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kleine Sitzungssaal befindet. In einem der Zimmer sitzt Gaskama hinter einem Tisch und liest etwas. Als wir eintreten blickt er hoch und lächelt.

      „Kyo, nun bist du standesgemäß angezogen!“

      „Ist gut“, erwidere ich nach einem Moment der Überraschung.

      „Und dein Humor ist auch noch da. Sehr schön. Was kann ich für dich tun?“ Zugleich kommt er um den Tisch herum zu mir und küsst meine rechte Hand.

      „Ich möchte, dass sich jemand um Grauhaar kümmert.“

      „Wer ist das?“

      „Die alte Frau, die in dem Haus wohnt, wo ihr mich gefangen genommen habt.“

      „Ah, ich weiß, wen du meinst. Was soll mit ihr geschehen?“

      „Weiß ich nicht. Würde es ihr helfen, sie herzubringen?“

      „Das bezweifle ich, wenn ich ehrlich sein soll. Ich glaube auch nicht, dass sie noch lange leben wird. Ich kann ihr Leute schicken, die sich um sie kümmern, in einem Haus in der Stadt. Soll ich das tun?“

      Ich nicke. „Ja, bitte.“

      „Ist gut. Ich werde das veranlassen.“

      „Danke, Gaskama.“

      „Sie scheint dir wichtig zu sein.“

      „Ja, das ist sie. Sie war die Erste, die sich um mich gekümmert hat. Sie hat mir geholfen, als ich nicht einmal wusste, was ich bin. Sie war es auch, die mir den Namen Kyo gegeben hat.“ Ich erzähle kurz die Geschichte mit dem Alten. Gaskama hört aufmerksam zu. Als ich schildere, wie ich die drei Männer getötet habe, wird Siana bleich und rennt hinaus.

      „Nicht alle Frauen vertragen solche Erlebnisse, nicht einmal nur erzählt“, bemerkt Gaskama.“Du bist in der Tat eine sehr ungewöhnliche Wildkatze. Ich finde es zunehmend interessant und bin immer neugieriger, wo du das Kämpfen gelernt hast.“

      „Du denkst, ich habe das gelernt?“

      „Auf jeden Fall. Die Art und Weise, wie du gegen Moyto deine Beine und Hände eingesetzt hast, das deutet auf viel Übung hin. Allerdings ist mir keine Armee bekannt, in der das gelehrt wird. Erst recht nicht Frauen.“

      „Hm. Schade. Das könnte ein wichtiger Hinweis sein.“

      „Das sehe ich genauso.“ Er blickt zur Tür, durch die Siana herein geschlichen kommt.

      „Ist die Erzählung vorbei?“, fragt sie schüchtern.

      „Ja, und ich werde in deiner Gegenwart nicht mehr solche Sachen erzählen“, erwidere ich freundlich.

      „Bitte verzeiht mir.“

      „Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich bin dir nicht böse.“

      „Ich danke Euch, Lady Kyo.“

      Gaskama wendet sich wieder mir zu und sagt: „Ich werde herumfragen, vielleicht hat jemand etwas gehört, was uns helfen könnte, etwas über deine Herkunft zu erfahren.“

      „Das würde mich freuen. Und jetzt lasse ich dich in Ruhe. Arbeiten.“

      Gaskama schüttelt den Kopf. „Das ist keine Arbeit, die mich davon abhalten könnte, dir die Stadt zu zeigen. Selbstverständlich nur, wenn du das möchtest.“

      „Ich würde mich sehr freuen! Allerdings … Askan wollte mit mir essen, wenn … wenn ….“

      „Zum Sumba“, ergänzt Siana hilfsbereit.

      „Ja, genau, zu diesem komischen Ding.“

      „Sag lieber nicht Ding, Kyo“, meint Gaskama, ohne eine Miene zu verziehen. Und fährt sofort fort: „Ich bin mir nicht sicher, ob wir es rechtzeitig schaffen würden. Vielleicht sollten wir die Stadtbesichtigung auf morgen verschieben.“

      „Wird es dann nicht wieder regnen?“

      „Erst danach.“

      „Ist gut. Dann morgen.“

      Gaskama verabschiedet sich grinsend und wir verlassen den politischen Teil des Schlosses. Der heißt nicht wirklich so, falls er überhaupt einen Namen hat. Aber ich nenne ihn jetzt so. Anscheinend darf ich fast alles machen, was ich will, also das auch.

