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– ein­ge­rech­net jene »Frei­heit« –: das Übel er­schi­en vol­ler Sinn;

      3) sie setz­te ein Wis­sen um ab­so­lu­te Wert­he beim Men­schen an und gab ihm so­mit ge­ra­de für das Wich­tigs­te ad­äqua­te Er­kennt­niß;

      4) sie ver­hü­te­te, daß der Mensch sich als Mensch ver­ach­te­te, daß er ge­gen das Le­ben Par­tei nahm, daß er am Er­ken­nen ver­zwei­fel­te: sie war ein Er­hal­tungs­mit­tel.

      In sum­ma: Moral war das große Ge­gen­mit­tel ge­gen den prak­ti­schen und theo­re­ti­schen Ni­hi­lis­mus.

      *

      5.

      Aber un­ter den Kräf­ten, die die Moral groß­zog, war die Wahr­haf­tig­keit: die­se wen­det sich end­lich ge­gen die Moral, ent­deckt ihre Te­leo­lo­gie, ihre in­ter­es­sir­te Be­trach­tung – und jetzt wirkt die Ein­sicht in die­se lan­ge ein­ge­fleisch­te Ver­lo­gen­heit, die man ver­zwei­felt, von sich ab­zut­hun, ge­ra­de als Sti­mu­lans. Wir con­sta­ti­ren jetzt Be­dürf­nis­se an uns, ge­pflanzt durch die lan­ge Moral-In­ter­pre­ta­ti­on, wel­che uns jetzt als Be­dürf­nis­se zum Un­wah­ren er­schei­nen: an­de­rer­seits sind es die, an de­nen der Werth zu hän­gen scheint, de­rent­we­gen wir zu le­ben aus­hal­ten. Die­ser Ant­ago­nis­mus – Das, was wir er­ken­nen, nicht zu schät­zen und Das, was wir uns vor­lü­gen möch­ten, nicht mehr schät­zen zu dür­fen – er­giebt einen Auf­lö­sungs­pro­ceß.

      *

      6.

      Dies ist die An­ti­no­mie:

      So­fern wir an die Moral glau­ben, ver­urt­hei­len wir das Da­sein.

      *

      7.

      Die obers­ten Wert­he, in de­ren Dienst der Mensch le­ben soll­te, na­ment­lich wenn sie sehr schwer und kost­spie­lig über ihn ver­füg­ten, – die­se so­cia­len Wert­he hat man zum Zweck ih­rer Ton-Ver­stär­kung, wie als ob sie Com­man­do’s Got­tes wä­ren, als »Rea­li­tät«, als »wah­re« Welt, als Hoff­nung und zu­künf­ti­ge Welt über dem Men­schen auf­ge­baut. Jetzt, wo die mes­qui­ne Her­kunft die­ser Wert­he klar wird, scheint uns das All da­mit ent­wert­het, »sinn­los« ge­wor­den, – aber das ist nur ein Zwi­schen­zu­stand.

      *

      8.

      Die ni­hi­lis­ti­sche Con­se­quenz (der Glau­be an die Wert­h­lo­sig­keit) als Fol­ge der mo­ra­li­schen Wert­schät­zung: – das Egois­ti­sche ist uns ver­lei­det (selbst nach der Ein­sicht in die Un­mög­lich­keit des Une­gois­ti­schen); – das No­thwen­di­ge ist uns ver­lei­det (selbst nach Ein­sicht in die Un­mög­lich­keit ei­nes li­be­rum ar­bi­tri­um und ei­ner »in­tel­li­giblen Frei­heit«). Wir se­hen, daß wir die Sphä­re, wo­hin wir un­se­re Wert­he ge­legt ha­ben, nicht er­rei­chen – da­mit hat die an­de­re Sphä­re, in der wir le­ben, noch k­ei­nes­wegs an Werth ge­won­nen: im Ge­gent­heil, wir sind mü­de, weil wir den Haupt­an­trieb ver­lo­ren ha­ben. »Um­sonst bis­her!«

      *

      9.

      Der Pes­si­mis­mus als Vor­form des Ni­hi­lis­mus.

      *

      10.

      A. Der Pes­si­mis­mus als Stär­ke – wo­rin? in der Ener­gie sei­ner Lo­gik, als An­ar­chis­mus und Ni­hi­lis­mus, als Ana­ly­tik.

      B. Der Pes­si­mis­mus als Nie­der­gang – wo­rin? als Ver­zärt­li­chung, als kos­mo­po­li­ti­sche An­füh­le­rei, als »tout com­prend­re« und His­to­ris­mus.

      – Die kri­ti­sche Span­nung: die Ex­tre­me kom­men zum Vor­schein und Über­ge­wicht.

      *

      11.

