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der aristotelischen Metaphysik und der offenbarten Lehre der Einzigkeit der Gottheit

      5.3.5 V. Die Theologie und Prophetologie der falāsifa, von Ǧahms Glaubenslehre bis Ibn ʿArabīs »Siegel der Freundschaft«

      6 AL-GHAZĀLĪS ESOTERIK GEMÄSS IBN TAYMIYYAS BUGHYAT AL-MURTĀD

      6.1 Vorbemerkung

      6.2 Einführung

      6.2.1 I. Einleitung

      6.2.2 II. Das erste [Ding], das Gott erschuf

      6.2.3 III. Unberechtigte Kommentare

      6.2.4 IV. al-Ghazālīs Inkohärenz

      6.2.5 V. Die Welten der Allmacht, der Souveränität und des Königtums

      6.2.6 VI. Die Schreibfeder und der Intellekt

      6.3 Anhang

      6.3.1 Konkordanz des Beginns des Bughyat al-murtād und verschiedenen Werken von al-Ghazālī

       Vorwort

      Liebe Leserin, lieber Leser,

      die in diesem Buch versammelten Texte sind Teil eines größeren Projektes, das sich mit der Kritik der Philosophie im islamischen Denken befasst. Es trägt den Titel: alastu-Projekt – Studien zur Kritik der Philosophie im islamischen Denken. Eine Erläuterung dieses Titels1 und eine knappe Vorstellung des Projektes2 finden sich auf der Website3 des Projektes. Die Texte, die aus diesem Projekt hervorgehen, sollen in Gestalt von Büchern wie dem vorliegenden und auf der Website des Projektes alastu.net veröffentlicht werden.

      Das vorliegende Buch ist der dritte Band der Reihe Studien zur Kritik der Philosophie im islamischen Denken. Bisher erschienen sind Band 1 mit dem Titel Über Vernunft und Offenbarung in al-Ghazālīs Denken4 und Band 2 mit dem Titel Über Moral, Macht und Islam im unmöglichen Staat.5 Weitere Bände sind in Vorbereitung und Planung.

      Wie das Projekt als Ganzes so verstehen sich auch diese Texte als work in progress. Sie liefern also keine abschließenden Ergebnisse, sondern bieten vielmehr einen schlaglichtartigen Einblick in die Werkstatt einer fortschreitenden Arbeit, deren derzeitigen und vorläufigen Stand sie widerspiegeln. Die Texte sind eher als Materialien zu betrachten und könnten daher auch als Vorstudien bezeichnet werden.

      Der vorliegende Band 3 trägt den Titel Über Vernunft und Offenbarung in Ibn Taymiyyas Denken, der offenkundig den Titel des ersten Bandes aufgreift. Diese Anknüpfung bringt die enge thematische Kontinuität zwischen den beiden Bänden zum Ausdruck. Ibn Taymiyya lebte ungefähr zweihundert Jahre nach al-Ghazālī, in einer Zeit also, in der sich mittlerweile vieles verändert hatte. Aber das geistige Spannungsfeld, in dem sich beide Denker bewegten, ist von mannigfaltigen Kontinuitätslinien durchzogen. Sie waren daher oftmals mit den gleichen Fragen und Problemstellungen konfrontiert, auch wenn sie bei der Suche nach Antworten und Lösungen keineswegs immer die gleiche Richtung einschlugen. Diese Spannung im Denken zwischen Stetigkeit, Bruch und Widerspruch aufzugreifen und sichtbar zu machen, ist eine der Aufgaben, die sich dieser dritte Band gesetzt hat.

      Wie weit dabei die Gemeinsamkeiten mit al-Ghazālī, bei allen Unterschieden und Gegensätzen, reichen, lässt sich schon daran erkennen, dass wir folgende Charakterisierung al-Ghazālīs aus dem ihm gewidmeten ersten Band nahezu unverändert übernehmen und auf Ibn Taymiyya beziehen können.

      Ibn Taymiyya (1263-1328) ist gewiss einer der größten Philosophen in der Geschichte der Philosophie, die zugleich eine grundsätzliche Kritik der Philosophie entwickelt haben. Sein ganzes Denken bewegt sich im Spannungsfeld von Philosophie und deren selbstkritischer Reflexion. Im Rahmen des islamischen Denkens entwickelt er so sowohl eine Philosophie wie auch eine Kritik der Philosophie, indem er an die der Tradition der griechischen Philosophie entwachsene islamische Philosophie, wie sie sich bis in seine Zeit herausgebildet hat, anknüpft. Das rechtfertigt, den dritten Band dieser Reihe dem Denken Ibn Taymiyyas zu widmen. Ibn Taymiyya hat uns ein vielschichtiges und reiches Werk vermacht, das in seiner gewaltigen Fülle mitunter unübersichtlich erscheinen mag. Da genügt es nicht, die Thematik auf die Kritik der Philosophie im islamischen Denken einzugrenzen, um einen Weg durch dieses klüftige Gelände zu bahnen. Es ist zudem erforderlich, das Augenmerk besonders auf das spannungsreiche Verhältnis von Vernunft und Offenbarung zu richten.

