine kleine Freundin grinste.

      „Na bitte, du weißt es doch!“, rief sie aus, „deswegen habe ich dich doch dorthin gebracht! Weißt du das denn nicht mehr?“

      „Doch, doch klar, aber ich habe immer noch keine Ahnung, was diese Zahlen bedeuten. Einmal hatte ich das Gefühl, ganz nah an der Antwort zu sein, aber dann war es wieder weg…“

      „Ach ja?“ Glina schwirrte wieder los und machte es sich auf Nex´ Knie bequem. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie diese Stelle mochte. Er zuckte mit den Schultern.

      „Ja, aber das bringt jetzt auch nichts.“

      Plötzlich sah das Glühwürmchen nachdenklich aus.

      „Hm… Wann war das denn?“

      Erneutes Schulterzucken.

      „Puh, keine Ahnung. Vor ein paar Tagen? Da habe ich von der Mauer geträumt und wie jemand Liahs und meinen Namen zusammen mit ein paar Zahlen eingeritzt hat.“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.

      „Da waren eine 40 und eine 41 dabei…“ murmelte er und tauschte einen Blick mit Glina aus. Diese summte und blinkte aufgeregt mit ihrem Hintern.

      „Du hast davon geträumt? Im Ernst?“

      „Ähm, ja? Und?“

      Glinas Aufregung war schlagartig verschwunden. Nex sah sie verwirrt an.

      „Was ist denn?“

      Sie schüttelte nur den Kopf.

      „Ach nichts.“

      Plötzlich breitete sie wieder ihre Flügel auseinander und erhob sich in die Lüfte.

      „Komm, du wolltest doch noch ein bisschen mehr über diese ganzen Sachen hier herausfinden, oder? Dann lass uns mal anfangen. Ich kenne ein paar Ecken in diesem Bücherraum, die wirklich interessant sind. Los jetzt!“

      Und dann war sie auch schon weg. Nex blieb noch eine Weile mit tausend Fragezeichen im Kopf sitzen, dann stand er auf und folgte Glina. Hoffentlich würden seine Schmerzen bald nachlassen. Vielleicht gab es irgendwelche Tabletten, die er nehmen konnte? Er hielt es für unwahrscheinlich, aber er durfte wohl noch ein bisschen hoffen, oder?

      Glina und Nex suchten etwa zwei Stunden lang, aber erst, als Nex schon aufgeben wollte (und er hasste es, einfach aufzugeben), wurde er doch noch auf etwas aufmerksam.

      Es war ein Buch, hinten links im letzten Regal, das an der Wand stand. Eigentlich waren alle Regale in eine Richtung ausgerichtet, aber dieses hier stand quer. Die Bücher darin sahen um einiges älter aus. Nex blieb stehen und ließ den Blick über die Buchrücken gleiten. Er erinnerte sich daran, wie Onkel Handix mal ein dickes und altes Buch mitgebracht hatte, um ihm daraus vorzulesen, und dass es eine verwirrende, aber spannende Geschichte gewesen war. Der Junge schüttelte den Kopf und verdrängte die Gedanken an seinen Onkel. Sie hatten zwar einen Waffenstillstand vereinbart, aber das hieß nicht, dass er ihm verziehen hatte. Handix war bloß das kleinere von zwei Übeln.

      Entschlossen streckte Nex die Hand aus und griff sich ein besonders dickes Exemplar mit dunkelblauem Einband. Mit zwei Händen zog er es heraus. Es war unfassbar schwer, aber Nex trug es bis zum nächsten Tisch, wo er es mit einem lauten Knall fallen ließ. Unmengen an Staub wurden aufgewirbelt. Er hustete und fächerte den Staub mit der Hand weg, dann sah er sich das Buch genauer an. Zu seiner Überraschung hatte es keinen Titel. Er schlug es auf und sah mit gerunzelter Stirn hinein. In diesem Moment kam Glina angeflogen und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Mit schräg gelegtem Kopf begutachtete sie das Buch.

      „Wow, da hast du dir aber einen Schinken ausgesucht, was? Aber gut, wenn du möglichst viel von Para auf einmal verstehen willst, dann ist das echt gut“, bemerkte sie und hob wieder die vorderen zwei Beinchen an. Nex sah überrascht auf.

      „Ach ja? Und wieso?“

      Glina schwirrte über dem Tisch hin und her und landete, um über die Seiten krabbeln zu können.

      „Na, weil die liebe Mandi praktisch alles aufgeschrieben hat! Schon, als sie noch ein kleines Ding war wie du. Jeder hat sofort gesehen, dass sie eine waschechte Wechslerin war. Und sie

Скачать книгу