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über sein Gewicht. Es war bearbeitet worden, das sprang in die Augen. Seine Kompaktheit war bemerkenswert; das Liegen im Wasser hatte seine Fasern nicht so sehr aufquellen lassen, wie man hätte annehmen müssen. War das die Wirkung des Teers? Ich machte eine erste Serie von Foto- und Filmaufnahmen, dann ging ich zum unteren Ende der Leiter zurück. Dort befestigte ich das Balkenstück am Seil und ließ es liegen, denn Rafael sollte die Freude haben, es heraufzuziehen. Das andere Ende des Seils in der Hand erklomm ich die Leiter. Wieder am Rand der Spalte, filmte ich meinen Sohn, wie er das älteste Wrackstück der Welt bis vor unsere Füße heraufzog ... Es war 7 Uhr morgens, am 6. Juli 1955.«20

      Im Jahr 1969 gab es noch eine letzte Expedition mit Navarra:

      »Mithilfe eines am Bohrgestänge befestigten Jagdmessers gelang es Navarra, etwa ein Dutzend kleiner Holzfragmente zutage zu fördern. So fand die SEARCH-Expedition 1969 ihren erfolgreichen Abschluss.«21

      Arche-Experte Bill Crouse, der jahrelang regelmäßig einen »Ararat-Report« herausgegeben hat, befasste sich eingehend mit dem Fall Navarra und befragte in der Türkei beteiligte Personen persönlich. Er schrieb mir: »Als ich 1984 am Berg Ararat war, sprach ich mit einem Kurden, der ihm geholfen hat, alte Eisenbahn-Schwellen auf den Parrot-Gletscher zu tragen. Angeblich stammten sie von einer durch die Russen während des Ersten Weltkrieges gebauten Eisenbahnlinie.«22 Die Datierung anhand veralteter Techniken hält Crouse für fragwürdig. Eine C-14-Bestimmung sei zunächst nicht vorgenommen worden. Dies bestätigt auch das Buch von Balsiger und Sellier23, wogegen Rafael Navarra in einer Fernsehsendung behauptet: »Untersuchungen nach der C-14-Methode haben ein Alter von 4900 Jahren ergeben«24. Ist die Erinnerung verblasst oder durchschaut man selbst nicht mehr seine »Lügengeschichten«? Crouse jedenfalls unterstellt Navarra vorsätzlichen Betrug, den er zusammen mit seiner Frau inszeniert habe. Diese soll ihm dann auch geholfen haben, seine Geschichte in Büchern zu vermarkten. Die Navarras hätten Schulden gehabt und hier eine Chance gewittert. Rafael Navarra hält er für ein Opfer des Betrugs, da er damals von seinen Eltern nicht eingeweiht worden sei und die Funde immer noch für echt halte. Im Fernsehinterview sagt Rafael:

      »Glauben Sie mir: Ich wünschte, dass dies das Holz der Arche wäre. Dann hätte man einen Beweis für die Wahrheit der Bibel. Darum geht es.«25

      Vater Navarra habe – so Bill Crouse – den amerikanischen Arche-Forschern unterschiedliche Versionen seiner Geschichte erzählt und gezielt versucht, die genaue Stelle seines Fundes zu verheimlichen.

Auffällige Positionsveränderungen beim Bergen des »Arche«-Holzes.

      Auffällige Positionsveränderungen beim Bergen des »Arche«-Holzes.

      Eine detaillierte Chronologie des Auffindens des Balkens durch Navarra und seinen Sohn im Jahr 1955 lässt zusätzliche Zweifel aufkommen, dass die erzählte Situation plausibel ist.

      Eine Analyse seines Buches ergibt folgenden Ablauf26:

      1. Abstieg in die Gletscherspalte durch Fernand Navarra mit Entdeckung des Holzes, er fotografiert den Fund.

      2. Schnee fällt, Vater und Sohn suchen Schutz in einer nahegelegenen Eisgrotte für 13 Stunden, danach liegen dreißig Zentimeter Neuschnee.

      3. Fernand geht wieder hinunter und ist enttäuscht, statt der Arche findet er nur Schutt. Dieser Abstieg wird vom gegenüberliegenden Rand der Gletscherspalte gefilmt und fotografiert.

      4. Navarra schlägt ein zwanzig Zentimeter tiefes Loch ins Eis und kann ein 1,5 Meter langes Stück Balken von einer Holzstruktur abtrennen.

      5. Am Fundort im Innern der Gletscherspalte macht Navarra Film- und Fotoaufnahmen.

      6. Er befestigt den Balken am Seil und nimmt das andere Ende mit hoch, damit Rafael den Balken heraufziehen kann.

      7. Fernand filmt vom gegenüberliegenden Spaltenrand (im Gegensatz dazu gibt Rafael im Film an, er habe das gefilmt). Rafael zieht Balken hoch.

