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schwindlig wurde. Bevor er daran denken konnte, den Hals des Gänserichs loszulassen, war er schon so hoch, dass ein Sturz in die Tiefe den Tod bedeutet hätte.

      Er konnte nur eins tun, um seine Lage ein wenig zu verbessern: Er musste versuchen, auf den Rücken des Gänserichs zu klettern. Das schaffte er, obgleich nur mit großer Mühe, und es war auch gar nicht einfach, sich auf dem glatten Rücken zwischen den schlagenden Flügeln festzuhalten. Er musste mit beiden Händen tief in Federn und Daunen greifen, um nicht herunterzufallen.

      Das karierte Tuch

      Der Junge war von dreizehn Gänsen umgeben. Alle flatterten und schnatterten, die Flügel bewegten sich auf und ab, und in den Federn brauste es wie ein ganzer Sturm. Er war vollkommen durcheinander. Es tanzte vor seinen Augen und sauste in seinen Ohren.

      Endlich kam er so weit zur Besinnung, dass er einen Gedanken fassen konnte: Er musste herausbekommen, wohin die Gänse ihn trugen. Doch als er deswegen in die Tiefe schaute, glaubte er unter sich ein großes Tuch ausgebreitet zu sehen, das in viele kleine und große, verschiedenfarbige Karos eingeteilt war.

      »Um Himmels willen, wohin bin ich nur geraten?«, fragte er sich.

      Er sah immer nur ein Karo neben dem anderen. Einige waren schräg und andere länglich, doch alle hatten Ecken und gerade Ränder, nichts war rund und nichts war krumm.

      »Was ist denn das für ein großes, kariertes Stück Stoff da unten?«, fragte der Junge, ohne eine Antwort zu erwarten.

      Doch die Wildgänse, die rechts und links von ihm flogen, riefen sogleich: »Äcker und Wiesen. Äcker und Wiesen.«

      Da wurde ihm klar, dass dieses große karierte Tuch, das er gerade überflog, der flache Boden von Schonen war. Und er begriff nun auch, weshalb es so vielfarbig und kariert aussah. Die hellgrünen Karos erkannte er zuerst: Das waren Roggenfelder, die man im vorigen Herbst bestellt hatte und die unter dem Schnee grün geblieben waren. Die gelbgrauen Karos waren Stoppelfelder, auf denen im letzten Sommer Getreide gestanden hatte. Die bräunlichen waren alte Kleewiesen, und die schwarzen waren leeres Weideland oder umgepflügte Brachäcker. Es gab auch dunkle Karos, die innen grau waren: Das waren die großen, viereckig gebauten Bauernhöfe mit ihren schwarz gewordenen Strohdächern und den gepflasterten Hofplätzen. Und dann gab es Karos mit grüner Mitte und braunen Rändern: Das waren Gärten, deren Rasenflächen schon grünten, obwohl die Rinde der Sträucher und Bäume rundherum noch nackt und braun war.

      Als der Junge sah, wie kariert alles war, musste er ganz einfach lachen.

      Allmählich gewöhnte er sich an das Reiten und an die Geschwindigkeit und brauchte sich nicht mehr so sehr darauf zu konzentrieren, auf dem Gänserücken sitzen zu bleiben. Nun fiel ihm auf, dass die ganze Luft voller Vogelscharen war, die gen Norden flogen. Und zwischen den einzelnen Scharen wurde geschrien und gerufen.

      »Aha, ihr seid heute herübergekommen«, riefen einige.

      »Ja, das sind wir«, entgegneten die Gänse. »Was meint ihr, wie weit ist der Frühling?«

      »Nicht ein Blatt an den Bäumen und kaltes Wasser in den Seen«, kam es zur Antwort.

      Als die Gänse über einen Bauernhof flogen, auf dem zahmes Federvieh herumlief, schrien sie: »Wie heißt der Hof? Wie heißt der Hof?« Da reckte der Hahn den Kopf in die Höhe und antwortete: »Der Hof heißt Kleinfeld, in diesem wie im letzten Jahr, in diesem wie im letzten Jahr.«

      Die meisten Gehöfte waren wohl nach ihren Besitzern benannt, wie es in Schonen üblich ist, doch statt zu antworten, dies sei Per Matssons oder Ola Bossons Hof, dachten sich die Hähne solche Namen aus, die ihnen passend erschienen. Die von armen Katen und Häuslerstellen riefen: »Dieser Hof heißt Kornlos.« Und von den allerärmsten schrien sie: »Dieser Hof heißt Wenigfutter, Wenigfutter, Wenigfutter.«

      Den großen, wohlhabenden Bauernhöfen gaben die Hähne prächtige Namen wie Glücksacker, Eierberg und Talersiedlung.

