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Löffel sollte man dir langziehen«, knurrte Dr. Sommer. »Aber warte, mein lieber Robert, das wird noch eine saftige Strafe nach sich ziehen.«

      »Gnade, Schorsch«, flehte Dr. Daniel, obwohl er genau wußte, daß sein Freund nicht wirklich böse

      war.

      »Nein, mein Junge, diesmal wirst du dich nicht herausreden«, meinte Dr. Sommer. »Du gehst jetzt ans Telefon und rufst deine Schwester an, daß du nicht zum Mittagessen kommst. Ich hoffe, daß sie dir gleich eine gehörige Standpauke hält. Anschließend wirst du dazu verurteilt, mit Margit und mir zu essen. Und wenn wir fertig sind, fährst du uns nach Steinhausen, damit wir die Klinik begutachten können. Abends hast du dann die Ehre, Margit und mich wieder nach Hause zu chauffieren.«

      Dr. Daniel grinste. »Eine harte Strafe.«

      »Weiß ich.« Auch Dr. Sommer grinste jetzt. »Und nun häng dich ans Telefon.«

      Irene war nicht böse, daß Dr. Daniel vorhatte, sie zu versetzen. Sie hatte ohnehin nur Schnitzel geplant, und die schmeckten abends auch kalt. Und nachdem Dr. Sommer, seine Frau Margit und Dr. Daniel gegessen hatten, fuhren sie zusammen nach Steinhausen.

      »Zur Klinik müssen wir zu Fuß gehen«, erklärte Dr. Daniel. »Die Gemeinde hat zwar zugesagt, eine Zufahrtsstraße zu bauen, doch das zieht sich offenbar noch eine Weile hin.« Er lächelte. »Wahrscheinlich werden wir bereits die ersten Patienten versorgen, ehe die Straße fertig wird.«

      Doch der Spaziergang zum Waldsee tat ihnen allen nach dem üppigen Mittagessen und der anschließenden Autofahrt sehr gut. Und dann betrachtete Dr. Sommer anerkennend den hufeisenförmigen Bau, der direkt bei dem idyllisch gelegenen Waldsee entstand.

      »Alle Achtung«, meinte er. »Das sieht ja sehr stattlich aus. Darf man die Räumlichkeiten auch von innen besichtigen?«

      Dr. Daniel lachte. »Viel wirst du da noch nicht sehen, Schorsch, aber wir können natürlich hineingehen. Allerdings ist Vorsicht geboten.«

      Zu dritt betraten sie den Rohbau.

      Hier kommt die Empfangshalle hin«, erläuterte Dr. Daniel. »Im rechten Flügel werden wir die Chirurgie unterbringen. Dort gibt es dann einen Operationssaal, die Notaufnahme, eine kleine Intensivstation und auch das Büro des Chefarztes wird da drüben sein. Der linke Flügel ist der Gynäkologie vorbehalten. Auch hier haben wir einen Operationssaal geplant, außerdem drei Kreißsäle und das gynäkologische Untersuchungszimmer sowie ein Labor.«

      Dr. Sommer nickte anerkennend. »Das klingt nicht schlecht.« Er blickte nach oben. »Und im ersten Stock sind wohl die Patientenzimmer.«

      Dr. Daniel nickte. »Richtig. Die Gynäkologie verfügt darüber hinaus noch über ein Säuglings- und ein Stillzimmer. Alles in allem wird es eine kleine Klinik sein, aber sie bietet den Leuten, die in der CHEMCO arbeiten, Sicherheit.« Er lächelte. »Und ich habe endlich die Belegbetten, die ich mir so lange gewünscht habe.«

      »Und wer wird Chefarzt?« wollte Dr. Sommer wissen.

      Dr. Daniel zuckte die Schultern. »Wolfgang wahrscheinlich. Immerhin hat er sich ja von Anfang an für den Bau dieser Klinik eingesetzt. Ich habe nur noch ein bißchen nachgeholfen. Wenn Rainer allerdings nicht gewesen wäre, dann würde es bitter ausschauen.«

      Dr. Sommer nickte. »Die ganze Ausstattung dürfte noch ein hübsches Sümmchen verschlingen. Ich wußte gar nicht, daß der junge Bergmann so viel Geld hat.«

      »Er hat ein Grundstück aus dem Erbteil seiner Mutter verkauft, um den Bau finanzieren zu können«, entgegnete Dr. Daniel, während er sich in dem Rohbau umsah. und als er sich vorstellte, wie hier die Patienten ein und aus gehen würden, da durchströmte ihn ein eigenartiges Glücksgefühl, doch das konnte die Dankbarkeit, die er für den Mann empfand, der das alles durch seine Finanzierung erst möglich gemacht hatte, nicht übertreffen.

      *

      Nachdem er das Ehepaar Sommer nach Hause gefahren hatte, hängte sich Dr. Daniel sofort ans Telefon und rief Dr. Scheibler an. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich der junge Arzt endlich meldete.