      8. Fernand kommt mit dem Balken am Rand der Gletscherspalte entlang. Hier muss wieder Rafael gefilmt haben.

      Auch wenn die Navarras mehrere Filmkameras und Fotoapparate dabei hatten27, scheint es sehr unglaubwürdig, dass die beiden angesichts des spektakulären Fundes unter schwierigen Bedingungen auf etwa 4200 Metern nichts Besseres zu tun hatten, als jeweils die beste Einstellung auszusuchen, um die Bergung festzuhalten. Ging man bewusst das Risiko ein, lieber ausgiebig zu filmen, anstatt sich gegenseitig an der Gletscherspalte zu sichern? Im Interview erzählt Rafael Navarra, er habe sich gefragt: »Was, wenn er nun in die Gletscherspalte fällt und da unten bleibt, trotz seines Sohnes, der oben auf ihn wartet?«

      Alles in allem wäre die Aktion geradezu irrsinnig fahrlässig gewesen – außer sie wurde in deutlich geringerer Höhe inszeniert. »Die Expedition, die vier Tage dauert, wird rasch zur Qual«, heißt es in der ZDF-Dokumentation28, in der Navarras Interview gezeigt wird – trotzdem gelangen den Navarras eindrückliche Filmaufnahmen, die diese Strapazen festhielten. Das ist doch sehr merkwürdig.

      Arche made in China

      Schon lange gab es nicht mehr so viele und auch kaum so spektakuläre Meldungen über die Suche nach der Arche Noah wie im Jahr 2010. Ein chinesisches Team mit der Bezeichnung »Noah's Ark Ministries International« (NAMI) veröffentlichte Fotos und Videos von einem sensationellen Fund auf dem Berg Ararat: War nun endlich der unwiderlegbare Beweis für die wörtliche Auslegung der biblischen Sintflutgeschichte gefunden?

Eine Rekonstruktionsgrafik der »Arche«, mit der NAMI die Fundsituation belegen wollte.

      Eine Rekonstruktionsgrafik der »Arche«, mit der NAMI die Fundsituation belegen wollte.

      »Arche Noah am Ararat gefunden«, schrieb die Bild-Zeitung am 27. April

      2010, und auch die Welt, National Geographic und einige weitere Medien berichteten über den angeblichen Fund einer chinesisch-türkischen Forschergruppe in etwa 4000 Metern Höhe. Die Nachricht schien für alle bibelfesten Christen sensationell: Es gab ein Video, verschiedene Fotos aus dem »Inneren der Arche« sowie ein auf ein Alter von 4800 Jahren datiertes Stück Zypressenholz.29

      Bemerkenswert war die geringe Resonanz ausgerechnet in den christlichen Medien. Und dort, wo es sie gab, herrschte eher Skepsis – allerdings nicht nur dem Fund gegenüber, sondern der biblischen Überlieferung insgesamt: Das Schweizerische Katholische Bibelwerk lehnte die Sensationsmeldung als »ausgemachten Blödsinn« mit der Begründung ab, ein mythisches Schiff könne nicht gefunden werden.30

      In den Kreisen der Schöpfungsforschung rund um den Globus wurden schon bald Fragen gestellt und auch ich selbst beschäftigte mich eingehend mit den Zweifeln, die aufkamen:

      • Warum wurde die C-14-Datierung ausgerechnet im Iran vorgenommen?

      • Warum waren Filmemacher anstatt Wissenschaftler im Entdeckerteam?

      • Lassen die geologischen Bedingungen am Fundort – der übrigens vorerst geheim gehalten wurde – die jahrtausendelange Konservierung der Arche Noah zu?

      • Sind Stroh, Spinnweben und Spuren von Holzwürmern, die auf den Fotos zu erkennen sind, am Fundort denkbar?

      • Wurden die Fotos tatsächlich an der angegebenen Stelle aufgenommen?

      • Welche Motivation hatten die Teammitglieder?

      Wegen dieser und weiterer Ungereimtheiten blieben die Stellungnahmen von Organisationen wie »Wort und Wissen«, »Answers in Genesis« oder »Associates for Biblical Research« skeptisch. Auch Noahsarksearch.com listete neben der Webseite der christlichen Organisation »Noah’s Ark Ministries International Limited« (NAMI) aus Hong Kong entsprechende Fragen auf. Nicht zuletzt berichtete die Zeitschrift Factum – in Rücksprache mit mir – am 28. April differenziert über den Fall.

      Schon

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