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MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter. Robert Mccammon
Читать онлайн.Название MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter
Год выпуска 0
isbn 9783958354050
Автор произведения Robert Mccammon
Жанр Языкознание
Серия Matthew Corbett
Издательство Bookwire
»Das hätte schon ein äußerst langes Seil sein müssen.« Äußerst lang. Matthew hatte den Tunnel, eine natürliche Felsformation auf Chapels Landsitz, auf fast eine Viertelmeile Länge geschätzt. An einer Stelle war es in beunruhigend steilem Winkel nach oben gegangen, aber zu dem Zeitpunkt konnte Matthew bereits Licht sehen. Er war zwischen Felsbrocken an den Klippen des Flussufers herausgekommen, wo ein Pfad in den Wald führte. Er nahm an, dass nicht alle von Chapels Handlangern von dem Fluchtweg gewusst hatten. Aber die besagten vier Personen waren wohl auf diese Art entkommen.
»Ich halte mich gar nicht für so viel klüger als alle anderen«, gab Matthew auf eine von Greathouses spitzen Bemerkungen zurück.
»Aber natürlich tut Ihr das. Es gehört zu Eurem Charme. Ach, mir tut der Rücken weh! Man sollte das Bett für versuchten Mord verhaften.«
»Den Großteil der Nacht scheint Ihr aber fest genug geschlafen zu haben.«
»Das wirkte nur so. Ich hatte einen sehr schlimmen Traum.«
»Ach ja? Habt Ihr von einem Krieg zwischen Kanonen und Katzen geträumt?«
»Was?« Greathouse warf ihm einen finsteren Blick zu. »Nein. Es ist dieser verdammte Auftrag. Der gefällt mir nicht.«
»Ihr habt von unserem Auftrag geträumt?«
»Nein. Ich habe von … also, ich weiß, wie lächerlich sich das anhört …« Greathouse verstummte, griff nach dem Lederschlauch und hielt ihn sich einsatzbereit vor den Mund. »Ich habe von dem verdammten Zahn geträumt.«
»Dem Zahn«, wiederholte Matthew.
»Ja, Ihr wisst schon, McCaggers‘ Zahn. Den er uns gezeigt hat. Dieses ganze Gerede über Gott und Hiob und Monster und …« Greathouse zog den Korken heraus und ein frischer Schluck Brandy rann durch seine Kehle. »All das«, meinte er, als er fertig getrunken hatte.
Matthew wartete, war sich sicher, dass noch mehr kommen würde. Er klatschte wieder mit den Zügeln, aber es feuerte die alten Pferde nicht an. Immerhin hatten sie es nicht mehr weit. Die Ärzte Ramsendell und Hulzen erwarteten sie im Tollhaus.
»Ich habe geträumt«, fuhr Greathouse fort, nachdem er tief durchgeatmet hatte, als müsste er sein Gehirn auf diese Art wieder in Bewegung setzen, »dass ich das Monster gesehen habe, von dem der Zahn stammt. Es war so groß wie ein Haus, Matthew. Größer noch. So groß wie die Trinity Church oder das Rathaus. Sogar noch größer. Seine Haut sah wie schwarzes Eisen aus, von dem noch der Rauch der Schmiede dampft. Der Kopf war groß wie eine Kutsche, und es hat mich angestarrt, Matthew. Hat mich direkt angesehen. Es hatte Hunger und kam auf mich zu, und ich bin losgerannt.« Ein verrücktes Grinsen brach über sein Gesicht. »Zum Lachen, oder?«
Matthew gab einen Laut von sich, hielt den Blick aber weiter auf die Straße gerichtet, als Greathouse ihn ansah.