      Nur die Hähne auf den Rittergütern waren zu hochmütig, um sich etwas Lustiges auszudenken. Einer von ihnen krähte und rief so laut, als sollte man ihn bis zur Sonne hören: »Dies ist Dybecks Rittergut. In diesem wie im letzten Jahr, in diesem wie im letzten Jahr.«

      Und etwas weiter stand einer, der rief: »Dies ist Svaneholm. Das möge die ganze Welt erfahren.«

      Der Junge merkte, dass die Gänse keine schnurgerade Linie flogen, sondern hierhin und dahin schwebten, über ganz Söderslätt, die südwestliche Ebene von Schonen, so als freuten sie sich, wieder hier zu sein, und wollten jeden Hof einzeln begrüßen.

      Sie kamen an einen Ort, wo einige große, massive Gebäude mit hohen Schornsteinen und dazu eine Menge kleinerer Häuser standen. »Dies ist die Zuckerfabrik Jordberga«, riefen die Hähne. »Dies ist die Zuckerfabrik Jordberga.«

      Dann verloren sie Jordberga aus den Augen und flogen weiter über Svedala und Skabersjö und zurück über Börringekloster und Häckeberga. Der Junge bekam an diesem einen Tag mehr von Schonen zu sehen als in all den Jahren, die er bisher hier gelebt hatte.

      Den größten Spaß hatten die Wildgänse, wenn sie zahmen Gänsen begegneten. Sie näherten sich ihnen ganz langsam und riefen: »Jetzt geht’s in die Berge! Kommt ihr mit? Kommt ihr mit?«

      Doch die Hausgänse antworteten: »Der Winter ist noch im Land. Ihr seid zu früh aufgebrochen. Kehrt wieder um! Kehrt wieder um!«

      Die Wildgänse flogen tiefer, um besser gehört zu werden, und riefen nun: »Kommt mit, wir zeigen euch, wie man fliegt und schwimmt!«

      Da ärgerten sich die zahmen Gänse und schnatterten nicht einmal zur Antwort.

      Die Wildgänse gingen noch weiter hinunter, so dass sie fast den Erdboden streiften, und dann schwangen sie sich blitzschnell empor, als hätte sie etwas furchtbar erschreckt. »Oj, oj, oj!«, riefen sie. »Das sind keine Gänse. Das sind nur Schafe.«

      Die Hausgänse gerieten vollkommen außer sich und schrien: »Erschießen sollte man euch, alle miteinander, alle miteinander!«

      Als der Junge diese Scherze hörte, lachte er. Dann aber fiel ihm ein, wie schlimm es um ihn selber stand, und da musste er weinen. Doch nach kurzer Zeit lachte er schon wieder.

      In solcher Windeseile war er noch nie vorangekommen, und er war immer gern schnell und wild geritten. Natürlich hatte er sich niemals vorgestellt, wie frisch und munter man sich in der Luft fühlte und wie gut der Geruch von Harz und Humus war, der vom Boden aufstieg. Und er hatte sich auch nicht vorgestellt, wie es wäre, hoch über der Erde zu reisen. Das war, als flöge man Kummer und Sorgen und Ärger aller nur möglicher Art einfach davon.

      Akka von Kebnekajse

      Der Abend

      Der große zahme Gänserich, der sich zu den Wildgänsen in die Luft emporgeschwungen hatte, war sehr stolz darauf, dass er in dieser Gesellschaft über Söderslätt fliegen durfte. Aber wie glücklich er auch war, so ließen seine Kräfte im Laufe des Nachmittags doch nach, und bald blieb er mehrere Gänselängen hinter den anderen zurück.

      Als die Wildgänse am Ende der Schar merkten, dass der Zahme nicht mithalten konnte, riefen sie ihrer Anführerin zu: »Akka von Kebnekajse! Akka von Kebnekajse!«

      »Was wollt ihr von mir?«, fragte die Leitgans.

      »Der Weiße bleibt zurück! Der Weiße bleibt zurück!«

      »Sagt ihm, schneller fliegt es sich leichter als langsam!«, rief Akka und verminderte das Tempo nicht im Geringsten.

      Der Gänserich versuchte zwar, ihrem Rat zu folgen und schneller zu fliegen, doch er überanstrengte sich dabei so sehr, dass er bis zu den beschnittenen Weiden absackte, die Äcker und Wiesen säumten.

      »Akka, Akka, Akka von Kebnekajse!«, riefen jene, die am Ende flogen und sahen, wie er sich abmühte.

      »Was wollt ihr denn schon wieder?«,

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