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habe die Arche dann noch einmal gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, war das 1904. Wir waren auf Wallfahrt am Berg, um nach heiligen Blumen zu suchen, und da ging ich wieder zur Arche hin. Sie sah noch ganz genauso aus, es hatte sich nichts verändert. Diesmal stieg ich nicht hinauf aufs Dach, sondern blieb an der Seite, sodass ich mir die ganze Arche gut anschauen konnte. Sie ruhte auf einem steil abfallenden, an die 800 bis 900 Meter breiten Felsplateau aus bläulich-grünem Gestein. Unter anderem fiel mir auf, dass überhaupt keine Nägel zu sehen waren, das ganze Schiff schien aus einem einzigen Stück von versteinertem Holz gebaut.«15

      In einem alten Traktat wird das Erlebnis des Russen Wladimir Raskowitski geschildert:

      »Ich umkreiste den schneebedeckten Berg einigemal und flog dann auf der Südseite desselben abwärts, als ich dort einen kleinen Gebirgssee erblickte, der wunderbar schön aussah, aber auf der Schattenseite noch überfroren war. Wir kreisten länger umher und kamen wieder näher, um den schönen Anblick noch einmal zu genießen. Plötzlich drehte sich mein Begleiter um, und fing an etwas zu rufen, indem er auf die Seite des kleinen Sees zeigte, wo das Wasser seinen Abfluss hatte. Ich blickte hin und bin vor Erstaunen fast ohnmächtig geworden. ›Ein Unterseeboot‹, rief ich aus. Nein, das war es nicht, denn es hatte kurze und dicke Masten und das Dach war abgerundet. Welch sonderbar aussehendes Fahrzeug. Es sah so aus, als ob der damalige Schiffbauingenieur erwartet hätte, dass die Wogen darüber hinwegrollen sollten. Es war so gebaut, dass es sich gleich einem großen Baumstamm im Wasser wälzen konnte, und die kurzen, dicken Masten konnten genügend Segel aufnehmen, um es so zu halten, dass es die Wellen bei stürmischem Wetter vor sich hat. (Jahre hernach sah ich auf den großen Seen sogenannte ›Walfischrücken‹, mit ebensolchen abgerundeten Verdecken, die zum Transport der Erze gebraucht wurden.) Wir flogen abwärts und so nahe heran, wie wir es ungefährdet tun konnten, und umkreisten die Stelle mehrmals. Zu unserem Erstaunen bemerkten wir, dass der hölzerne Bau, den wir sahen, sehr groß war, von der Größe eines modernen Kriegsschiffes. Dieses Wrack befand sich am Ufer des erwähnten Gebirgssees, und war ungefähr ein Viertel unter Wasser. Auf der einen Vorderseite war es teilweise abgerissen, und auf der andern Seite war eine große Öffnung, ungefähr 20 Fuß im Quadrat, aber die Türe fehlte. Dies schien außerordentlich, da man heute selbst auf den größten Schiffen kaum halb so große Eingänge macht. Nachdem wir alles, was wir vom Flugzeug aus sehen konnten, gesehen hatten, flogen wir zurück zum Landungsplatz. Als wir von unserm Fund erzählten, wurde viel gelacht. Man wollte uns nicht glauben, was wir den Leuten auch kaum verdenken konnten. Es würde zu weit führen, alle Bemerkungen anzuführen, die gemacht wurden. Der Kapitän hingegen nahm die Sache ernst, er stellte eine Anzahl Fragen und sagte dann: ›Nehmt mich dorthin, ich will mir die Sache selbst ansehen.‹ Wir flogen hin und kehrten dann wieder zu dem Landungsplatz zurück. ›Was halten Sie davon‹, frug ich den Kapitän, als er aus dem Flugzeug stieg. ›Es ist erstaunlich‹, sagte er. ›Wissen Sie, was für ein Schiff das ist, das Sie dort oben gesehen haben?‹ – ›Nein, das weiß ich nicht.‹ – ›Haben Sie jemals von der Arche Noahs gehört?‹ – ›Ja, das wohl, aber ich verstehe nicht, wie die Legende von der Arche Noahs mit diesem so befremdend aussehenden Ding, vierzehntausend Fuß hoch auf dem Gebirge, in Verbindung gebracht werden könnte.‹ – ›Dieses befremdend aussehende Ding, wie Sie es nennen, ist die Arche Noah‹, sagte der Kapitän. ›Nahezu fünftausend Jahre lang hat sie dort geruht. Da es dort neun oder zehn Monate im Jahr nicht auftaut, sondern fest gefroren bleibt, ist das Holz nicht verfault. Sie war sozusagen in einem Kühlraum die ganze Zeit hindurch aufbewahrt. Sie haben die wunderbarste Entdeckung unseres Zeitalters gemacht.‹«16

      Im gleichen Heftchen wird ein weiterer Augenzeuge aufgeführt:

