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lacht er endlich. „Da hast du was missverstanden, meine Liebe. Aber wir wollen das mal nicht am Telefon vertiefen.“

      „Du willst ja bloß, dass ich möglichst schnell nach Hause komme. Aber ich muss dich enttäuschen, ich habe immer ein paar Slipeinlagen zur Reserve im Büro.“

      „Jetzt wird das Gespräch eindeutig zu intim für die NSA.“

      „Das stimmt. Also, ich fahre jetzt zu Victor und Victoria und höre mir an, was sie mir zu sagen haben. Falls Victoria nicht schon einen Nervenzusammenbruch hatte. Dann fahre ich bevorzugterweise mit Victor zu der Geschäftsstelle von … von Nodus Wasauchimmer.“

      „Nodus Sinuatrialis.“

      „Verdammt, ich wusste doch, irgendwas war verkehrt! - Sag mal, wieso kannst du das so gut aussprechen? Verheimlichst du mir etwas?“

      „So schwer ist das ja nun auch wieder nicht.“

      „Ja, ja, du bist ja auch nicht blond wie ich. So, mein Lieber, das war wie immer ein entzückendes Gespräch mit dir, aber ich muss los, sonst wird es sehr spät und du schläfst schon, wenn ich nach Hause komme.“

      „Alles in Ordnung?“

      „Ja, klar. Wieso fragst du?“

      „Du klingst etwas aufgekratzt.“

      „Das liegt am Sekt.“

      „Am Sekt?“

      „Am Sekt.“

      „An welchem Sekt?“

      „Den ich getrunken habe.“

      „Aha. Muss ich jetzt wirklich alles einzeln aus dir herauskitzeln oder erzählst du mir in zwei zusammenhängenden Sätzen, was los ist?“

      „Bob, den ich aus meiner Traineezeit gut kenne, hat heute Geburtstag. Die ganze Abteilung hat mit ihm angestoßen und ich halt auch.“

      „Das waren ja wirklich zwei Sätze.“

      „Ich bin ja auch eine brave Ehefrau, die tut, was man ihr sagt.“

      „Okay, du hast grad bewiesen, dass Alkohol wirklich ähnlich wirkt wie Wahrheitsserum. Ich meine, du hast es widerlegt.“

      Ich lache. „Mein Schatz, ich lege jetzt auf und fahre.“

      „Okay. Wer legt zuerst auf? Du oder ich?“

      „Du bist doof. Bye!“ Immer noch lachend beende ich die Verbindung und lege das Telefon auf den Tisch.

      Als ich gegen die Tür klopfe, höre ich kurz darauf Schritte auf der anderen Seite und dann die Stimme von Victoria: „Wer ist da?“

      „Fiona.“

      Jemand nestelt an der Tür herum, dann kippt sie zur Seite. Ich mustere sie beim Eintreten und gebe erst Victoria, dann ihrem wiederauferstandenen Mann die Hand. Victor hängt die Tür danach wieder ein.

      „Tut mir leid“, sage ich. „Aber ich hatte es eilig.“

      „Schon gut“, erwidert er. „Wir wollten heute nur nichts riskieren und haben deswegen die Tür noch nicht reparieren lassen.“

      „Das ist eine gute Idee.“ Ich folge Victoria in den Salon, wo jetzt die Jalousien unten sind.

      „Möchten Sie einen Scotch?“, erkundigt sich Victor, bereits auf dem Weg zur Bar.

      „Nein, heute nicht. Im Büro gab es eine Geburtstagsfeier und ich möchte meinen Alkoholpegel nicht weiter hochtreiben.“

      „Oh. Okay, dann ...“

      „Moment mal!“, ruft Victoria. „Bevor wir weitermachen, möchte ich klarstellen, dass ich diesen Wahnsinn nicht länger mitmachen werde! Ich werde ausziehen!“

      „Warum denn?“, frage ich erstaunt.

