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und zwar eine, die nicht einmal richtig funktioniert.«

      Und ohne Patricia noch Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, verließ Oliver das Bad und gleich darauf auch das Haus. Wie erstarrt stand Patricia mitten in der Wohnung, ohne zu begreifen, was gerade passiert war. Noch niemals hatte Oliver so mit ihr gesprochen.

      »Vielleicht hatte er eine schlechte Nacht«, murmelte Patricia sich wie zum Trost zu, doch instinktiv spürte sie, daß Olivers Ausbruch nichts mit mangelndem Schlaf zu tun hatte.

      Und als er am frühen Abend aus dem Büro kam und wortlos ins Schlafzimmer ging, um einen Koffer zu packen, da wußte Patricia endgültig, daß ihre Ehe nicht nur in eine Krise geraten war, sondern einen tiefen Riß bekommen hatte, der vielleicht nie mehr zu kitten sein würde.

      *

      Dr. Daniel war überrascht, als er am späten Abend noch Besuch bekam.

      »Herr Gerhardt«, erklärte er und bemühte sich gar nicht, sein Erstaunen zu verbergen. »Ist etwas passiert?«

      Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Oliver auf das gemütliche Sofa fallen, dann vergrub er das Gesicht in den Händen.

      »Ich kann nicht mehr«, stieß er voller Verzweiflung hervor.

      Dr. Daniel begriff, daß etwas Einschneidendes geschehen sein mußte, und wandte sich seiner Schwester zu.

      »Irene, sei so lieb und mach uns Kaffee«, bat er.

      Irene warf dem völlig gebrochen wirkenden Mann im Wohnzimmer einen mitleidigen Blick zu, dann nickte sie.

      »Ist in Ordnung, Robert.« Sie zögerte. »Kann ich sonst noch etwas tun?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Irenchen… das heißt, vielleicht könntest du das Gästezimmer herrichten – für alle Fälle.«

      Wieder nickte Irene, dann eilte sie geschäftig hinaus, um Kaffee zu kochen, den sie schon wenig später servierte.

      »So, Herr Gerhardt, nun trinken Sie erst mal einen Schluck Kaffee, der wird Ihnen guttun«, meinte Dr. Daniel, nachdem seine Schwester sich wieder zurückgezogen hatte.

      Mit zitternden Händen griff Oliver nach der Tasse und nippte vorsichtig.

      »Können Sie mir erzählen, was vorgefallen ist?« fragte Dr. Daniel behutsam.

      Oliver seufzte tief auf. »Ich kann mit Patricia nicht mehr zusammenleben. Zwei Jahre lang habe ich alles mitgemacht. Ich habe versucht, meine Gefühle nach ihren Rechnungen einzurichten, und ich habe sie getröstet, wenn sich ihr Wunsch nach einem Baby wieder einmal nicht erfüllt hatte. Aber jetzt kann ich einfach nicht mehr.« Er schilderte, was morgens im Bad vorgefallen war. »In ihrem Leben existiert nur noch ihr Unterleib. Es war vor der Operation schon schlimm genug, aber jetzt… es ist nicht mehr auszuhalten. Es scheint, als würde sie den ganzen Tag vor ihrer Fieberkurve sitzen.« Wieder vergrub er das Gesicht in den Händen. »Ich halte das einfach nicht mehr aus.«

      »Verständlicherweise«, stimmte Dr. Daniel ihm zu. »Hören Sie, Herr Gerhardt, morgen ist Samstag. Da werde ich Ihre Frau zu Hause aufsuchen und ein ernstes Gespräch mit ihr führen. Vielleicht kann ich sie zur Vernunft bringen, und wenn Sie sie nach wie vor lieben…« Er lächelte dem verzweifelten Mann aufmunternd zu. »Gemeinsam müßten wir mit dem Problem doch fertig werden.«

      *

      Patricia Gerhardt war in Tränen aufgelöst, als Dr. Daniel am Samstagvormittag bei ihr klingelte.

      »Herr Doktor, Sie kommen wie gerufen«, stieß sie hervor. »Oliver hat mich verlassen! Gestern abend hat er einen Koffer gepackt und ist einfach gegangen.«

      »Darüber wundern Sie sich doch hoffentlich nicht«, entgegnete Dr. Daniel ernst, während er die Wohnungstür hinter sich schloß.

      Mit großen Augen sah Patricia ihn an. »Das klingt, als wüßten Sie das alles schon.«

      Dr. Daniel nickte. »Darf ich mich setzen?«

      Mit einer fahrigen Handbewegung bot Patricia ihm Platz an.

      »Sie haben recht, Frau Gerhardt«, fuhr Dr. Daniel nun fort. »Ich weiß bereits, daß Ihr Mann Sie verlassen hat. Und ich kenne auch den Grund dafür. Sie nicht?«

      Patricia schüttelte den Kopf.

