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nach Norden. Als die von dort heranjagenden Vorposten sich näherten, sprengte ihnen der Krieger, welcher mit dem Oberbefehl betraut war, entgegen. Auch bemerkten die Weißen, wie die in Ost und West sichtbaren Reiter sich alle nach Süden bewegten.

      Der Anführer kam zurück und rief der Schar etwas zu, worauf alle ebenfalls nach Süden zu ritten.

      Dann wandte er sich an Osborne, der mit seinen Gefährten jetzt allein hielt.

      "Wenn der Weiße den Cheyennes seinen gelben Schmuck schenken will, mag er es thun, er kann dann nach Osten reiten."

      Erstaunt und erfreut erwiderte ihm dieser: "Gerne, mein Freund", und händigte ihm Kette und Ringe ein, die Uhr zurückbehaltend.

      Begierig griff der Indianer danach und steckte sie in seinen Medizinbeutel, den er am Gürtel trug.

      "Ich darf die Weißen nicht töten", sagte er dann; "kann sie nicht mitnehmen, sie mögen nach Osten reiten, aber rasch, eine Wolke zieht heran."

      Damit ritt er davon, den Seinen nach.

      "Aber unsre Büchsen, Indianer", rief ihm Osborne nach. "Wir sind ja verloren ohne Waffen in der Steppe."

      Der Indianer deutete hierauf als Antwort mit der Hand nach Norden.

      Die drei Männer sahen sich verblüfft gegenseitig an und richteten dann den Blick nach der Himmelsgegend, auf welche der Indianer gedeutet hatte. Ihre Augen waren geübt genug, um zu erkennen, daß von dorther eine starke Reiterschar nahte.

      "Was bedeutet das alles?" fragte Osborne.

      "Fürchte, werden noch wunderliche Dinge erleben", sagte Ben; "scheint nicht alles richtig zwischen den Roten."

      "Der Hund hat uns nicht einmal die Füße frei gemacht", ließ Jim sich ingrimmig vernehmen.

      "Das können wir jetzt leicht haben", tröstete ihn Osborne; "ich trage mein Federmesser in der Tasche.

      "Lassen wir das noch", mahnte Ben, "wollen erst sehen, wer da kommt, Freunde der Cheyennes scheinen es nicht zu sein. Kann uns die Fessel vielleicht zur Empfehlung gereichen."

      Sie blieben ruhig halten, den Blick nach Norden gerichtet, von wo die Reiterschar immer näher kam. Die Cheyennes waren schon im Süden verschwunden.

      In kurzer Zeit brausten in dichtem Schwarm wohl an zweihundert federgeschmückte Wilde heran, deren lange Lanzen sich an den Armriemen schaukelten.

      "By Jove, es ist Krieg zwischen den Roten", sagte Ben. "Sie tragen die Skalplocke."

      Kaum hatte er ausgesprochen, als sich die drei von Reitern mit grimmigen Gesichtern dicht umgeben sahen, deren scharfen Augen nichts in ihrem Äußerem entging.

      "Wer seid ihr?" fragte gebieterisch ein sie mit wenig freundlichen Blicken betrachtender Indianer in englischer Sprache.

      "Wir waren bis vor kurzem Gefangene einer Schar von Cheyennes."

      "Wie kommt das? Die Cheyennes sind die Freunde der Jengees."

      "Wir sind, während ich mit meinen Cowboys meine Herden suchte, von ihnen überfallen, beraubt und gebunden worden. Was sie mit uns vorhatten, weiß ich nicht; gewiß nichts Gutes."

      "Und wie kommt es, daß sie euch zurückließen?"

      "Es überkam sie plötzlich ein panischer Schreck, und sie jagten nach Süden davon, ohne daß wir die Ursache zu erkennen vermochten. Sie riefen uns, zu folgen, doch thaten wir es nicht."

      "War Cayugas bei ihnen?"

      "Wenn du den Sohn ihres Häuptlings meinst, der war heute morgen bei uns, ist aber dann mit etwa dreißig seiner Leute nach Westen geritten."

      "Gut." Ein grimmiger Zug zeigte sich im Gesichte des Indianers, der augenscheinlich der Führer der Schar war.

      Er rief dann seinen Kriegern etwas zu, worauf ein Teil die Verfolgung nach Süden fortsetzte; die andern hielten wie bisher.

      "Sage mir, Häuptling, ist Krieg zwischen den Cheyennes und dir? Und darf ich erfahren, wer du bist?"

