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von meinen Wachen gelassen hatte, kehrte ich mit den sechs andern in das Hotel Guise zurück und sah dem Plündern und Brennen eines Hauses zu, das von dem Hotel meines Bruders nur durch die Rue des Quatre-Fils getrennt ist, als ich plötzlich Frauen schreien und Männer fluchen hörte. Ich gehe auf den Balcon vor und sehe zuerst ein Schwert, dessen Feuer ganz allein die Scene zu erleuchten schien. Ich bewundere dieses furchtbare Schwert: ich liebe die schönen Dinge! … Dann suche ich natürlich den Arm zu unterscheiden, der es in Bewegung setzt, und der Körper, dem dieser Arm gehört. Mitten unter dem Geschrei, unter den Streichen unterscheide ich endlich den Mann, und sehe … einen Helden, meine Königin, einen Telamonios Ajax; ich höre eine Stimme, eine Stentorstimme; ich begeistere mich und zittere am ganzen Leibe, bebe bei jedem Schlag, von dem er bedroht ist, bei jedem Streich, den er führt. Das war eine Gemüthsbewegung von einer Viertelstunde, meine Königin, wie ich sie nie gefühlt, wie ich sie nie nur möglich gehalten habe. Ich stand keuchend, starr, stumm, als plötzlich mein Held verschwand.«

      »Wie dies?«

      »Unter einem Steine, den ihm eine alte Frau zuschleuderte. Dann fand ich, wie Cyrus, meine Stimme wieder, und rief: Zu Hilfe! Herbei! zu Hilfe! Unsere Wachen erschienen, ergriffen ihn, hoben ihn auf und trugen ihn in das Zimmer, das Du für Deinen Schützling von mir verlangst.«

      »Ach! ich begreife diese Geschichte um so mehr, theure Henriette, als sie beinahe die meinige ist.«

      »Nur mit dem Unterschied, meine Königin, daß ich, meinem König und meiner Religion dienend, Herrn Annibal von Coconnas nicht wegzuschicken brauche.«

      »Er nennt sich Annibal von Coconnas?« versetzte Margarethe, in ein Lachen ausbrechend.

      »Nicht wahr, das ist ein furchtbarer Name?« sprach Henriette. »Nun wohl, derjenige, welcher ihn führt, ist desselben würdig. Mordi! welch ein Kämpe! und wie viel Blut hat er vergossen! Nimm Deine Maske vor, Königin, wir sind am Hotel.«

      »Warum soll ich meine Maske vornehmen.«

      »Weil ich Dir meinen Helden zeigen will.«

      »Ist er schön?«

      »Er kam mir während des Kampfes herrlich vor. Allerdings ereignete sich dies bei Nacht und beim Schimmer der Flammen. Ich gestehe, diesen Morgen beim Tageslichte schien er mir ein wenig zu verlieren. Doch glaube ich, Du wirst mit ihm zufrieden sein.«

      »Mein Schützling ist also vom Hotel Guise zurückgewiesen? Das thut mir leid, denn es ist der letzte Ort, wo man einen Hugenotten suchen würde.«

      »Keineswegs, ich lasse ihn diesen Abend hierher bringen. Man legt den Einen in den Winkel rechts, den andern in den Winkel links.«

      »Aber wenn sie sich, der Eine als einen Protestanten, der Andere als einen Katholiken erkennen, werden sie sich verschlingen.«

      »Oh! es ist keine Gefahr, Herr von Coconnas hat einen Hieb in das Gesicht bekommen, daß er beinahe nichts sehen kann. Dein Hugenott hat einen Stich in die Brust erhalten, daß er sich beinahe nicht zu rühren vermag. Und dann schärfst Du ihm ein, er solle völliges Stillschweigen in Beziehung auf die Religion beobachten, und Alles wird auf das Beste gehen.«

      »Gut, es sei.«

      »Treten wir ein. Das ist abgemacht!« »

      »Ich danke,« sagte Margarethe, ihrer Freundin die Hand drückend.

