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nicht so schwer zu verstehen sein.“

      Jack liegt halb auf dem Boden.

      „Mit Kernseife. Einweichen, dann normal waschen.“

      „Na, endlich eine vernünftige Antwort.“

      „Aber … ich dachte, du bist bei der Polizei wegen … wegen dieser schrecklichen Sache.“ Arme Mama.

      „Bin ich auch. Ich habe ein Tomatenbeet gekillt, und die Tomaten haben sich fieserweise an meiner Hose gerächt.“

      „Tut mir leid, mein Kind, du hast grad eine Laune, die kann ich einfach nicht ertragen. Ciao.“ Und schon habe ich wieder James dran. Ich kann hören, dass er das Lachen nur mit Mühe unterdrückt. „Du machst deine Mutter unglücklich.“

      „Tut mir leid.“ Glatt gelogen, und alle, die mich kennen, wissen das auch. „Also, wenn du nachher nach Hause gehst, schau bitte nach, ob wir Kernseife haben, sonst bringe ich welche mit.“

      „Ja, Chefin.“

      „Arschloch.“ Ich lege wütend auf. Und rufe ihn wieder an. „Tut mir leid. Diesmal wirklich.“

      Jetzt zählt er rückwärts. Dann fragt er ruhig: „Was ist passiert?“

      „Ich habe Tomaten gekillt. – Ich … ich hatte einen Blackout in der Wohnung von Ben. Scheiße … davon war keine Rede, dass mein Körper zwar heilt, aber meine Seele nicht.“

      „Vielleicht ist das die Aufgabe. Zu wachsen.“

      „Was?“

      „Ist das nicht so? Ist das nicht etwas, woran deine Seele wachsen kann?“

      „Hm.“ Ich betrachte Jack, der jetzt sehr ernst an seinem Schreibtisch sitzt. „Ja, vielleicht. Jedenfalls wurde dadurch meine vorher schon nicht rosige Laune nicht besser.“

      „Verständlich. Und was habt ihr jetzt vor?“

      „Wir versuchen, in Bens Fällen einen Hinweis zu finden, wieso ausgerechnet er entführt wurde. Und wieso er überhaupt entführt wurde.“

      „Viel Erfolg. Ich glaube nicht, dass ihr da was finden werdet.“

      „Ich auch nicht“, erwidere ich müde. „Aber ich habe im Moment keine bessere Idee.“

      „Hast du Katharina schon gefragt?“

      Ich erstarre für den Bruchteil eines Moments. So kurz nur, dass es nicht einmal für eine Teilchenkollision reichen würde. Danach höre ich mich antworten: „Nein. Ich glaube nicht, dass sie da helfen kann.“

      „O. K. Wahrscheinlich hast du recht damit. – Na gut, ich halte euch nicht länger auf. Schatz ...“

      „Ja?“

      „Versprich mir, dass du dich meldest, wenn es dir wieder so dreckig geht. Ich spüre deinen Schmerz.“

      Oh Mist. Ich schließe die Augen und halte den Atem an. Dann nicke ich. Doofkopf, er kann dich doch nicht sehen. „Ja, das werde ich. Ich liebe dich.“ Und lege schnell auf. Oh Mann, was für ein Tag.

      Jack mustert mich, ich mustere ihn. Dann zünde ich meine nächste Zigarette an. Heute werde ich bestimmt meinen eigenen Rekord brechen. Vielleicht sollte ich mit dem Rauchen aufhören. Andererseits – es entspannt, und ich werde ganz sicher nicht an den Folgen sterben. Zumindest nicht auf Dauer.

      „Fiona … ich habe ein Problem mit der Vorstellung, dass sich Dämonen einfach so in dieser Stadt verstecken können. Sie müssen doch auffallen.“

      Wenn er wüsste. „Jack, hast du eine Ahnung, wie viele Dämonen oder ähnliche nicht ganz menschliche Wesen in Skyline leben?“

      „Nein. Bislang ist mir keine Statistik dazu untergekommen. Wie viele sind es denn?“

      „Was schätzt du?“

      „Ich wollte nicht schätzen, aber wenn du schon so fragst, sind es vermutlich mehr, als ich zuerst geschätzt hätte. 1000?“