      "Du sprichst mit Krähenfeder, dem Haupte des Kiowavolkes", entgegnete der kurz.

      "So sprechen wir mit einem gerechten Krieger, der uns schützen wird gegen die räuberischen Cheyennes."

      "Ihr seid Feinde jener heulenden Hunde, die in eiliger Flucht davonrennen, wenn Krähenfeders Lanzenspitze im Gesichtskreise erscheint?"

      "Gieb mir eine Büchse, Häuptling", rief Jim, "und stelle mich vor einen Haufen dieser Schurken, dann sollst du sehen, ob ich ihr Feind bin."

      Des Kiowahäuptlings klugem Auge war nicht eine Miene, keine Bewegung der drei waffenlosen Männer entgangen, und er war erfahren genug, Osborne von den beiden rohen Cowboys unterscheiden zu können. Er wandte sich wieder an diesen: "Ihr müßt bei uns bleiben, und ich hoffe, du sagtest die Wahrheit, daß Cayugas nach Westen geritten ist."

      "Ich sagte die Wahrheit."

      "Das wird gut für dich sein."

      "Sahest du noch mehr Cheyennes in der Steppe?"

      "Nur die Schar, die uns gefangennahm, und die du verjagt hast."

      "Wie viel Reiter zählte sie?"

      "Vielleicht hundert."

      Krähenfeder befahl hierauf einem Krieger, den Weißen die Fußfesseln zu lösen und sagte: "Ihr sollt Gelegenheit haben, euch an den Cheyennes zu rächen, kommt."

      "Du meinst es gut, großer Häuptling der Kiowas, und wir sind dir Dank schuldig dafür, daß du uns befreit hast, aber unser Weg liegt nach Osten, wo meine Herden weiden, gestatte, daß wir dorthin reiten."

      "Du folgst uns, wir wollen mehr von euch erfahren."

      Auf seinen Ruf setzte sich die ganze Schar nach Westen in Galopp, die Weißen in die Mitte nehmend, die, wie noch eben von den Cheyennes, jetzt von den Kiowas umgeben waren.

      "Kalkuliere", sagte Ben mit bitterem Galgenhumor, "sind aus dem Regen in die Traufe geraten."

       Inhaltsverzeichnis

      Weiter nach Osten hin, da wo der Verdigris noch sanft zwischen flachen Ufern dahinrinnt, ehe seine Fluten zwischen schroffen zerklüfteten Felswänden dahinschäumen, wie an seinem unteren Laufe, dem Arkansas zu, lagerte die gesamte Streitmacht der Cheyennes. Um zahlreiche Feuer, über deren Glut Büffelfleisch schmorte, hatten sich die Männer niedergelassen, andre saßen in kleinen Kreisen bald schweigsam, bald plaudernd da. Mehr als tausend Pferde weideten, teils unter der Aufsicht junger Leute in der Nähe, oder waren am Rande des Lagers angepflockt. Von Zeit zu Zeit trafen Reiter ein, oder es sprengten solche hinweg, dem Horizonte zu.

      Eine große Anzahl Büffelfelle, welche in der Prairie zum Trocknen ausgebreitet waren, zeigten, daß die Jagden des Volkes nicht unergiebig gewesen waren.

      Einige wenige Fellhütten, wie sie die Indianer zu errichten pflegen, erhoben sich inmitten der lagernden Leute; sie dienten den großen Häuptlingen zur Behausung, während sich die andern mit dem Nachtlager im Freien begnügen mußten.

      Vor einem dieser Wigwams gewahrte man eine auffallende Männergruppe. Zwischen dunkelhäutigen Indianern in ihren Jagdhemden saßen dort auf Sätteln oder wollenen Decken neun weiße Männer in der knappen blauen Uniform der reitenden Staatenpolizei, einer Truppe, welche errichtet worden war, um dem verbrecherischen Treiben an den Grenzen ein Ende zu bereiten.

      Aus zuverlässigen, mit den Gefahren der Prairie vertrauten Leuten von eiserner Körperbeschaffenheit und unerschütterlichem Mute rekrutierte sich diese auserlesene Schar, der die Aufgabe gestellt war, Mörder und Diebe bis in die pfadlose Wüste zu verfolgen. Zu ihr gehörten die Männer, welche hier vor dem ersten Häuptling der Cheyennes, der Dunklen Wolke, versammelt waren, während eine Anzahl untergeordneterer Führer des Volkes zu dessen Seite weilte.

      Die

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