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lächelte und umarmte den alten Mann.

      »Jetzt bleib’ ich ja da, Vater«, entgegnete er.

      *

      Michaela begutachtete mit kritischem Blick die festlich gedeckte Kaffeetafel auf der Diele. Fehlte auch nichts? Milch, Zucker, der frisch aufgeschnittene Kuchen – alles war vorhanden. Der Kaffee wurde gerade in der Küche gebrüht.

      Das Herz des jungen Madels klopfte bis zum Hals hinauf, als es an die bevorstehende Begegnung dachte. Schon seit dem frühen Morgen war Michaela auf den Beinen, hatte sie sich keine Ruhe gegönnt. An Schlaf war sowieso net zu denken gewesen.

      Natürlich war es ihrer Mutter nicht verborgen geblieben, daß sie so nervös war. Maria Engler schmunzelte heimlich, wenn sie ihre Tochter beobachtete, schließlich kannte sie ja den Grund für Michaelas Nervosität.

      Die Magd vom Anstetterhof goß den Kaffee in die Warmhaltekanne und setzte sogleich neuen auf. Dann brachte sie die Kanne hinaus auf die Diele. Ihre Tochter stand vor dem Spiegel, der über der alten Kommode hing. Beides, Spiegel und Kommode, waren alte Familienerbstücke. Zusammen mit dem Strauß frischer Blumen bildeten sie einen schönen Blickfang, wenn man von draußen hereinkam. Maria schaute ihre Tochter kopfschüttelnd an. Michaela besah ihr Spiegelbild und fuhr sich dabei immer wieder durch das Haar.

      »Laß gut sein, Madel«, sagte die Magd. »Du wirst ihm schon gefallen, egal ob deine Haare sitzen, oder net.«

      Michaela drehte sich um.

      »Ach, Mutter, was weißt du denn davon?« rief sie beinahe schon verzweifelt.

      »Was ich weiß?« antwortete Maria lächelnd. »Man sieht dir doch schon von weitem an, was in dir vorgeht.«

      Sie legte ihren Arm um die Tochter.

      »Es wird schon werden«, sagte sie zuversichtlich. »Ich weiß doch schon lang’, daß du den Markus gern hast.«

      Michaela schaute sie an.

      »Gern’ hab’? Nein, Mutter, ich liebe ihn, mehr als mein Leben. Diese drei Jahre waren schrecklich lang’, und dann immer die Angst, Markus könnte sein Herz einer anderen geschenkt haben.«

      Beinahe ängstlich blickte sie.

      »Glaubst du, daß er…, daß Markus…?«

      »Eine andere Frau?«

      Maria Engler schüttelte den Kopf.

      »Das kann ich mir net vorstellen«, meinte sie. »Ich glaub’ net, daß er in Afrika eine kennengelernt hat, die hierher in die Berge will. Die könnt’ er doch gar net brauchen. Auf den Hof gehört eine, die etwas davon versteht, und du hast doch alles gelernt, was man können muß, um Bäuerin zu sein.«

      Diese Worte trösteten nur wenig. Warum hatte er in seinen Briefen denn nie davon gesprochen, daß er sie zu seiner Frau machen wolle, wenn er zurückkam?

      »Es gibt Dinge, die kann man net schriftlich mitteilen«, sagte ihre Mutter. »Und ein Heiratsantrag gehört dazu.«

      Die Magd lauschte zur Tür hinaus.

      »Ich glaub’, sie kommen«, rief sie dann und öffnete die Haustür.

      Josef Anstetter fuhr eben auf den Hof.

      Die beiden Frauen liefen hinaus, um den Heimkehrer willkommen zu heißen. Markus stieg bereits aus, kaum daß der Wagen gehalten hatte.

      »Michaela! Maria!« rief er und winkte ihnen zu.

      Mit zwei Schritten war er an der Tür und riß Michaela in seine Arme. Übermütig wirbelte er sie herum.

      »Endlich daheim!«

      Er setzte das Madel wieder ab und drückte ihm einen Kuß auf die Wange. Den merkwürdigen Blick seines Vaters sah er nicht. Dann begrüßte er Maria. Der alten Magd standen die Tränen der Wiedersehensfreude in den Augen. Schließlich war Markus so etwas wie ihr Sohn gewesen, all die Jahre, die sie für ihn gesorgt hatte.