      »Das glaube ich Ihnen nicht«, erklärte Dr. Daniel. »Sie wissen ganz genau, weshalb Ihr Mann gestern diesen Schritt vollzogen hat. Er hat das Leben, das er seit zwei Jahren an Ihrer Seite führen mußte, einfach nicht mehr länger ausgehalten. Frau Gerhardt, Ihr ganzes Denken und Fühlen dreht sich nur noch um Ihren Unterleib. Sie leben mit Fieberkurven und Eisprung, aber Ihren Mann haben Sie dabei völlig vergessen.«

      »Das ist nicht wahr!« widersprach Patricia heftig. »Ich liebe Oliver! Und was ist daran auszusetzen, wenn sich eine Frau ein Kind wünscht?«

      »Im Grunde gar nichts«, gab Dr. Daniel offen zu. »Aber wenn dieser Wunsch zur Manie wird, dann muß jemand eingreifen. Hören Sie zu, Frau Gerhardt, als Ihr Arzt verordnet ich Ihnen und Ihrem Mann einen mindestens vierwöchigen Urlaub. Und ich verlange, daß Sie Ihr Fieber-thermometer, Ihren Kalender und was Sie für die Eisprungerrechnung sonst noch an Utensilien gebrauchen, zu Hause lassen, haben Sie mich verstanden?«

      Patricia schluckte. Einen solch strengen Ton war sie von dem immer freundlichen Dr. Daniel nicht gewohnt.

      »Aber… es scheint… als hätte ich gar keinen Eisprung mehr«, wagte Patricia zu entgegnen. »Kann es nicht sein, daß dieser Dr. Heller doch einen Fehler gemacht hat?«

      »Nein«, antwortete Dr. Daniel knapp. »Und daß Sie im Augenblick keinen Eisprung haben, wundert mich überhaupt nicht. Seit der Operation vor zwei Monaten stehen Sie unter ständigem Streß, den Sie sich selbst auferlegt haben. Und jegliche Streßsituation kann den normalen Zyklus einer Frau durcheinanderbringen. Das bedeutet, daß der Eisprung fast immer ausbleibt, wenn die Frau unter körperlicher oder psychischer Spannung steht. Verstehen Sie jetzt, warum ich will, daß Sie in Urlaub fahren?«

      Niedergeschlagen senkte Patricia den Kopf. »Ja, Herr Doktor.« Und dann wischte sie sich mit einer verlegen wirkenden Geste über die Augen. »Ich glaube, ich habe mich ganz entsetzlich dumm benommen.«

      »Das fürchte ich auch«, stimmte Dr. Daniel ihr zu. »Aber ich habe Sie oft genug davor gewarnt, sich so in die Sache hineinzusteigern.« Er stand auf. »Ihr Mann ist bei mir zu Hause, und ich bin der Meinung, Sie sollten ihn persönlich darum bitten, wieder heimzukommen.«

      Patricia nickte, während sie sich ebenfalls erhob. »Sie haben recht, Herr Doktor.«

      *

      Oliver Gerhardt glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als Dr. Daniel in Begleitung von Patricia zu seiner Villa zurückkehrte. Und dann standen sich die Eheleute schrecklich verlegen gegenüber. Patricia schämte sich, weil sie nur noch für ihren Kinderwunsch gelebt und ihren Mann darüber fast vergessen hatte, und Oliver kam sich plötzlich furchtbar kindisch vor, weil er seinen Koffer gepackt hatte und ausgezogen war.

      Dr. Daniel spürte die Befangenheit der beiden und zog sich diskret zurück. Was die Eheleute sich zu sagen hatten, ging ihn nichts an. Er hatte getan, was möglich war, aber sie mußten selbst wieder zueinander finden.

      »Oliver, es… es tut mir leid.«

      Nach Minuten des Schweigens hatte sich Patricia endlich dazu durchgerungen, den Anfang zu machen. Zärtlich zog Oliver sie in seine Arme.

      »Ach, Liebes, mir doch auch«, bekannte er. »Ich habe mich schrecklich benommen… wie ein Kind, das schmollt, weil es keine Süßigkeiten bekommen hat.«

      Da schüttelte Patricia den Kopf. »Nein, Oliver, deine Reaktion war schon richtig.« Mit einem schüchternen Lächeln blickte sie zu ihm auf. »Dr. Daniel hat mir ganz gehörig den Kopf gewaschen, und… ich glaube, er hat recht. Ich habe mich ganz entsetzlich benommen. Ich wollte unter allen Umständen ein Baby, und darüber habe ich fast vergessen, daß ich einen Mann habe, der mich liebt und… den ich auch liebe. Aber ich verspreche

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