      „Ich rede von Skyline, nicht von einem kleinen Dorf. Genaue Zahlen habe ich natürlich auch nicht, aber etwa eine halbe Million dürfte realistisch sein.“

      Die Zahl lässt seine Gesichtszüge entgleisen. „Eine. Halbe. Million?“

      „Plusminus, ja. Viele von denen leben in den Katakomben, die ja größer sind als die Stadt. Aber selbst überirdisch dürften es an die 200.000 sein. Die Wenigsten von ihnen fallen auf, viele sind Mischlinge, entstanden aus Affären oder längeren Beziehungen zwischen Menschen und … äh … eben Nichtmenschen.“

      „Kennst du … Nichtmenschen?“

      Ich nicke.

      „Und das meinst du ernst, dass sich Menschen mit Nichtmenschen paaren?“

      „Das kommt durchaus oft vor. Jack, vergiss alles, was du aus blöden Filmen über Dämonen, Vampire und sonstige Gruselgestalten weißt. Manche, wie wir ja auch heute wieder gesehen haben, können sehr unangenehm werden, aber das ist keine typisch nichtmenschliche Eigenschaft.“

      „Eher im Gegenteil.“

      „Du sagst es. – Verdammt, wer raucht immer meine Zigaretten auf?“ Ich werde es nie erfahren, denn Sandra steckt ihren Kopf durch die Tür. „Chef, da ist eine Polizistin, sie meint, sie hat vielleicht eine wichtige Information zu Ben.“

      „Dann soll sie reinkommen.“

      Sie ist noch jung, etwa in meinem Alter, und sehr unsicher. Sie tritt von einem Bein auf das andere, während ich sie mustere. Jack bietet ihr einen Stuhl an. Sie setzt sich vorsichtig.

      „Wie ist Ihr Name?“, erkundigt sich Jack.

      „Marlen.“

      „O. K., Marlen. Sie wissen etwas, was Ben helfen könnte?“

      „Nun … ich bin mir nicht ganz sicher … aber ich dachte, falls es doch wichtig ist und ich erzähle es nicht ...“

      „Das ist ein guter Gedanke. Erzählen Sie es uns?“

      Marlen wirft mir einen scheuen Blick zu, als ich mir die nächste Zigarette anzünde. Mir ist bewusst, dass über mich wahre Legenden erzählt werden, und auch wenn ich kein Unschuldslamm bin, ist das Meiste wahrscheinlich maßlos übertrieben. Und nun sitzt diese Legende beim Chief, raucht in aller Seelenruhe eine Zigarette und sieht auch noch völlig harmlos aus. Mit Tomatensaftflecken auf den Jeans.

      „Also, das war so … heute Morgen kam jemand. Eine Frau, in Begleitung eines Mannes. Dieser Mann, er fiel mir auf, weil er so unsicher ging. Nicht wie ein Betrunkener oder so, eher wie ein kleines Kind, das noch nicht gelernt hat, sicher zu gehen. Und er trug einen langen Mantel.“

      „Bei dem Wetter?“, frage ich.

      „Ja, das fand ich auch seltsam. Die Frau war normal gekleidet. Na ja, vielleicht ein bisschen zu … freizügig. Aus der Nähe konnte ich schon ziemlich tief in ihr Dekolleté schauen. Und sie tat alles dafür, dass ich da hinschaue.“

      „War sie lesbisch?“

      „Das … das glaube ich nicht. Es wirkte sehr aufgesetzt.“

      „O. K. Und was geschah dann?“

      „Sie wollte wissen, wo sie einen David findet.“

      „David wer?“

      „Das hat sie nicht gesagt, Sir. Sie hatte nur den Vornamen und fand es sehr seltsam, dass wir ihr nicht sagen konnten – und auch nicht sagen wollten – wo sie ihn finden könnte.“

      „Wirklich seltsam. Aber wieso glauben Sie, dass das was mit der Entführung zu tun hat?“

      „Nun, Sir, als sie gemerkt hat, dass sie nichts erreicht, obwohl ihr schon fast eine Brust aus dem Kleid gerutscht ist – und meine Kollegen sich plötzlich ziemlich kindisch benahmen –, da hat sie ihre Taktik geändert und fragte, ob sie jemanden sprechen könnte, der hier was zu sagen hat.

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