      »Im Sommer des Jahres 1948 wurde das armenische Hochland von einer außerordentlichen Hitzewelle heimgesucht, sodass auch die höchsten Berge ihrer jahrtausendealten Schnee- und Eisschichten beraubt wurden. Als nun ein kurdischer Bauer namens Mehmet Rachid im Monat September eines Tages den Berg Ararat bestieg, blieb er in einer Höhe von etwa 3500 Metern plötzlich erstaunt stehen. Er erblickte nämlich auf einem Plateau des Berges ein riesiges, schiffähnliches Gebilde, das er bei früheren Besteigungen nie gesehen hatte, weil der ewige Schnee es verborgen gehalten hatte. Er kletterte so nahe wie nur möglich heran und stellte fest, dass es von vorne gesehen einem großen, dreistöckigen Hause glich. In der Länge ragte die eine Hälfte unbedeckt aus der Erde hervor, während die andere Hälfte des versteinerten Riesenschiffes von Geröll- und Erdmassen verschüttet war. Es war dem Bauer bald klar, dass er den vielleicht wertvollsten archäologischen Fund aller Zeiten gemacht hatte; die in der Bibel genau beschriebene, jetzt etwa 4500 Jahre alte Arche Noahs lag da vor ihm.«17

      Diese Berichte, publiziert und verteilt in Evangelisationsschriften und Büchern, waren über Jahrzehnte ein Glaubenszeugnis mit großer Überzeugungskraft in der christlichen Szene. Zusammen mit den Funden Navarras (mehr darüber im nächsten Kapitel) waren sie die Grundlage der Annahme, dass die Arche Noah existiert – und zwar auf dem Berg Ararat. Umso größer war später die Ernüchterung, als sich die Belege nach und nach in Luft auflösten oder zumindest nicht bestätigen ließen.

      Bevor die »Sensationen« Navarras ausführlich beschrieben werden, noch ein paar Worte über einen weiteren »Augenzeugen«, Ed Davis: Der amerikanische Soldat war während des Zweiten Weltkriegs im Iran stationiert und hatte 1943 die Gelegenheit, den Ararat zu erklimmen. Aus nächster Nähe konnte er angeblich die Arche sehen, die wohl in zwei Teile zerbrochen war. Seine Angaben wurden von Elfred Lee18 aufgearbeitet und mit anderen Augenzeugen verglichen. Nach Lees Forschungen passten manche der Berichte gut zusammen und brachten ihn zur Schlussfolgerung, die Arche müsse kurz zuvor in zwei Teile zerbrochen sein, denn frühere Sichtungen beschrieben die Arche als in einem Stück.

      8. Sensationen über Sensationen

      Zu all den bisherigen Berichten fehlten Fotos und handfeste Belege. Sie waren entweder von zweifelhafter Qualität oder aus irgendeinem Grund nicht mehr aufzufinden, wie im Falle der russischen Expedition, nach der sie in den Wirren der Revolution 1917 verschwunden sein sollen. Den scheinbar hieb- und stichfesten Beweis lieferte im Jahr 1955 ein Franzose, dessen Name in Bezug auf die Arche-Noah-Suche der berühmteste werden sollte: Fernand Navarra. Sein Buch19 erschien in den 1970er-Jahren auf Deutsch und ich erhielt es auf einer Tagung von einer älteren Dame. Sie hatte erfahren, dass ich mich mit der Arche-Forschung beschäftigte. Eigentlich wollte sie es wegwerfen, um ihre Nachkommen einmal vor »Lügengeschichten« – wie sie dick auf die erste Seite geschrieben hatte – zu schützen. Sie dachte dann aber, es könnte mir vielleicht nützen. In der Tat, denn ich kann nun daraus zitieren, wie Navarra die Entdeckung der Arche beschreibt. Der Durchbruch gelang angeblich auf einer Expedition, die er allein mit seinem elfjährigen Sohn Rafael vornahm:

      »Nach einer halben Stunde hatte ich erst ein Loch von 50 qcm geschlagen, das ungefähr 20 cm tief war. Dann erschien unter der Eiskruste das Wasser. Und im Wasser das Ende eines schwarzen Balkens ... Ich traute meinen Augen nicht und betastete ihn, ich grub meine Nägel hinein; hätte ich mit meinem Mund darankommen können, ich glaube, ich hätte hineingebissen, so sehr fürchtete ich, abermals das Opfer eines Trugs zu werden. Aber ich träumte nicht; was ich mit meinen klammen Fingern in dem eisigen Wasser berührte, das war wirklich ein Stück Holz, und zwar nicht von einem Baumstamm, sondern ein behauener Balken … Mir war die Kehle zugeschnürt, ich hätte weinen, ich hätte auf die Knie niederfallen mögen, um Gott zu danken, dass er mir den Erfolg geschenkt hatte. – Nach der grausamsten Enttäuschung verspürte ich nun die Freude meines Lebens. Ich hielt meine Freudentränen gewaltsam zurück, um zu Rafael hinaufzuschreien: ›Ich habe Holz gefunden!‹ In keiner Weise verwundert rief er zurück: ›Beeil dich und komm zurück, ich friere ...‹ Ich versuchte den Balken loszubekommen, brachte es aber nicht fertig, auch nicht, als ich die Öffnung im Eis vergrößert hatte. Der Balken musste sehr lang sein, vielleicht stand er noch in Verbindung mit anderen Teilen des Gerippes. Um das Ganze freizulegen, wären ganz andere Geräte nötig gewesen als jene, die ich zur Hand hatte. Außerdem hätte man dazu mehr Leute und viel mehr Zeit gebraucht. Ich begnügte

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