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keine Frau Lehrerin, is’ Anneka«, sagte Dési triumphierend.

      »Is’ doch egal«, murmelte ihr Zwilling Jan. »Ich geh’ zu Lenni.«

      *

      Niemand hatte sich um Maria Humbert gekümmert, als Fee kam.

      Sie war heilfroh, daß sie so schnell zu der alten Frau gefahren war, die hilflos in ihrem Bett lag und auf ihren Mann wartete.

      »Frau Doktor«, murmelte sie schwach, »Peppi ist nur zum Einkaufen. Aber er bleibt diesmal lange aus.«

      Fee brachte es nicht fertig, ihr zu sagen, daß ihr Peppi gar nicht mehr heimkommen würde. Maria Humbert war so schwach, daß Fee schlimmste Bedenken hatte.

      Ihr Atem ging flach, ihr Puls war kaum vernehmbar. Fee sah, daß sie dem Tod näher war als dem Leben. Ob wohl eine Ahnung in ihr war, daß ihrem Mann etwas geschehen war? Wenn man sechzig Jahre mit einem Menschen gelebt, Freude und Leid mit ihm geteilt hatte, hatte man wohl ein besonderes Gespür für den andern.

      »Wo tut es denn weh, Frau Humbert?« fragte Fee.

      »Es ist das Herz, es will nicht mehr, aber ich kann den Peppi nicht allein lassen.«

      Sie wird einfach sterben, wenn sie die Wahrheit erfährt, dachte Fee. Es läutete. Fee meinte, daß es die Hausbesorgerin sein könnte, die sie auch in die Wohnung gelassen hatte, aber es war ein Polizist.

      Fee legte schnell den Finger auf den Mund, als er ziemlich laut fragte, ob Frau Humbert zu Hause sei.

      »Sie ist schwer krank«, erklärte Fee. »Ich weiß, was geschehen ist und werde es ihr schonend beibringen. Ich bin Dr. Nordens Frau.«

      »Ach so, das ist gut, ich überbringe sowieso nicht gern solche Nachrichten.«

      Er ging, und Fee setzte sich wieder zu Maria Humbert ans Bett.

      »Es ist was mit Peppi«, flüsterte die Kranke, »ich spür’ es. Er winkt mir, ich soll kommen. Ich muß zu ihm.«

      Sie war kaum noch zu verstehen, und Fee kamen die Tränen. Sie streichelte die hageren, verarbeiteten Hände.

      »Ihr Peppi wartet auf Sie, Frau Humbert«, sagte sie unter Tränen. »Ihr gehört doch zusammen.«

      »Danke für alles«, flüsterte Maria Humbert, und Fee spürte, wie das Leben aus ihr wich. Es läutete wieder. Diesmal war es Daniel. Fee umarmte ihn, und er küßte ihr sanft die Tränen von den Wangen.

      »Daß du kommst«, murmelte sie, »es ist so traurig. Sie stirbt.«

      »Es wird so am besten sein. Sie kann ohne ihn nicht leben. Was ist das für ein trauriger Tag!«

      Was er selbst Schmerzliches erlebt hatte, sollte Fee erst am Abend erfahren, als sie zur Ruhe kamen. Sie hatten dafür gesorgt, daß Maria Humbert zu ihrem Mann gebracht wurde.

      Sie waren ordentliche Menschen gewesen, so bescheiden sie auch hatten leben müssen. Sie hatten für ihr Begräbnis vorgesorgt. Ihre einzige Tochter war in Australien verheiratet, die beiden Enkel hatten sie nie gesehen.

      Dabei mußte Daniel an die Baronin denken, die ihr Enkelkind so gern kennengelernt hätte.

      Fee war erschüttert, als sie davon erfuhr. Daniel gab ihr die beiden Briefe.

      »Lies sie mir vor, dann gehen sie besser ins Gedächtnis«, bat er.

      Fee betrachtete die beiden Briefe. »Eine sympathische Handschrift«, stellte sie fest, »und es handelt sich mit Sicherheit um eine gebildete Frau. Ich weiß nur nicht, ob mein Französisch so gut ist, daß ich alles richtig übersetze.«

      »Dann trainiere nur gleich, denn wir werden im Urlaub einen Abstecher an die Côte d’Azur machen.«

      »Tatsächlich«, staunte Fee.

      »Man muß immer erst einen kleinen Schubs bekommen, um sich zu etwas aufzuraffen, was man eigentlich doch lange im Sinn hat.«

      »Nach St. Raphael?« fragte Fee mit einem Blinzeln.