      Da es noch einige Quons bis zum Sumwasauchimmer sind, lasse ich mich von Siana weiter herumführen. Ich habe den Eindruck, es gibt noch viel zu entdecken für mich. Das bestätigt sich, als sie mir im Gewölbekeller das große Badebecken zeigt, in dem sich jetzt niemand befindet. Da in dem Becken wirklich eine Armee Platz hätte, will ich wissen, wie das Wasser geheizt wird.

      „Es ist ein Thermalbad“, erklärt Siana.

      „Ein was?!“

      „Das Wasser kommt aus dem Boden und wird aus dem Boden geheizt. Wir wissen nicht, wie das funktioniert. Mazota, unser Hohepriester und Sohn einer Samenfrau sagt, das Wasser wird aus dem Atem vom Elixa erzeugt und ist deswegen so warm, genau wie die Luft, die uns umgibt.“

      „Wer ist Elixa? Wohnt sie auch hier?“

      „Elixa ist die Lebensgöttin“, flüstert Siana. „Sie ist überall.“

      „Aha. Beobachtet sie uns?“

      „Nein, nein, sie ist eine Göttin, kein Mensch. Wie soll ich das erklären? Die Luft ist ja auch überall, ohne sie könnten wir gar nicht existieren. Aber sie beobachtet uns nicht.“

      „Und was ist Luft? Gibt es sie überhaupt? Hast du schon mal von jemandem gehört, der ohne Luft war? Wie soll das denn überhaupt gehen? Ich denke, das ist nicht zu verstehen. Der Hohepriester erzählt das nur, weil er es auch nicht besser weiß und das nicht zugeben will.“

      Siana hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Das dürft Ihr nicht sagen! Wenn er es hört, wird er Elixa bitten, Euch zu bestrafen!“

      „Ich denke, sie ist überall? Dann hat sie es doch sowieso gehört. Siana, das ist Unsinn. Jedenfalls weiß demnach niemand, wieso das Wasser warm ist, aber es ist warm. Richtig?“

      „Das ...“

      Ich sehe sie streng an und sie verstummt. Ich beschließe, dass ich baden will. Siana hilft mir, mich auszuziehen und sagt, dass sie für danach ein Öl zum Einreiben holt. Ich teile ihr mit, dass ich nur diese Rosen auf meiner Haut dulden werde, dann gehe ich über mehrere Stufen ins Wasser, das tatsächlich warm ist. Ich tauche unter, zumal ich gerne wüsste, wo das Wasser denn nun herkommt. Aber leider finde ich keine Quelle.

      Ich lasse mich dann einfach auf dem Wasser treiben, was seltsamerweise ganz einfach ist. In einem Fluss muss ich mir richtig viel Mühe geben, aber in diesem Wasser kann ich mich auf das Wasser legen und schwebe.

      Seltsames Wasser.

      Irgendwann sagt Siana leise: „Lady Kyo … Herrin ...“

      Ohne mich zu bewegen, erwidere ich: „Ja, Siana?“

      „Bald ist der Sumba. Ihr solltet jetzt aus dem Wasser kommen, damit ich Euch noch einreiben kann.“

      Ich denke an Askan und schwimme schnell an den Rand. Es fällt mir schwer, ruhig zu stehen, während Siana das Öl verteilt, andererseits glaube ich, dass Askan das gefallen wird. Nachdem sie fertig ist, hilft mir Siana, mich anzukleiden. Danach eilen wir zum Speisesaal.

      In der Tür bleibe ich dann wie angewurzelt stehen. Es mag ja sein, dass Askan jetzt nicht dem Volk gehört. Aber er gehört ganz sicher noch seinen Ministern. Für einen kurzen Moment habe ich das Bedürfnis, ihm irgendetwas an den Kopf zu schmeißen. Zum Beispiel das halbe Schwein, das mitten auf dem Tisch liegt.

      Dann atme ich tief durch und nähere mich ihm lächelnd. Ich bin jetzt eine Dame, hat er gesagt, vielleicht sollte ich mich auch dementsprechend benehmen.

      Das wird schwer. Sehr schwer.

      Askan sitzt in der Mitte und neben ihm ist noch ein Platz frei. Die beiden Stühle, auf dem er sitzt und der freie,

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