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du das weißt, du Spatz.«

      Sie konnten es immer noch nicht glauben, daß sie Michelle schon gefunden hatten, und die hatte keine Ahnung, was ihr die Zukunft noch bringen sollte.

      Sie hatte sich nicht wohl gefühlt in Nizza, bis sie Conchita kennenlernte. Es war das erste Mal, daß ihr ein Hotelgast richtig sympathisch war. Constantin war ein Mann, den sie auch akzeptieren konnte, obgleich sie Männern gegenüber äußerst reserviert war. In ihrem Beruf erlebte sie mit dem anderen Geschlecht so manches, und privat hatte sie schon eine gewaltige Enttäuschung erlebt. Da war sie aber noch viel jünger und sehr unerfahren gewesen. Jetzt ließ sie sich von Komplimenten und Versprechungen nicht mehr täuschen, besonders wenn es sich um attraktive Männer handelte. Aber Constantin, wie auch Dr. Norden waren ihr jetzt ein Beweis, daß auch attraktive Männer gute Ehemänner sein konnten. Sie war regelrecht begeistert, daß ein Ehepaar wie Fee und Daniel fünf Kinder hatten und so fürsorgliche Eltern waren. Das gefiel ihr, davon hatte sie auch einmal geträumt, aber inzwischen hatte sie es aufgegeben davon zu träumen, den richtigen Mann zu finden und eine Familie zu haben.

      Daß ihre Mutter doch noch geheiratet hatte, obgleich sie auch immer sagte, daß das für sie gar nicht in Frage käme, nahm sie ihr nicht übel, aber mit Claude d’Aubert kam sie nicht klar. Vielleicht war auch eine gewisse Eifersucht vorhanden, ihre Maman mit einem Mann teilen zu müssen, denn sie hatte sich ein Bild von ihrem Vater gemacht, den sie nie kennenlernte, das unantastbar war, da Madeleine so liebevoll von ihm gesprochen und auch so lange um ihn getrauert hatte.

      Sie hatte ihren freien Tag, deshalb konnte sie auch nachmittags mit Conchita und Fee bummeln gehen. Diese drei wirklich schönen Frauen erregten mehr Aufsehen als die gestylten Stars mit ihren maskenhaften Gesichtern. Nur wenige waren darunter, die Persönlichkeit hatten und noch eine gewisse Natürlichkeit.

      Michelle, Conchita und Fee kümmerte es nicht, daß man ihnen nachblickte und sogar manchmal nachpfiff. Sie waren vergnügt und freuten sich des schönen Tages, denn Michelle sagte, daß es auch hier Regentage gegeben hätte. Natürlich ließen sie auch die schicken Geschäfte nicht außer acht. Fee kaufte für sich selbst meist nur praktische Sachen, aber wenn ihr etwas auf Anhieb gefiel, konnte sie nicht widerstehen, nicht bei einem grünen Pulli aus Seidenmix. Grün war ihre Lieblingsfarbe, und die beiden andern waren auch begeistert, weil er für sie wie gemacht schien. Michelle erstand eine weiße Hose, die preislich sehr günstig war und Conchita suchte sich nur ein paar hübsche Accessoires aus.

      In einem Kindergeschäft konnten sich alle drei nicht genug begeistern. Es gab entzückende Sachen, und natürlich mußte Fee für die Zwillinge etwas Hübsches kaufen und auch für Anneka erstand sie ein buntes leichtes Kleid. Bei ihren Buben konnte sie mit solchen Sachen nicht landen, die hatten ihre ganz speziellen Vorstellungen von Kleidung.

      Michelle wollte noch eine klassische CD erstehen, und als sie von Fee hörte, daß David Delorme ihr Schwager war, war sie hingerissen.

      »Wie lange wollen Sie in Nizza bleiben, Michelle?« fragte Fee beiläufig, denn sie wollte ganz diplomatisch vorgehen.

      »Die Saison, länger nicht. Es ist nicht das, was ich mir vorstellte.«

      »Können Sie nicht früher aus Ihrem Vertrag heraus?«

      »Das ist riskant, ich brauche das Geld. Ich habe aber nur eine kurze Kündigungsfrist, da es auch sein kann, daß man mit mir nicht zufrieden ist. Meine Mutter hatte in Avignon ein kleines Hotel, dadurch bin ich in die Branche hineingewachsen, aber ich hätte lieber einen künstlerischen Beruf ergriffen, Maskenbildnerin vielleicht, oder auch Kostümbildnerin, aber ich wollte mit Maman zusammensein. Es ist immer schwierig, wenn man zwischen zwei Stühlen sitzt, und sparen mußten wir auch.«

      Conchita kam plötzlich auf den Gedanken, noch zum Frisör zu gehen, weil sie abends nach Monte Carlo ins Casino gehen wollten. Das war Fee sehr willkommen.