      »Wie geht’s euch?« wollte er wissen. »Seid ihr alle gesund? Ach, es gibt ja so schrecklich viel, was ich euch fragen will.«

      »Nun komm’ erstmal herein«, brummte sein Vater. »Maria hat Kaffee gekocht. Du wirst doch gewiß hungrig sein.«

      »Hungrig? Nicht so sehr«, plauderte Markus munter weiter. »Im Flugzeug gab’s reichlich zu essen. Aber einen Kaffee trink’ ich schon gern.«

      Er holte seine Reisetasche und folgte ihnen ins Haus. Die beiden Knechte kamen hinzu. Markus begrüßte sie ebenso herzlich, wie die beiden Frauen.

      Schließlich waren Valentin und Franz auch schon seit ewigen Zeiten auf dem Hof.

      Drinnen ließ er sich den Kuchen dann doch schmecken, und es blieb nicht bei dem einen Stück.

      »Köstlich«, bemerkte er. »So etwas Gutes gab es in Afrika natürlich nicht. Hast du ihn gebacken, Maria?«

      Die Magd deutete auf ihre Tochter.

      »Die Michaela war’s«, antwortete sie.

      Markus sah die Jugendfreundin an, die unter dem Blick errötete.

      »Kompliment«, nickte er ihr zu. »Wenn ich solch einen Kuchen da drüben gehabt hätt’, wär’ mein Heimweh nur halb so groß gewesen.«

      Sein Vater unterbrach ihn.

      »Nun erzähl’ doch mal, Bub, wie es dir in all den Jahren ergangen ist? In deinen Briefen hast ja net viel davon geschrieben, außer, daß es dir gut geht und daß’ gesund bist.«

      »Ach, da gibt’s viel zu erzählen«, lachte Markus. »Ich weiß gar net, wo ich anfangen soll.«

      Schließlich sprach er doch von seiner Arbeit, den Menschen, denen er begegnet war und von all den Dingen, die ihm widerfahren waren. Eine bunte schillernde Geschichte, und als er geendet hatte, stellten sie fest, daß es darüber beinahe schon Abend geworden war.

      »Komm«, sagte Maria zu ihrer Tochter, »es wird Zeit, das Abendessen zu machen.«

      Das Madel erhob sich nur widerwillig. Stundenlang hätte Michaela ihm noch zuhören können. Markus sah sie an, bevor sie in der Küche verschwand, und zwinkerte ihr zu.

      *

      Erst später fanden sie Gelegenheit, einen Moment alleine zu sein. Michaela war im Stall gewesen und hatte die Abendmilch, die in den großen Kannen auf den Wagen der Molkerei wartete, nach draußen gebracht. Auf dem Anstetterhof wurde nur noch wenig Butter und Käse selbst gemacht. Höchstens für den eigenen Gebrauch, und auch nur dann, wenn Zeit dazu war. Der Großteil der Milch wurde in der Molkerei in der Kreisstadt verarbeitet.

      Das Madel hatte die Kannen auf einen kleinen Wagen gestellt und hinausgefahren. Markus, der gerade aus dem Haus trat, kam herübergelaufen.

      »Wart’, ich helf’ dir«, rief er und packte mit an.

      Sie brachten die Milch bis vor das Tor, wo der Fahrer des Transporters sie in den großen Tank umpumpen würde.

      »Es ist immer noch so wie früher«, lachte der junge Bauer.

      »Offenbar hat sich nichts verändert.«

      Er schaute sie von der Seite an.

      »Außer du«, schränkte er ein. »Du hast dich schon verändert.«

      Verwundert sah sie ihn an.

      »Ich? Aber, wieso…?«

      Sie hatten den Wagen am Zaun abgestellt. Markus nahm ihre Hand und lächelte sie an. Michaela spürte das wilde Klopfen ihres Herzens.

      »Weil du noch hübscher geworden bist«, sagte er leise. »Als ich fortging, da warst du ein junges Madel, aber jetzt bist du eine Frau.«

      Er zog sie an sich. Sekundenlang schauten sie sich in die Augen, bevor ihre Lippen sind fanden.

      »Endlich«, sagte Markus. »Wie lang’ hab’ ich auf diesen Augenblick

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