      »Wäre doch nicht übel, aber sehen wir erstmal, was Henkel erreicht.«

      »Mein liebster Viktor«, begann Fee zu lesen, »ich kann Dir nicht sagen, wie glücklich ich bin, daß der Arzt meine Ahnung bestätigt hat. Wir werden ein Baby haben. Ich weiß, daß Du Dich genauso freuen wirst wie ich. Zu wissen, daß unsere Liebe in dem Kind lebendig wird, wird mir helfen, die Zeit der Trennungen zu überstehen. Eines Tages sind wir zusammen, und ich habe auch nichts dagegen, mit Dir nach Deutschland zu gehen. Paß gut auf Dich auf, in Liebe, Deine Madeleine.«

      »Jedenfalls scheint sie von seiner Liebe überzeugt gewesen zu sein«, sagte Fee nachdenklich und griff nach dem zweiten Brief.

      Es macht mich traurig, daß Dein Vater gestorben ist, wenn Ihr auch kein so gutes Verhältnis hattet, aber es tröstet mich, daß Du mich mit zu Deiner Mutter nehmen willst, wenn unser Baby geboren ist. Mir geht es gut, Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen. Ich wäre froh, wenn ich mir auch keine um Dich machen müßte, da Du soviel unterwegs bist. Ich habe manchmal große Angst. Wie soll ich nur ohne Dich leben können? Aber ich will Dich nicht traurig machen, Du hast jetzt genug Sorgen.

      »Das ist, was ich gut übersetzen kann«, sagte Fee. »Ich denke, mehr brauchen wir auch nicht zu wissen. Sie waren ein Liebespaar.«

      »Männer denken manchmal anders als Frauen«, sagte Daniel nachdenklich, »aber die Baronin sagt, daß er verantwortungsbewußt war.«

      »Aber er hat seiner Mutter anscheinend nichts von Madeleine erzählt«, sagte Fee nachdenklich.

      »Es mag nicht der richtige Zeitpunkt gewesen sein, nach dem Tod seines Vaters. Jedenfalls will die Baronin in Erfahrung bringen, ob Madeleine noch lebt und ob sie ein Enkelkind hat.«

      »Das inzwischen erwachsen ist und vielleicht auch schon verheiratet ist und Kinder hat.«

      »Es wird schwierig sein, das herauszufinden«, sagte Daniel.

      »Wir werden es versuchen.«

      *

      Am nächsten Tag hatte Daniel ein langes Gespräch mit Peter Henkel, der ein sehr cleverer junger Mann war und gern bereit, nach Südfrankreich zu fahren. Das war mal etwas anderes, als Ehefrauen eifersüchtiger Männer zu beschatten oder untreue Ehemänner. Viel mehr hatte er bisher noch nicht bearbeiten müssen.

      Daniel konnte überzeugt sein, daß er sich mächtig engagieren würde. Außerdem war es sehr vorteilhaft, daß er sehr gut französisch und englisch sprach.

      Daß man in diesem Fall sehr diplomatisch und diskret vorgehen mußte, war Ehrensache.

      Peter Henkel bekam einen großzügigen Vorschuß und buchte sogleich einen Flug nach Marseille, da er den am ehesten bekommen konnte.

      In München ging das Leben weiter. Noch eine Woche, dann begannen die Sommerferien. Im Hinblick darauf, daß bereits Pläne geschmiedet wurden für die Reise, die nicht nur an den Lago Maggiore, sondern auch nach Südfrankreich gehen sollte, vergaß Felix auch seinen Bammel vor dem Zeugnis.

      Inzwischen wurde nach Telefonaten mit den Großeltern auf der Insel der Hoffnung auch beschlossen, daß Lenni und die Zwillinge während dieser Zeit auf der Insel bleiben sollten. Es war Lenni so lieber, die Großeltern hatten endlich die beiden Kleinen mal bei sich und die waren begeistert, weil sie bei ihnen bleiben konnten.

      Lenni war ein bodenständiger Mensch. Fremde Länder waren ihr nicht geheuer, und auf der Insel hatte sie vertraute Gesichter um sich.

      Ohne die quirligen Zwillinge würden sie beweglicher sein, meinte Daniel, weil Fee es nicht so recht war, sich von ihnen zu trennen.

      Am Montag wurden Joseph und Maria Humbert beerdigt. Fee war zum Friedhof gefahren. Ein paar Nachbarn hatten sich am Grab eingefunden, ein Pfarrer sprach ein paar unpersönliche Worte, über die Fee sich ärgern mußte. Sie nahm sich vor, daß wenigstens sie sich um das Grab kümmern wollte.

      Am Freitag kamen

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