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MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter. Robert Mccammon
Читать онлайн.Название MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter
Год выпуска 0
isbn 9783958354050
Автор произведения Robert Mccammon
Жанр Языкознание
Серия Matthew Corbett
Издательство Bookwire
Slaughters Lächeln strahlte wieder auf und erlosch dann langsam. Der distanzierte Ausdruck seiner Augen blieb unveränderlich. »Die Wahrheit ist«, sagte er, »dass ich Menschen, die nicht dumm sind, nicht anlüge.«
»Ihr meint, Ihr lügt Menschen nicht an, denen Ihr nicht dumm kommen könnt«, sagte Greathouse.
»Ich meine nichts anderes, als was ich sage. Man wird mich hier so oder so wegholen, auf ein Schiff bringen und nach England schicken. Wo ich dem Gericht vorgeführt, von Zeugen identifiziert und geplagt werden werde zu verraten, wo sich die Gräber von drei sehr hübschen, aber sehr dummen jungen Ladys befinden. Dann wird man mich nach Newgate verfrachten und eine geifernde Menschenmenge wird lachen, wenn ich die Stufen zum Galgen hochsteige. Ganz egal, was ich hier sage. Warum also sollte ich etwas anderes als die Wahrheit sagen und meine Ehre vor solch Fachmännern wie Euch beschmutzen?«
»Oder liegt es daran«, schlug Matthew vor, »dass Ihr überzeugt davon seid, uns unterwegs auf der Straße entwischen zu können? Obwohl wir solche Fachmänner sind?«
»Das … ist durchaus eine Idee. Aber, mein lieber Sir, Ihr könnt dem Wind nicht vorwerfen, dass er blasen will.«
Greathouse steckte alle Dokumente zurück in den Umschlag. »Wir nehmen ihn jetzt mit«, sagte er grimmig. »Dann ist da noch das Geld.«
»Ach, natürlich – immer das Geld«, kommentierte Slaughter flugs.
Ramsendell ging zu einem der Schreibtische, zog eine Schublade auf und holte einen kleinen Leinenbeutel heraus. »Das sollten zwei Pfund sein. Zählt ruhig nach, wenn Ihr wollt.«
Matthew konnte sehen, dass Greathouse dazu schwer versucht war, als ihm der Beutel in die Hand gelegt wurde. Aber das Verlangen des großen Mannes, sich so schnell wie möglich vom Tollhaus zu verabschieden, gewann. »Das ist unnötig. Raus«, befahl er dem Gefangenen und zeigte auf die Tür.
Als sie draußen waren und zum Wagen gingen – Slaughter vorn weg, gefolgt von Greathouse, dann Matthew und die Ärzte –, ertönte aus den Fenstern des mittleren Gebäudes, wo sich bleiche Gesichter gegen die Gitter pressten, ein Chor von Pfiffen und Schreien. Greathouse hielt seinen Blick auf Slaughters Rücken gerichtet. Plötzlich tauchte Jacob neben Greathouse auf und fragte hoffnungsvoll: »Seid Ihr da, um mich nach Hause zu bringen?«
Mit einem plötzlichen tiefen Atemzug drehte Slaughter sich um. Er hielt seine gefesselten Hände immer noch verschränkt und baute sich mit einem einzigen Schritt vor Jacob auf.
Greathouse erstarrte, und hinter ihm blieb auch Matthew stehen.
»Mein lieber Jacob«, sagte Slaughter mit leiser, sanfter Stimme, in dessen Augen rote Funken glänzten. »Niemand wird kommen, um dich nach Hause zu bringen. Heute nicht, morgen nicht und übermorgen auch nicht. Du wirst für den Rest deines Lebens hierbleiben, und dann wirst du sterben. Weil sie dich vergessen haben, lieber Jacob. Niemand wird jemals kommen, um dich nach Hause zu bringen.«
Jacob hatte ein halbes Lächeln im Gesicht. »Ich höre …«, begann er, dann musste ihm etwas durch den Kopf gegangen sein, das nicht Musik war. Denn sein Lächeln zerbrach, wie einst sein Schädel an dem schicksalsträchtigen Tag seines Unfalls zerbrochen sein musste. Seine Augen wurden groß vor Schreck, als sähe er wieder die Säge auf sich zukommen und wusste, dass es viel zu spät war, sie kommen zu sehen. Sein Mund ging auf, seine Gesichtszüge erschlafften und er wurde so bleich wie die, die hinter den Fenstergittern kreischten. Dr. Hulzen trat sofort auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf den Arm und dann den Arm um die Schulter. Er redete ihm leise ins Ohr: »Kommt, Jacob. Kommt, lasst uns einen Tee trinken. Ja?« Jacob ließ sich wegführen. Sein Gesicht war ausdruckslos.
Slaughter sah ihnen nach, und Matthew fiel auf, wie er stolz das Kinn hob.