      »Ich lade Michelle dann noch zu einem Eis ein«, sagte sie.

      »Haben Sie nichts Besseres vor?« fragte Michelle. »Ihr Mann und die Kinder werden auf Sie warten.«

      »Das tun sie nicht, sie gönnen es mir, daß ich auch mal in anderer Gesellschaft etwas unternehme. Ich bin sehr gern noch mit Ihnen zusammen, Michelle.«

      »Das freut mich sehr. Ich habe so selten Gelegenheit, vernünftige Gespräche zu führen. Sie ahnen ja nicht, wieviel Blabla ich mir anhören muß.«

      »Haben Sie keinen Freund, keine Freundin?«

      »Nein, bei den Männern bin ich vorsichtig, und eine richtige Freundin hatte ich nie. Maman war für mich alles in einer Person.«

      »Sonst haben Sie keine Verwandten mütterlicherseits?«

      »Nein, die Großeltern leben schon lange nicht mehr.«

      »Und haben Sie keine Verbindung zu den Verwandten Ihres Vaters gesucht?«

      »Maman wollte es nicht. Sie hat wohl gefürchtet, daß man sie abweist.«

      »Wenn ich Ihnen nun sage, daß dies bestimmt nicht geschehen wäre? Ich muß Ihnen jetzt etwas gestehen, Michelle. Wir haben nämlich nach Ihnen gesucht, und es war ein sehr glücklicher Zufall, daß wir durch Constantin und Conchita so schnell zum Ziel kamen.«

      »Aber wieso?« fragte Michelle konsterniert.

      »Weil Ihre Großmutter eine gute Bekannte von uns ist und eine langjährige Patientin meines Mannes. Sie hat erst vor kurzer Zeit von Ihrer Existenz erfahren. Wissen Sie den Namen Ihres Vaters?«

      Michelle nickte. »Es ist ein langer Name, ich konnte ihn schwer behalten und Maman sprach nur von ihrem Viktor. Ich heiße mit dem zweiten Namen Viktorine nach ihm.«

      »Und Ihre Großmutter heißt Viktoria von Giebingsrode. Was sagt Ihnen der Name Cossart?«

      »Nichts.«

      »Er war ein Freund Ihres Vaters und ist kürzlich verstorben. In seinem Nachlaß fand man einen Koffer, den Ihr Vater bei ihm deponiert hatte, der wurde an Ihre Großmutter geschickt. Aus Briefen, die Ihre Mutter an Ihren Vater geschrieben hatte, erfuhr die Baronin, daß sie ein Enkelkind haben könnte. Seither sucht sie nach Ihnen und Ihrer Mutter.«

      »Das ist ja wie in einem Film«, sagte Michelle atemlos. »Ist das wirklich wahr?«

      »Die reine Wahrheit. Wir sind sehr froh, daß wir der lieben alten Dame die gute Nachricht übermitteln können. Am besten wäre es, wenn Sie bald zu ihr reisen könnten.«

      »Sie lebt in München?«

      »Bei München in einem Seniorenheim.«

      »In einem Heim? Kümmert sich denn niemand um sie?«

      »Sie hat niemanden mehr, und sie ist dort sehr gut aufgehoben und wird betreut. Aber sie wird überglücklich sein, wenn sie Sie noch in die Arme schließen kann.«

      »Ich kann es nicht glauben, was wird Maman dazu sagen?«

      »Der Detektiv, den wir mit der Suche beauftragt haben, war in Paris, aber Ihre Mutter war nicht zu einem Gespräch bereit. Herr Henkel hat nur erfahren, daß sie in Nizza in einem Hotel tätig sind. Es ist wirklich ein Glücksfall, daß wir Sie so schnell gefunden haben, Michelle. Wir wollten nämlich den ganzen Urlaub am Lago Maggiore verbringen.«

      »Und um mich zu suchen, kamen Sie hierher?«

      »Nur deshalb.«

      »Ich werde meine Mutter sofort anrufen und es ihr sagen, aber was dann?«

      »Dann fliegen Sie nach München. Wir versuchen, Herrn Henkel telefonisch zu erreichen, er soll Sie dann zu Ihrer Großmutter bringen.«

      »Ich würde lieber warten, bis Sie in München sind. So schnell kann ich hier auch nicht weg, frühestens in zwei Wochen, da sie doch Ersatz für mich brauchen. Dann sind Conchita und ihr Mann auch wieder in München. Verstehen Sie das bitte nicht falsch. Ich bin nicht ängstlich, aber es ist doch so unerwartet.«

      »Ich verstehe es ja, Michelle, aber die Baronin wird Sie mit offenen Armen empfangen. Allerdings

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