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dafür gedacht, daß Sie und Ihr Mann wieder zueinanderfinden. Sie scheinen noch immer nicht zu begreifen, daß Ihre Ehe in einer tiefen Krise steckt. Ihr Mann ist nicht mehr gewillt, Ihre Jagd nach einer Schwangerschaft mitzumachen.«

      Patricia senkte den Kopf. Sie wußte genau, daß Dr. Daniel recht hatte. Sie verhielt sich einfach unmöglich, aber sosehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht mehr, sich von dieser Manie zu befreien. Ihr ganzes Denken galt nur noch einem Kind, und damit hatte sie Oliver gestern so auf die Palme gebracht, daß er sie angebrüllt hatte: »Dann geh zu Dr. Daniel und laß dich künstlich befruchten, damit dieses Theater ein für allemal ein Ende hat!«

      »Frau Gerhardt.« Dr. Daniels Stimme drang in ihre Gedanken und holte sie in die Wirklichkeit zurück. »Sie können schwanger werden, wenn Sie sich endlich von Ihrem selbstauferlegten Streß befreien. Sie sind doch erst sechsundzwanzig. Es ist also überhaupt kein Grund zur Panik vorhanden. Ich habe Patientinnen, die mit zweiunddreißig ihr erstes Kind bekommen haben.«

      »Ich möchte mich künstlich befruchten lassen«, erklärte Patricia, ohne auf Dr. Daniels Worte einzugehen.

      »Wenn Sie das wirklich wollen, dann müssen Sie sich einen anderen Arzt suchen«, entgegnete Dr. Daniel rundheraus. »Ich werde an Ihnen keine künstliche Befruchtung vornehmen.«

      »Aber Oliver will es doch auch!« begehrte Patricia auf.

      »Ja, weil er Ihr Verhalten einfach nicht mehr länger aushält. Frau Gerhardt, sehen Sie denn nicht, daß Ihre Ehe auf diese Weise in die Brüche geht.«

      Patricia begann hilflos zu schluchzen. »Ich will ein Baby.«

      Dr. Daniel sah ein, daß er so nicht weiterkam. Patricia hatte sich bereits so in ihren Kinderwunsch hineingesteigert, daß vermutlich nur noch eine psychiatrische Behandlung Erfolg bringen würde. Doch diesen Vorschlag wagte Dr. Daniel nicht zu machen. Psychiatrie wurde von den meisten Laien mit Verrücktheit gleichgesetzt, und eine solche Belastung wäre nicht nur für Patricia Gerhardt zu groß, sondern auch für ihre Ehe. Aber dann hatte Dr. Daniel plötzlich eine Idee.

      »Also schön, Frau Gerhardt«, meinte er. »Es gibt eine Behandlungsmöglichkeit, die ich auch vom ärztlichen Standpunkt aus vertreten kann. Es handelt sich dabei um eine Spritzenkur, die den Eisprung fördert.«

      Mit großen Augen sah Patricia ihn an. Von einer solchen Behandlungsmethode hatte sie noch nie etwas gehört. Das war allerdings auch schlecht möglich, weil Dr. Daniel sie soeben selbst erfunden hatte.

      »Kommen Sie künftig zweimal wöchentlich zu mir in die Praxis«, fuhr Dr. Daniel fort. »Sie bekommen von mir Ihre Spritze und brauchen sich um Ihren Eisprung keine Sorgen mehr zu machen. Er wird ganz automatisch ausgelöst.« Er schwieg einen Moment. »Würde Sie das beruhigen?«

      Patricia nickte eifrig. »Ja, Herr Doktor, das wäre eine große Beruhigung für mich. Seit der Operation habe ich ohnehin das Gefühl, als hätte ich gar keinen Eisprung mehr. Und dann kann ich ja auch nicht schwanger werden.«

      Dr. Daniel nickte. »Gut, dann werde ich gleich heute die Spritzenkur einleiten. Damit ist diese große Belastung von Ihnen genommen, und Sie können sich vielleicht mehr auf Ihr Gefühl konzentrieren. Das ist bei dieser Behandlungsmethode nämlich ebenfalls außerordentlich wichtig. Das Medikament kann seine volle Wirkung nur dann entfalten, wenn Sie völlig gelöst und spannungsfrei sind. Am besten wäre es, wenn Sie eine Art autogenes Training versuchen würden. Gönnen Sie sich jeden Tag mindestens eine Stunde, und besinnen Sie sich dabei auf die Anfangszeit Ihrer Ehe. Denken Sie an das Glück, das Sie empfunden haben, wenn Sie mit Ihrem Mann zusammen waren. Und wie gesagt, um Ihren Eisprung müssen Sie sich keine Sorgen mehr machen. Der kommt ganz von allein, wenn Sie sich entspannen und sich zweimal wöchentlich von mir Ihre Spritze geben lassen.« Er schwieg kurz. »Das Einspritzen des Medikaments tut zwar ein bißchen weh, aber ich bin sicher, daß Sie das gern in Kauf nehmen.«

      Wieder nickte Patricia. »Natürlich, wenn ich nur ein Kind bekommen kann.«

      »Das kriegen wir schon hin«, meinte Dr. Daniel. »Aber wie gesagt, ein spannungsfreies Leben ist dafür außerordentlich wichtig. Es hat keinen Sinn, wenn Sie jetzt weiter verstärkt auf ein Kind hinarbeiten. Das Medikament kann nur dann optimal wirken, wenn Sie sich von jeglichem Zwang befreien.«

      »Das kann ich, wenn ich keine Angst mehr haben muß, daß mein Eisprung ausbleibt«, meinte Patricia.