      Freilich ist dabei nicht zu vernachlässigen, dass die Kennzeichnung Ibn Taymiyyas als Philosoph einen weitaus paradoxaleren Einschlag hat als bei al-Ghazālī. Denn im Gegensatz zu al-Ghazālī, der etwa als philosophiekritischer Philosoph zu bezeichnen wäre, verdiente Ibn Taymiyya viel eher den Titel eines anti-philosophischen Philosophen oder gar eines philosophischen Anti-Philosophen. Die in diesem Paradoxon angelegten Spannungen gilt es auszuloten.

      Ein weiterer großer Unterschied zu al-Ghazālī zeigt sich zudem darin, dass diese Beschreibung für al-Ghazālī heutzutage, trotz aller Wechselfälle in der Vergangenheit, als meistenteils anerkannt gelten kann, während ihre Übertragung auf Ibn Taymiyya – bei aller Tendenz zur Einsicht, die sich allmählich abzuzeichnen beginnt – nach wie vor als weithin höchst umstritten gelten muss und gar auf mancherlei Verwunderung stoßen dürfte. Dazu, dem Abhilfe zu schaffen, möchte dieser Band einen Beitrag leisten. Damit knüpft er an eine Sammlung von Texten Ibn Taymiyyas an, die wir vor einiger Zeit herausgebracht haben und aus deren Vorwort der folgende Abschnitt übernommen sei, der auch an dieser Stelle seine volle Berechtigung besitzt.

      »Ibn Taymiyya – ein Name, der in aller Munde ist. An allen möglichen und unmöglichen Orten taucht er auf. Die einen rechtfertigen ihre Taten damit, während die anderen die Untaten derjenigen, die sie in seinem Namen begehen, erklären. Islamisten, Salafisten, Extremisten, Terroristen, Orientalisten, Islamexperten, Extremismusforscher und andere Terrorspezialisten – ein buntes Völkchen also bedient sich seiner und bestätigt sich gegenseitig. Dieser Diskurs erzeugt Heilige und Monster – oder besser: heilige Monster.

      Was aber wissen sie wirklich über und von diesem großen Gelehrten und Denker, der Ibn Taymiyya ist? Welcher böse Traum gebiert diese Ungeheuer? Wer hat je etwas – mögen es auch nur kleine Texte sein, von einem Autor, der zehntausende Seiten und dutzende Bücher mit seiner Feder füllte – von ihm gelesen?

      Wir wollen dem freilich keine Heiligenverehrung entgegensetzen, die Ibn Taymiyya selbst ohnehin verhasst gewesen wäre, der zweifelsohne sich und jeden anderen für fehlbar und nur allzumenschlich hielt. Nein, wir meinen nur, dass Urteile, positive wie negative, über einen Menschen und seine Gedanken nicht lediglich von Vorurteilen, sondern von einer gewissen Kenntnis getragen sein sollten. Dieser Aufgabe also soll unser bescheidener Beitrag einer kleinen Textsammlung dienen: Vorurteile abbauen und Kenntnisse vermitteln, um allererst sachgemäße und vernünftige Urteile zu ermöglichen, sowie den Diskurs versachlichen.

      Damit soll kein Urteil vorgegeben oder gar aufgenötigt werden, sondern lediglich die Voraussetzungen für die Möglichkeit einer selbständigen Urteilsbildung erst geschaffen werden. Wir wollen mit unserer Ansicht aber auch nicht hinter dem Berg halten. Freilich hätten wir dieses Projekt nicht in Angriff genommen, wären wir nicht davon überzeugt und hätte uns nicht die Lektüre der Texte selbst davon überzeugt, dass der allseits betriebene Diskurs, an dessen ungeheuerlichem Bilderstrom sich alle nähren, mehr auf Phantasmen, Gespenstern und Konstrukten basiert, denn auf Wissen, Einsicht und echter Wahrnehmung. Wie? Ibn Taymiyya kein heiliges Monster? Gar mit Vernunft begabt und dieser das Wort redend? Und gleichwohl einträchtig der Offenbarung folgend? Wie geht das zu? Möge in dieser Textsammlung – und das heißt: Ibn Taymiyyas Worte selbst – lesen, wer sich davon prüfend überzeugen oder zumindest ein redliches Urteil bilden möchte.

      Dabei sollte sich von selbst verstehen: Diese Texte müssen unter Berücksichtigung ihres historischen und sozialen Kontextes gelesen und verstanden werden. Ibn Taymiyya selbst hätte sicherlich alle Versuche verwehrt, seine Überlegungen mit dem Glorienschein zeitloser Gültigkeit zu versehen. Denn es war ihm stets sehr daran gelegen, den jeweiligen konkreten Umständen und Bedingungen gerecht zu werden und die gebührende Beachtung widerfahren zu lassen. Diesem Verständnis liefe freilich eine umstandslose Übertragung auf anders geartete Gegebenheiten und Verhältnisse

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