      »Hier, Madame, werdet Ihr wieder Majestät,« sprach die Herzogin von Nevers, »erlaubt mir, Euch die Honneurs des Hotel Guise zu machen, wie sie der Königin von Navarra gemacht werden müssen.«

      Und die Herzogin setzte, aus dem Wagen steigend, beinahe ein Knie auf die Erde, um Margarethe herauszuhelfen. Dann deutete sie mit der Hand auf die Thüre des von zwei Schildwachen, welche die Büchse in der Faust hielten, bewachten Hotels, und folgte auf einige Schritte der Königin, welche majestätisch vor der Herzogin voranschritt, während diese ihre demüthige Haltung beobachtete, so lange sie gesehen werden könnte. In Zimmer gelangt, schloß die Herzogin ihre Thüre, rief rasch ihre sicilianische Kammerfrau und fragte in italienischer Sprache:

      «Mica, wie geht es dem Herrn Grafen?«

      »Immer besser,« antwortete diese.

      »Und was macht er?«

      »Er nimmt, glaube ich, in diesem Augenblicke etwas zu sich, Madame.«

      »Schön,« sagte Margarethe, »die Wiederkehr des Appetits ist ein gutes Zeichen.«

      »Oh! es ist wahr, ich vergaß, das Du eine Schülerin von Ambroise Paré bist. Gehe, Mica.«

      »Du schickst sie weg?«

      »Ja, damit sie Wache hält.«

      Mica entfernte sich.

      »Willst Du nun bei ihm eintreten.« sprach die Herzogin »oder soll ich ihn kommen lassen?«

      »Weder das Eine, noch das Andere; ich wünschte ihn zu sehen, ohne gesehen zu werden.«

      »Was ist Dir daran gelegen, da Du Deine Maske hast?«

      »Er kann mich an meinen Haaren, an meinen Händen an meinen Juwelen erkennen.«

      »Oh! wie klug ist doch meine schöne Königin seit ihrer Verheirathung.«

      Margarethe lächelte.

      »Ich sehe nur ein Mittel,« fuhr die Herzogin fort.

      »Welches?«

      »Du müßtest durch das Schlüsselloch schauen.«

      »Es sei, führe mich.«

      Die Herzogin nahm Margarethe bei der Hand, führte sie an eine Thüre, über welche ein Vorhang herabfiel, beugte sich auf ein Knie und näherte ihr Auge der Oeffnung, welche der fehlende Schlüssel ließ.

      »Vortrefflich,« sagte sie, »er ist bei Tische und hat das Gesicht unserer Seite zugewendet. Komm.«

      Die Königin Margarethe nahm den Platz ihrer Freundin ein und näherte ihr Auge ebenfalls dem Schlüsselloch. Coconnas saß, wie die Herzogin gesagt hatte, an einem ausgezeichnet bestellten Tische, welchem alle Ehre zu machen seine Wunden ihn nicht verhinderten.

      »Ah, mein Gott!« rief Margarethe zurückweichend. »Was giebt es denn?« fragte die Herzogin erstaunt.

      »Unmöglich! Nein! Ja! Oh, bei meiner Seele, er ist es!«

      »Wer denn?«

      »Stille,« sprach Margarethe sich erhebend und die Herzogin bei der Hand ergreifend. »Derjenige, welcher meinen Hugenotten tödten wollte, der ihn bis in mein Zimmer, in meine Arme verfolgte. Oh! welches Glück, Henriette, daß er mich nicht erblickt hat.«

      »Nun, da Du ihn bei der Arbeit gesehen, war er nicht schön?«

      »Ich weiß nicht,« sagte Margarethe, »denn ich betrachtete den, welchen er verfolgte.«

      »Und der, welchen er verfolgte, hieß?«

      »Du wirst seinen Namen nicht vor ihm aussprechen?«

      »Nein, ich gelobe es Dir.«

      »Herr de La Mole.«

      »Und wie findest Du ihn jetzt?«

      »Herrn de la Mole?«

      »Nein, Herrn von Coconnas.«

      »Meiner Treue, ich gestehe, ich finde ihn …«

      Sie hielt inne.

      »Aha!« sprach die Herzogin, »ich sehe, Du grollst ihm noch wegen der Wunde, die er Deinem Hugenotten beigebracht hat.«

      »Mir scheint es,« versetzte Margarethe lachend, »daß mein Hugenott ihm nichts schuldig ist, und daß der Hieb, den er ihm in’s Gesicht versetzt hat …«

      »Sie sind also quitt!, und wir können sie versöhnen. Schicke mir Deinen Verwundeten.«

      »Nein, noch nicht, später.«

      »Wann?«

      »Sobald Du dem Deinigen ein anderes Zimmer geliehen haben wirst.«

      »Welches denn?«

      Margarethe schaute ihre Freundin

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