      Die Lo­gik des Pes­si­mis­mus bis zum letz­ten Ni­hi­lis­mus: was treibt da? – Be­griff der Wert­h­lo­sig­keit, Sinn­lo­sig­keit: in­wie­fern mo­ra­li­sche Wer­thun­gen hin­ter al­len sons­ti­gen ho­hen Wert­hen ste­cken.

      – Re­sul­tat: die mo­ra­li­schen Wer­thurt­hei­le sind Ver­urt­hei­lun­gen, Ver­nei­nun­gen; Moral ist die Ab­kehr vom Wil­len zum Da­sein…

      *

      12.

      Hin­fall der kos­mo­lo­gi­schen Wert­he.

       A.

      Der Ni­hi­lis­mus als psy­cho­lo­gi­scher Zu­stan­d wird ein­tre­ten müs­sen, ers­tens, wenn wir einen »Sinn« in al­lem Ge­sche­hen ge­sucht ha­ben, der nicht dar­in ist: so­daß der Su­cher end­lich den Muth ver­liert. Ni­hi­lis­mus ist dann das Be­wußt­wer­den der lan­gen Ver­geu­dung von Kraft, die Qual des »Um­sonst«, die Un­si­cher­heit, der Man­gel an Ge­le­gen­heit, sich ir­gend­wie zu er­ho­len, ir­gend­wor­über noch zu be­ru­hi­gen – die Scham vor sich selbst, als habe man sich all­zu­lan­ge be­tro­gen… Je­ner Sinn könn­te ge­we­sen sein: die »Er­fül­lung« ei­nes sitt­li­chen höchs­ten Ka­n­ons in al­lem Ge­sche­hen, die sitt­li­che Wel­t­ord­nung; oder die Zu­nah­me der Lie­be und Har­mo­nie im Ver­kehr der We­sen; oder die An­nä­he­rung an einen all­ge­mei­nen Glücks-Zu­stand; oder selbst das Los­ge­hen auf einen all­ge­mei­nen Nichts-Zu­stand – ein Ziel ist im­mer noch ein Sinn. Das Ge­mein­sa­me al­ler die­ser Vor­stel­lungs­ar­ten ist, daß ein Et­was durch den Pro­ceß selbst er­reicht wer­den soll: – und nun be­greift man, daß mit dem Wer­den Nichts er­zielt, Nichts er­reicht wird… Also die Ent­täu­schung über einen an­geb­li­chen Zweck des Wer­dens als Ur­sa­che des Ni­hi­lis­mus: sei es in Hin­sicht auf einen ganz be­stimm­ten Zweck, sei es, ver­all­ge­mei­nert, die Ein­sicht in das Un­zu­rei­chen­de al­ler bis­he­ri­gen Zweck-Hy­po­the­sen, die die gan­ze »Ent­wick­lung« be­tref­fen (– der Mensch nicht mehr Mit­ar­bei­ter, ge­schwei­ge der Mit­tel­punkt des Wer­dens).

      Der Ni­hi­lis­mus als psy­cho­lo­gi­scher Zu­stand tritt zwei­tens ein, wenn man eine Ganz­heit, eine Sys­te­ma­ti­si­rung, selbst eine Or­ga­ni­si­rung in al­lem Ge­sche­hen und un­ter al­lem Ge­sche­hen an­ge­setzt hat: so­daß in der Ge­sammt­vor­stel­lung ei­ner höchs­ten Herr­schafts- und Ver­wal­tungs­form die nach Be­wun­de­rung und Ver­eh­rung durs­ti­ge See­le schwelgt (– ist es die See­le ei­nes Lo­gi­kers, so ge­nügt schon die ab­so­lu­te Fol­ge­rich­tig­keit und Real­dia­lek­tik, um mit Al­lem zu ver­söh­nen…). Eine Art Ein­heit, ir­gend eine Form des »Mo­nis­mus«: und in Fol­ge die­ses Glau­bens der Mensch in tie­fem Zu­sam­men­hangs- und Ab­hän­gig­keits­ge­fühl von ei­nem ihm un­end­lich über­le­ge­nen Gan­zen, ein mo­dus der Gott­heit… »Das Wohl des All­ge­mei­nen for­dert die Hin­ga­be des Ein­zel­nen«… aber sie­he da, es gieb­t kein sol­ches All­ge­mei­nes! Im Grun­de hat der Mensch den Glau­ben an sei­nen Werth ver­lo­ren, wenn durch ihn nicht ein un­end­lich wert­h­vol­les Gan­zes wirkt: d. h. er hat ein sol­ches Gan­zes con­ci­pirt, um an sei­nen Werth glau­ben zu kön­nen.

      Der Ni­hi­lis­mus als psy­cho­lo­gi­scher Zu­stand hat noch eine drit­te und letz­te Form. Die­se zwei Ein­sich­ten ge­ge­ben,

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