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dein.

      Vogler, mußt dein Blümlein hüten,

       Daß sich's recht ans Herz dir schmiegt;

       Und du mußt des Vogels pflegen, Mußt ihn warm am Busen hegen, Daß er nicht von dannen fliegt!

      Jedes mag vom Andern lernen,

       Was das Herz beglücken kann;

       Auf der Erde froh zu blühen,

       Und nach allen ird'schen Mühen

       Sich zu schwingen himmelan!

      Es lebe das edle Paar! Vivat hoch! rief der Poet, und Alle stießen jubelnd mit den Gläsern an und waren gar guter Dinge. Die Braut aber konnte des Danks und Lobes kein Ende finden über die schönen Verse und hätte sie sich gar zu gern ins Stammbuch schreiben lassen. Der Poet aber entschuldigte sich, er habe sie schon wieder vergessen, weil sie aus dem Stegreif gedichtet wären; auch sei nicht viel dran; er könne es weit besser, wenn er nur sein Feuerzeug habe, dem er eben nachlaufe. Nun sollte sich die Gesellschaft aber was vortanzen lassen von seiner kleinen Schwester Glückspilzchen, und der blonde Schusterjunge würde dazu aufspielen. – Freilich, das waren Alle zufrieden, rückten die Tische beiseit und Jeder suchte sich seinen Schatz und setzte sich mit ihm an ein heimliches Plätzchen, und wer keinen Schatz hatte, saß allein. Der Poet aber gab Glückspilzchen ihre Kupferdreier wieder in die Büchse, damit sie was zu klappern hätte beim Tanzen; dann setzte er sich selbst zu dem schönen Mädchen, das sie herein gelassen hatte; denn die Beiden mochten sich gut leiden, und es war als ob sie alte Bekannte wären, denn sie hatten hinter den Rosengewinden viele heimliche liebliche Dinge mit einander zu reden.

      Wie nun Glückspilzchen zu tanzen anfing und dabei wieder den Takt mit der Sparbüchse klapperte und der Hansel seinen allerschönsten Hopser spielte, da konnte man sein blaues Wunder sehn. Denn sie tanzte so allerliebst, daß sie allen die Köpfe verdrehte und die Liebespärchen, die Brautleute an der Spitze, nicht lange sitzen blieben, sondern lustig drauf los walzten; aber es konnt' es Keiner so gut. Auch der lange Poet hatte das schöne Mädchen umarmt und hopste mit den Spinnebeinen mitten unter den andern, und die Vögel oben in den Käfigen stießen sich fast die Köpfe entzwei, so eifrig waren sie, es Glückspilzchen nachzumachen. Die Blumen hätten auch gar zu gern mitgehalten, aber sie konnten nicht von den dummen Stengeln loskommen; dafür zitterten und tanzten die Fensterscheiben desto besser und das ganze Haus wackelte; aber Glückspilzchen tanzte doch besser, als alle.

      Da ging mit einem Male die Thür auf, und der alte Vogelsteller und der Vater der Braut, die nebenan geraucht und gekannegießert hatten, traten ganz verbrümmelt in den Saal. Was ist das für eine tolle Wirthschaft! rief der alte Vogelsteller. Soll uns das Haus überm Kopf einfallen? – Da stand Glückspilzchen still und plötzlich auch all die Andern, und der blonde Hansel hörte auf zu spielen. Oben aber die Vöglein lagen mit blutigen Köpfchen halbtodt und sagten kein Pieps mehr, und die Blumen waren von der Anstrengung welk und bleich geworden. Wie das die beiden Alten gewahr wurden, erbos'ten sie sich immer mehr. Wie ist das Hexenpack hier herein gekommen? schrie der alte Gärtner. Hinaus damit! – Und so schoben sie eifrig scheltend trotz aller Reden und Bitten der jungen Leute Glückspilzchen, den blonden Schusterjungen und den langen Poeten zur Thür hinaus.