      „Warum? Das fragen Sie noch!? Sehen Sie sich den doch an! Ich habe ihn vor zwei Jahren zu Grabe getragen, er müsste von den Würmern zerfressen sein!!“

      „Ja, aber dafür sieht er doch eigentlich ganz gut aus.“

      „Was?!?“, kreischt sie. „Halten Sie das alles irgendwie für einen Scherz?!“

      „Nein, keineswegs. Mir ist der Ernst der Lage durchaus bewusst. Aber dieser Mann ist aus Fleisch und Blut wie Sie. Wenn Sie nicht wüssten, dass er gestorben ist, würden Sie es nicht merken.“

      „Ich weiß es aber!“

      „Trotzdem, er ist jetzt … sozusagen im alten Zustand. Bevor er starb. So eine Art Hard-Reset.“

      Victoria starrt mich an und sieht aus, als würde sie sich gleich auf mich stürzen. Ihr Mann bewahrt sie vor dieser Dummheit, indem er zu ihr tritt und ihr ein Glas mit irgendetwas Alkoholischem darin reicht.

      „Trink das, mein Schatz. Fiona ist eine Kriegerin.“

      Sie mustert ihn, dann nimmt sie mit mürrischem Gesichtsausdruck das Glas und kippt den Inhalt hinunter.

      „Ja, und? Was bedeutet das?“

      „Dass sie viel stärker und schneller ist als normale Menschen. Es wäre also keine gute Idee, sie anzugreifen.“

      „Habe ich das getan? Nein. Na also!“

      Ich wende mich grinsend ab und wandere zur Couch. Während ich mich fallen lasse, erkundige ich mich: „Sagen Sie, Victor, welche Lösung haben Sie gefunden?“

      „Ja, also ...“ Er folgt mir und setzt sich am anderen Ende der Couch. „Ich könnte bei dem Unfall so schwer verletzt worden sein, dass ich mein Gedächtnis verloren habe. Es hat so lange gedauert, bis ich ...“

      „Und wer ist dann in Ihrem Sarg beerdigt worden?“

      „Ein Freund, der mit mir im Auto saß.“

      Ich mustere ihn.

      „Ja, ist ja schon gut, der Plan ist nicht besonders gut durchdacht.“

      „Freundlich ausgedrückt.“

      „Aber was ist mit meiner Idee von gestern? Dass ich gar nicht im Wagen war, weil ich ihn kurzfristig verliehen habe? Und weil der Körper ziemlich … äh, demoliert wurde beim Unfall, hat niemand gemerkt, dass ich das gar nicht war. Ich meine, eine DNA-Probe hätte das aufgedeckt, aber es gab ja keinen Grund zu zweifeln.“

      „Und wer wird seitdem vermisst?“

      „Öh … darüber habe ich natürlich auch schon nachgedacht. Es könnte ein Kumpel von mir gewesen sein, der im Ausland wohnt. Er ist für ein paar Tage nach Skyline gekommen und brauchte dringend ein Auto ...“

      „Victor, wer soll Ihnen den Schwachsinn abkaufen?“

      Er senkt den Blick. „Ich will nicht zurück. Nicht jetzt. Ich lebe doch. Habe Herzschlag, Blutdruck, Gefühle. Wollen Sie mich wirklich wieder töten?“

      Ich schüttele den Kopf. „Nein, das will ich nicht. Habe nie gesagt, dass ich das will. Dennoch brauchen wir eine vernünftige Lösung. Sie können nicht einfach in Ihr altes Leben zurück.“

      „Und wie soll die aussehen?“

      „Wir fragen jemanden, der mit so was mehr Erfahrung hat als ich.“

      Überrascht blickt er mich an.

      „Es gibt noch mehr wie mich?“

      „Sieht ganz danach aus“, erwidere ich nickend. „Gar nicht so weit weg von hier gibt es eine Geschäftsstelle von … Ich kann mir diesen Scheißnamen nicht merken!“ Ich hole den Ausdruck aus der Hosentasche. „Nodus Sinuatrialis.“

      „Bitte, was?“

      „Das ist lateinisch und heißt Sinusknoten.“

      „Sinusknoten? Ernsthaft jetzt?“

      Ich nicke schon wieder. „Ja. Passt doch, oder?

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