      »Also gut, dann kommen Sie bitte mit nach nebenan, und legen Sie sich auf die Untersuchungsliege – auf die Seite oder auf den Bauch, wie es für Sie angenehmer ist.«

      Währenddessen holte Dr. Daniel aus dem Kühlschrank ein niedrig dosiertes Vitaminpräparat, wärmte die Ampulle in der Hand kurz an und zog dann die Spritze auf.

      »So, Frau Gerhardt, jetzt piekst es ein bißchen, und dann wird es leider ein wenig schmerzhaft«, warnte Dr. Daniel seine Patientin, bevor er den Kolben langsam nach unten drückte.

      »War’s sehr schlimm?« fragte er, als er Patricia beim Aufstehen half.

      Tapfer schüttelte sie den Kopf. »Nicht schlimmer als die Vitaminspritzen, die ich vor ein paar Jahren mal bekommen habe.«

      Dr. Daniel hatte Mühe, ein Schmunzeln zu unterdrücken.

      »Sie werden jetzt nach Hause gehen und sich ein bißchen ausruhen«, riet er. »Und vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe – entspannen Sie sich, und versuchen Sie, Ihre Gefühle auszuleben. Und am Donnerstag sehen wir uns wieder, ja?«

      Patricia strahlte ihn an. »Ja, Herr Doktor, und vielen Dank. Ich bin so froh, daß Sie mir helfen.«

      »Dazu bin ich ja da.«

      Dr. Daniel begleitete seine Patientin noch hinaus, dann kehrte er in sein Sprechzimmer zurück. Er war sehr gespannt, ob seine gerade neuerfundene Behandlungsmethode wirklich Erfolg bringen könnte.

      *

      Dr. Wolfgang Metzler war ein wenig erstaunt, als Dr. Daniel ihm telefonisch mitteilte, er solle sich am Mittwochnachmittag freinehmen. Zu ausschweifenden Erklärungen fehlte Dr. Daniel einfach die Zeit, doch Dr. Metzler hatte keine Geduld, um bis Mittwoch zu warten. Und so tauchte er bereits am selben Abend noch bei seinem Freund auf.

      »Du neugieriger Tropf«, erklärte Dr. Daniel lächelnd, während er ihn ins Wohnzimmer begleitete. »Normalerweise sollte ich dich jetzt schmoren lassen.«

      »Du bist gemein, Robert«, hielt Dr. Metzler ihm vor. »Komm schon, worum geht’s?«

      Dr. Daniel lächelte. »Um einen Chirurgen für die Waldsee-Klinik.«

      Dr. Metzler zuckte die Schultern. »Ich bin auch Chirurg.«

      »Ja, aber du wirst darüber hinaus auch noch Chefarzt sein«, entgegnete Dr. Daniel. »Außerdem kannst du nicht alles allein machen. Die Klinik ist zwar klein, aber nicht so klein, daß auf Dauer ein Arzt ausreichen würde. Und es kommt noch etwas dazu: Dieser neue Arzt ist zugleich für die Chirurgie und für die Gynäkologie einsetzbar. Er hat bei Professor Thiersch gelernt und bis vor kurzem auch bei ihm gearbeitet.«

      Dr. Metzler wurde hellhörig. »Er hat die Thiersch-Klinik freiwillig verlassen? Das glaubst du doch selbst nicht, Robert!«

      »Ich habe die Thiersch-Klinik auch freiwillig verlassen«, hielt Dr. Daniel dagegen.

      »Ja, weil du deine eigene Praxis hattest«, meinte Dr. Metzler. »Aber ein Arzt, der wieder an einer Klinik arbeiten will, geht vonThiersch nicht so einfach weg – es sei denn, er könnte sich dadurch verbessern. Die Waldsee-Klinik ist aber keine Verbesserung. Also, Robert, raus mit der Sprache, was hat es mit diesem Arzt auf sich?«

      »Du bist ja ganz schön mißtrauisch«, erklärte Dr. Daniel. »Also schön, Dr. Scheibler hat…«

      »Scheibler?« fiel Dr. Metzler ihm ins Wort, dann schüttelte er unwillig den Kopf. »Keine Chance, Robert, dieser Quertreiber wird keinen Fuß in die Waldsee-Klinik setzen.«

      Überrascht sah Dr. Daniel ihn an. »Wie kommt es, daß du so ausgezeichnet informiert bist?«

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