      Draußen war's abendlich und der Thau fiel. Da standen die Drei ziemlich niedergeschlagen; nur der Poet hatte noch ein bischen Humor übrig. Er hob Glückspilzchen, die die weinende Käke tröstete und beruhigte, wieder auf seine Schulter, summte ein Liedel in seinen hoffnungsvollen Schnurrbart hinein und schritt voran. Der Hansel zottelte wie im Traum hinterher, und wie die Käke mit Weinen fertig war, fing Glückspilzchen an und lamentirte ganz herzbrechend. Ach was werden die drei Tanten sagen, wenn sie mich nicht finden! jammerte sie. Und in der Schule, da werde ich so viel Schelte bekommen, daß ich nicht da bin! – Dem Langen fiel's auch aufs Herz wegen der Tanten. Daran hatte er nimmer gedacht, weil er ein leichtsinniger Patron war, wie die Poeten alle; aber er suchte sein Schwesterchen zu beruhigen und sagte: Die werden froh genug sein, daß sie uns los geworden; und umkehren thu' ich einmal auf keinen Fall, bis ich mein Feuerzeug wieder habe. Weine nur nicht! ich schreibe dir schon einen Entschuldigungszettel für die Schule. – Da wurde Glückspilzchen ein wenig stiller; aber der Hansel seufzte immerfort: Ach wann komme ich nun nach den Fleischtöpfen Aegypti! Ich dummer Holzleisten! Warum bin ich von Gansdorf fortgelaufen, wo ich doch Nachts ein Bett hatte und ein Obdach! So klagte er, und da wollte alles Zureden des langen Poeten nichts helfen.

      Es war nun schon völlige Nacht geworden, da kamen sie in einen großmächtigen Wald, darinnen das Mondlicht sein Wesen trieb. Der Poet ward ganz fidel, als er die prächtigen Eichen rauschen hörte und die schlanken Rehe und Hirsche vorbeiwandeln sah. Er wäre gern die ganze Nacht so herumgestrichen; aber Glückspilzchen war eingeschlafen auf seiner Schulter vor Betrübniß und Angst, und da hob er sie sachte herab und nahm sie in den Arm, aber er wollte sie nicht aufwecken. Darum legte er sie leise ins Gras gerade unter einer steinalten Eiche, gab ihr die Käke in den Arm, die auch schon schlief und deckte sein Hütchen über seiner kleinen Schwester Gesicht, damit kein Käfer drüber weg laufen könnte. Der Hansel hatte sich auch gleich ins Gras gestreckt und schlief im Umsehn, und da wußte der lange Poet auch nichts besseres, als sich schlafen zu legen. Wie er aber so auf dem Rücken lag und zu dem Monde hinaufsah, fiel ihm eins seiner alten Lieder ein, das sang er ganz leise; denn er konnte nie einschlafen, ohne was gesungen zu haben. Das Lied lautete so:

      Waldesnacht, du wunderkühle,

       Die ich tausend Male grüß',

       Nach dem lauten Weltgewühle

       O wie ist dein Rauschen süß!

       Träumerisch die müden Glieder

       Berg' ich weich ins Moos,

       Und mir ist, als würd' ich wieder

       All der irren Qualen los.

      Fernes Flötenlied, vertöne,

       Das ein weites Sehnen rührt,

       Die Gedanken in die schöne,

       Ach! mißgönnte Ferne führt.

       Laß die Waldesnacht mich wiegen,

       Stillen jede Pein!

       Und ein seliges Genügen

       Saug' ich mit den Düften ein.

      In den heimlich engen Kreisen

       Wird dir wohl, du wildes Herz,

       Und ein Friede schwebt mit leisen

       Flügelschlägen niederwärts.

       Singet, holde Vögellieder,

       Mich in Schlummer sacht!

       Irre Qualen, lös't euch wieder;

       Wildes Herz, nun gute Nacht!

      Als er den letzten Ton gesungen hatte, fielen ihm leise die Augen zu und da hatte er sich selbst in Schlaf gesungen.

       Wie Glückspilzchen gar seltsam gebettet wird.

       Inhaltsverzeichnis

      Wie sie nun eine Weile so gelegen hatten, fing der blonde Hansel auf einmal laut an zu schnarchen, und dann schwätzte er wieder unsinniges Zeug aus dem Traum, als: O ich Pechvogel! Fleischtöpfe! Holzleisten! Sie ist ein knauseriges Weibsbild, Frau Meisterin! O ich Pechvogel! – Davon wachte Glückspilzchen auf, richtete sich in die Höhe und warf das graue Hütchen vom Gesicht. Sie war recht traurig, denn sie hatte von den drei Tanten geträumt und von der Pedanterliese, und ihre Käke wär' ihr gestohlen worden. Damit war's aber nicht so schlimm; die Käke lag schlafend in ihrem Arm. Es war schaurig und kühl unter den Bäumen, und Glückspilzchen gruselte vor dem Mondlicht und dem blonden Schusterjungen, der aus dem Schlaf faselte. Da stand sie endlich leise auf, legte ihrem Bruder den Hut hin und küßte ihn auf die Stirn. Er mußte es gemerkt haben, denn er sagte halblaut:

      O du Grashupferchen,

       Du Sachtschlupferchen

      

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