»Es ist auf mich zugekommen«, redete Greathouse weiter. »Wie … wie ein unerbittlicher Sturm. Oder eine Naturkatastrophe. Ich rannte über ein Feld … voller toter Männer. Oder … Stücke von toten Männern. Es gab nirgendwo ein Versteck und ich wusste, dass das Monster mich einholen würde. Ich wusste es, und es gab nichts, das ich dagegen tun konnte. Es würde mich mit seinen Zähnen erwischen. Mit seinem Maul voller Zähne, Matthew, hunderten davon. Es war so riesig und so schnell. Auf einmal war es hinter mir und ich spürte seinen Atem auf meinem Nacken … und dann …«
Greathouse schwieg. Schließlich fragte Matthew: »Seid Ihr gestorben?«
»Ich muss aufgewacht sein. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Vielleicht bin ich im Traum gestorben. Ich weiß es nicht mehr. Aber ich sage Euch, was ich weiß.« Er wollte noch mehr trinken, besann sich aber. »Ich hatte fast vergessen, was Angst ist. Sich fürchten ist was anderes. Ich spreche von Angst. Wenn man weiß, gegen diesen Gegner verloren zu sein. So habe ich mich in dem Traum gefühlt. Und nur wegen dieses verdammten Zahnes.«
»Vielleicht hatte Eure Aalpastete zum Abendessen auch etwas damit zu tun. Ich hatte ja gesagt, dass die nicht frisch roch.«
»Die war’s nicht. Na gut, vielleicht ein bisschen. Mein Magen war schon etwas durcheinander. Aber es liegt auch an unserem Auftrag. Wenn der nicht so gut bezahlt wäre, hätte ich Lillehorne gesagt, dass er sich jemand anderes suchen soll. Ein paar Wachtmeister könnten das doch sicher auch erledigen.«
»Die Ärzte haben aber extra um uns gebeten«, erinnerte Matthew ihn. »Und wer wäre denn sonst schon hergekommen? Dippen Nack? Giles Wintergarten? Wohl kaum.«
»Die Ärzte.« Greathouse zerrte heftig an seiner braunen Wollmütze. »Ihr wisst ja, was ich von denen und ihrem Tollhaus halte. Ich nehme an, dass Ihr die Dame immer noch besucht?«
»Ja. Und ihr geht es immer besser. Zumindest weiß sie jetzt wieder, wie sie heißt, und sie fängt an zu verstehen, wo sie ist.«
»Das ist ja wunderbar für sie, ändert aber nichts an meiner Meinung darüber, wie unsinnig es ist, eine Horde von Irren hier draußen im Wald zu beherbergen.« Trotz der langsamen Geschwindigkeit hatte ihr Wagen Westerwicke hinter sich gelassen und rollte jetzt auf der gut vierzig Meilen langen Philadelphia-Straße durch den Wald. Keine Viertelmeile noch, und sie würden nach rechts zum Tollhaus abbiegen. Die Sonne gewann an Kraft und warf gelbrote Strahlen durch die Bäume. Die Vögel sangen und die Luft war kühl; außer ein paar dunklen Wolken am westlichen Horizont war es ein herrlicher Morgen. »Was ein Mann für Gold alles machen muss«, brummelte Greathouse vor sich hin.
Matthew antwortete nicht. Tja, was ein Mann machen musste! Er hatte sich bereits einen Plan für seine Reichtümer zurechtgelegt. In naher Zukunft würde er etwas Kleingeld ausgeben, um mit dem Boot nach Philadelphia zu fahren und dort einige Sachen zu kaufen, damit er für die großen Münzen Wechselgeld bekam. Er überlegte sogar, sich in Philadelphia als jemand anderes auszugeben. Es wäre ungut, wenn man in New York von seinem plötzlichen Wohlstand erfahren würde. Und es ging ja auch niemanden etwas an. Er hatte auf dem Landsitz fast sein Leben verloren. Verdiente er nicht eine Entschädigung für das, was er durchgemacht hatte? Fürs Erste hatte er das Geld in seinem Häuschen versteckt. Das Schloss an seiner Tür würde wohl niemand knacken können, und ihm war wohler bei dem Gedanken, dass all das Gold in seiner Strohmatratze versteckt war.
Es war Mittwoch. Am Morgen zuvor war ein junger Bote in der Stone Street 7 aufgetaucht, der Matthew und Greathouse zu Gardner Lillehornes Amtsstube im Rathaus vorlud. Denn der Hauptwachtmeister hatte sie dringend zu sprechen. Greathouses Antwort war, dass sie nicht wie Vieh auf der Weide waren, das man mal eben so herbeirief, und dass Lillehorne sich zu dringenden Besprechungen in die Stone Street 7 würde begeben müssen.
»Ich glaube, mit Lillehorne kommt Ihr auf die Art nicht weit«, hatte Matthew gesagt, nachdem der Bote wieder gegangen war. Er nahm einen Besen und begann auszufegen. Das Fegen gehörte zu seinen Pflichten, und – reich oder nicht – er wollte zumindest den Bereich um seinen Schreibtisch herum sauber halten.
»So, das glaubt Ihr? Und was kann er mir groß antun, nur, weil ich mich von ihm nicht drangsalieren lasse?«
»Er hat seine Methoden. Und seine Verbindungen.« Matthew kehrte den Staub auf eine Holzschaufel, die er später aus dem Fenster entleeren wollte, das eine Nordwestaussicht über New York und zur anderen Seite des breiten Flusses auf die braunen Felsen und herbstgoldenen Hügel von New Jersey gewährte. »Ihr wart ihm gegenüber den Abend im Cock’a’tail ganz schön anmaßend. Ich finde es immer noch erstaunlich, dass wir nicht im Gefängnis gelandet sind. Denn schließlich haben wir ja tatsächlich gegen das Gesetz verstoßen.«
»Natürlich. Aber macht Euch nicht ins Hemd. Lillehorne wird keinem von uns dumm kommen. Und mich wird er ganz bestimmt nirgendwo hinter