      »Gott sei Dank«, stieß Dr. Daniel hervor. »Jetzt habe ich mir schon Sorgen gemacht.«

      »Das war unnötig, Herr Daniel«, entgegnete Dr. Scheibler ruhig. »Ich habe nicht vor, mir etwas anzutun, nur weil kein Chefarzt mich mehr haben will. Ich werde München verlassen.«

      »Das ist vielleicht gar nicht nötig«, meinte Dr. Daniel. »Wie stehen Sie zu einer Übersiedlung nach Steinhausen?«

      »Wollen Sie mit mir eine Gemeinschaftspraxis führen?« Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Herr Daniel, aber das ist nichts für mich. Ich bin in erster Linie Chirurg.«

      »Das weiß ich«, erklärte Dr. Daniel. »Und ich denke dabei auch gar nicht an meine Praxis, sondern an die Klinik, die hier in Steinhausen im Entstehen begriffen ist.« Er schwieg einen Moment. »Sie werden sich jetzt fragen, warum ich das nicht gleich gesagt habe, aber… ich will ehrlich sein, ich habe an diese Klinik einfach nicht gedacht. Obwohl mein Freund und ich uns so sehr für den Bau eingesetzt haben, bin ich es noch nicht richtig gewohnt, daß Steinhausen in Kürze eine eigene Klinik haben wird.«

      »Eine so wortreiche Entschuldigung ist nicht nötig, Herr Daniel«, entgegnete Dr. Scheibler. Er überlegte einen Moment. »Steinhausen. Ich weiß nicht, ob das das Richtige für mich wäre.« Doch dann fiel ihm die eigenartige Zufriedenheit ein, die er auf dem Bergbauernhof empfunden hatte. »Kann ich es mir noch überlegen?«

      »Natürlich, Herr Scheibler«, stimmte Dr. Daniel sofort zu. »Vielleicht sollten Sie auch den künftigen Chefarzt erst mal kennenlernen.«

      Dr. Scheibler zögerte. »Weiß er von dem Vorfall in der Thiersch-Klinik?«

      »Der Ehrlichkeit halber werde ich es ihm sagen, aber machen Sie sich keine Sorgen, Herr Scheibler. Ich kenne Wolfgang schon sehr lange, und ich bin sicher, daß er einen guten Arzt nicht einfach aufgrund eines solchen Vorfalls ablehnen wird.«

      »Wir werden sehen«, murmelte Dr. Scheibler, und Dr. Daniel hörte die Hoffnungslosigkeit aus seiner Stimme heraus.

      »Machen Sie sich keine Sorgen«, wiederholte er. »Ich bin sicher, daß Sie in Kürze wieder in Ihrem Beruf tätig sein werden.« Er überlegte kurz. »Können Sie am Mittwoch-nachmittag nach Steinhausen kommen? Da ist meine Praxis geschlossen, und auch Wolfgang wird sich bis dahin freimachen können. Dann haben wir genügend Zeit, um alles miteinander zu besprechen.«

      »Einverstanden«, stimmte Dr. Scheibler zu, und obwohl er versuchte, optimistisch zu sein, gelang es ihm nicht, daran zu glauben, daß dieser neue Chefarzt sein Verhalten so völlig anders beurteilen würde, als es an den anderen Kliniken geschehen war.

      *

      Die erste Patientin, die am Montagmorgen in Dr. Daniels Praxis erschien, war unangemeldet, aber so aufgeregt, daß die junge Empfangsdame Gabi Meindl völlig vergaß, sich zu ärgern. Normalerweise schätzte sie es nämlich nicht besonders, wenn Patienten ohne Termin erschienen.

      »Nehmen Sie noch einen Moment im Wartezimmer Platz, Frau Gerhardt«, bat Gabi Meindl. »Der Herr Doktor hat bestimmt gleich Zeit für Sie.«

      Es dauerte dann auch wirklich nicht lange, bis Patricia Gerhardt ins Sprechzimmer gerufen wurde. Dr. Daniel kam ihr mit einem freundlichen Lächeln entgegen, doch auch er bemerkte sofort die Anspannung, unter der seine Patientin offensichtlich stand.

      »Nun, Frau Gerhardt, was ist denn los?« fragte er, nachdem er Patricia Platz angeboten und sich dann ebenfalls gesetzt hatte.

      »Ich werde einfach nicht schwanger!« platzte Patricia heraus. »Jetzt waren wir fast sechs Wochen auf Gran Canaria und Teneriffa, aber es hat doch nichts genützt.«

      Einen Augenblick lang hatte Dr. Daniel den dringenden Wunsch, die junge Frau zu schütteln, damit sie endlich zur Vernunft käme. Sie hatte anscheinend überhaupt nicht begriffen, worum es in diesem Urlaub gegangen war.

      »Frau Gerhardt, ich habe niemals gesagt,

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