»Zieht Eure Schuhe aus«, fuhr Greathouse ihn an.
»Wie bitte, Sir?«
»Eure Schuhe. Ausziehen. Jetzt.«
Von den Lederfesseln behindert zog Slaughter sie mühsam aus. Seine schmutzigen Füße mit den langen gelben Nägeln waren kein schöner Anblick, und auch die Luft wurde noch etwas unreiner.
»Werft sie in den Pferdetrog«, befahl Greathouse.
Slaughter warf Ramsendell einen Blick zu, doch der machte keinerlei Anstalten sich einzumischen. Die Dokumente waren unterschrieben worden und das Geld hatte die Hände gewechselt; er hatte mit dem Mann nichts mehr zu tun.
Slaughter ging zum Pferdetrog. Er warf einen Schuh nach dem anderen ins Wasser.
»Mich stört das nicht weiter«, meinte er, »aber die armen Pferde tun mir leid.« Er bedachte Greathouse mit einem Lächeln, das einem gekränkten Heiligen Ehre gemacht hätte.
Greathouse schubste Slaughter zum Wagen. Dann zog er die Pistole unterm Sitz hervor, spannte sie und drückte dem Gefangenen von hinten den Lauf gegen die linke Schulter. »Ich nehme an, dass er nach versteckten Waffen durchsucht worden ist, Dr. Ramsendell?«
»Ihr seht ja, dass seine Kleidung keine Taschen hat. Und ja, sein Körper ist abgesucht worden.«
»Ach, das war richtig aufregend«, sagte Slaughter. »Natürlich haben sie Euch die schöne Aufgabe übriggelassen, mir ins Arschloch zu gucken.«
»Nehmt ihm die Handfesseln ab«, sagte Greathouse. Der Arzt steckte einen Schlüssel in das Vorhängeschloss, das die Lederhandschellen sicherte. Als er sie ihm abgenommen hatte, forderte Greathouse: »Rauf auf den Wagen. Langsam.« Der Gefangene gehorchte, ohne etwas zu sagen, das Gesicht nach unten gekehrt. »Nehmt die Pistole und haltet sie auf ihn gerichtet«, befahl Greathouse Matthew.
»Also bitte«, meldete Slaughter sich in ärgerlichem Ton zu Wort. »Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich erschossen werden will, oder? Und ich bezweifle übrigens auch, dass die Quäker das gutheißen würden.«
»Zielt auf sein Knie«, riet Greathouse, als er Matthew die Waffe gab und nach hinten auf den Wagen stieg. »Wir haben gelobt, Euch nicht zu töten. Hinsetzen.«
Slaughter setzte sich und starrte Matthew amüsiert an.
Greathouse holte die Ketten aus dem Jutebeutel. Die Ketten verbanden ein Paar Handschellen mit Fußeisen und waren so kurz, dass Slaughter bestenfalls zusammengekrümmt stehen konnte. Am rechten Fußeisen war eine weitere Kette angebracht, an der eine zehn Kilo schwere Eisenkugel hing, die wegen des Lärms, den sie auf dem Steinboden von Gefängnissen machte, auch »Donnerball« genannt wurde. Nachdem Greathouse die Hand- und Fußschellen abgeschlossen hatte, steckte er sich den Schlüssel in die Hemdtasche.
»Oh je«, sagte Slaughter. »Ich glaube, ich muss kacken.«
»Dazu sind die Hosen da«, gab Greathouse zurück. Er nahm von Matthew die Pistole entgegen und sicherte vorsichtig den Hahn. »Ihr kutschiert, ich passe auf.«
Matthew band die Pferde los, stieg auf den Kutschbock, löste die Bremse und nahm die Zügel in die Hand. Greathouse setzte sich neben ihn und drehte sich um, damit er den Gefangenen vor sich hatte. Er legte sich die Pistole in den Schoß.
»Passt auf Euch auf, Gentlemen«, sagte Ramsendell. Seine Stimme klang erleichtert. »Eine flotte Reise, und möge Gott seine schützende Hand über Euch halten.«
Matthew wendete die Pferde und lenkte sie zurück in Richtung der Philadelphia-Straße. Er wünschte sich, er könnte ihnen mit den Zügeln auf den Rumpf klatschen und sie traben lassen, aber ein früherer Versuch, eine flotte Reise zu erleben, hatte zu nicht mehr als dem langsamen Stapfen alter Hufe geführt. Und jetzt zogen die Pferde noch ungefähr neunzig Kilo mehr.
Als sie davonfuhren, hörte Matthew das Kreischen und Plappern der Verrückten hinter den vergitterten Fenstern.
»Lebet wohl, Freunde!«, rief Slaughter ihnen zu. »Lebet wohl, Ihr guten Seelen! Wir werden uns auf dem Weg